Die rumänische Künstlerin Geta Brătescu (1926–2018) gilt heute als eine der herausragendsten Avantgardistinnen Osteuropas. Zeitlebens erforschte sie in einer Vielzahl von Medien mittels serieller Variationen das erzählerische Potential abstrakter Formen. Dreh- und Angelpunkt ihres Œuvre bildet die Zeichnung. Das Zeichnen verstand Brătescu als einen physischen Akt, als eine Geste des Körpers, ähnlich einem Tanz, durch den sie die Welt in ihrer Umgebung ergründete.
Deutschland | Ravensburg:
Kunstmuseum Ravensburg, 1. OG
25.3. – 25.6.2023
Trotz staatlicher Repression im damals kommunistischen Rumänien besteht Geta Brătescu von Anbeginn unbeirrt auf die Rolle der Kunstschaffenden als Vertreter:in des freien Denkens und eines lustvoll-spielerischen Experimentierens. Immer wieder thematisierte sie, auch durch die Aneignung widerständiger Figuren der Weltliteratur, die Bedeutung der Künstlerin/des Künstlers in der Gesellschaft sowie des Ateliers als Produktionsraum und mentales Kraftzentrum. Ausgangspunkt von Brătescus Collagen, installativen und performativen Foto- und Filmarbeiten bildeten gefundene Alltagsmaterialien und ihr eigener Körper. In diesen Arbeiten manifestiert sich Brătescus erweitertes Verständnis von der Zeichnung als konzeptuelle Ausdrucksform. Den Zeichenstift ersetzte sie in ihrem Spätwerk durch die Schere und konzentrierte sich in ihren farbintensiven Papiercollagen auf das freie „Spiel der Formen“.