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Tokihiko Ishiki: NIPPON CHINBOTSU Japan sinkt. Ein Manga

Tokihiko Ishiki, Manga-Illustration zu Nippon Chinbotsu, Tokyo, 2006–2009, basierend auf dem Roman von Sakyou Komatsu Band 1, Thunfischschwärme im versunkenen Tokyo © Tokihito Ishiki.

Tokihiko Ishiki, Manga-Illustration zu Nippon Chinbotsu, Tokyo, 2006–2009, basierend auf dem Roman von Sakyou Komatsu Band 1, Thunfischschwärme im versunkenen Tokyo © Tokihito Ishiki.

„NIPPON CHINBOTSU“ – Japan sinkt – ist der Titel eines 15-bändigen Manga von Tokihiko Ishiki, der zwischen 2006 und 2009 erstmals veröffentlicht wurde. Die Serie basiert auf dem gleichnamigen Science-Fiction-Roman von Sakyou Komatsu (1931-2011) aus dem Jahr 1973. Ausgehend von der Vorstellung, dass ein Wissenschaftler den Untergang Japans in 322 Tagen voraussagt, schildert der Autor die Reaktionen der Japaner_innen auf Erdbeben und Tsunamis: Wie würde die Gesellschaft mit diesem Wissen umgehen? Welche Maßnahmen könnten ergriffen werden, um die Japaner_innen zu evakuieren? Wie kann man in einer solchen Situation noch Hoffnung schöpfen? Dass am 11. März 2011 die Fiktion einer Naturkatastrophe ungeahnten Ausmaßes von der Wirklichkeit eingeholt wurde, hatte wohl niemand vorausgesehen. Im Gespräch gestand Tokihiko Ishiki jedoch, dass er sich als Zeichner niemals jene negativen Reaktionen hätte vorstellen können, die seither die japanische Gesellschaft so beschäftigen. Wie auch im Roman so gab es für Japan im Manga keine Rettung: Nippon chinbotsu – Japan sinkt!

Wie ein Manga ausstellen?

Als der Ostasien-Kurator Johannes Wieninger den japanischen Manga-Zeichner (manga-ka) Tokihiko Ishiki besuchte, um mit ihm die Ausstellung zu besprechen, wünschte sich Ishiki zusätzlich zur Präsentation des Originalmaterials „große Bilder“. Dahinter steht die Frage, wie ein Manga ausstellen! Die 15 kleinformatigen Taschenbücher gibt es nicht in deutscher Übersetzung, nur die ersten drei Bände wurden auf Französisch übertragen. Die Mangas sind mit gemütlichen Sitzsäcken in der Ausstellung installiert, es gibt zu jedem eine deutsche und eine englische Zusammenfassung. Man kann in ihnen schmökern, denn bei der dynamischen Umsetzung der Bilder werden die Inhalte auch ohne Textverständnis deutlich transportiert.

„Große Bilder“ wurden hinter den Pultvitrinen als mäandrierende Vorhänge gestaltet, d.h. vom Architekturbüro Embacher als „Gehirnwindungen“ des Manga-Zeichners entworfen. Auf einer Fläche von 500m² collagierten sie eine Auswahl der Bilder und druckten sie auf Lastwagenplane aus, wie schon 2005 in einer ersten Manga-Ausstellung im MAK, bei der Ishiki vertreten war. Ins Riesenhafte vergrößert, zeigen die Mangas die grafischen Qualitäten der sonst so winzigen Bildgeschichten. Dynamische und ausdrucksstarke Elemente überwiegen – wie weit aufgerissene, vor Angst starrende Augen, dynamische Strichlagen, die Geschwindigkeit anzeigen. Übersteigerte Perspektiven lassen Menschen wie winzige Ameisen wirken und Räume gefährlich aussehen. Alles wird in den Dienst genommen, um die Dramatik des Geschehens zu schildern. Die „kleinen Bilder“ in der 15 Meter langen Vitrine wurden von Tokihiko Ishiki selbst arrangiert und zeigen den Arbeitsprozess von der ersten (geschriebenen) Idee bis zum fertigen Manga.

 

Wie entsteht ein Manga?

