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Henri Fantin-Latour Gruppenbildnisse, Blumenstillleben und Wagner-Fantasien

Henri Fantin-Latour, Rosen in einer Schale auf einem Tisch, 1885, Öl auf Leinwand, 45.9 x 63 cm (Sterling and Francine Clark Art Institute, erworben 1936, Inv.-Nr. 1955.734)

Henri Fantin-Latour, Rosen in einer Schale auf einem Tisch, 1885, Öl auf Leinwand, 45.9 x 63 cm (Sterling and Francine Clark Art Institute, erworben 1936, Inv.-Nr. 1955.734)

Henri Fantin-Latour (1836–1904) nimmt in der französischen Malerei der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts eine interessante Stellung ein: Obwohl er mit dem Avantgardisten Edouard Manet eng befreundet war sowie in den Kreisen der Impressionisten verkehrte und obwohl er am Salon des refuses 1863 ausstellte, nahm er an keiner einzigen Impressionisten-Ausstellung teil und kritisierte die Selbstorganisation der Avantgarde heftig. Trotz intensiver Auseinandersetzung mit den „Erfindern“ des Impressionismus (Monet, Renoir, Bazille) ließ er sich stilistisch nicht von ihnen beeinflussen, sondern verband ein Studium der Alten Meister (Veronese, Chardin, Rembrandt) mit dem Realismus von Gustave Courbet sowie den Farbtheorien von Eugène Delacroix. Neben Porträts waren es vor allem Stillleben und Allegorien, die den Wagnerianer am Salon erfolgreich machten. Henri Fantin-Latours Stillleben sprühen voll warmen, pastos aufgetragenen Farben und machten ihren Schöpfer binnen weniger Jahre zuerst in England und ab 1879 auch in Frankreich berühmt. Die Ausstellung in Paris und Grenoble zeigt alle wichtigen Aspekte seines Gesamtwerks und widmet sich erstmals der (Akt-)Fotografie als Bildquelle seiner Kompositionen.

Ausbildung und Stil

Henri Fantin-Latour erhielt einen ersten Zeichenunterricht durch seinen Vater Jean-Théodore Fantin-Latour. Mit nur vierzehn Jahren wurde er 1850 am Abendkurs der prestigeträchtigen École impériale spéciale de dessin et de mathématiques, genannt Petite École, aufgenommen. In den folgenden vier Jahren besuchte er Kurse bei Horace Lecoq de Boisbaudran. Dessen Ausbildungsmethode basierte auf dem visuellen Gedächtnis. Ab 1851 lernte Henri Fantin-Latour erste Künstlerfreunde kennen: Charles Cuisin, Guillaume Régamey, Léon Ottin, Félix Bracquemond; im Jahr 1854 traf er Edgar Degas und Alphonse Legros an der Akademie und 1857 Edouard Manet im Louvre. Noch während seiner Ausbildung an der Petite École begann Fantin-Latour im Louvre zu kopieren. Das 1854 begonnene Akademiestudium beendete er nach nur drei Monaten, da er wegen fehlender Fortschritte wieder abgewiesen wurde. Von großer Bedeutung wurde sein Besuch des „Pavillon du réalisme [Pavillon des Realismus]“ von Gustave Courbet, den dieser während der Weltausstellung 1855 selbständig organisiert hatte.

In den frühen 1850er Jahren wandte sich Fantin-Latour gleichermaßen dem Realismus (in der Nachfolge von Gustave Courbet, in dessen Atelier er 1861 einige Monate arbeitete) und der phantastischen Kunst zu. Indem der musikbegeisterte Maler Kompositionen über musikalischen oder mythologischen Themen erfand, sprengte er die Grenzen des Realismus und schloss Strategien der Romantik und des Symbolismus in seine Werke mit ein. Die Präzision der Ausführung und die Härte des Naturalismus milderte Fantin-Latour durch die Beobachtung von Lichteffekten, was ihn stilistisch in die Nähe der Impressionisten rücken lässt. Sowohl in seinen Porträts wie in den Stillleben kam er ohne Erzählung aus. Dennoch orientierte er sich zeitlebens an den Alten Meistern und suchte Bestätigung in den Museen.

Henri Fantin-Latour: Werk

Das Werk von Henri Fantin-Latour umfasst 2.500 Gemälde, wovon das Stillleben quantitativ am häufigsten vorkommt und am bedeutendsten eingestuft wird. Fantins vielfältige Blumenbouquets ließen ihn berühmt werden und waren für sein Einkommen von größter Bedeutung. In Kunstgeschichtebüchern taucht Fantin-Latours Name immer mit den beiden häufig reproduzierten Gruppenbildnissen der Künstler aus Batignolles auf. Er porträtierte die zukünftigen Impressionisten mehrfach, ja, schuf für ihre Verehrung von Delacroix erst das passende Bild. Dass sich der traditionelle Erneuerer vor allem für das Werk von Edouard Manet begeistern konnte, der mit seinem „Déjeuner sur l’herbe [Frühstück im Grünen]“ am Salon des refuées 1863 und der „Olympia“ am Salon von 1865 solch großen Skandale hervorrief (→ Edouard Manet, der Salon und der doppelte Blick), mag angesichts der realistisch-poetischen Blumenstillleben und der phantastischen Kompositionen zu Wagners Opern erstaunen. Fantin-Latour kannte Manet seit 1857 und teilte mit ihm nicht nur eine Neugier für malerische Techniken sowie schwer verständliche Sujets, sondern auch Druckgrafik (v. a. Lithografie) und die Beschäftigung mit den Alten Meistern (→ Paolo Veronese). In Anlehnung an das holländische Gruppenporträt des 17. Jahrhunderts schuf er Gruppenbildnisse seiner Freunde (Maler wie Schriftsteller) und prägte damit das Bild seiner Generation bis heute. Das Gemälde „Copin de table [Tischecke]“ zeigt beispielsweise von links nach rechts: Verlaine, Rombaud, Bonnier, Valade, Blémont, Aicart, d’Hervilly und Pelletan. Zeit seines Lebens suchte Fantin-Latour das Wesen der Schönheit und das Wirkliche zu erfassen.

