Byzantinische Kunst

Definition

Byzantinische Kunst hat eine 1000-jährige Geschichte von der Spätantike um 550 bis zur Eroberung Konstantinopels (heute: Istanbul) durch islamische Herrscher 1453. Abhängig von Epoche und Region bildete die byzantinische Kunst unterschiedliche Stile innerhalb eines uniformen Charakters aus. Byzantinische Kunst ist zuvorderst eine christliche Kunst, gewidmet dem Ritus und der Illustration von Glaubensinhalten. Stilistisch ist die byzantinische Kunst von einem gewissen Grad an Abstraktion gekennzeichnet, wobei der Rhythmus und der spirituelle Gehalt wichtiger als der Naturalismus gehalten wurden und werden. Nichtsdestotrotz ist die byzantinische Kunst eine figurative, welche die Tradition der klassischen Kunst weiterführte. Entgegen ihrer äußeren Form, die manchmal für „primitiv“ gehalten wird, handelt es sich um eine hochentwickelte und komplexe Ausdrucksform.

Den Höhepunkt der byzantinischen Kunst bildet die Hauptstadt des byzantinischen Reichs, Konstantinopel. Die um 330 n. Chr. in diesem Rang erhobene Stadt war sowohl das politische Zentrum wie auch das kulturelle. Daneben finden sich noch im Rom, Mailand, Ravenna und anderen Stätten in Syrien, Armenien, Georgien, Palästina und Ägypten, aber auch am Balkan byzantinische Kunstwerke.

Formen der byzantinischen Kunst

  • Architektur (Hagia Sophia)
  • Mosaikkunst und Wandmalerei
  • Buchillustration und Buchmalerei
  • Malerei, meist Ikonen genannt
  • Elfenbeinreliefs, meist in Form von mehrteiligen Diptycha
  • Silberteller und Goldschmiedearbeiten
  • Textilien

Anfänge

Ab wann von byzantinischer Kunst gesprochen werden kann, lässt sich nicht genau sagen. Mit dem Edikt von Mailand 313 erhob Kaiser Konstantin I. das Christentum zur Staatsreligion (→ Frühchristliche Kunst). Im Jahr 330 machte Konstantin das nach ihm benannte Konstantinopel im hellenistischen Griechenland zur neuen Hauptstadt, doch war es erst die Eroberung Roms durch die Goten im Jahr 410 und 476 endete die Herrschaft des letzten unabhängigen römischen Kaisers. Damit konnte Kaiser Justinian (527–567) seine Herrschaft auf eine sichere Basis setzen und in Architektur und Kunst einen Ausdruck für seine Ansprüche finden. Im 6. Jahrhundert entwickelte sich sowohl ein neuer Stil wie auch eine neue Ikonografie.

Der Übergang von der spätantiken bzw. frühchristlichen zur byzantinischen Kunst ist am besten in Ravenna nachzuvollziehen: die frühen Szenen in Sant‘Apollinare Nuovo, gefolgt von den Mosaiken von San Vitale und Sant’Apollinare in Classe. In Rom findet sich der oströmisch-byzantinische Einfluss zum ersten Mal im Apsisbild von Santi Cosma e Damiano.

Eine bedeutende Zäsur in der frühen Phase der byzantinischen Kunst bildete die Bilderfeindlichkeit unter Patriarch Niketas (768). Ihr folgte die Zerstörung des figürlichen Schmucks (Ikonoklasmus), auf welche einfache Ornamentwerke, vegetabile Formen und in den Kirchenapsiden das Kreuz folgten. Viele Klöster folgten dieser Neuerung nicht. Neue Mosaike in diesem Stil sind beispielsweise im Chrysotirklinos des Palastes (856–867), in der Marien-Kirche (884) und der Apsis der Hagia Sophia in Konstantinopel (867) zu finden.