Rembrandt van Rijn war ein meisterhafter Geschichtenerzähler, nicht mit Worten, sondern mit Bildern. Um Geschichten zu erzählen, bediente er sich Techniken, die auch im Theater Anwendung fanden, etwa Mimik, Gestik, Beleuchtung, Kostüme und Accessoires. Darüber hinaus wählte er den besten Moment zur Darstellung: den Moment der größten, der ultimativen Spannung. Die Ausstellung „Rembrandt als Regisseur“ beleuchtet erstmals Rembrandts Rolle als Regisseur seiner eigenen Kunstwerke. Zudem zeigt das Rembrandthuis, wie Maler und Theatermacher des 17. Jahrhunderts einander inspirierten.
Niederlande | Amsterdam:
Rembrandthuis
2.3. – 26.5.2024
Genau wie ein Theaterregisseur manipulierte Rembrandt alle Elemente seiner Kunstwerke nach eigenem Ermessen mit dem Ziel, eine Geschichte so fesselnd und überzeugend wie möglich darzustellen. Die wichtigsten Regietechniken, die er verwendete, sind:
Ein Maler kann den Gesichtsausdruck einer Figur nutzen, um einen wichtigen Teil einer Geschichte zu erzählen. Dafür studierte Rembrandt Schauspieler im Theater. Er spielte auch selbst vor dem Spiegel in seinem Atelier.
Die biblische Figur Susanna will gerade ein Bad nehmen. Zwei wichtige Männer, Älteste, spionieren sie aus dem Gebüsch aus. Sie flüstern, dass sie Sex mit ihr haben wollen. Susanna ist erschrocken. Rembrandt zeigt die „Peripetie“ des Augenblicks: Der Wendepunkt in der Geschichte wird durch die Abwendung Susannas dargestellt. Ihr Blick trifft auf unseren, und durch diesen Blick bezieht Rembrandt uns in seine missliche Lage ein. Die Regie ist hier meisterhaft, denn viel ungemütlicher geht es kaum.
„Potiphars Weib“ zeit eine schreckliche Lüge. Auf der rechten Seite ist Potiphar zu sehen, ein Höfling des Pharaos. Er hört, wie seine Frau ihm erzählt, dass sie von Joseph beinahe vergewaltigt worden wäre. In Wirklichkeit hat sie ihn jedoch selbst angesprochen. Der Schock im Gesicht von Joseph – links – spricht Bände. In der Bibelgeschichte kommt Josef in dieser Szene nicht vor, aber Rembrandt als Regisseur seiner eigenen Geschichte fügte ihn hinzu, um zu verdeutlichen, dass hier großes Unrecht geschieht.
Dieses Gemälde wurde von Rembrandt im Rembrandt-Haus geschaffen und kehrt zum ersten Mal an den Ort zurück, an dem es vor fast 400 Jahren entstanden ist.
Mehreren Rembrandt-Schülern zufolge konnte ihr Meister zwei Tage damit verbringen, einen Turban zu wickeln. Anscheinend nahm sich der Maler Zeit, verschiedene Teile eines Kostüms zusammenzusetzen, bevor er begann, sie zu malen oder zu zeichnen. Wahrscheinlich hat er diese Studie eines alten Mannes mit ähnlicher Sorgfalt vorbereitet. Rembrandt schuf den Studienkopf als Vorbereitung für die Darstellung der Hohepriester in seinem Gemälde „Der räuige Judas“ (1629). Er wollte genau wissen, wie das Licht auf den Hinterkopf eines Mannes mit Turban fällt.
Seit der Renaissance stellen Kunstwerke meist einen einzelnen Moment, eine einzelne Szene dar. Dies gilt auch für das Theater, wo die Einheit von Zeit, Ort und Handlung eine goldene Regel ist. Aber in der Radierung „Das hundert Gulden-Blatt“ hat Rembrandt vier Momente aus einer einzigen Bibelgeschichte zusammengeführt. Der Regisseur Rembrandt tut so, als ob sie gleichzeitig stattgefunden hätten. Er platzierte seine Figuren in einer ausgewogenen Gruppe, wechselte ihre Höhe (Sprung) und fügte reichlich Abwechslung hinzu. Das Bild ist zudem voller Dramatik und erinnert an die Tableaux vivants, die im Schouwburg-Theater beliebt waren.
Für die Ausstellung kommen zahlreiche Meisterwerke ins Museum Rembrandthuis, unter anderem aus den Staatlichen Museen zu Berlin, dem Mauritshuis und der Sammlung Kremer.
Gleichzeitig mit der Ausstellung Regie: Rembrandt organisiert das Stadsarchief Amsterdam eine Schatzkammerausstellung, die den breiteren Kontext der Amsterdamer Schouwburg, ihrer Dramatiker und Schauspieler sowie ihre Rolle in der Stadt beleuchtet.
Quelle: Rembrandthuis