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Ferdinand Georg Waldmüller: Biografie Leben, Publikationen und Ausstellungen des beliebten Biedermeiermalers

Veröffentlicht von Alexandra Matzner von 24. Dezember 2017
Waldmüller, Selbstporträt in jungen Jahren, Detail, 1828 (Belvedere)

Waldmüller, Selbstporträt in jungen Jahren, Detail, 1828 (Belvedere)

Ferdinand Georg Waldmüller (1793–1865) gehört zu den bemerkenswertesten und populärsten Malern Österreichs aus der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Der Wiener studierte an der Akademie der bildenden Künste in Wien Malerei und wurde ab 1819 als Porträtist bekannt. Ab 1830 wandte er sich auch der Landschaftsmalerei zu, wobei das sich zunehmender Beliebtheit erfreuende Salzkammergut aber auch der Wiener Prater die Motive für Waldmüllers realistische Naturschilderungen bot. Auf Reisen nach Italien (ab 1825, 1844) und Paris (1830) beschäftigte er sich mit sowohl dem südlichen Licht und antiken Ruinen (z.B. 1844 auf Sizilien) wie der Avantgarde der Malerei. Das etwa 1.200 Gemälde umfassende Werk von Ferdinand Georg Waldmüller ist aber auch für seine Genrebilder berühmt: Hierin zelebrierte er das Familienbild und die volkstümliche Religiosität des Biedermeier. In Waldmüllers Bildern allerdings nur Idyllen zu sehen, wäre zu kurz gegriffen. Detaillierte Analysen zeigen, wie sehr Waldmüller auch Gesellschaftskritik in seine „bäuerlichen Historien“ einzubauen verstand.

 

Ferdinand Georg Waldmüller, Am Fronleichnamsmorgen, 1857, Öl auf Holz, 65 × 82 cm (Belvedere, Wien, Inv.-Nr. Lg 63)
Ferdinand Georg Waldmüller, Am Fronleichnamsmorgen, 1857, Öl auf Holz, 65 × 82 cm (Belvedere, Wien, Inv.-Nr. Lg 63)

 

Mitte der 1830er Jahre war Ferdinand Georg Waldmüller in allen drei Gattungen – Porträt, Genre- und Landschaftsmalerei – höchst erfolgreich. Die höchst „fotorealistischen“ Stillleben gestaltete er angeblich nur, um Geld zu verdienen. Vehement trat er für das Freilichtstudium ein. Als er 1845 der Akademie Reformvorschläge vorschlug, die er 1846 drucken ließ, kam es zum Eklat. Der Kurator der Akademie Fürst Metternich nahm Waldmüller in Schutz. Elf Jahre später forderte Waldmüller sogar die Abschaffung der Akademie, weshalb er vom Dienst suspendiert und bei halben Bezügen pensioniert wurde.

 

Waldmüller, Selbstporträt in jungen Jahren, 1828 (Belvedere)
Waldmüller, Selbstporträt in jungen Jahren, 1828 (Belvedere)
Ferdinand Georg Waldmüller, Der Dachstein vom Sophien-Doppelblick bei Ischl, 1835, Öl auf Holz, 31 × 26 cm (Belvedere, Wien, Inv.-Nr. 5712)
Ferdinand Georg Waldmüller, Der Dachstein vom Sophien-Doppelblick bei Ischl, 1835, Öl auf Holz, 31 × 26 cm (Belvedere, Wien, Inv.-Nr. 5712)

 

Wenn auch kurz vor seinem Lebensende Ferdinand Georg Waldmüller hoch dekoriert wurde – er erhielt den preußischen Roten Adler-Orden III. Klasse (1861) sowie das Ritterkreuz des Franz-Joseph-Ordens (1863) – und auch seine Pension 1864 auf die Höhe des letzten Gehalts angehoben wurde, so fand er mit seiner Kunst doch nicht jene Anerkennung, die ihm heute entgegengebracht wird. Vor allem Gustav Klimt, Carl Moll und die Wiener Secessionsten entdeckten den unbeugsamen Maler des Wiener Biedermeier wieder. Ab den 1890er Jahren stieg Waldmüller zu den „Fixsternen“ der österreichischen Kunstgeschichte der Metternich’schen Ära auf. Doch sollte nicht vergessen werden, dass Waldmüllers spätes Werk, also die Gemälde der 1850er Jahre, jene außerordentliche Schilderung des Sonnenlichts zeigt, für die er als Avantgardist mit Streitschriften im Kunstdiskurs der Zeit in den argumentativen Kampf zog.