„Als wir anfingen, Fantin, Whistler und ich, waren wir auf dem gleichen Weg, dem Weg aus Holland“1

„Ich glaube sogar, dass Schulen und künstlerische Bewegungen der Vergangenheit angehören. Nach der Romantik, geboren aus der klassizistischen Übertreibung, nach dem Realismus, ein Produkt der Torheiten der Romantik, zeigt sich, dass in all diesen Konzepten große Verrücktheiten stecken. Wir werden eine persönliche Art des Fühlens erreichen.“2 (Fantin-Latour in einem Brief an seinen englischen Freund Edwin Edwards, 14. April 1866)

Die erste Impressionisten-Ausstellung 1874 im Atelier von Nadar kritisierte Henri Fantin-Latour scharf. Im Gegensatz zu den revoltierenden Impressionisten suchte Fantin-Latour Inspiration in den Gemälden der Alten Meister. Während die raffinierte Malerei des Rokoko in den ersten Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts aus politischen Gründen verpönt war, erfreute sich die venezianische Malerei des 16. Jahrhunderts (Tizian, Veronese) aufgrund ihrer subtilen Farbgebung größter Hochachtung. Unter den Zeitgenossen bewunderte Fantin-Latour ferner das späte Werk von Eugène Delacroix wie die Fresken in der Pariser Kirche Saint-Sulpice aus den Jahren 1858 bis 1861. Seine Position unter den Zeitgenossen ist am besten zwischen Edouard Manet und Paul Cézanne („eine Harmonie parallel zur Natur“) anzusetzen. Die Modernität von Fantin-Latour liegt in seiner Unabhängigkeit, seinem Kampf für das Stillleben– und damit gegen die akademische Gattungshierarchie – sowie sein Versuch, Realismus und Idealismus miteinander zu verbinden.

Hommage an Delacroix (1864)

Henri Fantin-Latour malte im Jahr 1864 sein erstes Gruppenporträt mit dem Titel „Hommage an Delacroix“. Dafür versammelte er zehn Künstler um das Bildnis des bewunderten Vorgängers: Louis Edmond Duranty, Fantin-Latour selbst (weißes Hemd), James McNeill Whistler stehend (einer seiner besten Freunde), Jules-François-Félix Husson, Charles Baudelaire in der ersten Reihe; dahinter Louis Cordier, Alphonse Legros, Edouard Manet (stehend), Félix Bracquemond und Graf Albert de Balleroy (beide Male von links nach rechts). Das Bildnis wurde noch im Todesjahr von Eugène Delacroix (13.8.1863) im Salon ausgestellt. Auf die Bedeutung des Romantikers für die Maler der jüngeren Generation (→ Delacroix und die Malerei der Moderne) ist immer wieder hingewiesen worden. Sein Porträt im Zentrum der Komposition führte Fantin-Latour nach einer zehn Jahre alten Fotografie aus. Beachtenswert am Gruppenporträt ist, dass Whistler, Manet und Legros im Zentrum der Komposition angeordnet sind. Die Bildnisse sind demnach weniger Schilderungen realer Abhängigkeitsverhältnisse (sowohl Renoir als auch Bazille sahen in Monet den „Kopf“ der Gruppe) als individuelle Bedeutungszuschreibungen des Malers selbst. In Komposition und Farbwahl sah sich Fantin-Latour den holländischen Gruppenporträts des 17. Jahrhunderts verwandt. Er bevorzugte eine dunkle Farbigkeit mit Rotbraun, Schwarz und Weiß. Unter den Impressionisten sah er die größte ästhetische Affinität mit den Figurenbildern Degas‘, während die revolutionäre Landschaftsmalerei von Monet, Sisley und Pissarro ihm wohl fremd geblieben ist.

Im Jahr 1900 fand die „Hommage an Delacroix“ eine Nachfolge in Maurice Denis‘ Gemälde „Hommage à Cézanne [Hommage an Cézanne]“ (Musée d‘Orsay). Denis, ein Künstler aus der Gruppe der Nabis, schuf erneut ein gemaltes Manifest: In den Galerieräumen von Ambroise Vollard versammelt Maurice Denis Freunde, Kritiker und Kollegen: Paul Gauguin, Odilon Redon, Paul Sérusier, Edouard Vuillard, André Mellerio, Vollard hinter der Staffelei, Maurice Denis, Paul Ranson, Ker-Xavier Roussel, Pierre Bonnard mit Pfeife und Marthe Denis gruppieren sich rund um Cézannes Stillleben „Compotier, verre et pommes [Stillleben mit Obstschale, Glas und Äpfeln]“ auf der Staffelei. An der Wand, die den Raum bildparallel hinten abschließt, hängen noch Gemälde von Paul Gauguin und Pierre-Auguste Renoir, die fragmentarisch über den Köpfen der Anwesenden zu erkennen sind.

Ein Atelier in Batignolles (1869)

Die Bekanntschaft mit Edouard Manet, den Fantin-Latour 1853 im Louvre kennenlernte, führte zu einer Freundschaft, die erst mit dem Ablebens Manets 1883 endete (vgl. Edgar Degas). Fantin-Latour setzte Manet in „Hommage à Delacroix“ (1864) an prominente Stelle, stellte 1867 ein „Porträt von Manet“ am Salon aus und setzte 1869 mit „Un atelier aux Batignolles [Ein Atelier in Batignolles]“ den Begründern der modernen Malerei ein Denkmal. Manet sitzt in seinem Atelier hinter der Staffelei und blickt aus dem Bild heraus. Von links nach rechts schließen an: der deutsche Maler Otto Schölderer, der nach Frankreich gekommen war, um die Schüler von Gustave Courbet kennenzulernen, Pierre-Auguste Renoir (Hut), Zacharie Astruc (Bildhauer und Journalist), Emile Zola (Schriftsteller), Edmond Maître (Beamter im Pariser Rathaus), Frédéric Bazille (Maler) und Claude Monet ganz außen. Fantin-Latour präsentierte das Gemälde am Salon von 1870.

Dass Fantin-Latour mit Gruppenbild und Titel die Idee beförderte, es könnte sich um eine Gruppe oder gar um eine Schule von Batignolles handeln, beschäftigte rasch die Gemüter und wurde von Théodore Duret zurückgewiesen. Dabei übersah der Autor gefließentlich, dass Fantin-Latour es „Ein Atelier in Batignolles“ und nicht „L’atelier des Batignolles [Das Atelier von Batignolles]“ nannte. Bis heute dürfte das Gruppenbildnis das am häufigsten reproduzierte Gemälde des Künstlers sein, wird es doch gerne als Zeugnis für die Gruppierung rund um Edouard Manet eingesetzt. Fantin-Latour hat sich, dieser Deutung folgend, zwar nicht im Zentrum so doch an der Peripherie des Impressionismus bewegt.

Henri Fantin-Latour besaß mindestens zwei Gemälde von Edouard Manet: „Nature morte [Stillleben]“ (1869) und „Marine [Seestück]“ (1873). Persönliche Zuneigung und Anerkennung des Werks zeigen sich in den Krankenbesuchen und Fantin-Latours Beteiligung an der Organisation der posthumen Manet-Ausstellung von 1884. Zudem unterschrieb Fantin-Latour im Jahr 1889 die Petition zur Erwerbung der „Olympia“.