Manga bedeutet eigentlich nur „schnelle Skizze“, die ersten Mangas wurden bereits im 19. Jahrhundert von berühmten Zeichnern wie Hokusai publiziert. Diese sollten wie Musterbücher (möglichen) Nachahmern und Bewunderern den Stil des Meisters vorlegen. Im 20. Jahrhundert – wohl unter Einfluss von Walt Disney`s „Bambi“ – entwickelten sich daraus erste graphic novels, die heute einen wichtigen Teil der globalen Populärkultur ausmachen.
Manga-Zeichner (manga-ka) leben unter ständigem Druck, denn wöchentlich haben sie ein Kapitel von 20 Seiten fertigzustellen. Tokihiko Ishiki beschreibt seinen Wochenrhythmus so: In den ersten ein bis zwei Tagen bespricht er die Geschichte mit dem Verleger. Viele Ideen entstünden aus dem Bauch, werden vorgestellt, manche wieder verworfen, andere beibehalten und weiterentwickelt. In dieser Klärungsphase treibt er die Entwicklung der Figuren und der Geschichte weiter. Die folgenden zwei bis drei Tage widmet er sich dem Storybook, fertigt Skizzen an, um diese erneut dem Verlag zu zeigen. Für Veränderungen in diesem Stadium bleiben maximal zwei Tage Zeit, bevor ein endgültiges Manuskript am Computer erstellt wird. Dazu scannt Tokihiko Ishiki seine Skizzen ein und verändert sie mit Hilfe von Photoshop Rendering schrittweise.

 

Handarbeit versus Zeichnen am PC

In den letzten fünf Jahren zeichnet sich, so der Manga-Zeichner, ein Trend zum verstärkten Einsatz des Computers ab. Er selbst entwirft seine Manga-Skizzen noch mit der Hand und nutzt die Technik zum Finalisieren und Übermitteln der fertigen Zeichnungen. Die Frage, ob der Einsatz des Computers den Entstehungsprozess verändern würde, beantwortet Ishiki mit Ja, wenn er selbst auch diese Entwicklung skeptisch sieht. „Durch das Zeichnen mit der Hand entstehen Emotionen“, so Tokihiko Ishiki. „Dadurch entsteht wie bei einem Bildhauer eine Plastik, die man herausarbeitet, oder wie bei einem Keramiker eine Form. Das erreicht man nur, wenn man mit der Hand zeichnet, am PC fällt das weg. Ich möchte Manga mit allen meinen fünf Sinnen zeichnen. Das fällt am PC wirklich weg! Vielleicht können das andere Künstler für sich lösen. Ich komme aus einer anderen Tradition.“ Bis zu den Reinzeichnungen arbeitet Tokihiko Ishiki mit der Hand. Das Storyboard wird mit Bleistift entworfen, dann folgen Skizzen mit Tusche. Diese werden eingescannt und am Computer weiter bearbeitet. Zum Schluss entwickelt Ishiki die Soundeffekte auf einem halbtransparenten Zeichenpapier extra über den nun schon in Blau ausgedruckten Bild- und Text-Seiten. In verschiedenen Versionen probiert er das passende Verhältnis von Seite und Lautmalerei aus.

Die Ausstellung zeigt auf geglückt didaktische Weise, wie der Zeichner Tokihiko Ishiki arbeitet und wie er seine Gedanken auf Papier umsetzt. Die Entwürfe sind beredte Zeugen für die Einstellung Ishikis zugunsten der „Handarbeit“. Erstaunlich – und für den Kurator Wieninger ein Zeichen der Qualität und des persönlichen Stils Ishikis – sind die dynamischen Strichlagen, die deutlich spontan, fast wild gestikulierend gesetzt werden. Der schnelle Strich, die Lebendigkeit und die Dynamik – man mag ergänzen die dramatischen Schwarz-Weiß-Effekte – machen sicherlich die Faszination der Mangas von Tokihiko Ishiki aus.

