Die Ausstellung „I dreamed we were alive“ versammelt Arbeiten von fünf zeitgenössischen Fotokünstlerinnen, die um persönliche Erinnerungen kreisen. Ekaterina Anokhina (*1983, Moskau), Lena Rosa Händle (*1978, Berlin), Hanna Putz (* 1987, Wien), Yulia Tikhmirova (* 1981, St. Petersburg) und Borjana Ventzislavova (* 1976, Sofia) zeigen intim wirkende Einblicke in ihre Leben, ihre Beziehungen, ihre sozialen Kontakte. Neben der Ausstellung erarbeiteten die Fünf Fotobücher als zweites Vermittlungsformat.
Österreich / Wien: KUNST HAUS WIEN, Galerie
3.3. – 18.6.2017
Ekatherina Anokhina, „25 weeks of winter“ (2013): Der Titel ist metaphorisch zu verstehen, beschreibt er doch die Zeitspanne von knapp vier Monaten, in denen sich die Künstlerin in einem „emotionalen Winter“ befand: Sie hatte Liebeskummer. Der kontrastreiche Wechsel von blühenden Blumenwiesen und melancholischen Bildnissen ist dem Auf und Ab der Gefühle geschuldet.
Lena Rosa Händle, „Laughing Inverts“: „Lachen dreht um“ zeigt eine Serie von Aufnahmen lachender Menschen. Die Gründe dafür sind höchst unterschiedlich, die Geste der Heiterkeit auch. Darüber hinaus ist der Titel auch in Richtung einer queeren Community lesbar.
„Der Titel „Laughing Inverts“ bezieht sich sowohl auf Personen als auch auf eine Haltung. „Umdrehen“ und „das Innere nach außen kehren“ lässt sich in den Bildern finden und kann als eine Leserichtung verstanden werden, gleichzeitig ist es ein veralteter Begriff für queere Menschen.“ (Lena Rosa Händle)
Hanna Putz hängt ihre analogen Fotografien immer in Diptychen oder Triptychen. Einerseits lassen Putz‘ Fotografien soziale Interaktion erahnen, andererseits sind die Körper zu stark fragmentiert, als dass sie sich einfach deuten lassen würden. Die Methode der Kombinatorik, die in jeder Ausstellung das Bildmaterial zu neuen Dialogen zusammenspannt, eröffnet eine Vielzahl von Verbindungen, die durch neue Nachbarschaften zutage gefördert werden.
Yulia Tikhmirova, „Baltica“ (2003–2016): Dreizehn Jahre lang fotografierte Tikhmirova ihr Umfeld in St. Petersburg, wo sie während der 1990er Jahre Mitglied der Punk-Bewegung war. Alte schwarzweiß Fotografien treffen in der Serie auf aktuellere Farbaufnahmen. Erinnerung und Beobachtung vermischen sich zum Versuch, Stadt und soziale Kontakte zu verstehen.
Borjana Ventzislavova montiert in Aufnahmen lebensfeindlicher Orte Neonschriften, die in einer Art innerem Monolog mit den Landschaften in Verbindung stehen. Der Titel der Ausstellung – „I dreamed we were alive“ – ist ihren Arbeiten entnommen. Leere, Einsamkeit, Sehnsüchte und Freundschaften prallen in der Gruppenausstellung poetisch aufeinander.
Kuratorinnen: Sophie Haslinger, Verena Kasper-Eisert