Clara Siewert: Berliner Malerin der Moderne | ARTinWORDS mage casino mega world casino jeetbuzz live casino casino mcw login top online casino in bangladesh jeetwin mega casino download casino game mcw casino log in msw casino casino bd online casino mega casino app banger casino fancy win casino mega casino login casino mcw babu88 casino login baggo casino glory casino download casino scores crazy time mega casino world app www glory casino jeetbuzz casino casino mwc casino online glory casino mega 777 online casino mcw casino bangladesh eb9 casino

Clara Siewert

Wer war Clara Siewert?

Clara Siewert (Budda, Landkreis Preußisch Stargard, Westpreußen 9.12.1862–11.10.1945 Berlin) war eine deutsche Malerin, Grafikerin, Plastikerin der Klassischen Moderne und seit 1900 Mitglied der Berliner Secession (→ Klassische Moderne).

Ausgebildet vor allem bei Karl Stauffer-Bern und in der Kunstszene gut vernetzt, hatte Siewert mit der Beteiligung an verschiedenen Ausstellungen bedeutende Anfangserfolge. Clara Siwert war ein Vollmitglied der Berliner Secession; ihr Austritt 1912 und der damit verbundene Verlust ihrer künstlerischen Heimat leitete einen einschneidenden Karrierebruch ein.

 

 

Kindheit

Elisabeth Siewert kam auf dem Gut Budda, rund 56 Kilometer südlich von Danzig gelegen, als Tochter von Iwan Siewert, einem früheren Hauptmann des preußischen Heeres und Helene Siewert, geborene von Baehr, zur Welt.

Väterlicherseits stammte die Familie nach Darstellung des Theater- und Kunstkritikers Paul Fechter aus Sankt Petersburg. Ein Vorfahre, ein sehr begüterter Russlanddeutscher, soll zur Zeit Pauls I. in der Stadt an der Newa gelebt haben. Er habe das Missfallen des Zaren erregt, als er sich ein Gespann zulegte, das dem überall bewunderten Apfelschimmel-Gespann des Zaren glich und damit auf dem Newski-Prospekt spazierenfuhr. Daraufhin sei er für einige Zeit nach Sibirien verbannt worden. Nach seiner Rückkehr habe er Russland vorsichtshalber verlassen, sei mit seiner Familie nach Danzig gezogen und habe bei Ohra (heute Danziger Stadtteil Orunia) ein Landgut erworben. Zur Versorgung seiner Söhne habe er mehrere Gutshöfe in der Kaschubei zwischen der Tucheler Heide und dem Hügelland im westlichen Weichselraum gekauft. Eins der Güter, das Gut Budda, habe Elisabeths Vater bekommen.

Die Vorfahren mütterlicherseits gehörten zum mitteldeutschen Geburts- und Geistesadel. Die Mutter, geborene von Baehr, war mit den Schriftstellerbrüdern Schlegel verwandt, die Großmutter eine geborene Schlegel. Die Cousine der Großmutter, Wilhelmine Marianne Niemeyer, ging durch ihre Beziehung zu dem Schriftsteller, Lyriker und Dramatiker Karl Immermann und ihre Freundschaft zu dessen ehemaliger Geliebten Elisa von Ahlefeldt in die Literaturgeschichte ein. Der Großvater Leopold von Baehr war mit dem Bildhauer Christian Daniel Rauch, Mitbegründer der Berliner Bildhauerschule, befreundet und lebte im ostpreußischen Ragnit in der Nähe Tilsits. In ihrer Kinderzeit verbrachte Elisabeth Siewert ein Jahr bei dem Großvater, der ein Alter von 104 Jahren erreichte, auf dem Land in Ragnit.

 

Kindheit und Jugend auf Gut Budda

Auf dem abgelegenen Gutshof Budda (aus Bude, ehemals Teerbude des Nachbarorts Grüneberg) betrieben Elisabeths Eltern Ackerbau, Viehzucht und eine kleine Stärkeproduktion. Der Vater war zudem in den 1870er und 1880er Jahren Amtsvorsteher des Amtsbezirks Liebichau (Lubichow). Auf dem laut Elisabeth Siewert kleinen Landgut Budda[8] wuchs sie gemeinsam mit mehreren Geschwistern auf.

Allerdings erwies sich das Gut in dem kargen Landstrich als „nicht sehr ergiebiges Grundstück“. Im autobiografisch geprägten Roman „Die schönen Herbsttage“ (1903) beschrieb Elisabeth Siewert das Budda vergleichbare Romangut Ruhla als „ein kleines Gut im unfruchtbarsten Teil Westpreußens“, das der Besitzer, der „kein echter Landwirt ist, […] wie eine Katze im Sack gekauft [und] teuer bezahlt“ habe. Die „talentvollen, zarten, vornehmen“ Bewohner seien „von Schulden überlastet“ und lebten in ständigen „Sorgen um das Allernotwendigste“. Auch in „Drei Schwestern“ (1906) thematisierte sie ein verarmtes Gut bei Preußisch Stargard, einem Urteil, dem sich die moderne Forschung anschließt1

Trotz der finanziellen Engpässe schickten die Eltern die Mädchen zu privaten Reitstunden, später auf die Höhere Schule in Danzig und bezahlten für Clara die teuren Mal- und Zeichenschulen in Königsberg und später in Berlin; ob und inwieweit Elisabeth eine spezielle literarische Ausbildung bekam, ist nicht bekannt.

