0

Frankfurt | Städel Museum: RENOIR. Rococo Revival Begeisterung des Impressionisten für das 18. Jahrhundert | 2022

Pierre-Auguste Renoir, Nach dem Frühstück, Detail, 1879, Öl auf Leinwand, 100.5 × 81.3 cm (Frankfurt am Main, Städel Museum D219 © Städel Museum - U. Edelmann - ARTOTHEK)

Pierre-Auguste Renoir, Nach dem Frühstück, Detail, 1879, Öl auf Leinwand, 100.5 × 81.3 cm (Frankfurt am Main, Städel Museum D219 © Städel Museum - U. Edelmann - ARTOTHEK)

Pierre-Auguste Renoir (1841–1919) ist einer der herausragenden Maler des französischen Impressionismus – doch damit nicht genug. Das Städel Museum befasst sich in einer groß angelegten Sonderausstellung erstmals intensiv mit den überraschenden Bezügen seiner Kunst zur Malerei des Rokoko.1 Galt diese nach der Französischen Revolution als frivol und unmoralisch, so erlebte sie im 19. Jahrhundert eine Renaissance und war zu Lebzeiten Renoirs überaus präsent.

„Ich bin einer des achtzehnten Jahrhunderts. Ich denke in aller Bescheidenheit, dass meine Kunst nicht nur von einem Maler [wie] Watteau, von einem Fragonard, einem Hubert Robert abstammt, sondern dass ich einer der ihren bin.“2

Als Porzellanmaler ausgebildet, war er selbst bestens mit der Motivwelt von Künstlern wie Antoine Watteau, Jean Siméon ChardinFrançois Boucher und Jean-Honoré Fragonard vertraut. Renoir teilt mit dem Rokoko die Vorliebe für bestimmte Themen: Darunter finden sich Spaziergänger in Parkanlagen und am Flussufer, die Rast im Freien oder das Gartenfest. Darüber hinaus widmete er sich auch häufig der Darstellung häuslicher Szenen und befasste sich wiederholt mit dem familiären Beieinander sowie mit intimen Momenten wie dem Baden, Lesen oder Musizieren. Neben seiner Orientierung an der Motivwelt des Rokoko schätzte Renoir besonders die lockere und skizzenhafte Malweise sowie die strahlende Farbigkeit dieser Werke, die sowohl für ihn als auch für zahlreiche weitere Künstlerinnen und Künstler im Umfeld des Impressionismus vorbildhaft waren.

Renoir im Städel 2022

Ausgehend von bedeutenden Kunstwerken aus der Städel Sammlung, wie etwa Renoirs „Nach dem Mittagessen“, 1879, oder Antoine Watteaus „Die Einschiffung nach Kythera“, ca. 1709–1710, präsentiert die Ausstellung insgesamt rund 120 herausragende Gemälde, Arbeiten auf Papier und kunsthandwerkliche Objekte aus internationalen Museen, darunter die National Gallery in Washington, D.C., das Musée d’Orsay in Paris, die National Gallery in London, das Metropolitan Museum of Art in New York und das J. Paul Getty Museum in Los Angeles, sowie aus privaten Sammlungen.

„Renoir. Rococo Revival“ stellt dabei die komplexe Rezeptionsgeschichte des Rokoko im 19. Jahrhundert in Frankreich umfassend vor. Durch treffende Gegenüberstellungen der Kunst Renoirs mit Werken des 18. Jahrhunderts sowie seiner Zeitgenossen – Edgar Degas, Edouard ManetClaude Monet und Berthe Morisot – entsteht ein Überblick über die vielschichtige künstlerische Auseinandersetzung mit dem Rokoko im Impressionismus.

Quelle: Städel Museum, Frankfurt a. M.

Renoir im Städel: Bilder

  • Pierre-Auguste Renoir, Nach dem Frühstück, 1879, Öl auf Leinwand, 100.5 × 81.3 cm (Frankfurt am Main, Städel Museum D219)
  • Pierre-Auguste Renoir, Frau mit Fächer, um 1879, Öl auf Leinwand, 65,4 × 54 cm (The Clark Art Institute, Williamstown)
  • Pierre-Auguste Renoir, Bildnis von Madame Monet (Madame Claude Monet lesend), um 1874, Öl auf Leinwand, 61,7 × 50,3 cm (The Clark Art Institute, Williamstown)
  • Pierre-Auguste Renoir, Frau mit Sonnenschirm in einem Garten, 1875, Öl auf Leinwand, 54,5 × 65 cm (Museo Nacional Thyssen Bornemisza, Madrid)
  • Pierre-Auguste Renoir, Ruderer bei Chatou, 1879, Öl auf Leinwand, 81,2 × 100,2 cm, National Gallery of Art, Washington, D.C., Gift of Sam A. Lewisohn)
  • Pierre-Auguste Renoir, Der Spaziergang, 1870, Öl auf Leinwand, 81,3 × 64,8 cm (The J. Paul Getty Museum, Los Angeles)
  • Pierre-Auguste Renoir, Weiblicher Akt in einer Landschaft, 1883 Öl auf Leinwand, 65 × 54 cm (Musée de l’Orangerie, Paris, Jean Walter and Paul Guillaume Collection)
  • Pierre-Auguste Renoir, Bildnis von Madame Monet (Madame Claude Monet lesend), um 1874, Öl auf Leinwand, 61,7 × 50,3 cm (The Clark Art Institute, Williamstown)
  • Jean-Baptiste Pater, Ländliches Fest, um 1725–1735, Öl auf Leinwand, 49,5 × 59,1 cm (Städel Museum, Frankfurt am Main)
  • Jean-Antoine Watteau, Die Einschiffung nach Kythera, um 1709–1710, Öl auf Leinwand, 45,5 × 56 cm (Städel Museum, Frankfurt am Main, Gemeinsames Eigentum mit dem Städelschen Museums-Verein e.V.)
  • François Boucher, Ruhendes Mädchen (Louise O´Murphy), 1751, Öl auf Leinwand, 59,5 × 73,5 cm (Wallraf-Richartz-Museum & Fondation Corboud, Köln)