Stillleben

Die Bedeutung von Henri Fantin-Latour für die Geschichte des Stilllebens wird im Ausstellungskatalog einmal mehr mit der Stellung von Jean Siméon Chardin verglichen, den Fantin-Latour zweifellos bewunderte. Immer wieder findet sich die Bezeichnung „der andere Chardin“ in der Literatur, so auch in diesem Katalog. Fantin-Latours Stillleben scheinen nicht den Hauch der Vergänglichkeit zu atmen, sondern das Licht und die Zeitlosigkeit. Sicher ist, dass im Zeitraum von zirka 30 Jahren 500 bis 600 Stillleben entstanden. Nur Edouard Manet und Paul Cézanne haben sich von den Zeitgenossen Fantin-Latours genauso intensiv dieser Gattung gewidmet, gefolgt von Paul Sérusier, Louis Valtat, den Künstlern des Fauvismus und Giorgio Morandi im frühen 20. Jahrhundert.

Da Fantin-Latour seine Werke datierte und seine Ehefrau einen Werkkatalog führte, nehmen Fragen zur Chronologie keinen wichtigen Stellenwert in der Forschung ein. Deutung und Kontextualisierung von Fantin-Latours Stillleben sind hingegen bis heute Ziele, denn der Maler hat nie seine Beweggründe für das eine oder andere Motiv offenbart. Er sprach weder über Einflüsse der Poesie, einem heiligen Schauer angesichts einer Blume oder einer Herzensangelegenheit, Freude oder Melancholie, angstvolle Meditation über den Reichtum der Natur und über die verrinnende Zeit. Der Fragenkatalog reicht von der Herkunft der meist einfachen Blumen, die Fantin-Latour als Vorbilder dienten, bis zu Stil und Marktmechanismen.

Zweifellos bewunderte Fantin-Latour die Stillleben von Chardin, von denen er das „bürgerliche Ideal Einfachheit und Harmonie“3 übernahm. Es ist bekannt, dass sich Fantin-Latour mit dem Gesamtwerk des Rokoko-Malers intensiv beschäftigte. Im Jahr 1860 organisierte die Galerie Martinet eine Ausstellung zur französischen Malerei des 18. Jahrhunderts. Hier waren etwa 40 Gemälde zu sehen, die auch Manet beeindruckten. Nur neun Jahre später gelangte die Sammlung von Louis La Caze (1798–1869) in den Louvre.4 Damit fanden 583 Werke aus Barock und Rokoko (Antoine Watteau „Gilles“ (um 1718/19), Chardin, Fragonard, Rembrandt „Bathseba“, Rubens, Ribera, …) eine neue Heimat im öffentlichen Museum. Chardins Stillleben „La Brioche dite aussi Un Dessert [Der Brioche oder Ein Dessert]“ (1763) fand wie die anderen Werke Bewunderer unter den Avantgardisten des 19. Jahrhunderts. Darunter befanden sich die Brüder Goncourt und Théophile Gautier wie auch Edouard Manet, Edgar Degas sowie Henri Fantin-Latour. Vereint wurden diese Köpfe durch ihre Ablehnung der akademischen Tradition, die in Frankreich so sehr auf dem Klassizismus fußte. Vielleicht fanden sie sich deshalb vor den malerischen und farbig subtil gestalteten Werken der Barockzeit wieder. Der starke Bezug vor allem zur französischen Malerei des Spätbarock und Rokoko ist ab den 1860er Jahren in vielen Richtungen sichtbar und wurde u. a. von Kaiserin Eugènie auch gefördert (→ Franz Xaver Winterhalter). Neben Fantin-Latour äußerte sich Pierre-Auguste Renoir über seine Begeisterung für Antoine Watteau, dessen „Abreise zur Insel Kythera“ (1717, Louvre) er seit seiner Jungend verehrte, immer wieder kopierte, und das mitverantwortlich für die duftige Farbigkeit von Renoirs Werken ist.

Chardins Stillleben wurden schon von den Zeitgenossen aufgrund ihrer scheinbaren Einfachheit gerühmt. Berühmt ist „Eine Blumenvase“ (1760, National Galleries of Scotland, Edinburg), für das Chardin einen einfachen, kleinen Blumenstrauß in eine blau-weiß glasierte Vase stellte. Diese Kombination von Blüten und blau-weißer Vase findet sich auch vermehrt in Fantin-Latours Werk: „Pivoines dans un vase bleu et blanc [Pfingstrosen in einer blau-weißen Vase]“ (1872), „Chrysanthèmes dans un vase [Chrysanthemen in einer Vase]“ (1873, Musée d’Orsay), „Chrysanthèmes jaunes [Gelbe Chrysanthemen]“ (1879) und natürlich das „Nature morte dite „de fiançailles [Stillleben genannt zur Verlobung]“ (1869). Wenn auch Fantin-Latour komplexere Kompositionen bevorzugte und die Einfachheit durch zusätzliche Motive erweiterte, so bewegte er sich dennoch in der Tradition Chardins (so zeigt er auch genrehafte Bilder, in denen seine Schwestern lesend oder stickend zu sehen sind). Auch wenn Fantin-Latours früheste datierte Stillleben in das Jahr 1854 datieren, so brauchte er doch bis 1861 zu seinem zweiten England-Aufenthalt, bis er seine ersten erfolgreichen Stillleben von Alltagsgegenständen malte. Ab diesem Zeitpunkt waren Stillleben für ihn wichtige Studien und gleichzeitig eine respektable Einnahmequelle.

„Wenn man übt, materielle Dinger wiederzugeben, erwecken sie das Interesse für die Richtigkeit des Tons und der Wiedergabequalität, das ist, wie wenn man in die wirkliche Schule für Auge und Hand eintritt.“5 (Jules-Antoine Castagnary)

Wie bereits Jules-Antoine Castagnary, Edouard Manet und Pierre-Auguste Renoir feststellten, lässt sich während des Gestaltens von Blumenstillleben vieles über Fragen zu Realismus und Idealisierung, Farbe und Licht herausfinden. Während Claude Monet und Pierre-Auguste Renoir während der 1860er Jahre teils recht füllige Blumenbouquets bevorzugten, wirken die Stillleben von Fantin-Latour geordneter. Zu diesem Eindruck tragen auch die leichte Draufsicht bei wie auch die wenigen Überschneidungen der Bildgegenstände. Gleichzeitig demonstrierte Eugène Boudin mit seinen seltenen Blumenstillleben, darunter „Fleurs dans un verre [Blumen in einer Glasvase]“ (1862–1869, Le Havre), dass auch die Tradition nach Jan van Huysum (1682–1749) noch lebendig war. Der Blumenstrauß ist so groß, dass es schwer vorstellbar ist, ihn in dieser sich verjüngenden Vase unterzubringen. Dennoch ist es als Ganzes und in seiner farbigen Stimmung der Stilllebenauffassung von Fantin-Latour näher als den barocken Vorstellungen.

