Die Kunsthalle Mannheim plant für 2020 eine Neubetrachtung von Walker Evans (ab 29.2.), eine Schau zu den geplanten "Umbrüchen" der Sammlung (ab 15.5.) und eine Großausstellung zu Anselm Kiefer (ab 2.10.). In der Graphischen Sammlung wird das Drucken ohne Farbe (ab 24.1.) präsentiert wie auch eine Einzelausstellung von Barbara Hindahl (ab 3.7.). Das "Studio" wird Ausstellungen von Wolfgang Ganter (ab 24.1.), On The Quiet (ab 2.4.) sowie den oder die Preisträger*in des Rainer Wild Preises (ab 4.6.) beherbergen. Mit „Deltabeben“ stellt die Kunsthalle Mannheim ab 15. November die zeitgenössische Kunstproduktion der Region Rhein-Neckar vor.
ACHTUNG! Titel und Laufzeiten der Ausstellungen können sich noch ändern (Stand 22.12.2019)!
Wolfgang Ganters konzeptuelle Fotografien haben ihren Ursprung in mikroskopischen Aufnahmen biologischer Prozesse und chemischer Reaktionen. Großformatige Fotografien im "Studio" zeigen den Reichtum der Farbspektren, die zuvor nur mithilfe eines Mikrskops sichtbar waren.
Zahlreiche Auf- und Umbrüche sowie das generelle Infragestellen bestehender Gattungsgrenzen kennzeichnen die Kunst der 1950er und 1960er Jahre. Auch im Bereich der Druckgraphik rüttelten damals viele Künstler an bis dato festen Gesetzmäßigkeiten und suchten nach neuen Techniken und Bildformen. Eines dieser Experimente, Graphik ganz neu zu denken, kreist um den Versuch, beim unmittelbaren Druckvorgang nicht mittels Farbe, sondern auf alternativen Wegen sichtbare Spuren auf dem gewählten Bildgrund zu hinterlassen. Der Präge- oder auch Reliefdruck etwa lässt Graphiken entstehen, die nur auf der plastischen Verformung ihres Trägermediums basieren und ihren besonderen Reiz aus dem Spiel von Licht und Schatten ziehen. Durch das Ausstanzen bestimmter Partien sprengen auch Perforierungen wie Lucio Fontanas „Teatrini“ die traditionelle Zweidimensionalität der Gattung. Dass Drucken ohne Farbe keineswegs immer zu farblosen Ergebnissen führen muss, beweisen schließlich Material- und Foliendrucke.
Die in der Ausstellung präsentierten Grafiken von Künstlern wie César, Lucio Fontana, Heinz Mack, Leo Erb oder Günther Uecker veranschaulichen die große Bandbreite dieser neuen, in größerem Maße erst ab den 1960er Jahren eingesetzten Druckverfahren. Das Spektrum der gezeigten Werke reicht dabei von streng geometrisch aufgebauten bis hin zu organisch-expressiven Arbeiten und umfasst viele der ab 1960 aufblühenden Kunstrichtungen wie Pop Art und Op Art, konkrete Kunst oder Nouveaux Réalistes.
Kuratiert von Dr. Mathias Listl.
Die Biennale für aktuelle Fotografie findet alle zwei Jahre in den drei Städten Mannheim, Heidelberg und Ludwigshafen statt. Bei einer internationalen Ausrichtung mit verstärkter Einbindung der Region werden junge zeitgenössische Bildproduktionen und historische Positionen miteinander verschränkt und die Auseinandersetzung mit den Eigenheiten und Veränderungen der Fotografie angekurbelt. Das Konzept der Biennale für aktuelle Fotografie ist einmalig in Deutschland und hat Modellcharakter, weil es Kulturinstitutionen, Förderer und Partner über Stadtgrenzen, auf Länderebene und international vernetzt und als gemeinsames Projekt zu einer Identitätsstiftung beiträgt.
Kuratiert von David Campany.
Die Ausstellung Walker Evans Revisited in der Kunsthalle Mannheim zeigt rund 30 Werke des amerikanischen Fotografen Walker Evans (1903-1975). Er widmete sich konsequent den Themen des Alltags. Vor allem seine Fotografien, die das Leben in den USA der 1930er Jahre, zu Zeiten der großen Depression, zeigen, erlangten große Bekanntheit. Evans Wertschätzung der alltäglichen Bildwelt war ein wegweisender Ansatz innerhalb der künstlerischen Fotografie und machte ihn zum Vorläufer der Streetlife-Fotografie. Neben Werken von Walker Evans richtet die Ausstellung den Blick auf künstlerische Positionen aus Europa und Amerika, die Evans Schaffen in ihren Arbeiten wieder aufleben lassen. Dabei inspirierte Walker Evans zeitgenössische Fotografen nicht nur durch seinen spezifischen Stil und die Wahl seiner Motive, sondern auch durch den Umgang mit seinem Werk: So weigerte er sich etwa zeitlebens, einer Agentur beizutreten und bestand auch bei seinen kommerziellen Arbeiten für Magazine darauf, seine Fotografien selbst zu editieren und an der Gestaltung der Magazinseiten beteiligt zu werden. Damit gelang es ihm, die Kontrolle über sein Werk und dessen Deutung zu behalten.
Kuratiert von David Campany.
