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Michelangelo Pistoletto: Metrocubo d’Infinito in un Cubo Specchiante Ein Kubikmeter Unendlichkeit

Veröffentlicht von Alexandra Matzner von 23. Oktober 2010

Im Hof des Palazzo Strozzi präsentiert Michelangelo Pistoletto (* 1933) die Installation „Metrocubo d’Infinito in un Cubo Specchiante“ („Kubikmeter Unendlichkeit in einem verspiegelten Kubus“). Ein Stahlkubus ist innen vollständig mit Spiegeln ausgekleidet, so dass die Illusion eines unendlichen Raumes entsteht. Der bereits 1966 entstandene „Metrocubo d’Infinito“ ist im Zentrum dieser Unendlichkeit positioniert. Spiegel spielen im Werk von Pistoletto bereits seit den frühen 60er Jahren eine große Rolle. Er nutzte sie als Malgrund für seine gemalten Figuren, band durch die Spiegelung den Betrachter mit ein. Pistolettos „Spiegelbilder“ verschafften dem Italiener den internationalen Durchbruch.

Michelangelo Pistoletto
Ein Kubikmeter Unendlichkeit
in einem verspiegelten Würfel

Italien | Florenz: Palazzo Strozzi
1.10.2010 – 23.1.2011

„Das Eindringen in das Leben als leidenschaftlicher Ausdruck des Verlangens ist im Spiegel enthalten, wie auch das Eindringen in die kalte Klarheit des Spiegels enthalten ist in der Rationalität des Gedankens, der das kreative Wagnis des Lebens stützt. Für mich bleibt der Spiegel der Bezugspunkt, an dem die Kunst ihren Ursprung wiederfindet, um erneut Lebensbedürfnis zu werden.“1

Haben die Spiegelungen anfangs die Welt rund um das Werk verdoppelt, ja eingeschlossen, und können die Werke ohne den sich bewegenden und ins Bild eingebundenen Besucher nicht existieren, so nutzt der Künstler sie nun, um die Leere ins Unendliche zu steigern. Während sich der Besucher im ersten Kubus mit dessen Struktur und Illusion direkt auseinandersetzen kann, muss er dem Künstler beim zweiten Kubus einfach Glauben schenken. Sehen und Verstehen stehen dabei dem Erahnen und Glauben diametral gegenüber. Pistoletto erweitert sein Frühwerk um eine weitere Dimension – auch wenn das bei der postulierten „Darstellung“ und „Abmessung“ eines Kubikmeters Unendlichkeit bereits absurd klingt. Die Unendlichkeit, die vermutete Spiegelung der Spiegelung, erneut in einen gespiegelten Raum zu stellen (wobei der Spiegel an sich, d.h. als Material, nicht sichtbar ist, sondern nur aufgrund seiner Reflexionsfähigkeit erfahrbar), potenziert das Konzept Pistolettos. Nicht das Sichtbare scheint Ziel seiner jüngsten Überlegungen zu sein, sondern das Denkbare. Eine Unterscheidung zwischen Realem und Irrealem scheint unmöglich, Raumerfahrung und Raumwissen kollidieren unvereinbar in einem Renaissanceinnenhof. Womit sich der Kreis erneut schließt. Sehen, Glauben, Wissen in einem, wie Pistoletto es 1961 formulierte, „Raum mit unbeschränkten Möglichkeiten“.

  1. Michelangelo Pistoletto, zit. nach Slavko Kacunko: Spiegel, München 2010, S. 586
Alexandra Matzner
Gründerin von ARTinWORDS * 1974 in Linz, Studium der Kunstgeschichte, Geschichte und Romanistik in Wien und Rom. Seit 1999 Kunstvermittlerin in Wien, seit 2004 Autorin für verschiedene Kunstzeitschriften. Jüngste Publiktionen entstanden für das Kunsthaus Zürich, Schirn Kunsthalle Frankfurt, Albertina und Belvedere in Wien.
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