Wenn man hingegen Henri Fantin-Latours Stillleben der Mitte der 1860er Jahre mit zeitgleich entstandenen Gemälden von Edouard Manet im Detail vergleicht, wird schnell deutlich, wie sehr Realist Fantin-Latour ist. Manet, den er sehr bewunderte, arbeitet nass in nass und mit dicken Farbpatzen. Seine Früchte aus dem „Fruchtkorb” (um 1864, Museum of Fine Arts, Boston) sehen aus wie gemalte Dinge. Er trug Farbe pastos auf, jeder Strich ist sichtbar. Manet arbeitete zuvordrst und grundlegend über die Frage von Malerei, und wie ein Bild auf die Leinwand gebracht warden könne, während sich Fantin-Latour höchst geschickt die Wirklichkeitswiedergabe vornahm. Seine Früchte glänzen im Sonnenlicht, schräg liegende Messer betonen die Bildtiefe, die Modellierung ist akkurat gesetzt. In dieser Phase ist er von seinen eigenen späteren, licht- und farbdurchfluteten Stilleben noch weit entfernt.

In den frühen 1860er Jahren entdeckten zuallererst englische Sammler die Blumenstillleben von Henri Fantin-Latour. Auf seinen Durchbruch in Frankreich musst der Maler allerdings länger warten. Erst nach seiner Aufnahme in die Ehrenlegion 1879 fanden Franzosen Gefallen an diesen Werken.

Ein Stillleben zur Verlobung

Henri Fantin-Latour lernte im Jahr 1866 im Salon seine spätere Ehefrau Victoria Dubourg kennen. Beide kopierten Correggios „Mystische Vermählung der hl. Katharina“. Im Mai 1869 verlobten sie sich miteinander, und Fantin-Latour schenkte das „Nature morte dite „de fiançailles [Stillleben genannt zur Verlobung]“ (1869) seiner zukünftigen Angetrauten. Warum die Eheschließung erst sieben Jahre später (1876) stattfand, ist nicht bekannt. Ende der 1860er Jahre hatte Fantin schon einen gewissen Ruf als Maler von Blumenstillleben erworben. Vor allem in England schätzte man seine Werke, die – wie dieses – eine perfekt ausbalancierte Komposition haben. Trotz seines kleinen Formats von 33 x 30 Zentimetern wirkt es nicht überfüllt, obwohl es doch eine beachtliche Menge von Objekten zeigt. Vor dem neutralen, grauen Hintergrund heben sich die Farben effektvoll ab. Die schlanke Fajence-Vase mit blauem Dekor entspricht dem Interesse an exotischen Dingen (hier eine Chinoiserie), oder, wie Victoria sich ausdrückte, einem weiß-blauen Horn. Die Frühlingsblumen (Narzissen, Hyazinthen) darin scheinen ungeordnet zu sein. Die Form des Bouquets ist effektvoll asymmetrisch, ergänzt sich mit dem Rotweinglas, den Kirschen und Erdbeeren doch zu einem karmesinroten Rahmen, der das Gelb im Zentrum gleichsam „umkreist“. Die weiße und cremig gemalte Kamelie am Tisch vollendet die Lichtwirkung. Mit Wein und Früchten soll der Geschmackssinn angesprochen werden, mit den Blüten der Geruchssinn. Zu den Sinnen gesellt sich noch der Gedanke der Vanitas, den jedes Stillleben gleichsam in sich trägt.

Mit „Coin de table [Stillleben, Tischkante]“ (1873, The Art Institute of Chicago) präsentierte sich Fantin-Latour erstmals mit einem erweiterten Stillleben am Salon von 1873. Zuvor war er dem Pariser Publikum als Porträtist und Maler von Wagner-Fantasien bekannt. Es ist eng mit dem größten und berühmtesten Gemälde dieses Jahrzehnts – „Coin de table [Tischkante]“ (1872, Musée d’Orsay, Paris) – verwandt. In „Coin de table“ von 1872 verband Fantin-Latour die Porträts einiger junger Pariser Autoren und Dichter. Sie posieren rund um einen Tisch, auf dem viele jener Elemente wiedergefunden werden können, die wie natürlich, zufällig arrangiert wurden. Die dramatische Silhouette der Rhododendron im Vordergrund geht hingegen auf den Einfluss von japanischen Farbholzschnitten zurück.
Hier zeigt sich auch die Nähe von Fantin-Latour mit Edouard Manet. Wenn auch in dessen Werk das Stillleben nur eine untergeordnete Stellung einnahm (→ Edouard Manet. Stillleben), so gehören doch einige seiner revolutionärsten Gemälde diesem Genre an: Man erinnere sich an die beiden Spargelstillleben, die einsame Zitrone, die Pfingstrosen und kleinen Blumensträuße.

Wegbereiter des Symbolismus

Zeit seines Lebens war Henri Fantin-Latour mit etlichen Künstlern, Schriftstellern und Komponisten befreundet, darunter Schumann, Berlioz und Wagner. Während der 1880er Jahre nahm er zunehmend Elemente des Fantastischen und Bezüge zu zeitgenössischer Musik und Literatur in seine Gemälde auf. Vor allem zu Opern von Richard Wagner schuf er eine Reihe von illustrativen Darstellungen (→ Richard Wagner, Max Klinger, Karl May). Gemälde wie „L’Anniversaire 1876 [Jubiläum 1876]“ (Grenoble, Musée de Grenoble) zu Ehren von Hector Berlioz und „Das Rheingold“ (1888, Hamburger Kunsthalle) sind dafür wichtige Beispiele. Mit „Jubiläum“ konnte Fantin-Latour zudem erstmals am Salon von 1876 teilnehmen, ohne sich der (demütigenden) Prüfung durch die Juroren zu unterziehen, denn er hatte im Jahr zuvor eine zweite Medaille und dadurch den Status des hors concours erworben. Der Künstler wollte immer, dass dieses Hauptwerk im Musée du Grenoble hängen sollte. Er behielt es bis 1899 und verkaufte es dann für 4.000 Francs an das Museum.

Druckgrafiken

Henri Fantin-Latour arbeitete als Lithograf und Illustrator; er schuf etwa 200 Druckgrafiken, in denen er vor allem allegorische, mythologische und historische Sujets verarbeitete. Lernte James Whistler und Alphonse Legros (1837–1911) kennen, mit denen er die Société de Trois [Gesellschaft der Drei] gründete.