Ausgehend von der Idee, eine ganze Ausstellung aus dem Koffer zu bestreiten, entstand die von Benjamin Appel und Carolina Perez Pallares konzipierte Idee, ein 31,5 kg schweres Paket mit Kunstwerken und Konzepten ortsspezifischer Installationen zu packen und in ausgewählten Museen zu präsentieren. Zu sehen im "Studio".
"Umbruch" ist die erste von Direktor Johan Holten kuratierte Ausstellung, in der zukunftsweisende Umstrukturierungsprozesse sichtbar gemacht werden sollen. Dazu zählt die Malerei von wiederentdeckten Künstlerinnen der 1920er und 1930er Jahre bis zur zeitgenössischen Skulptur und Videoarbeiten europäischer, amerikanischer und chinseischer Künstlerinnen und Künstler.
In den Sommermonaten ist im "Studio" eine von der Kunststiftung Rainer Wild ausgezeichnete, junge Position zu sehen. Auf Wunsch der Stiftung wird der Preis ab 2020 in Mannheim vergeben.
Die Zeichnungen von Barbara Hindahl spielen mit einer Vielzahl von Inspirationsquellen und Methodiken des Zeichnens und Spurenaufzeichnens wie auch mit der Raumzeichnung.
Kuratiert von Dr. Thomas Köllhofer.
→ Mannheim | Kunsthalle Mannheim: Anselm Kiefer
Die Auseinandersetzung mit der deutschen Geschichte, dem Judentum und den Medien der Erinnerungskultur zeichnet das schwergewichtige Werk von Anselm Kiefer aus. Die weitläufigen Galerien im Erdgeschoss des Neubaus bieten Raum für die oft emotional ergreifenden und durch ihre haptische Materialität überwältigenden Werke dieses international renommierten Ausnahmekünstlers und seiner anspruchsvollen, mythologischen Deutung der Menschheitsgeschichte.
Schon bei der Eröffnung der Kunsthalle Mannheim spielten Werke von Anselm Kiefer eine bedeutende Rolle. Die große Sonderausstellung mit Leihgaben der Sammlung Grothe, die als Dauerleihgaben in der Kunsthalle Mannheim präsentiert werden, konzentriert sich auf drei wichtige Werkphasen des Künstlers: Von „Sprache der Vögel“ (2012) über „Volkszählung (Leviathan)“ (1987–1989) bis zu „Palmsonntag“ (2007) werden großformatige Bilder und Skulpturen gezeigt.
Ergänzend zur Sonderausstellung in den weitläufigen Galerien des Erdgeschosses wird im zweiten Obergeschoss der Kubus 6 neu inszeniert. Hier zeigt die Kunsthalle permanent Werke der Kiefer-Sammlung Grothe in der Kunsthalle Mannheim: Ab Oktober 2020 wird dann die raumgreifende Skulptur „Der Verlorene Buchstabe“ (2011-2017) im Zentrum des Raumes stehen.
Kuratiert von Dr. Sebastian Baden
Alle zwei Jahre werden im Wechsel mit dem Wilhelm-Hack-Museum und dem Kunstverein in Ludwigshafen künstlerische Positionen aus allen Gattungen der bildenden Kunst vorgestellt. Das gemeinsame Ausstellungsprojekt von Kunsthalle Mannheim, Kunstverein und Port 25, das 2020 bereits zum sechsten Mal stattfindet, versteht sich als Spiegel der künstlerischen Vielfalt der Metropolregion Rhein-Neckar.
Kuratiert von Dr. Inge Herold
Quelle: Kunsthalle Mannheim
Für das Jahr 2021 bereitet die Kunsthalle Mannheim eine Ausstellung über James Ensor vor:
→ Mannheim | Kunsthalle Mannheim: James Ensor
Im Zentrum dieser geplanten James Ensor-Ausstellung in Mannheim stehen das 1937 in der Kunsthalle Mannheim beschlagnahmte, heute in Lüttich befindliche Bild mit Masken- und Todesmotivik von James Ensor, das in den 1950er Jahren als Ersatz erworbene „Stillleben mit Hahn“ und das zentrale „Selbstporträt als Skelett“, auf dem das Mannheimer Stillleben zu sehen ist. Dazu gesellen sich etwa 40 bis 50 andere internationale Leihgaben zum Motivkreis Selbstbildnis – Maske – Tod – Stillleben, die zeigen, wie eng verflochten diese Thematik in Ensors Œuvre war. Das Treiben seltsamer Masken, die Begegnung von Masken mit dem Tod – James Ensor hat solch gespenstische Szenen eines „tragischen Karnevals“ immer wieder gemalt. Die für Ensor typischen Elemente sind: das Doppelbödige einer trügerischen Realität, Vermummung als Zeichen der Angst, Welt-Ekel und Vanitas-Symbolik. Gleichzeitig entstehen Stillleben in niederländischer Tradition, zum Teil eindringliche Belege großer Peinture, in die Masken und Totenköpfe integriert sind. Ergänzt wird die Schau durch den 93 Einzelblatt umfassenden Grafikbestand von Ensor in der Kunsthalle mit dem Schwerpunkt auf Landschaftsmotiven, außerdem die Mappe „La Gamme d'Amour“, ein Marionettenspiel, dessen Text und Musik Ensor geschrieben und dessen Kostüme und Bühnenbild er entworfen hat. Die Erstaufführung fand 1920 statt.
Erinnert wird mit dieser Präsentation auch an die erste Ensor-Ausstellung in der Kunsthalle im Jahr 1928.
Kuratiert von Dr. Inge Herold