Raphaelle Peale

Wer war Raphaelle Peale?

Raphaelle Peale (Philadelphia 17.2.1774–25.3.1825 Philadelphia) war ein US-amerikanischer Maler des Klassizismus. Während noch sein Vater Charles Willson Peale das Stillleben-Genre als Thema für Amateure betrachtete, gilt Raphaelle Peale als Begründer der professionellen US-amerikanischen Stillleben-Malerei.

Krankheit, Armut, Alkoholismus, seine unruhige Ehe und sein irrationales Verhalten waren eine Belastung für seinen fürsorglichen Vater und seinen erfolgreicheren jüngeren Bruder Rembrandt. Raphaelle Peale genoss es jedoch, visuelle Wortspiele mit Hilfe der Trompe-l'oeil-Malerei zu kreieren. Seine Stillleben mit Früchten hingegen sind eher meditative Bilder, die weniger darauf bedacht sind, das Auge zu täuschen, als der Schönheit der Fülle der Natur, einschließlich ihrer Unvollkommenheiten volle Aufmerksamkeit zu schenken.

Kindheit & Ausbildung

Raphaelle Peale wurde am 17. Februar 1774 in Philadelphia geboren und war der älteste überlebende Sohn von Charles Willson Peale (1741–1827) und Rachel Brewer (1744–1790). Charles Willson Peale hatte einen jüngeren Bruder namens James Peale (1749–1831), der ebenfalls Maler wurde. Nach einer Ausbildung im Atelier von John Singleton Copley (1738–1815) in Boston, konnte Charles Willson Peale im Frühjahr 1767 nach London zu reisen, um bis Herbst 1769 bei Benjamin West (1738–1820) zu studieren. Peale erhielt große Anerkennung als Porträtist. Im Jahr 1784 gehörte er zu den Gründern der Pennsylvania Academy of the Fine Arts, wo er später auch für einige Zeit als Zeichenlehrer fungierte. Zudem war Charles Willson Peale auch an der Gründung des Naturhistorischen Museums von Philadelphia beteiligt.

Wie seine Geschwister war auch Raphaelle Peale nach einem berühmten Künstler benannt. Unter den insgesamt zehn Kindern, die Charles Willson Peale mit drei Ehefrauen hatte, befanden sich Angelica (1775–1853), Rembrandt (1778–1860), Titian (1780–1798), Rubens (1784–1865), Sophonisba (1786–1859) sowie Charles Willson (1802–1829) und Margaret (1810–1847). Sophonisba heiratete 1822 ihren Großcousin, den Maler James Peale Jr. (1789–1876).

Raphaelle Peale wurde von seinem Vater in der Malerei, vor allem in der Porträtmalerei, unterwiesen und arbeitete auch in dessen Museum mit. So reiste er 1792 nach Mexiko und Südamerika, um naturkundliche Ausstellungsstücke für das Museum zu sammeln. Gelegentlich arbeitete er auch als Taxidermist und konservierte Wirbeltiere.

1797 heiratete Raphaelle Peale Martha Ann McGlathery (1775–1852). Im Gleichen Jahr versuchten Peale und Rembrandt Peale ein Museum in Charleston zu etablieren, die Brüder waren damit aber nicht erfolgreich.
Ab 1803 bereiste Peale Virginia mit dem Physiognotrace, einer Maschine zur Erstellung von Profilen. 1808 wurde Peale mit Delirium tremens in ein Krankenhaus eingeliefert. Zusätzlich litt er unter einer schmerzhaften Form der Gicht, möglicherweise Folge einer Vergiftung mit Arsen und Quecksilber, die er im Rahmen seiner Arbeit im Museum erlitten hatte. Ab 1813 benötigte er Krücken.