Fantin-Latour am Salon

„Ich war so lange aller [sic] Arten von Erfolg beraubt, dass, falls er kommt, ich dafür völlig unempfänglich sein werde.“6 (Henri Fantin- Latour in einem Brief an James McNeill Whistler und Alphonse Legros, 11.7.1863)

Wie für nahezu alle Künstler seiner Zeit war der Pariser Salon auch für Henri Fantin-Latour ein genauso erhoffter wie gefürchteter Zeitpunkt im Jahr. Bereits 1859 warf er sich noch erfolglos in die „Schlacht des Salons“. Zwei Jahre später durfte er drei „études d’après nature“, darunter „Liseuse [Lesende]“ (1861) präsentieren. Gustave Geffroy schrieb in seiner Kritik: „Das schönste Gemäldes [des Salons ist] die bewundernswerte Erscheinung einer Lesenden von Fantin-Latour“7 Und setzte sich vehement für dessen Erwerbung durch das Musée du Luxembourg, dem Museum für zeitgenössische Künstler, ein.

Als Fantin-Latour 1863 mit „La lecture [Die Lektüre]“ (1863) am Salon teilnahm, hinderte ihn das nicht daran, mit zwei höchst anders gestalteten Werken am Salon des refusées teilzunehmen: einem Selbstbildnis und „La Féerie [Das Feenreich]“ (1863). Offensichtlich war sich der Maler darüber bewusst, welche Arbeiten die Salonjury „vertrug“ und welche als zu revolutionär einzustufen waren. Um überhaupt eine Chance für die Salonteilnahme zu haben, reichte er offensichtlich die eher angepassten Gemälde ein.

Wirklich erfolgreich wurde Fantin-Latour im darauffolgenden Jahr, als „Hommage à Delacroix [Hommage an Delacroix]“ und die phantastische Szene aus Tannhäuser akzeptiert wurden (1864). Wenig später präsentierte er sein „Portrait de Manet [Porträt von Manet]“ (1867), das erneut Gefallen bei den Kritikern fand. Offizielle Anerkennung wurde dem Maler ab 1870 beschieden, als er „La Lecture [Die Lektüre]“ sowie „Un atelier aux Batignolles [Ein Atelier in Batignolles]“ präsentierte, für das Atelierbild erhielt Fantin-Latour eine Medaille dritter Klasse. Im Jahr 1875 stellte er das „Doppelporträt von Edwin und Ruth Edwards“ aus und errang damit eine Medaille zweiter Klasse, die den Maler endlich in den Status hors concours (außer Konkurrenz) erhob.

„All der Erfolg, sogar die Medaille. Jetzt bin ich hors concours, und die Jury mischt sich nicht mehr in meine Arbeit ein: Er ist wirkliche einzigartig, dieser Erfolg““8 (Henri Fantin-Latour)

Das Gemälde „La Famille Dubourg“ provoziert 1878 die gleichen Reaktionen der Kritiker von Philippe Burty oder Eugène Véron, das Werk endlich durch den Staat zu erwerben, während das Pariser Publikum achtlos an ihm vorbeigehen würde. Interessanterweise argumentierten sie nicht nur mit dem Talent und Können seines Schöpfers, sondern auch mit seinem Renommee in Großbritannien.

„Herr Fantin-Latour wird nie ein populärer Maler im wirklichen Wortsinn sein, aber er kann, er muss einer jener werden, der die einstimmige Wahl des Connaisseurs mit Respekt beipflichtet, wenn er schon nicht die Bewunderung der Menge erhält.“9 (Eugène Véron, in: L’Art (1878))

Gegen Ende der 1870er Jahre nahmen die positiven Kritikerbezeugungen zu. Fantin-Latour wurde als „Verteiler von Licht und Farbe“ (Ernest d’Hervilly) und als „großartiger Künstler“ (Louis Edmond Duranty in „Les Beaux-Arts illustrés“) bezeichnet. Im Jahr 1879 erhob der französische Staat den Maler zum Ritter der Ehrenlegion. Zwei Jahre später war er, der so lange am Salon nach Ruhm und Ehre gekämpft hatte, in die Jury aufgenommen worden. Doch erst 1892 konnte sich das offizielle Frankreich dazu entschließen „Un atelier aux Batignolles [Ein Atelier in Batignolles]“ für das Musée du Luxembourg zu erwerben. Die Sammlung wurde am Salonv on 1897 mit „La Nuit [Die Nacht]“, die Pastelle „Filles du Rhin [Rheintöchter]“ schenkte Fantin-Latour 1899 sowie auch „Portrait de Victoria Dubourg [Porträt von Victoria Dubourg]“ 1902. Die „Hommage à Delacroix [Hommage an Delacroix]“, das Stillleben „Narcisses et tulipes [Narzissen und Tulpen]“ und die kleine „Étude de femme nue [Studie eines Frauenaktes]“ kamen erst 1906 mit der Sammlung von Étienne Moreau-Nélaton ins Luxembourg. Im Jahr 1911 fand auch „Coin de table [Tischecke]“ seinen Weg in das renommierte Haus und wurde 1921 Teil der Sammlung.

Biografie von Henri Fantin-Latour (1836–1904)

