Axel Hütte

Wer ist Axel Hütte?

Axel Hütte (*1951 in Essen) ist ein deutscher Fotokünstler der Gegenwart (→ Zeitgenössische Kunst). Seine Fotografien inszenieren ein subtiles Spiel mit der Differenz von Natur und Landschaft. Hütte wird mit seinen malerischen Fotografien als Vertreter der Düsseldorfer Fotoschule zugerechnet.

Axel Hütte lebt und arbeitet in Düsseldorf und Berlin.

„Ich reflektiere über die Romantik, aber ich arbeite kaltblütig.“1 (Axel Hütte)

Ausbildung

Axel Hütte wurde 1951 in Essen geboren.

Axel Hütte studierte von 1973 bis 1981 in der Fotoklasse an der Kunstakademie in Düsseldorf bei Bernd Becher. Davor hatte er in die Filmklasse besucht. Aus praktischen Erwägungen wandte er sich der Fotografie zu.

1982 erhielt Hütte ein DAAD-Stipendium für London, Dezember 1985 bis Januar 1986 das Stipendium für das Deutsche Studienzentrum im Palazzo Barbarigo della Terrazza in Venedig und 1986 bis 1988 das Karl-Schmidt-Rottluff-Stipendium.

Werke

Axel Hütte schuf in den 1980er Jahren frühe Schwarz-Weiß-Fotografien in London. Mit ihrer sachlichen Perspektive, Hütte fotografierte menschenleere Gebäude und Straßen, bewegte er sich mit im Umfeld seiner Lehrer Bernd und Hilla Becher. In vielen Fällen jedoch irritiert eine eigentümliche Kadrierung die objektive Erfassung der Situation bzw. der räumlichen Orientierung.

„Die Magie der Erscheinung, das halluzinatorische Element, das rätselhaft bleibt, aber eingebunden ist in einer ansonsten sachlichen Darstellung, erzeugt die Ästhetik des gerade noch Erkennbaren. In diesem Moment beginnt die Erinnerung – der Versuch einer Rekonstruktion von Wirklichkeit –, die sich unserer Ratio entzieht.“2 (Axel Hütte)

Neben dokumentarischen Arbeiten wandte sich Axel Hütte seit Ende der 1990er auch undokumentarischen Sujets zu, wie z. B. in seinem Fotoband „fecit“ (Aufnahmen u. a. aus australischen Wäldern), in Architekturaufnahmen von Brücken, Treppenhäusern, Fluren oder U-Bahnhöfen, die er wie Fragmente behandelt. Die Landschaftsfotografie gehört seither zu den Konstanten in Hüttes Werk. Dafür reist er auf alle Kontinente, denn die nähere Umgebung reizt den Fotografen nicht. Motivisch überwiegen Berge, Wälder, ein paar Hügellandschaften, einige große Wasserflächen, kaum weite Ebenen.

Beim Fotografieren mit Großbildkamera geht Axel Hütte intuitiv und konstruierend vor. Zu den wichtigsten Gestaltungsmerkmalen seines Stils gehört Frontalität. Die Belichtungszeit kann bis zu vierzig Minuten andauern. Den atmosphärischen Bildwelten liegen präzise Bildkonstruktionen zugrunde. Hüttes Fotografien sind streng geordnete und flächenbezogene, vom Licht bestimmte Kompositionen auf der Basis von Vertikalen und Horizontalen. Grundlegend dabei bleibt das Phänomen von Flächigkeit und Raumtiefe, verbunden mit der Frage, wie Tiefe auf einer Fläche entsteht. Hinzu kommen gestalterische Mittel wie Nähe und Distanz, Schärfe und Unschärfe, die Spannungsverhältnisse hervorrufen. Im Falle der „Nebelbilder“ erzeugen diese Elemente Bildversperrungen, um damit den Raum für Imaginationen für die Betrachter:innen zu öffnen. Axel Hütte intensivierte während seines weiteren Schaffensprozesses seine fotografischen Kompositionen, indem er die Oberflächeneffekte der Unschärfe so verstärkt, dass eine Fixierung und die damit ein hergehende räumliche Orientierung gänzlich verloren geht.