 

Ehefrauen und Kinder

  • Katharina (geb. Weidner, 1792–1850): erste Ehe 1814–1822 (Scheidung), zweite Ehe (1833–1834). Katharina Waldmüller war Opernsängerin und zwischen 1817 und 1846 am Kärnterntortheater engagiert, wo sie u.a. den Sesto in Mozarts Oper „Titus“ sang. 1833 Aussöhnung mit Katharina Waldmüller, kurz darauf endgültige Trennung. Katharina Waldmüller ist auf dem Biedermeier-Friedhof St. Marx bestattet.
    • Aloisia (* 1815)
    • Ferdinand (* 1817)
    • Katharina Amalia (*1819)
  • Anna (geb. Bayer, * 1826): 1851

 

Schüler

  • Hans Canon
  • Anton Romako: Werk und Leben
  • Adam Brenner

 

Schriften

  • „Das Bedürfnis eines zweckmäßigen Unterrichts in der Malerei und plastischen Kunst. Angedeutet nach eigenen Erfahrungen“, Wien 1846.
  • „Vorschläge zur Reform des Österreichisch-kaiserlichen Akademie der bildenden Kunst“, Wien 1849.
  • „Andeutung zur Belebung der vaterländischen bildenden Kunst“, Wien 1857.
  • „Imitation, Reminiscenz, Plagiat“, Wien 1857.

 

Waldmüller, Rosen, 1843, Öl/Holz, 48 x 39 cm (Princley Collections Liechtenstein Wien-Vaduz, Inv.-Nr. GE2145)
Waldmüller, Rosen, 1843, Öl/Holz, 48 x 39 cm (Princley Collections Liechtenstein Wien-Vaduz, Inv.-Nr. GE2145)
Ferdinand Georg Waldmüller, Elisabeth Waldmüller, die Mutter des Künstlers, 1830, Öl auf Leinwand, 94,7 × 75,4 cm (Belvedere, Wien, Inv.-Nr. 173)
Ferdinand Georg Waldmüller, Elisabeth Waldmüller, die Mutter des Künstlers, 1830, Öl auf Leinwand, 94,7 × 75,4 cm (Belvedere, Wien, Inv.-Nr. 173)

 

Weitere Beiträge zu Georg Ferdinand Waldmüller und seine Zeit

  • Wien | Belvedere: Waldmüller. Nach der Natur gemalt (2026)
  • Ferdinand Georg Waldmüller, Christtagmorgen
  • Ist das Biedermeier?
  • Frauenbilder vom Biedermeier zur frühen Moderne

 

Biografie von Ferdinand Georg Waldmüller (1793–1865)

  • 15.1.179315. Jänner 1793

    Am 15. Jänner 1793 wurde Ferdinand Georg Waldmüller in der Alservorstadt in Wien geboren. Er wuchs in bescheidenen Verhältnissen auf und besuchte die Schule der Piaristen.
  • 18061806: Tod des Vaters

    Tod des Vaters. Wunsch Maler zu werden.
  • 18071807: Besuch der Wiener Akademie der bildenden Künste

    Waldmüller trat in die Wiener Akademie der bildenden Künste ein, wo er den Unterricht bei Hubert Maurer und Johann Baptist Lampi bis 1813 unregelmäßig besuchte. Er verdiente seinen Lebensunterhalt u. a. durch das Kolorieren von Kupferstichen.
  • 1811–18131811–1813: früheste Werke

    Waldmüller malte Miniaturporträts in Aquarell. Er lebte u. a. in Agram (heute: Zagreb) im Haus des Grafen Gyulay. Erste Versuche in der Ölmalerei. Waldmüller lernte die Sängerin Katharina Weidner aus Wien kennen.
  • 18141814: Hochzeit und Kulissenmalerei

    Heirat mit Katharina Weidner. Das Paar lebte in Baden bei Wien, Brünn (heute: Brno) und Prag. Ferdinand Georg Waldmüller verdiente Geld als Kulissenmaler.
  • 18151815: Geburt der Tochter Aloisia

    Geburt der Tochter Aloisia
  • 18171817: Geburt des Sohnes Ferdinand

    Geburt des Sohnes Ferdinand. Katharina Waldmüller wurde an die Wiener Hofoper engagiert.
  • 18181818: Unterricht bei Schödlberger

    Waldmüller nahm Unterricht in der Öl- und Landschaftsmalerei. Bei Johann Nepomuk Schödlberger (1779–1853) Er kopierte Gemälde in der kaiserlichen Gemäldegalerie.
  • 18191819: Geburt der Tochter Katharina Amalia

    Geburt der Tochter Katharina Amalia. Waldmüller begann sich einen Namen als Porträtmaler zu machen.
  • 18221822: Scheidung & Akademie-Ausstellung

    Scheidung des Paares. Waldmüller beteiligte sich mit sechs Porträts an der Wiener Akademie-Ausstellung in St. Anna.
  • 18231823: Porträt von Ludwig van Beethoven

    Im Auftrag des Verlags Breitkopf & Härtel schuf Waldmüller ein Porträt von Ludwig van Beethoven (zerstört im Zweiten Weltkrieg).
  • 18251825: erste Italienreise

    Erste von zahlreichen Italienreisen.
  • 18271827: Porträt von Kaiser Franz I.