 

Wie entwickelt Tokihiko Ishiki die Charaktere seiner Mangas? „Nippon chinbotsu“ als Beispiel

Besonders spannend ist, wie Manga-Zeichner ihre Charaktere entwickeln. Denn über die starke Stilisierung der Figuren hinaus, ermöglicht der subtile Umgang mit der Zeichnung ein Experimentieren mit Persönlichkeiten. Die starken Vergrößerungen auf dem „Vorhang“ legen so manche Stilisierung offen, wenn z.B. die Augen trotz Drehung des Kopfes gleich groß gezeichnet werden.
Der Prozess, wie eine Figur in der Vorstellung des Künstlers entsteht, ist von Ishiki kaum in Worte zu fassen, umfasst er doch mehr einen gefühlten als geplanten Vorgang. Während Tokihiko Ishiki die Romanvorlage von „Nippon chinbotsu“ viele Male gelesen hat, entstand in seiner Vorstellung ein vages Bild von den handelnden Personen. Es wäre, „als ob man sie durch einen Vorhang sieht“, beschreibt der Manga-Künstler diesen Zustand. Mit jeder Beschäftigung mit der Figur schiebe sich ein Stück von diesem Vorhang zur Seite, so Ishiki, die Charaktere verlebendigen sich. Wie würden sie sprechen? Wie antworten? Dieser künstlerische Prozess ist deutlich vom Umfeld Tokihiko Ishikis beeinflusst, das Beobachten von Menschen gehört deshalb zu seinen wichtigsten Quellen. Das Zeichnen selbst ist ebenso von Gefühlen bestimmt: Ishiki beginnt immer mit den Augen, denn sein Lehrer hat ihm beigebracht, dass die Augen die gesamte Figur bereits festlegen. Die einzelnen Blätter offenbaren die Schnelligkeit, mit der der Zeichner voranschreitet.

 

 

NIPPON CHINBOTSU. Japan sinkt. Ein Manga im MAK und sein Rahmenprogramm

Die ca. 20 Meter lange Ausstellung „Nippon chinbotsu. Japan sinkt. Ein Manga“ löst die schwierige Aufgabe, ein Manga auszustellen, auf interessante Weise. Während Manga-Ausstellungen in Europa sonst einen vergleichenden Blick auf die berühmtesten Werke und ihre Zeichner_innen werfen, sind sie in Japan selbst meist auf die kleinformatigen Entwurfszeichnungen konzentriert. Das MAK Wien geht seinen eigenen Weg, wählt dafür eine in unseren Breitengraden aber aufgrund fehlender deutscher Übersetzungen kaum berühmte Serie aufgrund ihrer künstlerischen Qualitäten aus. Skizzenmaterial, Zeichnungen und schlussendlich ein Video demonstrieren, wie Tokihiko Ishiki dieses Manga gestaltet hat. Die Inszenierung steigert die Drastik seiner Bilder und setzt sie riesenhaft aufgeblasen als Wanddekoration um. Es ist fast schwierig, sich von diesem Ambiente nicht völlig in Beschlag nehmen zu lassen. Im Übrigen können Liebhaber_innen Teile dieses Manga-Vorhangs nach Ablauf der Ausstellung käuflich erwerben!

 

Rahmenprogramm

Die Ausstellung wird durch ein ausgiebiges und v.a. aktives Rahmenprogramm ergänzt. Am 17.1.2013 um 17:00 und 19.1.2013 um 16:00 stellt Tokihiko Ishiki seine Manga-Produktion vor. Workshops für Kinder und Senior_innen folgen Ende Jänner und im Februar. Am 23.3.2013 zeigt man tagsüber Anime Kino (11:00 Chihiros Reise ins Zauberland, 13:30 Das wandelnde Schloss, 15:30 Japan sinkt) und bietet in Zusammenarbeit mit AniManga Austria Aktivitäten rund um die japanischen Comics. Unter www.mak.at/manga kann sich jede_r  manga-ka über einen vom MAK veranstalteten Manga-Wettbewerb informieren.

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Alexandra Matzner
Gründerin von ARTinWORDS * 1974 in Linz, Studium der Kunstgeschichte, Geschichte und Romanistik in Wien und Rom. Seit 1999 Kunstvermittlerin in Wien, seit 2004 Autorin für verschiedene Kunstzeitschriften. Jüngste Publiktionen entstanden für das Kunsthaus Zürich, Schirn Kunsthalle Frankfurt, Albertina und Belvedere in Wien.