Gerhard von Graevenitz

Wer war Gerhard von Graevenitz?

Gerhard von Graevenitz (19.9.1934–20.8.1983) zählt zu den wichtigsten Vertretern der konkreten und kinetischen Kunst, der Op Art und war Mitglied der Künstlergruppe ZERO. Ab 1958 arbeitete er an weißen Reliefs und Strukturbildern, ab 1961 schuf er erste kinetische Objekte.

Studium und erste kinetische Objekte

Nach einem Studium der Volkswirtschaft an der Universität in Frankfurt a. Main (1955–1957) schloss Gerhard von Graevenitz ein Kunststudium an der Akademie der bildenden Künstle in München an (1956–1961). Bereits während seines Studiums arbeitete er ab 1958 an weißen Reliefs und Strukturbildern, ab 1961 schuf er erste kinetische Objekte. on 1959 bis 1960 war er Herausgeber der Zeitschrift „nota“.

Weiße Strukturen

Seit 1958 stellt Von Graevenitz die Objektreihe „Weiße Strukturen“ her. Zu den Hauptanliegen des Künstlers zählt, die Fläche und das Material zu verbildlichen. Das Werk von Gerhard von Graevenitz wird von Begriffen wie Reihung, Progression, Struktur und Zufall geprägt. Sichtbar wird dies an den Punktrasterformationen auf monochrom weißen Flächen. Das Licht verfängt und bricht sich im geprägten Relief aus versetzten halbkugelförmigen, konkaven Vertiefungen. Dadurch erscheint die Bildfläche vibrierend und aufgelöst. Neben dem Effekt, der die Werke Gerhard von Graevenitz‘ zu Pionierleistungen der Op Art machen, zielte der Künstler auch auf die Entmystifizierung des kreativen Prozesses ab. Damit weist er auf die Prinzipien der amerikanischen Minimal Art voraus.

„programm mit zufall, progression, / inversion / beschreibung: raster, das sich zu vertikalen Mittelachse verengt. / bei der ersten punktreihe vergrößern sich nach links und rechts zur mitte hin / die punkte; ebenso vergrößern sich die Abstände zwischen den punkten. / in der nächsten Reihe bis zur bildmitte dreht sich das verhältnis um: die großen / punkte wandern nach außen, die kleinen nach innen; ebenso die abstände. / der anfang jeder reihe ist zufällig bestimmt.“ (Gerhard von Graevenitz über „Weiße Struktur: sich durchdringende Progressionen I“, 1961)

Die kinetischen Objekte basieren auf einem elektromechanischen Antrieb, wobei der Bewegungsablauf durch zufällig wechselnde Geschwindigkeiten interessant gestaltet wird. Die Betrachterinnen und Betrachter beobachtet das Objekt mit der Frage, wann und wo etwas passieren wird. Von Graevenitz ging es immer wieder um die Frage, wie weit sich die Einzelelemente im Objekt reduzieren lassen, ohne den Charakter eines homogenen Bildfeldes zu verlieren. Die Bewegungen werden vom Künstler als programmierbar und daher im Loop laufend gestaltet. Durch die Verbindung verschiedener Bewegungslängen ergeben sich aber immer neue Konstellationen.

1962 war Gerhard von Graevenitz ein Mitbegründer der Gruppe „Nouvelle Tendance“ und hatte seine erste Einzelausstellung. Seither gilt er als ein Hauptvertreter der konkreten Kunst und ein Pionier der kinetischen Kunst. Seine Beteiligung mit drei Objekten an der documenta 4 in Kassel 1968 setzte seine Kunst in Beziehung zu den Werken der Op Art. 1970 zog der Künstler nach Amsterdam.

Gerhard von Graevenitz starb am 20. August 1983 bei einem Flugzeugabsturz bei Habkern im Traubachtal, Schweiz.