Paris | Musée d’Orsay: Renoir und die Liebe

Pierre-Auguste Renoir, Kind mit einem Apfel (Gabrielle, Jean Renoir und ein kleines Mädchen), um 1895/96, Pastell auf Papier, 56 × 76 cm (Madame Léone Cettolin Dauberville D2486)
Pierre-Auguste Renoir, eine der wichtigsten Figuren des Impressionismus, muss neben Édouard Manet, Edgar Degas, Claude Monet und Gustave Caillebotte als einer der großen Maler des modernen Lebens des 19. Jahrhunderts betrachtet werden. Zwischen Mitte der 1860er und 1880er Jahre entwickelte er einen fließenden und leichten Malstil, der durch Licht und Farbe strahlte. Zudem widmete er sich neuen Themen, die sich auf die Beziehungen zwischen Männern und Frauen konzentrierten (→ Pierre-Auguste Renoir: Biografie).
Renoir et l'amour
[Renoir und die Liebe]
Frankreich | Paris:
Musée d‘Orsay
17.3. – 19.7.2026
Renoir und die Liebe 2026 in Paris
Renoirs glückliche, schamhafte und zärtliche Darstellungsweise, die frei von jeglichen sentimentalen, schwülstigen oder dramatischen Elementen ist, unterscheidet ihn von anderen Malern seiner Zeit. Die Liebe war die zentrale Triebfeder seines Werks. Sie bietet einen neuen Blick auf Gemälde, die so berühmt sind, dass ihre ganze Radikalität heute nur noch schwer erkennbar ist. Zum ersten Mal seit 1985, als die letzte Renoir-Retrospektive im Pariser Grand Palais stattfand, werden einige der größten Meisterwerke des Künstlers und des Impressionismus in Frankreich zusammengeführt.
Ort der Liebe
Der Künstler verortet die Beziehungen und Handlungen seiner Bilder im öffentlichen Raum: an den neuen, modernen Orten der Geselligkeit wie Theater, Restaurants, Heurigen und Boulevards oder in der Natur. Diese Orte wurden von verschiedenen Gesellschaftsschichten besucht. Diese populären „Bühnen” der modernen Liebe begünstigten eine größere Freiheit der Sitten und die Entfaltung „illegitimer” Liebe in einer Zeit, in der bürgerliche Konventionen und religiöse Moralvorstellungen Liebes- und Sexualbeziehungen noch stark regulierten. Auch wenn seine Darstellungen weiterhin von traditionellen Geschlechterstereotypen geprägt sind, lässt Renoir die Erinnerung an die „galanten Feste“ von Watteau, Boucher oder Fragonard wieder aufleben, um die Beziehungen zwischen Männern und Frauen neu zu verzaubern und dabei unterschwellig die Frage nach dem männlichen Begehren und der weiblichen Zustimmung zu stellen.
Sozialer und emotionaler Austausch
Renoir belässt es jedoch nicht bei Verführungsspielen. Seine Paare sind oft in ein großes Netz sozialer und emotionaler Interaktionen eingebettet (Freunde, Eltern, Kinder usw.). Die Liebe leitet seine Inspiration: Er versteht sie als grundlegende Kraft, die die Wesen untereinander und mit der Natur verbindet. Malerei sollte seiner Meinung nach „eine liebenswerte, fröhliche und hübsche Sache“ sein. Sein Blick und sein Pinsel verbinden Gesten, Blicke, Körper und Hintergründe zu Kompositionen, die für sich allein stehen.
In dieser entscheidenden Phase versuchte er sich mehrmals an großformatigen Gemälden mit Szenen moderner Geselligkeit. Bilder wie „Le cabaret de la mère Anthony [Die Taverne von Mutter Anthony]“ (1866, Stockholm), „Bal du moulin de la Galette [Ball im Moulin de la Galette]“, „Le déjeuner des canotiers [Frühstück der Ruderer]“ usw.) wirken wie Manifeste und Proteste gegen die zunehmende Einsamkeit der städtischen Existenz. Indem Renoir die sozialen Grundlagen und den anklagenden Blick einiger naturalistischer Künstler auf jene Klasse (Gesellschaftsschicht), aus der er selbst stammte, ablehnte, ignorierte er aber auch eine dunkle Realität. Elend, Alkoholismus, Prostitution und die Ausbeutung von Frauen aus der Unterschicht durch bürgerliche Männer, das Schicksal von Mädchenmüttern und verlassenen Kindern ... – außer er spielte diskret auf diese Realitäten an, die er gut kannte.
Internationales Ausstellungsprojekt
Diese Ausstellung, die gemeinsam mit der National Gallery in London und dem Museum of Fine Arts in Boston organisiert wurde, befragt Renoirs grundlegenden Beitrag zum Impressionismus und zur Kunstgeschichte des 19. Jahrhunderts anhand des komplexen und universellen Konzepts der Liebe neu.
Quelle: Musée d'Orsay
Kuratiert von
- Paul Perrin, Chefkonservator und Leiter der Konservierung und der Sammlungen, Musée d'Orsay;
- Chris Riopelle, Neil Westreich Curator of Post 1800 Paintings, National Gallery, London;
- Katie Hanson, William and Ann Elfers Curator of Paintings, Art of Europe, Museum of Fine Arts, Boston; In Zusammenarbeit mit
- Chiara di Stefano, Associate curator of Post 1800 Paintings at the National Gallery, London;
- Lucie Lachenal-Tabellet, Beauftragte für dokumentarische Studien am Musée d'Orsay.
Bilder
- Auguste Renoir, Alphonsine Fournaise, 1879 (Musée d'Orsay, Don D. David-Weill, 1937 © Musée d’Orsay, Dist. RMN-Grand Palais / Patrice Schmidt)
- Auguste Renoir, Tanz in Bougival, 1883, Öl auf Leinwand, 180,3 x 90 cm (Musée d'Orsay, erworben, 1979 © Foto Musée d'Orsay, Dist. RMN-Grand Palais / Patrice Schmidt)