 

Frühe künstlerische Prägung

Für die künstlerische Prägung der Schwestern sorgte insbesondere die Mutter, die bis zu ihrer Heirat selbst Malstudien betrieben hatte und auf Budda ein Familienbuch führte, in dem sie die alltäglichen Begebenheiten mit Poesie notierte und mit Zeichnungen illustrierte. Entsprechend angeregt, ließen die Schwestern ihrer Phantasie schon in frühen Jahren freien Lauf, spielten historische Dramen nach, dichteten und zeichneten. Laut Paul Fechter fügten sie ganze Romane zusammen und trugen sie sich gegenseitig vor.

In „Die schönen Herbsttage“ (1903) bezeichnete Elisabeth Siewert die Bewohner des Roman-Guts im Rückblick „allesamt“ als „Phantasten“, die sogar die Wände der Viehställe bemalt hätten. „Auf die Wand des Gesindehauses nach dem Garten zu hat Kitty den ‚Ring des Polykrates‘ gemalt.“ Von der Schwester Clara existiert tatsächlich eine gezeichnete Studie zum Wandbild ‚Ring des Polykrates‘. Die Erziehung der Schwestern beschrieb der Dichter und Schriftsteller Herybert Menzel 1930 in einem Nachruf auf Elisabeth Siewert wie folgt:

„Die Bewohner von Budda waren so reich in ihrer Abgeschlossenheit, sie wurden darüber zu Künstlern, sangen, verwandelten sich täglich neu, zeichneten und schrieben Gedichte. Drei von ihnen wohnten dann in Berlin zusammen, zwei Malerinnen und die Dichterin. Clara, Vicki und Elisabeth Siewert. Und waren, wie ihre Möbel noch immer Wald mit Sonnenschein und stürmischen Rauschen, noch immer Menschen dieses Waldes, die drei Künstlerinnen.“2

Zwar sehnten sich die Schwestern aus der Wirklichkeit Berlin, in der sie nie heimisch wurden, zeitlebens zurück nach Budda, aber in der Erinnerung „Die Heimat“ (1912) seufzte die Schriftstellerin auch: „Daß es möglich war, eines solchen Landguts jemals überdrüssig zu werden! Es kam so.“ Nach einer längeren, von grüblerischen Phasen begleiteten Krankheit und nach einer Kutschfahrt mit der Mutter habe sie den Entschluss gefasst, das doch auch einengende Landleben hinter sich zu lassen. Mehrfach kehrten die Schwestern in ihrer Berliner Zeit für längere Besuche nach Westpreußen zurück – später, nachdem die Eltern das Gut Budda verkauft hatten, auf das Gut Luschkau im Landkreis Schwetz (heute: Luschkowo / Luszkówko in der Gemeinde Pruszcz). Die zwischenmenschlichen Fähigkeiten allerdings, die in ihrem Leben in der Großstadt gefragt waren, konnten die Eltern den Schwestern auf dem abgelegenen Landgut offenbar nicht ausreichend vermitteln. So beklagte sich die Schriftstellerin: „Für den Umgang mit Menschen hat mich der teure Proteus Budda nicht gerade vorbereitet.“

 

Clara Siewert in Berlin

Clara Siwert zog Ende der 1890er Jahre endgültig nach Berlin, nachdem sie bereits seit ungefähr 1884 semesterweise zwischen Budda und Berlin gependelt war. Vor allem ausgebildet von Karl Stauffer-Bern, gehörte Clara Siewert zu den wenigen Frauen, die in die fortschrittliche Berliner Secession aufgenommen wurden; seit 1900 wurde sie als Mitglied geführt. In der Zeit von 1892 bis 1912 war sie mit ihrer expressiv-leidenschaftlichen, von psychischer Zerrissenheit geprägten Malerei erfolgreich auf rund 20 Kunstausstellungen vertreten. Museen und Galeristen kauften ihre Werke an.

Clara Siewert bezog 1904 die Durlacher Straße 14 in der zu dieser Zeit noch selbständigen Gemeinde Deutsch-Wilmersdorf und richtete sich dort eine Künstlerwerkstatt ein.3 In den 1910er Jahren arbeiteten unter anderem auch die Brücke-Künstler Ernst Ludwig Kirchner und Max Pechstein sowie die Bildhauer Gerhard Marcks und Richard Scheibe.

Über die Lebensumstände und die Adresse in Elisabeth Siewerts Berliner Anfangszeit wie auch über den Zeitpunkt der Übersiedlung ist nichts bekannt. Ihre erste Novelle erschien 1897, der erste Roman 1903 und bis ungefähr 1920 konnte sie ihre Erzählungen nahezu regelmäßig in Zeitschriften unterbringen und Verleger für ihre Romane finden. Spätestens 1912 lebte Elisabeth Siewert nachweislich in Berlin oder in einem der 1920 eingemeindeten Vororte. Im selben Jahr wurde ihre pommersche Heimat dem wieder errichteten polnischen Staat eingegliedert.

