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Mumok: Ausstellungen 2019 Pattern and Decoration, Op Art, Margreiter, Schmeler, Hesse

Christian Kosmas Mayer, Ohne Titel, 2018 (© Christian Kosmas Mayer / Bildrecht Wien, 2018)

Christian Kosmas Mayer, Ohne Titel, 2018 (© Christian Kosmas Mayer / Bildrecht Wien, 2018)

Das Ausstellungsjahr 2019 im mumok lädt zu einem vielfältigen Diskurs über die Kunst seit den 1960er Jahren ein. Ab Februar zeigen die Künstlerinnen und Künstler der Pattern and Decoration-Bewegung, dass auch Textiles und Ornamentiertes Kunst sein können (ab 23.2.). Ende Mai wird das Ornament zur Op Art und die Geschichte des Schwindels mit Verweis auf den Manierismus aufgerollt (ab 25.5.). Im Herbst 2019 widmet das mumok seinem Direktor Alfred Schmeller die Schau „Das Museum als Unruheherd“ (ab 27.9.). Dass Kunst den sprichwörtlichen Finger auf der Wunde haben kann, beweist nicht zuletzt Heimrad Bäckers Fotografien, die unter dem Titel „es kann sein dass man uns nicht toeten wird und uns erlauben wird zu leben“ (ab 27.9.) gezeigt werden. Zu den bedeutendsten Künstlerinnen des 20. Jahrhunderts zählt Eva Hesse. Ihre Zeichnungen sind ab 8. November 2019 im mumok zu sehen. Darin spiegeln sich das Nachdenken über Kunst, die Entstehungsprozesse von Kunst.

Aktuelles Kunstschaffen wird durch so heterogene Positionen wie Christian Kosmas Mayer (ab 23.2.), Dorit Margreiter (ab 25.5.), Nikita Kadan (ab 28.6.) und natürlich dem Kapsch Contemporary Art Prize 2019 (ab 19.10.) zugänglich gemacht. Mit der Oberfläche der Dinge in der digitalen Welt setzt sich die Schau „The Skin of the Visible World” (ab 8.11.) auseinander.

Der im Besucherbuch gefundenen Frage „Wo ist der Magritte?“ wird ab 8. November in einer Sonderpräsentation der Klassischen Moderne aus der mumok Sammlung Rechnung getragen.

ACHTUNG! Ausstellungstitel und -zeiten können sich noch ändern.

Ausstellungen im mumok 2019

Pattern and Decoration. Ornament als Versprechen (23.2.–8.9.2019)

Pattern and Decoration. Ornament als Versprechen

Ornament als Versprechen. So könnte das Motto der US-amerikanischen Bewegung Pattern and Decoration lauten, die sich Mitte der 1970er Jahre formierte. In Abwandlung der bekannten Maxime von Adolf Loos – „Ornament und Verbrechen“ – führt die Ausstellung die reichen Bestände des Sammlerpaares Peter und Irene Ludwig zur größten Präsentation von Pattern and Decoration im deutschsprachigen Raum seit den 1980er Jahren zusammen. Mit orientalisch anmutenden Mosaiken, monumentalen Textilcollagen, Malereien, Installationen und Performances verfolgten feministisch engagierte Künstler und Künstlerinnen wie Miriam Schapiro, Joyce Kozloff, Valerie Jaudon oder Robert Kushner in den 1970er-Jahren das Ziel, Farbe, Formenvielfalt und Emotion in die Kunst zurückzuholen. Das Dekorative und ihm nahe kunsthandwerkliche Techniken spielten dabei eine große Rolle.

Eröffnung: Freitag, 22. Februar 2019, 19 Uhr

Christian Kosmas Mayer. Aeviternity (23.2.–16.6.2019)

Christian Kosmas Mayer. Aeviternity

Christian Kosmas Mayers installative und medienübergreifende Arbeiten basieren auf eingehenden historischen und zeitgeschichtlichen Recherchen. Diese dienen einer Neubewertung von Geschichte und Gegenwart, indem sie Evolutionäres und Naturhaftes in einen kulturgeschichtlichen und wissenschaftlichen Bezug stellen. Zentrale Bedeutung in seiner Arbeit besitzt die Auseinandersetzung mit Fragen des Archivierens und Konservierens als geschichtlichem, gegenwartsbestimmendem und zukunftsweisendem Handeln.

