Margaret und Christine Wertheim
Wer sind Margaret und Christine Wertheim?
Margaret und Christine Wertheim (*20.8.1958, Brisbane) sind ein australisches Schwesternpaar, das Wissenschaft und Ästhetik verbindet, um Bewusstsein für den Schutz der großen Korallenriffe zu wecken (→ Zeitgenössische Kunst). Das Kunstwerk „The Hyperbolic Crochet Coral Reef“ ist ein pointiertes ökologisches Statement, an dem sie seit 2003 arbeiten. Zudem wird das gehäkelte Korallenriff von allen Beteiligten gemeinsam geformt.
The Hyperbolic Crochet Coral Reef
Margaret und Christine Wertheim wurden bekannt mit dem internationalen, kooperativen Kunstprojekt „The Hyperbolic Crochet Coral Reef“. Korallenriffe mit ihren leuchtenden Farben, den in sich verwobenen und verwickelten Formen und sich krümmenden und kräuselnden Oberflächen sind das zentrale Thema der australischen Schwestern Margaret und Christine Wertheim. Als Naturwissenschaftlerinnen und Künstlerinnen analysieren sie die Ästhetik mathematischer Theorien und biologischer Phänomene. Hierfür haben sie 2003 das „Institute For Figuring (IFF)“ in Los Angeles gegründet. Es dient dazu, das öffentliche Verständnis für die poetischen und ästhetischen Dimensionen von Wissenschaft, von Mathematik und Technik zu fördern – und dabei zugleich auf die Belange von Natur und Umwelt aufmerksam zu machen. Zudem zeigen sie die Ästhetik mathematischer und naturwissenschaftlicher Theorien.
Im gehäkelten Korallenriff verknüpft sich die traditionsreiche Handarbeitstechnik mit der bedrohten Schönheit maritimer Ökosysteme und komplexen mathematischen Strukturen zu einem partizipativen Kunstwerk. Alle Beteiligten treten als Künstler:innen auf, die über die Form des Korallenriffs mitentscheiden.
Die Schwestern Wertheim begeistern mit ihrer Kunstpraxis mit Ideen aus wissenschaftlichen Bereichen wie Physik, Logik und Informatik. Die Wissenschaftsautorin Margaret sowie die Dichterin und ehemalige Malerin Christine werden von der Überzeugung getrieben, dass Konzepte, die normalerweise durch Gleichungen und Algorithmen beschrieben werden, auch durch spielerische körperliche Aktivitäten zugänglich gemacht werden können. Hyperbolische Geometrie kann gehäkelt werden; Fraktale können aus Visitenkarten erstellt werden; und die den Computern zugrunde liegende Logik kann in Zeichnungen dargestellt werden. Ziel der Schwestern ist es, „abstrakte“ Konzepte durch „materielles Spiel“ verständlich und lustvoll zu machen.
Die gehäkelten Unterwasserorganismen tragen Titel wie „The Bleached Bone Reef [Gebleichtes Knochenriff]“, „The Branched Anemone Garden [Seeanemonengarten]“ und das „Föhr Reef“ (über 30 m² groß). Sechs riesige Korallenwaldskulpturen bestehen teils aus Garn und teils aus Kunststoff. Wo die Garnarbeiten auf die organische Schönheit lebender Korallen verweisen, verweisen die Plastikteile auf die postmoderne Gegenwart, die von Wegwerf-Kunststoffen durchdrungen ist. Unter den Titeln „Medusa“, „Stheno“, „Eryali“, „Ea, Nin Imma“ und „Chthulu“ – nach den Gorgonen der griechischen Mythologie – stehen diese Skulpturen zusammen wie ein surrealer Unterwasserwald und laden den Besucher in einen Raum der Kontemplation ein, der zugleich freudig absurd und tragisch ist. In einer Vitrine befindet sich der „Branched Anemone Garden“, ein gehäkeltes Korallen-Diorama, das vom Great Barrier Reef zusammen mit den blutorangenen Farbtönen und dem paläolithischen Drama der australischen Kimberly-Wüste inspiriert ist.
Jetzt, wo echte Riffe in einem beispiellosen Tempo verschwinden, könnten diese gehäkelten Riffe eines Tages eine Erinnerung daran sein, was wir so sorglos zerstört haben.
Gehäkelte Korallen auf der Biennale von Venedig
Margaret und Christine Wertheim stellten 2019 auf der Biennale von Venedig aus. Dort konzentrierten sich die Installationen auf die heikle naturgeschichtliche Dimension des Projekts und heben einzelne Zustände des Riffes hervor, darunter „Bleached Reef“, „Toxic Reef“ und den Miniaturen „Coral Pod Worlds“.