Peale kämpfte sein ganzes kurzes Leben lang mit finanziellen Problemen. Seine Krankheit, Armut, unruhige Ehe und sein Alkoholismus aber auch irrationales Verhalten waren eine Belastung für seinen fürsorglichen Vater und seinen erfolgreicheren jüngeren Bruder Rembrandt. Raphaelle Peale, die für seinen feinen Sinn für Humor geschätzt wird, genoss es, visuelle Wortspiele durch Trompe-l'oeil-Malerei zu kreieren. Seine Stillleben mit Früchten hingegen sind eher meditative Bilder, die weniger darauf bedacht sind, das Auge zu täuschen, als der Schönheit der Fülle der Natur, einschließlich ihrer Unvollkommenheiten volle Aufmerksamkeit zu widmen. Peale stellte von 1811 bis zu seinem Tod fast jedes Jahr inder Akademie aus - und wie viele andere Künstler war er auch noch posthum jahrelang durch Leihgaben vertreten.

Werke

Raphaelle Peale widmete sich ab den frühen 1810er Jahren der Stillleben- und Trompe-l’œil-Malerei, als deren Begründer er heute gilt. Von 1811 an bis zu seinem Tod im Jahr 1825 stellte Peale fast durchgängig in der Jahresausstellungen der Pennsylvania Academy of the Fine Arts aus, die auch einige seiner Stillleben erwarb.

Pionier des amerikanischen Stilllebens

Charles Willson Peale war mit der Motivwahl seines Sohnes allerdings nicht einverstanden, tat er doch das Stillleben als „amateurhafte“ Ausdrucksform der Malerei ab:

„Ich hoffe, dass Du bei der nächsten jährlichen Ausstellung als Porträtmaler glänzen wirst – denn wie ich immer gesagt habe, wenn Du Vertrauen in dich selbst hast und Porträts mit der gleichen Genauigkeit der Ausführung malen kannst, wie Du es bei Stillleben getan hast, dann kann Dir kein Künstler in dieser Hinsicht überlegen sein.“1

Raphaelle Peale schuf Werke, welche die Abkehr des Trompe-l‘œil von der akademischen Tradition nutzten, um die Aufmerksamkeit auf die eigene Vision zu lenken. Seine ausgewogenen Kompositionen präsentieren typischerweise natürliche oder von Menschenhand geschaffene Objekte auf Tischplatten vor gedämpften Hintergründen und sind bekannt für ihr dramatisches Licht und ihre sensible Wiedergabe von Formen, Farben und Texturen.

Venus, die dem Meer entsteigt – eine Täuschung

Eines der wichtigsten Trompe-l’œil-Werke von Raphaelle Peale ist das Gemälde „Venus Rising from the Sea – A Deception (After the Bath) [Venus, die dem Meer entsteigt – eine Täuschung]“. Das Ölgemälde entstand als Scherz, um seine Frau zu täuschen. Das Gemälde diente aber auch als Vorbild für das Bild „Catalogue: A Deception“ von Peales ebenfalls malender Cousine Margaretta Angelica Peale. Die Göttin Aphrodite wurde in der Antike oft als „Anadyomene [Auftauchende]“ dargestellt, die dem Meer entsteigt und sich das Haar trocknet. Raphael Peale verweigert den Anblick der Frau, indem er das Geschehen hinter ein weißes Tuch verbannt. Der Maler spielt mit der Faszination des Verborgenen und dem verbotenen Blick auf die Nacktheit.
So hatte das Trompe-l‘œil seit seinem ersten Erscheinen im Jahr 1795 – als Charles Willson Peale ein Doppelporträt seiner Söhne mit einem illusionssteigernden Rahmen samt Stufe versah – in den Vereinigten Staaten eine Wandlung erfahren. Die Gemälde von Raphaelle Peale, aber auch von Charles Bird King, Samuel Lewis oder George Cope, stellten den didaktischen Anspruch des Peale-Museums auf den Kopf und konzentrierten sich stattdessen auf das Individuum. Gleichzeitig entstand ein paralleles Thema: das von Einfallsreichtum und Spiel.

Tod

Raphaelle Peale starb am 25. März 1825 im Alter von 51 Jahren nach einer Nacht heftigen Trinkens in einem Heim in Philadelphia.

  1. “I hope on the next annuel Exhibition that you will shine as a Portrait Painter – for as i have always said, if you could have confidence in yourself, and paint portraits with the same exactness of finish as you have done in still life, that no Artist could be your superior in that line.” Zit. n. Charles Willson Peale: The Peale Family, Creation of a Legacy, 1770–1870, S. 136.