Artemons Contemporary Wien, Foto: Artemons Contemporary Wien
Die Wiener Galerienszene ist in Bewegung. Die einen schließen ihre Türen, andere ziehen sich nur vorübergehend zurück aus dem Tagesgeschäft, einige neue junge Gesichter mischen das Geschehen auf und nun eröffnet ein bekanntes Gesicht in Wien eine neue Galerie. Am Opernring 21 hat Herwig Dunzendorfer eine gute Location für Artemons Contemporary gefunden, im selben Gebäude wie die Galerie Ulysses. Die Lage könnte jedenfalls besser nicht sein, auch die Eschenbachgasse ist direkt um die Ecke.
Österreich / Wien: Artemons Contemporary, Wien
21.4. – 30.5.2018
Artemons Contemporary mag vielen in Wien bereits ein Begriff sein von Messen wie der Vienna Fair, der Parallel Vienna, der Art Austria oder der Art & Antique Hofburg Vienna. Die Galerie hat ihren Mutterhafen eigentlich in dem beschaulichen Ort Hellmonsödt bei Linz. Dort steht seit 2007 das Kunstmuseum Artemons mit 600 m² Ausstellungsfläche, seit 2010 ergänzt um den Zweig Artemons Contemporary. Den Schritt zur Eröffnung einer Galerie in Wien kündigte sich für Dunzendorfer seit geraumer Zeit an, hat er seit acht Jahren einen Wohnsitz in der Hauptstadt und viele Kunden vor Ort. Für Dunzendorfer ist klar: Lange genug ist der Wiener Prophet nun zum oberösterreichischen (Kunst-)Berg gekommen, mit der Galerieeröffnung kommt der Berg schließlich zum Propheten.
Die erste Ausstellung zeigt Arbeiten des Wiener Künstlers Thomas Reinhold (* 1953 → Thomas Reinhold. Zur Geometrie des Amorphen). Unter dem Titel „Zur Geometrie des Amorphen“ werden Arbeiten aus Werkreihen von 2006 bis heute vorgestellt. Die Titel der Arbeiten kündigen an, worum es thematisch bei Reinhold geht, um die Wahrnehmung per se. „Transport und Kommunikation“, „Netze“, „Stäbchen und Zapfen“, „Ariadne“, „Passage“ oder „Matrix“ gehen auf unterschiedliche Teilbereiche des Sehereignisses und dessen kognitiver Verarbeitungsprozesse ein. Was sich dabei ergibt, kann man nicht anders beschreiben als mit dem Begriff der Synästhesie: Farbe wird bei Reinhold zu Raum, Farbe wird aber auch zu Zeit.
Mit Reinhold ist Artemons ein farbenfroher Auftakt mit Tiefgang geglückt. Dunzendorfer erkennt in Reinhold einen „Rohdiamanten“, den die Wiener Galerienszene bisher noch nicht in seinem Facettenreichtum gewürdigt hat. Besonders schätzt er an dem Künstler seinen Umgang mit Farben, den er wiederum geradezu archäologisch betrachtet.
Für die Zukunft plant Dunzendorfer in seiner Galerie im fünf bis sechs Wochentakt einerseits etablierte österreichische Positionen ab 1945, u. a. Oswald Oberhuber und Franz Grabmayr, ebenso wie junge österreichische sowie internationale Entdeckungen zu zeigen. Was die internationale Kunst betrifft, so hatte er 2015 auf der Parallel Vienna und 2016 in Hellmonsödt den syrischen Künstler Adel Dauood (* 1980) gezeigt. Auch die zeitgenössische Kunst in Indien, wohin Dunzendorfer jedes Jahr zumindest einmal reist, hat es ihm angetan: Jaganaath Panda (* 1970) und Aditia Pande (* 1976) hat er bereits in seinem Galerieprogramm, weitere Positionen könnten folgen. Zunächst geht es allerdings klassisch weiter – ab 2. Juni 2018 mit dem Burgenländer Peter Pongratz (* 1940). Man darf gespannt bleiben!