Louise-Cathérine Breslau

Wer war Louise-Cathérine Breslau?

Louise-Cathérine Breslau (Maria Luise Katharina Breslau, 6.12.1856–12.5.1927) war eine deutsch-schweizer Malerin und Lithografin zwischen Naturalismus (→ Naturalismus 1875-1918) und Impressionismus. Um 1900 galt Louise-Cathérine Breslau als eine Künstlerin von europäischem Rang, hatte sie doch 1899 und 1900 auf der Weltausstellung in Paris eine Goldmedaille erhalten. Nach ihrem Tod 1927 gänzlich vergessen, wurde Louise Breslau erst 1977 wiederentdeckt.

Kindheit

Louise-Cathérine Breslau wurde am 6. Dezember 1856 in München geboren und auf den Namen Maria Luise Katharina getauft. Sie war die Tochter des Arztes Bernhard Breslau und seiner Ehefrau Katharina Freiin von Brandenstein. Im Jahr 1858 übersiedelten ihre Eltern nach Zürich, da ihr Vater den Posten des Chefarztes der Geburtshilfe und Gynäkologie an der Universität Zürich angeboten bekam. Nachdem ihr Vater im Dezember 1866 an einer bei der Arbeit zugezogenen Infektion verstorben war, wurde Luise Katharina in einem Kloster in der Nähe des Bodensees erzogen.

Ausbildung

Ihre ersten Zeichenstunden erhielt Louise-Cathérine Breslau bei dem Maler Eduard Pfyffer, der ihr eindringlich zur Fortsetzung des Studiums in Paris riet.

In Begleitung der Mutter ging Breslau 1876 nach Frankreich, um sich bei Tony Robert-Fleury an der renommierten Académie Julian in Paris weiterzubilden. An der Académie zog die junge Malerin durch ihr großes zeichnerisches Talent die Aufmerksamkeit ihrer Lehrer auf sich, aber auch die Eifersucht einiger Klassenkameraden, einschließlich der russischen Malerin Marie Bashkirtseff. In ihren Tagebüchern beschrieb Bashkirtseff die Entwicklungsphase der Breslau ausführlich bis 1881.

Wie ihre Studienkollegin musste auch Louise-Cathérine Breslau mit den Hindernissen und Vorurteilen kämpfen, die Frauen in der Kunstwelt entgegengebracht wurden:

„Dabei habe ich feststellen können: Immer wenn ich mich an einen wahrhaft bedeutenden Meister gewandt habe, fand ich einen Freund, der sich für meine Arbeit interessierte. Aber es wurde mir ebenso klass, dass der Künstler von mittlerem Rang nicht unser Freund ist. Wenn ich einmal ganz am Anfang meiner Ausbildung nicht weiterwusste und den Mut aufbrachte, es meinem Lehrmeister zu sagen, dann antwortete der Professor: ‚Haben Sie sich noch nie klargemacht, dass das Leben für die Männer gemacht ist? Aber lassen Sie sich nicht ermutigen.“1 (Louise Breslau)

Werke

Porträts waren das Lieblingsthema von Louise-Catherine Breslau. Obschon sie mit Bildnissen berühmter Künstler und Schriftsteller wie dem englischen Dichter John Davidson (Louvre) überzeugte, galt ihr persönliches Interesse jungen Frauen und Kindern. In dem Doppelporträt ihrer Schwester Henriette von Stockar und deren Sohn Armin (1882, Privatbesitz) zeigt sich Breslaus Nähe zum Impressionismus. Vor allem der landschaftliche Hintergrund und die Beobachtung des Sonnenlichts lässt das Werk impressionistisch erscheinen, ohne dass sich die Malerin in den realistisch wiedergegebenen Figuren gänzlich dem Stil geöffnet hätte.

Bis Ende des Jahrhunderts blieb Paris der künstlerische Bezugspunkt Breslaus, hier pflegte sie Freundschaft und Austausch mit Edgar Degas, Henri Fantin-Latour, Jules Bastien-Lepage und Jean-Louis Forain. Degas hatte ihr Porträt von John Davidson 1880 am Pariser Salon gesehen und daraufhin spontan die Malerin in ihrem Atelier besucht, um ihr seine Bewunderung auszudrücken. Danach stand Breslau in engem Kontakt mit dem Impressionisten, an dessen Ausstellungen sie jedoch nie teilnahm. Auf Studienreisen in die Bretagne fand sie die Bekanntschaft zum schwedischen Maler Ernst Josephson, später hatte sie eine enge Bindung mit dem Bildhauer Emile-Antoine Bourdelle.

Ausstellungen

1879 nahm Louise-Cathérine Breslau erstmals an der Ausstellung im Salon de Paris teil, bis 1891 beteiligte beteiligte sie sich regelmäßig daran. 1899 wurde Louise Breslau Mitglied der Société Nationale des Beaux-Arts. 1889 und 1900 (zusammen mit Ferdinand Hodler) erhielt sie auf den Pariser Weltausstellungen die Goldmedaille. In dieser Zeit eröffnete sie ihr erstes Atelier in Paris und änderte ihren Namen in Louise-Cathérine Breslau. Louise-Cathérine Breslau wurde 1901 zum Ritter der Ehrenlegion gewählt. Sie war die dritte und erste ausländische Frau mit dieser Auszeichnung.

Ab 1890 verlagerte sich Breslaus Wirkungskreis in die Schweiz, hier nahm sie bis 1929 häufig an der Nationalen Kunstausstellung teil. 1891 wurde Breslau das Zürcher Bürgerrecht verliehen.

1900 zog sie mit ihrer langjährigen Kollegin, der Kunsthandwerkerin Madeleine Zillhardt, in ein Atelierhaus nach Neuilly-sur-Seine. Zillhardt war ihre Muse, Modell, Vertraute und Förderin. Mit dem Ausbruch des Ersten Weltkriegs verlor sie die engen Pariser Kontakte und zunehmend ihre künstlerische Publizität. Erst im Jahr 1921 brachte ihr das Porträt des Philosophen Anatole France wieder ein stärkeres öffentliches Interesse ein.

Tod

Louise-Catherine Breslau starb am 12. Mai 1927 nach langer Krankheit in Neuilly-sur-Seine. Sie wurde auf dem Friedhof der Stadt Baden (Kanton Aargau) neben ihrer Mutter bestattet.

Wiederentdeckung

Nach ihrem Tod 1927 wurde Louise-Catherine Breslau völlig vergessen. Im Sommer 1977 stellte das Historische Museum im Landvogteischloss in Baden (Schweiz) zum ersten Mal wieder die Malerin anlässlich der 50. Wiederkehr ihres Todestages aus.

  1. Zit. n. Gottfried Sello, Malerinnen aus vier Jahrhunderten, Hamburg 1994, S. 178.