Die Fotolithographie von Judy Chicago zeigt im Zentrum eine Hand, die gerade einen blutgetränkten Tampon aus der Vagina zieht. Schambereich und Schenkel sind in weichem schwarz-weiß mit intensivem Bildrauschen gezeichnet. Durch die gespreizten Beine erscheint, wie ein Licht am Ende des Tunnels, ein reinweißer flächiger Hintergrund. „Red Flag“ lautet der Titel des frühen feministischen Werks von Judy Chicago. Es entstand 1971 nach einem Gespräch unter Frauen über ihre Menstruation und lieferte den Anstoß für den „Menstruation Bathroom“ in der Installation „Womanhouse“.
Die Fotolithographie von Judy Chicago zeigt im Zentrum eine Hand, die gerade einen blutgetränkten Tampon aus der Vagina zieht. Schambereich und Schenkel sind in weichem schwarz-weiß mit intensivem Bildrauschen gezeichnet. Durch die gespreizten Beine erscheint, wie ein Licht am Ende des Tunnels, ein reinweißer flächiger Hintergrund. „Red Flag“ lautet der Titel des frühen feministischen Werks von Judy Chicago. Es entstand 1971 nach einem Gespräch unter Frauen über ihre Menstruation1 und lieferte den Anstoß für den „Menstruation Bathroom“ in der Installation „Womanhouse“.
Österreich / Wien: mumok
6.5. – 3.9.2017
Noch fast 50 Jahre nach dem Entstehen des Bildes ist das Thema nicht ganz enttabuisiert. Obwohl Blut als Lebensflüssigkeit gilt, wird es im Zusammenhang mit Weiblichkeit in manchen Gesellschaften oder Religionen als etwas Unreines, mit Scham Behaftetes, angesehen. Diese Aversion gegenüber dem Blut, das eine unerwünschte Begleiterscheinung am Sexobjekt Frau darzustellen scheint, lockt nicht einmal ans Schlüsselloch der verschlossenen Badezimmertür.
Der Akt des Entfernens eines Tampons ist ein entsexualisierter, sofern er nicht dem Fetisch dient. In der zweiten Welle des Feminismus gehörte vaginale Selbstuntersuchung zum Programm, damit die Generationen von Frauen nach den 1950er Jahren ihren eigenen Körper kennenlernen konnten. Judy Chicago war überzeugt davon, dass ihr Frausein ihre Kunst maßgeblich beeinflusste.2
Die rote Fahne, die seit dem 19. Jahrhundert die proletarische Revolution symbolisiert, wird von Judy Chicago, Tochter eines marxistischen Gewerkschaftsführers, zum Sinnbild für feministischen Aktivismus umgedeutet. Diese Fahne wird vor aller Augen gehisst, und vermutlich interpretieren viele den Tampon auf den ersten Blick als Penis.3
Judy Chicago geht es um Identitäten und darum, das Persönliche zur Schau zu stellen. Dazu gehört vor allem auch das weibliche Geschlechtsteil.4 Ihre Arbeiten sind auffallend weiblich geprägt, obwohl sich ihre Ansicht zum Feminismus über die Jahre verändert hat. Für sie ist Feminismus heute „about values, rather than gender“5.
Zeitliche und örtliche Parallelen lassen sich in Mary Beth Edelson’s Werk „Nobody Messes With Her: Red Blood“ erkennen. Die ebenfalls aus Chicago stammende Künstlerin schaffte 1973 eine Fotoserie ihres Körpers, die mit gespreizten Beinen aus der Froschperspektive unscharf aufgenommen wurde und sich so erhaben über die Betrachterinnen und Betrachter erhebt.6
Judy Chicago, Red Flag, 1971, Fotolitographie, 20 x 24 cm (Sammlung Verbund).