Weitere Beiträge zu Pierre-Auguste Renoir

13. Juni 2023
Pierre-Auguste Renoir, Liegender Akt (Gabrielle), 1903 (Museum der Schönen Künste – Ungarische Nationalgalerie, Budapest)

Budapest | Szépművészeti Múzeum: Renoir Der Maler und seine Modelle | 2023

Im Jahr 2019 konnte die Ungarische Nationalgalerie das Gemälde „Liegender Akt (Gabrielle)“, ein spätes Meisterwerk, erwerben. Budapest zeigt deshalb Renoirs gesamte künstlerische Entwicklung in chronologisch und thematisch geordneten Abschnitten.
6. Mai 2023
Picasso, Buste d´Homme, 1969, Detail (Horten Collection, Wien)

Wien | Horten Museum: Picasso, Chagall, Klein und ihre Zeit Rendez-vous in Paris und der Côte d’Azur | 2023

Sammlungskünstler:innen und ihre Lebensorte in Frankreich von Paris bis in den Midi. Mit Werken von Picasso, Chagall, Klein, Braque, Dubuffet, Laurencin, Léger, Poliakoff, Renoir, Signac, Soutine, de Saint Phalle uvm. | 2023
8. April 2023
Giverny, Monets Garten

Normandie | Impressionismus-Festival 2024 150 Jahre „Impression, Sonnenaufgang“ | 2024

150 Jahre, nachdem Claude Monet 1874 mit dem Gemälde „Impression, soleil levant [Impression, Sonnenaufgang]“ in Le Havre den Impressionismus begründete, feiert die Normandie ihren Status als „Wiege des Impressionismus“.

Weitere Beiträge zum Impressionismus

27. August 2023
Gustave Caillebotte, Die Parkettschleifer, Detail, 1875, Öl auf Leinwand, 102 × 147 cm (Musée d'Orsay, Paris, Gift of Caillebotte's heirs through the intermediary of Auguste Renoir, 1894).

Paris | Musée d’Orsay: Gustave Caillebotte Maler und Sammler des Impressionismus | 2024

Im Herbst 2024 widmet das Musée d'Orsay Gustave Caillebotte eine große Einzelausstellung mit bedeutenden Leihgaben der größten amerikanischen Museen.
15. August 2023
Elizabeth Sparhawk-Jones, The Shoe Shop, Detail, um 1911, Öl auf Leinwand, 99,1 x 79,4 cm (The Art Institute of Chicago)

Madrid | Thyssen-Bornemisza: Künstlerinnen – Elisabetta Sirani bis Frida Kahlo Alte Meisterinnen und rebellische Moderne | 2023/24

Mit fast 100 Werken, darunter Gemälde, Skulpturen, Arbeiten auf Papier und Textilien, bietet die Ausstellung einen Überblick zu Künstlerinnen vom späten 16. Jahrhundert bis zu den frühen Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts. Die Präsentation konzentriert sich auf Gruppen von Künstlerinnen, Mäzeninnen und Galeristinnen.
13. August 2023
Blanche Derousse, Blühende Kastanienzweige, Aquarell, 19,7 x 26,2 cm (© RMN-Grand Palais (musée d’Orsay) / Michel Urtado, erworben 1960)

Paris | Musée d’Orsay: Blanche Derousse Kopien nach Vincent van Gogh | 2023

Zwischen 1900 und 1902, also bereits zehn Jahre nach dem Tod van Goghs, kopierte Blanche Derousse Gemälden des Impressionismus, darunter Werke Vincent van Goghs aus der Sammlung von Dr. Gachet.
  1. Alexander Eiling, Kurator der Städel-Ausstellung, betont in seinem Einleitungsartikel explizit, dass die niederländische und die spanische Malerei des 17. Jahrhunderts, die englische Freilichtmalerei, der Japonismus oder die Schule von Barbizon als Inspirationsquellen für Renoir eine nicht zu vernachlässigende Rolle spielten. Den Fokus in dieser Analyse auf die französische Malerei des 18. Jahrhunderts zu legen, hebt nur einen, speziellen Aspekt der vielfältig inspirierten Malerei Renois hervor. Siehe: Alexander Eiling, Renoir & das Rococo Revival. Eine Einführung, in: Renoir. Rococo Revival, hg. v. Alexander Eiling in Zusammenarbeit mit Juliane Betz und Fabienne Ruppen (Ausst.-Kat. Städel Museum, Frankfurt am Main, 2.3.–19.6.2022), Berlin 2022, S. 16–35, hier S. 17.
  2. Zit. n. Renoir. Écrits et propos sur l’art, hg. v. Augustin de Butler, Paris 2009, S. 209.