Eröffnung: Freitag, 22. Februar 2019, 19 Uhr

Vertigo. Op Art und eine Geschichte des Schwindels 1520–1970 (25.5.–20.10.2019)

mumok: Vertigo. Op Art und eine Geschichte des Schwindels 1520–1970

Unter den bahnbrechenden Kunstströmungen der 1960er Jahre wurden der Op Art und der kinetischen Kunst bislang die geringste Aufmerksamkeit zuteil. Häufig wurden sie als zu spektakulär und daher oberflächlich deklassiert. Zu Unrecht, denn Op Art und kinetische Kunst schärfen das Bewusstsein für die Ambivalenz der Wirklichkeit. Sie führen buchstäblich vor Augen, dass die Wahrnehmung nicht objektiv, sondern von volatilen Parametern wie Kontext und Betrachtenden abhängig ist – mit allen erkenntnistheoretischen Konsequenzen.

Eröffnung: Freitag, 24. Mai 2019, 19 Uhr

Dorit Margreiter. Really! (25.5.–6.10.2019)

mumok: Dorit Margreiter. Really!

Das mumok bereitet für Frühjahr 2019 eine umfassende Einzelausstellung der in Wien lebenden Künstlerin Dorit Margreiter vor. Margreiters Interesse gilt den Verbindungen von visuellen Systemen und räumlichen Strukturen, dem Verhältnis von Gegenwart und Geschichte, sowie jenem von Realität, Repräsentation und Fiktion. Die Künstlerin arbeitet unter besonderer Berücksichtigung geschlechtsspezifischer Rollenverhältnisse, und sie tut dies im Hinblick auf populäre und künstlerische Displayformate. Dem Medium Film kommt dabei besondere Bedeutung zu.

Eröffnung: Freitag, 24. Mai 2019, 19 Uhr

Nikita Kadan. Project of Ruins (28.6.–6.10.2019)

Im Zentrum der Arbeiten von Nikita Kadan (* 1982 in Kiew) steht die künstlerische Auseinandersetzung mit den gesellschaftspolitischen Entwicklungen im Postkommunismus, sowie deren Grundlagen und Ursachen im Sowjetkommunismus. Zeichnung, Malerei und Fotografie bestimmen dabei ebenso sein Œuvre wie Objekte, Skulpturen und Installationen. Der Künstler erweist sich als sensibler und zugleich kritischer Beobachter und Interpret der Brüche, aber auch der Zusammenhänge und Kontinuitäten zwischen kommunistischer Vergangenheit und turbokapitalistischer Gegenwart.

Eröffnung: Mittwoch, 26. Juni 2019, 19 Uhr

Alfred Schmeller. Das Museum als Unruheherd (27.9.2019–16.2.2020)

Als Alfred Schmeller 1969, nach Werner Hofmanns Abgang nach Hamburg, zweiter Direktor des 20er Hauses (heute mumok) wurde, hatte er bereits eine lange und abwechslungsreiche Karriere hinter sich: Er war Direktor des Art Club und hatte lange Jahre als Kritiker gearbeitet, bevor er schließlich als Landeskonservator für Wien und das Burgenland tätig war. Er hatte also ein breites Spektrum an Aufgaben verfolgt, bei denen die zeitgenössische Kunst im Vordergrund stand und mit denen er auch wesentlich den Aufbau des Kunstbetriebs nach 1945 geprägt hatte. In seiner Sammlungs- und Ausstellungstätigkeit führte Schmeller das Erbe Hofmanns fort. Schmeller war einer der ersten Direktoren, der früh die Bedeutung der Vermittlung musealer Inhalte für unterschiedliche Zielgruppen erkannte. Er sah einen wichtigen Punkt seiner Tätigkeit in einer, wie er selbst es nannte, „gesamtkulturellen Arbeit“. Das Museum sollte seiner Meinung nach durchaus ein „Unruheherd“ sein, in dem viele Themen zur Sprache kommen.

Eröffnung: Donnerstag, 26. September 2019, 19 Uhr

Heimrad Bäcker. es kann sein dass man uns nicht toeten wird und uns erlauben wird zu leben (27.9.2019–16.2.2020)

1938, beim Anschluss Österreichs an das Deutsche Reich, war Heimrad Bäcker zwölf Jahre alt. Er wurde in die nationalsozialistische Jugendorganisation aufgenommen und erlebte diese als soziale Gemeinschaft, die ihm in den folgenden Jahren auch eine berufliche Perspektive bot. Kurz nach Ende des Krieges wurde Bäcker zu Arbeiten im KZ Mauthausen eingeteilt. Diese Konfrontation mit den Zeugnissen der unmenschlichen Verbrechen des Nationalsozialismus gab den Anstoß für seine umfassende Auseinandersetzung mit der eigenen Verstrickung in den Nationalsozialismus und führte dazu, dass die Aufarbeitung und Dokumentation der Vergangenheit zu seiner Lebensaufgabe wurde.