Am 14. Jänner 1836 wurde Henri Fantin-Latour als Sohn von Ignace Henri Jean-Théodore Fantin-Latour und Enkel des Malers Jean-Théodore Fantin-Latour (1805–1875) sowie von Hélène de Naidenof (1814–1867), Adoptivtochter der Comtesse Zolof in Grenoble geboren.
1837 Geburt von Marie Fantin-Latour (1837–1901)
1838 Geburt von Nathalie Fantin-Latour (1838–1903)
1841 Umzug der Familie nach Paris, Rue du Dragon 1, gegenüber der Kirche Saint-Germain.
1846 Erster Zeichenunterricht bei seinem Vater Jean-Théodore Fantin-Latour.
1850 Aufnahme von Henri Fantin- Latour am Abendkurs der prestigeträchtigen École impériale spéciale de dessin et de mathématiques, genannt Petite École, in der Rue de l’École-de-Médecine, obwohl der Vierzehnjährige das erforderliche Alter von 15 Jahren noch nicht erreicht hatte. Kurse bei Horace Lecoq de Boisbaudran; entdeckte eine Ausbildung, die auf dem visuellen Gedächtnis gegründet wurde (bis 1854).
1851 Eintritt ins private Atelier von Lecoq de Boisbaudran, am Quai des Grands-Augustins. Lernte seine ersten Künstlerfreunde kennen: Charles Cuisin, Guillaume Régamey, Léon Ottin, Félix Bracquemond.
1852 Erste Kopien im Louvre.
1854 Aufnahme an der École des Beaux-Arts, wo er nach drei Monaten wegen fehlender Fortschritte wieder abgewiesen wurde. Traf Edgar Degas und Alphonse Legros. Malte „Le Songe [Der Traum]“ (Musée de Grenoble)
1855 Weltausstellung in Paris. Besuchte den „Pavillon du réalisme [Pavillon des Realismus]“ von Gustave Courbet.
1857 Lernte Edouard Manet kennen, den Henri Fantin-Latour zutiefst bewunderte. Begegnung mit dem deutschen Maler Otto Scholderer, der den Maler mit der deutschen Musik bekannt machte und mit dem er einen Briefwechsel über Jahrzehnte begann (bis zu Scholders Tod 1902). Begegnung mit James Abbott McNeill Whistler, der einer von Henri Fantin-Latours engsten Freunden wurde.
1858 Gründung der Société des trois mit Whistler und Legros.
1859 Fantin-Latours erste drei Einsendungen zum Salon wurden abgelehnt. Erster Aufenthalt in England, wo er Edwin Edwards traf, der sein erster und wichtigster Händler wurde. Fantin-Latours Schwester Nathalie in die Psychiatrische Anstalt in Charenton.
1860 Drei Konzerte mit Auszügen aus dem „Tannhäuser“, „Lohengrin“, „Tristan und Isolde“ und der „Fliegende Holländer“ von Richard Wagner am Théâtre des Italiens.
1861 Erste Teilnahme am Salon. Henri Fantin-Latour arbeitete mehrere Monate im Atelier von Gustave Courbet. Zweiter Aufenthalt in England; Fantin-Latour vertiefte seine persönlichen und geschäftlichen Kontakte mit dem Ehepaar Edwards. Die Oper „Tannhäuser“ von Richard Wagner löste einen Skandal aus. Absage der letzte von vier Aufführungen, der Fantin-Latour beiwohnen wollte.
1862 Erste Ausstellung in der Royal Academy in London, was Fantin-Latours Anerkennung jenseits des Ärmelkanals bezeugt. Gründung der Société des aquafortistes, in der Henri de Fantin-Latour als einer der Ersten Mitglied wurde. Schuf erste Lithografien.
1863 Zusammentreffen mit Pierre-Auguste Renoir, Claude Monet und Frédéric Bazille. Teilnahme am Salon des refusées.
1864 Teilnahme am Salon mit „Hommage à Delacroix“ und „Szene aus Tannhäuser“. Dritter Aufenthalt in England.
1865 Begegnung mit Edmond Maître, einem Wagnerianer der ersten Stunde wie Henri Fantin-Latour, der einer seiner wichtigsten Freunde wurde.
1866 Traf im Louvre Victoria Dubourg, seine zukünftige Ehefrau. Hochzeit seiner Schwester Marie, die mit ihrem Mann nach Polen übersiedelte. Erste Ausstellung eines „Stilllebens“ am Salon.
1867 Tod der Mutter.
1869 Verlobte sich mit Victoria Dubourg: „Nature morte dite « de fiançailles » [Stillleben, genannt „zur Verlobung]“ (Musée de Grenoble).
1870 Teilnahme am Salon mit „Un atelier aux Batignolles“ und „La Lecture“, für die er eine Medaille dritter Klasse erhielt.
1871 Begegnete Adolphe Jullien, einem Musiker und Musikhistoriker, der der erste Biograf von Henri Fantin-Latour wurde.
1872 Erweckte mit „Coin de table“ das Interesse des Kunsthändlers Paul Durand-Ruel, der das Gemälde nach dessen Präsentation am Salon erwarb.
1873 Recherchierte für eine gemalte Hommage an Robert Schumann, das er nicht abschloss.
1874 Erste Impressionisten-Ausstellung, gegenüber der sich Henri de Fantin-Latour sehr kritisch äußerte.
1875 Tod des Vaters. Medaille zweiter Klasse am Salon für „Porträt von Edwin und Ruth Elizabeth Edwards“, wodurch der Maler in den Rang des hors concours aufrückte.
1876 Reise nach Bayreuth. Hier entdeckte Fantin-Latour das Wagner’sche Gesamtkunstwerk, das ihn tiefgreifend beeindruckte und dann auch beeinflusste. Malte „L’Anniversaire [Das Jubiläum]“ als Hommage an Berlioz, die ambitionierteste Komposition von Fantin-Latour. Hochzeit mit Victoria Dubourg.
1878 Erster Aufenthalt in Buré, an der Orne, bei einem Onkel von Victoria.
1879 Zum Ritter der Ehrenlegion berufen. Tod von Edwin Edwards.
1880 Das Paar erbte das Haus in Buré, wo es sich ab nun jeden Sommer aufhielt. „Porträt von Louise Riesener“ (Musée de Grenoble)
1881 Zum Jurymitglied des Salons berufen. Vierter Aufenthalt in England.
1884 Henri Fantin-Latour erhielt den belgischen Leopoldsorden verliehen (Croix de chevalier de l’ordre de Léopold).
1885 Teilnahme an der zweiten Ausstellung von Les XX in Brüssel. Am Salon stellte Fantin-Latour sein jüngstes Gruppenporträt – „Autour du piano“ – aus.
1886 Schuf vierzig Lithografien als Illustrationen für Adolphe Julliens „Richard Wagner, sa vie, ses œuvres“. Beginn der Zusammenarbeit mit Gustave Tempelaere, seinem Kunsthändler.
1888 Schuf Lithografien als Illustrationen für Adolphe Julliens „Hector Berlioz, sa vie, ses œuvres“.
1892 Der französische Staat erwarb „Un atelier aux Batignolles“ und die Stadt Paris „Hélène“. Publikation des ersten Teils des Katalogs des grafischen Werks von Fantin-Latour von Germain Hédiard.
1898 Hörte auf, Lithografien zu machen.
1899 Letzte Teilnahme am Salon; schenkte sein gesamtes grafisches Werk dem Musée du Luxembourg und eine Zusammenstellung wichtiger Drucke dem Musée de Grenoble.
1900 Zum Offizier der Ehrenlegion berufen. Letzte Ausstellungsbeteiligung in der Royal Academy in London.
1901 Ausstellung des grafischen Werks in der Galerie Tempelaere.
Am 25. August 1904 verstarb Henri Fantin-Latour in Saint-Germain-des-Prés; er wurde am Friedhof von Montparnasse bestattet.
1906 Retrospektive in der École des Beaux-Arts.
1909 Veröffentlichung von Adolphe Julliens „Fantin-Latour. Sa vie et ses amitiés“.
1911 Veröffentlichung von Victoria Fantin-Latours „Catalogue de l’œuvre complet de Fantin-Latour“.
1926 Tod von Victoria Fantin-Latour in Buré.