Hüttes Werkreihe „Portrait III“ (2001–2009) zeigt Frauenfiguren am unteren Rand der Fotografien. Dabei handelt es sich um Spiegelungen auf einer von Reflexen gebrochenen Wasseroberfläche. Hier treten keine Personen in die Landschaft, sondern geträumte Figuren in fiktiver Natur.

 

Videos

Bevor Axel Hütte Fotografie studierte, hatte er zuerst die Filmklasse besucht. Es waren praktische Erwägungen, sich der Fotografie zuzuwenden, doch sein Interesse für Film blieb über die Jahre, und die Wechselbeziehung zwischen beiden Medien scheint bis heute innerhalb seines Schaffens immer wieder auf. In den Jahren 2014 („Attonitus“), 2016 („Detroit“) und 2018 („Tidal Locking“ und „A Whiter Shade of Pale“) knüpfte Axel Hütte an sein damaliges Interesse an und realisierte vier Videofilme. Zu den grundlegenden Gestaltungselementen der Videoarbeiten gehören „neben dem Wechselspiel von Unschärfe und Schärfe und dem Verlangsamen und Beschleunigen von Bewegungsabfolgen das fein aufeinander abgestimmte Zusammenfinden von Musik und Bild, die wie eine Collage zu einem Ganzen geraten“3. Die Videoarbeiten konzipiert Axel Hütte gemeinsam mit Detlef Weinrich (Musik), Phillip Schulze (Musik) und Juan Fabuel (Bearbeitung).

„Meine Videoarbeiten sind durch meine frühen Erfahrungen im Düsseldorfer Szenelokal Creamcheese beeinflusst, ein von Künstlern konzipierter Nachtclub, gegründet 1967, in der Psychedelic Rock immer in extremer Lautstärke gespielt wurde. Das Stroboskoplicht und verschiedene Diaprojektionen auf Wand und Decke entführten die ‚Nachteulen‘ in eine synästhetische Erlebniswelt. Eine ähnliche Wirkung erziele ich durch digitale Filmüberblendungen und sich überlagernde Klangcluster, die eine Atmosphäre erzeugen, in der Phantasma und Realität sich vermischen.“4 (Axel Hütte)

 

Axel Hüttes Atelier

Axel Hüttes Atelier befindet sich in der ehemaligen Kraftzentrale an der Hansaallee in Düsseldorf-Oberkassel, wo auch seit Anfang der 1980er Jahre die Fotografen Andreas Gursky, Thomas Ruff und Laurenz Berges ihr Ateliers haben. Die Immobilie wurde 2001 von den Schweizer Architekten Herzog & de Meuron umgebaut.

Auszeichnungen

  • 1993: Hermann-Claasen-Preis für Kreative Fotografie

Literatur zu Axel Hütte

  • Axel Hütte. Stille Weiten, hg. v. Julia Wallner und Jutta Mattern (Ausst.-Kat. Arp Museum Bahnhof Rolandseck, 9.2.–15.6.2025) Köln 2025.
  • Axel Hütte und Cees Nooteboom, Kontinente. Landschaftsphotographien, München 2000.
  • Axel Hütte. Imperial, Majestic, Magical, hg. von Florian Steininger (Ausst.-Kat. Kunsthalle Krems, 11.3.–10.6.2018), Köln 2018.
  • Heinz-Norbert Jocks, „Ein guter Mann aus Hollywood zaubert einfach besser als Cindy Sherman“. Ein Gespräch mit Axel Hütte, in: Kunstforum International, Bd. 142, 1998, S. 285.
  1. Axel Hütte, Der irritierende Maler unter den Fotografen, in: Frankfurter Rundschau online, 21. September 2017.
  2. Zitiert nach: Florian Steininger, Axel Hütte. Imperial Majestic Magical, Romantik, Magie und Phantasma, in: Axel Hütte. Imperial Majestic Magical (Ausst.-Kat. Kunsthalle Krems, 11.3.–10.6.2018), Köln 2018, S. 17.
  3. Jutta Mattern, Schnittstellen. Phantasma und Wirklichkeit, in: Axel Hütte. Stille Weiten, S. 94–113, hier S. 100.
  4. Zitiert nach: Axel Hütte. Stille Weiten, hg. v. Julia Wallner und Jutta Mattern (Ausst.-Kat. Arp Museum Bahnhof Rolandseck, 9.2.–15.6.2025) Köln 2025, S. 117.