Rueland Frueauf d. Ä., Bildnis des Malers Jobst Seyfrid, Detail, um 1490 (© Belvedere, Wien)
Rueland Frueauf der Ältere ist zwischen 1470 und 1507 in Salzburg und Passau dokumentiert und zählt zu den bedeutendsten spätgotischen Malern des deutschsprachigen Raums. Sein Werk befindet sich fast zur Gänze im Besitz des Belvedere, darunter auch Frueaufs Hauptwerk: acht großformatige Altarbilder mit den Darstellungen des Marienlebens und der Passion Christi, die er um 1490/91 für eine Salzburger Kirche schuf. Diese Tafeln wurden in den letzten Jahren aufwendigen restauriert und kunsttechnologisch untersucht.
Österreich / Wien: Belvedere, Oberes Belvedere
23.11.2017 – 11.3.2018
Zu den großen Fragen der Frueauf-Forschung zählt die Abgrenzung des Werks bzw. der Werkstatt von den Arbeiten des Meisters von Großgmain (1490er Jahre aktiv). Letzterer erhielt seinen Notnamen von den Tafeln des ehemaligen Hochaltars der Wallfahrtskirche von Großgmain. Das Altarretabel dürfte um 1499 im Umkreis von Rueland Frueauf d. Ä. in Passau entstanden sein, oder wurde in dessen Werkstatt ausgeführt.1 Wie sein Verhältnis zu Rueland Frueauf dem Älteren genau zu bewerten ist, wird seit Jahrzehnten diskutiert.
Darüber hinaus trat ab den 1490er Jahren sein Sohn, Rueland Frueauf der Jüngere, in die Fußstapfen des Vaters. Der Maler hatte 1497 nach seiner Heirat mit der Passauer Witwe Dorotea Stahl († 1503) das Passauer Bürgerrecht erhalten und führte zwischen 1496 und 1507 große Altäre aus. Sein gesamtes Werk hat sich im Augustiner-Chorherrenstift Klosterneuburg erhalten. Doch lässt sich daraus direkt schließen, dass Rueland Frueauf d. J. ausschließlich für dieses Kloster tätig war? In den Darstellungen der Leopoldslegende (1507 datiert) setzte er sich jedenfalls über ikonografische Traditionen der Tafelmalerei hinweg und orientierte sich beispielsweise in der „Sauhatz“ an Kalenderminiaturen der Brüder Limburg.2 Mit deren neuartigen Naturschilderungen näherte er sich der Donauschule an,3 ohne jedoch deren atmosphärische Wirkungen zu erreichen. Sein Werk befindet sich heute in Stift Klosterneuburg, das die Belvedere-Schau großzügig mit Leihgaben unterstützt.
In der Ausstellung werden ausgewählte Werke von Künstlern aus Frueaufs Umkreis, etwa dem Meister von Großgmain, sowie – als großzügige Leihgabe der Kunstsammlungen des Stifts Klosterneuburg – das Schaffen von Frueaufs Sohn Rueland Frueauf d. J. in der Schau zu sehen sein. Diese erstmalige Gegenüberstellung des Gesamtwerks des jüngeren Frueauf mit dem Schaffen seines Vaters ermöglicht einen eingehenden Vergleich der beiden Maler. Die Ausstellung bietet Anstöße für die zahlreichen ungelösten Fragen zum Frueauf-Kreis. Neue Erkenntnisse liefern auch die kunsttechnologischen Untersuchungen, die in der Ausstellung präsentiert und im wissenschaftlichen Begleitkatalog publiziert werden. Dieser Katalog ist die erste monografische Veröffentlichung zu Rueland Frueauf seit über siebzig Jahren.
Kuratiert von Björn Blauensteiner, Kurator für mittelalterliche Kunst am Belvedere
Das Ausstellungsprojekt konnte nur in Kooperation mit dem Stift Klosterneuburg durchgeführt werden.
Quelle: Pressetext
1470 Erste Erwähnung von Rueland Frueauf dem Älteren im Rechnungsbuch des Erzstiftes St. Peter in Salzburg
1478 Erwähnung von Frueauf als Maler und Bürger der Stadt Salzburg
1480/81 Aufträge in Passau
1484 Rueland Frueauf der Ältere wird als Bürger von Passau genannt. Der Salzburger Rat konsultierte ihn wegen der Errichtung eines neuen Hochaltars in der Salzburger Pfarrkirche (Michael Pacher)
1490/91 Altar für eine Pfarrkirche in Salzburg (mehrfach signiert, mehrfach mit 1490 und 1491 datiert) mit Darstellungen aus dem Marienleben (Werktagsansicht) und der Passion (Festtagsansicht) im Belvedere: „Verkündigung“, „Geburt Christi“, „Epiphanie“, „Himmelfahrt Mariae“, „Ölberg“, „Geißelung“, „Kreuztragung“, „Kreuzigung“.
1490er Jahre „Bildnis eines jungen Mannes“
1507 Rueland Frueauf starb in Passau
1496 „Kreuzigung“ (datiert, Stift Klosterneuburg)
1497 Erste urkundliche Erwähnung von Rueland Frueauf dem Jüngeren nach seiner Heirat mit der Passauer Witwe Dorotea Stahl († 1503). Dadurch erhielt Rueland Frueauf d. J. das Passauer Bürgerrecht.
1495–1500 „Johannesaltar“ mit Szenen aus dem Leben von Johannes dem Täufer und der Passion Christi (Stift Klosterneuburg)
1505 Übernahme einer Vormundschaft; „Leopoldsaltar“ (datiert), vier Leopoldstafeln: „Auszug zur Jagd“, „Sauhatz“, „Auffindung des Schleiers“, „Gelübde“ (1505 datiert, Stift Klosterneuburg)
1508 „Hl. Anna Selbdritt“ (Belvedere)
1533 Rat der Stadt Passau
1545 Auf einer Passauer Klagsschrift wurde Rueland Frueauf als „Rueland Frueauf, Maler“ bezeichnet.