    Auftrag Kaiser Franz I. zu porträtieren, wodurch Ferdinand Georg Waldmüller zunehmend in Kontakt mit Adelskreisen kam.
  • 18291829: erster Kustos der Gemäldegalerie

    Ernennung zum ersten Kustos der Gemäldegalerie der Wiener Akademie der bildenden Künste.
  • 18301830: Paris & Beginn der Landschaftsmalerei

    Erste Reise nach Paris. Landschaften begannen einen breiteren Raum in Waldmüllers Schaffen einzunehmen. Seine Landschaftsmotive fand Waldmüller im Salzkammergut und im Wiener Prater.
  • 18331833: Aussöhnung mit Katharina Waldmüller & neuerliche Trennung

    Aussöhnung mit Katharina Waldmüller, kurz darauf endgültige Trennung.
  • 18341834: zweite Scheidung

    Waldmüller ließ sich von Katharina ein zweites Mal scheiden.
  • 18351835: Erfolg

    Ernennung zum akademischen Rat. Waldmüller zählte zu den angesehensten Malern Wiens. Er war als Porträt-, Landschafts- und Genremaler erfolgreich.
  • 18361836: Katalog der Gemäldegalerie gemeinsam mit Führich

    Gemeinsam mit Joseph von Führich erstellte Waldmüller einen Katalog der Gemäldegalerie der Akademie der bildenden Künste.
  • 18441844: Sizilien

    Erste Reise nach Sizilien.
  • 1845/461845/46: Reformvorschläge für die Akademie

    Waldmüller unterbreitete der Akademie Reformvorschläge, die er 1846 drucken ließ. Es kam zum Eklat. Der Kurator der Akademie Fürst Metternich nahm Waldmüller in Schutz.
  • 18491849: Tod der Mutter

    Tod der Mutter Elisabeth Waldmüller.
  • 18501850: Waldmüller verlor das Akademieatelier

    Tod von Katharina Waldmüller. Der Maler verlor aufgrund seiner Kritik das Akademieatelier.
  • 18511851: Hochzeit mit Anna Bayer

    Waldmüller heiratete die 25-jährige Anna Bayer.
  • 18541854: finanzielle Probleme

    Waldmüller stellte im Modesalon seiner Ehefrau aus und befand sich in großen finanziellen Schwierigkeiten.
  • 18551855: Weltausstellung in Paris

    Beteiligung an der Weltausstellung in Paris.
  • 18561856: Ausstellung im Buckingham Palace

    Ausstellung im Buckingham Palace in London, wo Waldmüllers Bilder weit unter Preis verkauft wurden.
  • 18571857: Suspendierung von der Akademie

    Waldmüller forderte die Abschaffung der Akademie. Er wurde vom Dienst suspendiert und bei halben Bezügen pensioniert.
  • 18611861: Erfolg in Deutschland

    Beteiligung an der „Zweiten Allgemeinen Deutschen und Historischen Kunst-Ausstellung“ in Köln. Waldmüller erhielt den preußischen Roten Adler-Orden III. Klasse.
  • 18621862: „Internationalen Kunstausstellung“ in London

    Beteiligung an der „Internationalen Kunstausstellung“ in London.
  • 18631863: Ritterkreuz des Franz-Joseph-Ordens

    Waldmüller wurde das Ritterkreuz des Franz-Joseph-Ordens verliehen.
  • 18641864: Anhebung der Pension

    Anhebung der Pension auf die Höhe des letzten Gehalts.
  • 23.8.185623. August 1856: Tod

    Am 23. August 1865 starb Waldmüller im Alter von 72 Jahren in der Hinterbrühl bei Mödling. Er wurde am Matzleinsdorfer Friedhof von Wieden bestattet.
  • 1913: Waldmüller-Denkmals von Josef Engelhart

    Errichtung des Waldmüller-Denkmals von Josef Engelhart im Wiener Rathauspark.
  • 1922/231922/23: Umbettung auf den Zentralfriedhof

    1922 bettete man Ferdinand Georg Waldmüller auf den Zentralfriedhof um. 1923 wurde der Friedhof zum Waldmüllerpark umgestaltet und die schönsten Grabsteine in einem Eck des Areal zusammengestellt.
Alexandra Matzner
Gründerin von ARTinWORDS * 1974 in Linz, Studium der Kunstgeschichte, Geschichte und Romanistik in Wien und Rom. Seit 1999 Kunstvermittlerin in Wien, seit 2004 Autorin für verschiedene Kunstzeitschriften. Jüngste Publiktionen entstanden für das Kunsthaus Zürich, Schirn Kunsthalle Frankfurt, Albertina und Belvedere in Wien.
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