Eröffnung: Donnerstag, 26. September 2019, 19 Uhr

Kapsch Contemporary Art Prize 2019 (19.10.2019–23.2.2020)

Einzelausstellung des Gewinners resp. der Gewinnerin des vierten Kapsch Contemporary Art Prize.

Eröffnung: Donnerstag, 18. Oktober, 2019, 19 Uhr

Eva Hesse. Zeichnungen (8.11.2019–16.2.2020)

Eva Hesse. Zeichnungen

In Kooperation mit dem Nachlass von Eva Hesse (1936–1970) stellt das mumok das selten gezeigte grafische Werk der amerikanischen Künstlerin mit deutschen Wurzeln vor. Die Ausstellung zeigt eine Auswahl von Arbeiten aus den umfangreichen Beständen des Allen Memorial Art Museum in Oberlin, Ohio, wo sich das Archiv der Künstlerin mit ihren Skizzen- und Tagebüchern, Briefen und Fotos befindet.

Eröffnung: Donnerstag, 7. November 2019, 19 Uhr

The Skin of the Visible World (8.11.2019–13.4.2020)

„The Skin of the Visible World“ lautet der Titel einer Gruppenausstellung, in deren Mittelpunkt die Auseinandersetzung mit den Oberflächen von Fotografien, Produkten und Körpern in einer weitgehend digitalisierten Gesellschaft steht. Als Schnittstelle von Optik und Objekt lassen diese verführerischen und ambivalenten Oberflächen das Verhältnis von Ästhetik, Imagination und Materie ebenso fragwürdig erscheinen, wie die diesem Verhältnis zu Grunde liegenden Ökonomien.

Eröffnung: Donnerstag, 7. November 2019, 19 Uhr

Klassische Moderne aus der mumok Sammlung (8.11.2019–13.4.2020)

Der Sammlung der Klassischen Moderne im mumok fehlt das Enzyklopädische, war es doch aufgrund der späten Gründung des Hauses in den 1960er-Jahren nicht mehr möglich, das frühe 20. Jahrhundert in einem repräsentativen Überblick zu erwerben (→ Klassische Moderne). Dennoch ist der Bestand an Klassischer Moderne mit den großen Namen nach wie vor ein Publikumsmagnet, der mit den Expressionisten, mit Richard Gerstls „Familie Schönberg“, mit František Kupkas „Nocturne“ (→ František Kupka. Pionier der Abstraktion , mit dem Bauhaus, mit Hans Richters „Fuge in Rot und Grün“, mit Francis Picabias „Ganga“ (→ Francis Picabia: Unser Kopf ist rund) und mit Pablo Picassos „Sitzende Frau mit grünem Schal“ Schwerpunkte setzt und nach Meinung des mumok-Publikums das Museum erst komplett macht.

Werner Hofmann bezeichnete den Modernebestand auch als Lehrsammlung, mit der er seinem Publikum einen Überblick über jene Zeit verschaffen wollte, die seiner Meinung nach das 20. und 21. Jahrhundert geprägt hatte und ohne die es kein Verständnis für die folgenden Epochen geben könne. Mit der neuesten Sammlungspräsentation zur Klassischen Moderne erarbeitet das mumok neuerlich eine Themenausstellung, die den Bestand vom Expressionismus bis in die 1950er Jahre einbezieht.

Eröffnung: Donnerstag, 7. November 2019, 19 Uhr

Quelle: Pressetext

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Vermutlich während der Olympischen Spiele in Paris plant das Centre Pompidou eine Hommage an Brâncuşi.
Alexandra Matzner
Gründerin von ARTinWORDS * 1974 in Linz, Studium der Kunstgeschichte, Geschichte und Romanistik in Wien und Rom. Seit 1999 Kunstvermittlerin in Wien, seit 2004 Autorin für verschiedene Kunstzeitschriften. Jüngste Publiktionen entstanden für das Kunsthaus Zürich, Schirn Kunsthalle Frankfurt, Albertina und Belvedere in Wien.