Der unter dem Notnamen bekannte Meister von Großgmain stellte um 1498 für einen nicht näher bekannten, mehrteiligen Altar die Kirchenväter dar. Zwei der Tafeln, die der hll. Ambrosius und Augustinus, befinden sich im Belvedere. Zu ergänzen ist ein hl. Gregor.
Österreich / Wien: Belvedere
Der Anonymus ist nach vier großformatigen Altarbildern in der Pfarrkirche Großgmain, die ca. 15 Kilometer südwestlich von Salzburg liegt, benannt. Er gehört zu jener Generation von Künstlern der Spätgotik, die sich mit der flämischen (altniederländischen) Ölmalerei und deren besondere Detailfreude beschäftigt hat und diese Erkenntnisse in die salzburger resp. österreichische Tafelmalerei einführt. Die realistische Wiedergabe von Materialien, Oberflächen und kleinen Details wie auf Gewandsäumen angebrachten Beschriftungen bedurfte einer außergewöhnlichen Maltechnik. Dazu kommt noch, dass die dargestellten Personen verschiedene Gesichtsausdrücke aufweisen oder – wie anhand der hl. Bischöfe Ambrosius und Augustinus nachvollzogen werden kann – Sitzhaltungen und Gesten.
Der hl. Ambrosius wird als Bischof von Mailand gezeigt, d.h. – wie sein Gegenüber – mit einer edelsteinbesetzten Mitra und mit Pluvial bekleidet gezeigt. Goldener Saum, Perlen und Edelsteine schimmern im Licht, letztere sind besonders überzeugend dreidimensional gestaltet. Der Kirchenlehrer wird in einem Folianten lesend gezeigt. Er sitzt dazu auf einer Truhenbank, weitere Bücher sind stilllebenartig in dem Möbel (Repositorium) verstaut. Das Maßwerk deutet eine Studierstube an. Da der Kirchenvater vor goldenem Grund positioniert ist, darf angenommen werden, dass es sich einst um einen Innentafeln eines mehrteiligen Altars gehandelt hat.
Die beiden Tafeln sind derzeit in der Ausstellung Rueland Frueauf d. Ä. und sein Kreis zu sehen und werden dann in der Dauerausstellung präsentiert.
Ambrosius von Mailand wurde 339 in Trier als Sohn von Vater Aurelius Ambrosius, dem Präfekt der Gallia Narbonensis geboren und zum Bischof von Mailand gewählt. Seit 1298 wird er als „Kirchenvater“ tituliert.
Der aus einem vornehmen Elternhaus der römischen Senatsaristokratie stammende Ambrosius war in Rom für die Beamtenlaufbahn vorgesehen. Die Kirche Sant’Ambrogio della Massima wurde an der Stelle in Rom errichtet, wo der Heilige während seiner juristischen Ausbildung gelebt haben soll. Im Jahr 365 erhielt er die begehrten Zulassungen als Anwalt bei Gericht und diente in Sirmium unter dem Prätorianerpräfekten Sextus Petronius Probus. Nach fünf Jahren im Amt wurde Ambrosius zu dessen Beisitzer befördert und 372/373 mit der Präfektur der Provinz Aemilia-Liguria betraut. Damit zog Ambrosius nach Mailand, das auch Kaiserresidenz war.
Das Schicksal des Heiligen soll durch den Ausruf eines Kindes besiegelt worden sein. Als 374 ein neuer Bischof zu wählen war, ging der Präfekt Ambrosius persönlich in die Kathedrale, um eine Auseinandersetzung zwischen den verfeindeten Parteien der Trinitarier und Arianer zu verhindern. Ein Kind soll seine Rede mit dem Satz „Ambrosius episcapus! [Ambrosius soll Bischof werden]“ unterbrochen haben. Der Präfekt konnte in der Folge alle Stimmen auf sich vereinen und wurde innerhalb von einer Woche getauft, zum Diakon geweiht und zum Priester. Damit erst stand seiner Bischofsweihe nichts mehr im Weg.
Das Wirken des Ambrosius bezog sich anfangs auf die Predigt, für die er seine Kenntnisse der Rhetorik und des Griechisch gut einsetzen konnte. Dies führte dazu, dass sich Augustinus von Hippo von Ambrosius taufen ließ. In der Liturgie führte er den ambrosianischen Gesang ein, das gregorianische Te Deum als Wechselgesang soll bei der Taufe des Ambrosius entstanden sein. Der politisch Ambrosius bekämpfte die Arianer, die am Kaiserhof wichtige Verbündete hatten. Zudem setzte er bei Gratian durch, dass dieser den Titel Pontifex Maximus ablegte und heidnische Tempel keine Staatszuwendungen mehr bekamen. Der geschickt und selbstbewusst auftretende Bischof ließ auch den Victoriaaltar aus der römischen Curia entfernen. Im Jahr 387 trat Ambrosius vom Bischofsamt zurück und übergab es an Gaudentius von Brescia.
Zu den bildmächtigsten Ereignissen im Leben des Bischofs zählt dessen Auseinandersetzung mit Kaiser Theodosius. 390 zwang er den Kaiser in aller Öffentlichkeit zur Reue für das Massaker von Thessaloniki, indem er ihm die Exkommunikation androhte. Der Kaiser präsentierte sich als reuiger Sünder, der vom Bischof wieder in die Kirche aufgenommen wurde. Monumentale Gemälde von Anthonis van Dyck und Peter Paul Rubens im Kunsthistorischen Museum thematisieren die Unterwerfung des Staatsmannes unter die kirchlichen Gesetze. 391 erhob der so Geläuterte das Christentum in der trinitarischen Form zur Staatsreligion.