Sicher ist, dass die Schwestern Clara, Elisabeth und Victoria, die jüngste der drei, um 1915 in der Durlacher Straße 14 in Wilmersdorf eine gemeinsame Wohnung einrichteten und dort zunehmend zurückgezogen lebten. Wie Clara Siewert war auch Victoria Siewert Malerin, von ihr sind allerdings nur drei Ausstellungsbeteiligungen nachzuweisen.
Die gemeinsame Wohnung der drei Schwestern beschrieb Herybert Menzel 1930 im Nachruf auf Elisabeth als Refugium, das die Atmosphäre ihrer verlorenen Heimat in Westpreußen konservieren sollte:

„Wenn man ihre Zimmer betrat, war man aus pochender Gegenwart schon ins Zeitlose getreten. Ahnenbilder grüßten von den Wänden, alte Möbel nahmen gewichtige Plätze ein. Sie knarrten in der Dämmerung wie Bäume, die im Winde sich einander reiben. Noch ganz Wald waren sie und dufteten noch und trösteten so […].“4

 

Krise

In der Laufbahn der Malerin vollzog sich bereits 1912 ein einschneidender Bruch, der mit ihrem Austritt aus der Berliner Secession zusammenfiel. Warum sie die Secession verließ, ist ungeklärt. Danach nahm sie nur noch sporadisch an Ausstellungen teil. Vergeblich versuchte Käthe Kollwitz 1916 als Jury-Mitglied noch einmal, die Malerin in einer Secessions-Ausstellung unterzubringen. In ihrem Tagebuch notierte Kollwitz: „Den ganzen Tag juriert. Nicht geglückt, Clara Siewert hereinzubringen“. Elisabeth Siewert, bei der sich der ausbleibende literarische Durchbruch bereits abzeichnete, dürfte aus ihren vor dem Krieg veröffentlichten Romanen noch einige Rücklagen gehabt haben und für ihre Schwester aufgekommen sein.

Elisabeth Siewert starb nach Angabe Carl Langes am 28. Juni 1930 nach Monaten des Leidens in einem Berliner Krankenhaus. Ihre Schwester Clara, gerade im Begriff, wieder auf Kunstausstellungen Fuß zu fassen, stürzte der Tod ihres Lebensmenschen in eine erneute Schaffenskrise und in eine Depression. Clara war Mitglied der Reichskulturkammer, nie aber der NSDAP.

Seit ihrem Austreten aus der Berliner Secession kaum noch in der Öffentlichkeit vertreten und damit als Frau in der Kunst fast in Vergessenheit geraten, fand die letzte Ausstellung von Clara Siewerts Werken im Jahr 1936 statt.

 

Tod

Clara Siewert starb am 11. Oktober 1945 völlig verarmt.

Victoria starb am im Dezember 1971. Die drei Schwestern blieben unverheiratet und kinderlos.

 

Wiederentdeckung

Erst 2008 rückte Clara Siewerts Leben und Werk mit einer umfassenden Retrospektive des Kunstforums Ostdeutsche Galerie in Regensburg wieder in den Blickpunkt der Öffentlichkeit. Der Ausstellungsbegleitband mit dem Untertitel „Zwischen Traum und Wirklichkeit“ ordnet ihr Werk zwischen Tradition und Moderne ein. Ihre thematische Vorliebe für Mystisches, Märchen und literarische Stoffe gehe zurück auf ihre Kindheit in Westpreußen und auf ein teils mit ihren Schwestern gemeinsam entwickeltes Gedankengut. Ihrem als Lebenstragik empfundenen Dasein, ihren von psychischer Zerrissenheit geprägten Zuständen habe sie in ihren Werken offen, nach außen hin unverstellt für jedermann ablesbar Ausdruck gegeben.

  1. „In diesem vielsprachigen Bevölkerungsgemisch, mit dem naturgemäß religiöse Vielfalt einhergeht, wuchs Clara Siewert einigermaßen behütet und sicher auch glücklich, aber doch im Zwiespalt einer ständig gefühlten Armut einerseits und dem vorgetäuschten Reichtum andererseits, sozusagen zwischen Wirklichkeit und elterlichem Wunschdenken, auf.“ Zit. n. Roman Zieglgänsberger, Clara Siewert. Zwischen Traum und Wirklichkeit. 2008.
  2. Herybert Menzel: Zum Tode Elisabeth Siewerts, 1930.
  3. Das Haus war 1893/94 von dem Architekten Wilhelm Walther als „Atelierhaus Bieber“ – benannt nach dem Bildhauer und Bauherren Richard Bieber – errichtet worden. Das noch heute im Haus befindliche und denkmalgeschützte Restaurant Bieberbau erinnert an die Tradition des 1943 weitgehend zerstörten Gebäudes.
  4. Herybert Menzel, Zum Tode Elisabeth Siewerts, 1930.