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Wien | Gartenpalais Liechtenstein: Porzellan und Sammellust im barocken Wien Wunder und Wissenschaft | 2025

Manufaktur Du Paquier, Trembleuse, Wien, um 1725, Hartporzellan, Eisenrot, Aufglasurfarben, Tasse: 8,0 × 9,0 × 6,5 cm, Untertasse mit Trembleusegalerie: 3,8 × 12,7 cm Dm (The Princely Collections, Vaduz–Wien, PO 2642)

Manufaktur Du Paquier, Trembleuse, Wien, um 1725, Hartporzellan, Eisenrot, Aufglasurfarben, Tasse: 8,0 × 9,0 × 6,5 cm, Untertasse mit Trembleusegalerie: 3,8 × 12,7 cm Dm (The Princely Collections, Vaduz–Wien, PO 2642)

Die Fürstlichen Sammlungen Liechtenstein beherbergen einen bedeutenden Bestand an Schöpfungen der Wiener Porzellanmanufaktur Du Paquier – der zweitältesten in Europa (1718–1744 → Porzellan in Wien). Claudius Innocentius Du Paquier und seinen Mitarbeitern gelang als erste die Malerei mit einer leuchtenden Farbpalette auf dem komplex herzustellenden Werkstoff, der eine ganze Epoche des Régence prägte. Im internationalen Wettbewerb um innovative Produkte und wirtschaftliche Überlegenheit spielte das Porzellan als Finanz- und Handelsobjekt eine bedeutende Rolle. Aber es veränderte auch die Tafelkultur, indem es einen glanzvollen Auftritt im Rahmen fürstlicher Repräsentation ermöglichte.

Manufaktur Du Paquier. Porzellan und Sammellust im barocken Wien

In den drei Damenappartements des Gartenpalais Liechtenstein sind die Porzellane der Manufaktur Du Paquier gemeinsam mit asiatischen Vorbildern, kostbaren Lack- und Silberarbeiten sowie Gemälden zu sehen. Darunter befinden sich kunstvolle Dessert- und Jagdservice sowie einzigartige Stücke mit verspielten Dekorationen als Ausdruck barocker Lebenslust. Die Ausstellung erzählt anhand der Exponate nicht nur von Erfindungsreichtum und Sammelleidenschaft, sondern auch von internationalem Handel, Industriespionage, dem Austausch von Technologien und der prachtvollen Festkultur jener Zeit.

 

Naturwissenschaft und Asienleidenschaft

Die Ausstellung erzählt die Anfänge des Wiener Porzellans als Geschichte der barocken Asienbegeisterung und naturissenschaftlicher Forschung. Claudia Lehner-Jobst, Kuratorin der Schau, präsentiert eine Schüssel für die legendäre Oliosuppe - eine stundenlang eingekochte Essenz - zu Beginn. Wunderbar bunt bemalt und kostbar gestaltet, steht es stellvertretend für die Produktion von Du Paquier. Das Neuartige im Vergleich zum asiatischen Porzellan und auch zu Meissen war die Vielfarbigkeit der Bemalung, die nicht so leicht zu erreichen war.

 

Wie kam das Porzellan nach Wien?

Dass sich gerade die fürstliche Familie für Porzellan interessierte, mag auch mit der Lage in der Rossau zu tun gehabt haben. Als der Hofkriegsagent Du Paquier (1679–1751) die Manufaktur gründete, mietete er sich das Kuefsteinischen Haus in der Rossau (heute: Liechtensteinstrasse 39 und 41). Auf der gegenüberliegenden Straßenseite befindet sich der Eingang zum Gartenpalais Lichtenstein, das Fürst Johann Adam Andreas ab 1690 errichten ließ. Dessen Tochter sollte - wie der Hochadel - zu den ersten Förderinnen der Porzellanmanufaktur werden. 1718 erteilte Kaiser Karl VI. dem Unternehmer ein Privileg zur Porzellanherstellung für 25 Jahre. Zu den Miteigentümern der Manufaktur gehörte der Arkanist Christoph Conrad Hunger. Hunger war aus Meissen abgeworben worden, ihm folgten Just Friedrich Tiemann, der Stiefbruder des Porzellan-Erfinders Johann Friedrich Böttger (1682–1719) und schlussendlich der Arkanist Samuel Stöltzel (1685–1737). Gemeinsam brachten sie das Wissen um die Porzellanproduktion, aber auch Materialien und Zeichnungen von Brennöfen nach Wien. Mit Johann Gregorius Höroldt (1696–1775) kam ein so begabter Porzellanmaler aus Straßburg nach Wien, so dass die Porzellanmanufaktur Du Paquier sich malerisch von Meissen abheben konnte.

 

Werke

  • Manufaktur Du Paquier, Trembleuse, Wien, um 1725, Hartporzellan, Eisenrot, Aufglasurfarben, Tasse: 8,0 × 9,0 × 6,5 cm, Untertasse mit Trembleusegalerie: 3,8 × 12,7 cm Dm (The Princely Collections, Vaduz–Wien, PO 2642)