Henri Fantin-Latour: Bilder

  • Henri Fantin-Latour, Selbstporträt, 1853, Öl auf Papier auf Leinwand, 41 x 30,5 cm (Lille, Palais des Beaux-Arts © Rmn-Grand Palais / Photo Philipp Bernard)
  • Henri Fantin-Latour, Die zwei Schwestern, 1859, Öl auf Leinwand, 98.4 x 130.5 cm (Saint Louis Art Museum, Museum Purchase, Inv. 8:1937)
  • Henri Fantin-Latour, Selbstporträt mit leicht gesenktem Kopf, 1861, Öl auf Leinwand, 25,1 x 21,4 cm (Washington, National Gallery of Art Courtesy National Gallery of Art, Washington)
  • Henri Fantin-Latour, Narcisses et tulipes [Narzissen und Tulpen], 1862, Öl auf Leinwand, 64 x 57 cm (Paris, Musée d’Orsay (Inv. RF 1666 (FL 195))
  • Henri Fantin-Latour, La Féerie [Die Feenwelt], 1863, Öl auf Leinwand, 98,8 x 131,5 cm (Montréal, Musée des Beaux-Arts, John W. Tempest Fund, Inv. 1936.658 (FL 214))
  • Henri Fantin-Latour, Hommage à Delacroix [Hommage an Delacroix], 1864, Öl auf Leinwand, 160 x 250 cm (Paris, Musée d’Orsay, Inv. RF 1664 (FL 227))
  • Henri Fantin-Latour, Fleurs et fruits [Blumen und Früchte], 1865, Öl auf Leinwand, 46 x 38,5 cm (Paris, Musée d’Orsay, Inv. MNR 227 (FL 276 bis))
  • Henri Fantin-Latour, Fleurs d’été et fruits [Sommerblumen und Früchte], 1866 Öl auf Leinwand, 73 x 59,7 cm Etats-Unis, The Toledo Museum of Art © The Toledo Museum of Art)
  • Henri Fantin-Latour, Stillleben mit Blumen und Früchten, 1866, Öl auf Leinwand, 73 x 60 cm (Metropolitan Museum of Art, New York, Purchase, Mr. and Mrs. Richard J. Bernhard Gift, by exchange, 1980)
  • Henri Fantin-Latour, La Table garnie, Fleurs d’été et fruits [Der angerichtete Tisch, Sommerblumen und Früchte], 1866, Öl auf Leinwand, 60 x 73 cm (Lissabon, Fondation Calouste Gulbenkian, Inv. 67 (FL 285))
  • Henri Fantin-Latour, Edouard Manet, 1867, Öl auf Leinwand, 117.5 x 90 cm (The Art Institute of Chicago, Stickney Fund, 1905.207)
  • Henri Fantin-Latour, Nature morte dite « de fiançailles » [Stillleben, genannt „zur Verlobung]“, 1869, Öl auf Leinwand, 32,8 x 30,4 cm (Grenoble, Musée de Grenoble © Musée de Grenoble)
  • Henri Fantin-Latour, Un atelier aux Batignolles [Ein Atelier in Batignolles], 1870, Öl auf Leinwand, 204 x 273,5 cm (Paris, Musée d’Orsay, Inv. RF 729 (FL 409))
  • Henri Fantin-Latour, Nature morte à l’aubépine et bol japonais [Stillleben mit Weißdorn und japanischer Schale], 1872, Öl auf Leinwand, 59,6 x 55,2 cm (Dallas, Dallas Museum of Art, Inv. 2001.5.FA (FL 610) Foundation for the Arts Collection, Mrs. John  B. O’Hara Fund and Gift  of Mrs. Bruno Graf by exchange)
  • Henri Fantin-Latrou, Fleurs de printemps [Frühlingsblumen], 1871, Öl auf Leinwand, 25,1 c 30,5 cm (Grenoble, Sammlung Fondation Glénat, Inv. 1922)
  • Henri Fantin-Latour, Rosen, 1871, Öl auf Leinwand, 21,6 x 22,5 cm (Privatsammlung)
  • Henri Fantin-Latour, Coin de table [Ecktisch], 1872, Öl auf Leinwand, 161 x 223 cm (Paris, Musée d’Orsay © Rmn-Grand Palais (musée d’Orsay) / Photo Hervé Lewandowski)
  • Henri Fantin-Latour, Etude de femme nue [Studie weiblicher Akt], 1872, Öl auf Leinwand, 44,5 x 27 cm (Paris, Musée d’Orsay © Rmn-Grand Palais (Musée d’Orsay) / Photo Hervé Lewandowski)
  • Henri Fantin-Latour, Coin de table [Stillleben, Tischkante], 1873, Öl auf Leinwand, 96,4 x 125 cm (Chicago, The Art Institute, Ada Turnbull Hertle Endowment, 1951.226 (FL 671))
  • Henri Fantin-Latour, Astern in einer Vase, 1875, Öl auf Leinwand, 58.1 x 59.1 cm (Saint Louis Art Museum, Museum Purchase)
  • Henri Fantin-Latour, Portrait d’Edwin et Ruth Elizabeth Edwards [Doppelporträt von Edwin und Ruth Elizabeth Edwards], 1875, Öl auf Leinwand, 130,8 x 98,1 cm (London, Tate Gallery, Inv. 1952 (FL 738))
  • Henri Fantin-Latour, L’Anniversaire 1876 [Jubiläum 1876], Öl auf Leinwand, 220 x 170 cm (Grenoble, Musée de Grenoble © Musée de Grenoble)
  • Henri Fantin-Latour, La Lecture [Die Lektüre], 1877, Öl auf Leinwand, 97,2 x 130,3 cm (Lyon, Musée des Beaux-Arts © Musée des Beaux-Arts de Lyon / Photo Alain Basset)
  • Henri Fantin-Latour, Capucines doubles [Gebundene Kapuzinerkresse], 1880, Öl auf Leinwand, 62,8 x 42,5 cm (© Victoria and Albert Museum, London)
  • Henri Fantin-Latour, Portrait de Louise Riesener [Porträt von Louise Riesener], 1880, Öl auf Leinwand, 100 x 80 cm (Grenoble, Musée de Grenoble, Inv. DG 1973-5-1 (FL 986))
  • Henri Fantin-Latour, Rosen in einer Schale, 1881, Öl auf Leinwand, 26.2 x 31.4 cm (The Art Institute, Chicago, Gift of Mrs. Clive Runnells, 1964.203)
  • Henri Fantin-Latour, Stillleben mit Blumen, 1881, Öl auf Leinwand, 48.2 x 59.7 cm (The Art Institute, Chicago, Gift of Mary and Leigh Block, 1988.260)
  • Henri Fantin-Latour, Charlotte Dubourg, 1882, Öl auf Leinwand, 118 x 92,5 cm (Paris, Musée d’Orsay © Musée d’Orsay, Dist. Rmn-Grand Palais / Photo Patrice Schmidt)
  • Henri Fantin-Latour, L’Etude [Die Studie: Porträt von Sara Elizabeth Budgett], 1883, Öl auf Leinwand, 114 x 87 cm (Belgien, Musée des Beaux-Arts de Tournai © collection du Musée des Beaux-Arts de Tournai, legs Van Cutsem)
  • Henri Fantin-Latour, Rêve de poète ou Nuit de printemps [Traum des Dichters oder Nacht im Frühling], 1884, Öl auf Leinwand, 60,5 x.73,5 cm (Pau, Musée des Beaux-Arts, Inv. 892.1.4 (FL 1148))
  • Henri Fantin-Latour, L’Anniversaire [Das Jubiläum (Hommage an Hector Berlioz)], 1884, Pastell, 62,5 x 51,4 cm (Chicago, Art Institute, Margaret Day Blake Collection, Harold Joachim and Helen Regenstein Endowments, 1998.360, Inv. 1998.360 (FL 1151))
  • Henri Fantin-Latour, Rosen in einer Schale auf einem Tisch, 1885, Öl auf Leinwand, 45.9 x 63 cm (Sterling and Francine Clark Art Institute, erworben 1936, Inv.-Nr. 1955.734)
  • Henri Fantin-Latour, Roses et pieds-d’alouette [Rosen und Rittersporn], 1885, Öl auf Leinwand, 59,5 x 50,5 cm (Glasgow, Hunterian Art Gallery, University of Glasgow, Inv. 43528 (FL 1212))
  • Henri Fantin-Latour, Porträt von Léon Maître, 1886, Öl auf Leinwand, 131,5 x 98,4 cm (Norfolk (Virginia), Chrysler Museum of Art © Chrysler Museum of Art, Norfolk, VA / don de Walter P. Chrysler, Jr.)
  • Henri Fantin-Latour, Pois de senteur dans un verre [Wicken in einem Glas], 1888, Öl auf Leinwand, 60,8 x 52,7 cm (Privatsammlung (FL 1331 ?)
  • Henri Fantin-Latour, Chrysanthèmes annuels [Ganzjährige Chrysanthemen], 1889, Öl auf Leinwand, 69 x 63 cm (Kansas City, The Nelson-Atkins Museum of Art, William Rockhill Nelson Trust, Inv. 33-15/2 (FL 1373))
  • Henri Fantin-Latour, Rosen, 1889, Öl auf Leinwand, 44 x 56 cm (Lyon, Musée des Beaux-Arts © musée des Beaux-Arts de Lyon / Photo Alain Basset)
  • Henri Fantin-Latour, Vorspiel zu Lohengrin, 1892, Öl auf Leinwand, 102 x 71,5 cm (© Privatsammlung)
  • Henri Fantin-Latour, La Nuit [Die Nacht], 1897, Öl auf Leinwand, 61 x 75 cm (Paris, Musée d’Orsay © Rmn-Grand Palais (musée d’Orsay) / Photo Hervé Lewandowski)
  • Henri Fantin-Latour, Au bord de la mer [An der Meeresküste], 1903, Öl auf Leinwand, 62,2 x 75,2 cm (Roubaix, La Piscine –  Musée d’Art et d’Industrie André-Diligent, Inv. 11738-146-132)

Henri Fantin-Latour: Literatur

  • Laure Dalon (Hg.), Fantin-Latour. À feur de peau (Ausst.-Kat. Musée du Luxembourg, Paris, 14.9.2016–12.2.2017; Musée de Grenoble, Grenoble, 18.3.–18.6.2017), Paris 2016.
  • Fantin-Latour (AUsst.-Kat. Galeries nationales du Grand Palais, Paris, 9.11.1982-7.2.1983; Galerie nationale du Canada, Ottawa, 17.3.-22.5.1983; California Palace oft he Legion of Honour, San Francisco, 18.6.-6.9.1983), Paris 1982.
  • Rainer Michael Mason (Hg.), Fantin-Latour. Lithographies (Ausst.-Kat. Musée d’art et d’histoire, Genf, 19.12.1980-22.2.1981), Genf 1980.

Merken

  1. Zitiert nach Ausst.-Kat., S. 19:„À nos débuts, Fantin, Whistler et moi, nous étions sur la même voie, la route de la Hollande“
  2. “I even belief that the schools and artistic movements is past. After the Romantic movement, born of classicizing exaggeration, after the Realist movement, product of the follies of Romanticism, it may be seen that there is a great foolishness in all these ideas. We are going to achieve a personal manner of feeling.“ Zit. n. Colin B. Bailey, in: The Annenberg Collection: Masterpieces of Impressionism and Post-impressionism (Ausst.-Kat. Metropolitan Museum of Art) New York, 2009, S. 48.
  3. Laurent Salomé, La vie avec les feurs, in: Ausst.-Kat., S. 41.
  4. Siehe: La Collection La Caze : chefs-d'oeuvre des peintures des XVIIe et XVIIIe siècles (Ausst.-Kat. Musée du Louvre, Paris; Musée des Beaux-Arts de Pau, 20.9.-10.12.2007; Wallace Collection, Hertford House, London 14.2.-18.5.2008), Paris 2007. Herausgegeben anlässlich der Ausstellung „1869 - Watteau et Chardin ... entrent au Louvre, la Collection La Caze“
  5. Zitiert nach Ausst.-Kat., S. 81:„Les objets matériels n’acquérant de l’intérêt que par la justesse du ton et de l’énergie du rendu, s’étudier à les reproduire, c’est entrer dans la véritable école de l’œil et de la main.“
  6. Zitiert nach Laure Dalon, « Tout vient à point  à qui sait attendre. » La diffusion de l’œuvre de Fantin-Latour  en France, in: Ausst.-Kat., S. 25: „Je vais avoir été si privé de tout [sic] espèce de succès que quand il viendra, j’y serais insensible.“ Glasgow University Library, MS Whistler F9.
  7. Zitiert nach ebenda, S. 26: „la plus belle peinture [du Salon, c’est] l’admirable apparition d’une Liseuse de Fantin-Latour“.
  8. „Tous les succès, même la médaille. Me voilà hors concours et les jurys ne se mêleront plus de mes afaires ; cela est vraiment singulier, ce succès!“
  9. Zitiert nach Ebenda, S. 27: „Fantin-Latour ne sera jamais un peintre populaire dans le sens propre du mot, mais il peut, il doit devenir un de ceux que le sufrage unanime des connaisseurs impose au respect, sinon à l’admiration de la multitude.“
Alexandra Matzner
Gründerin von ARTinWORDS * 1974 in Linz, Studium der Kunstgeschichte, Geschichte und Romanistik in Wien und Rom. Seit 1999 Kunstvermittlerin in Wien, seit 2004 Autorin für verschiedene Kunstzeitschriften. Jüngste Publiktionen entstanden für das Kunsthaus Zürich, Schirn Kunsthalle Frankfurt, Albertina und Belvedere in Wien.