Refik Anadol
Wer ist Refik Anadol?
Refik Anadol (*7.11.1985, Istanbul) ist ein türkisch-amerikanischer Medienkünstler und Architekt der Gegenwart (→ Zeitgenössische Kunst). Seine Projekte bestehen aus datengesteuerten Algorithmen des maschinellen Lernens, die abstrakte, farbenfrohe Umgebungen schaffen.
Refik Anadol lebt und arbeitet in Los Angeles. Dort befinden sich sein Studio und RAS LAB. RAS LAB widmet sich der Erforschung und Entwicklung „neuer Wege zu Datenerzählungen und künstlicher Intelligenz“.
Kindheit und Ausbildung
Refik Anadol wurde am 7. November 1985 in Istanbul, Türkei, geboren und wuchs dort auf.
Er erhielt einen BA in Fotografie und Video und einen MFA in visuellem Kommunikationsdesign von der Istanbul Bilgi University.
Nach seinem Studium in der Türkei zog er in die USA, um das Design Media Arts-Programm an der University of California in Los Angeles zu besuchen, wo er seinen zweiten MFA erhielt.
Werke
Refik Anadols Werke bestehen häufig aus datengesteuerten maschinellen Lernalgorithmen, die aus Datenströmen abstrakte, immersive, traumähnliche Umgebungen schaffen. Dabei werden traditionelle Medien, Architektur und Bewegtbild genutzt, um diese Erfahrungen zu schaffen.
Refik Anadol begann seine Karriere mit der Schaffung dauerhafter öffentlicher Kunstwerke, etwa dem Projekt „Virtual Depictions“ (2015) in San Francisco und dem Datengemälde „Wind of Boston“ (2017) in South Boston, bei denen in beiden Fällen digitale Daten zum Einsatz kamen.
Weitere permanente öffentliche Kunstinstallationen sind „Interconnected“ (2018), ein 200 Quadratmeter großer animierter Kunstbildschirm am Charlotte Douglas International Airport, Virtual Applique im Beverly Center in Los Angeles oder Data Chrystal, eine großformatige, 3D-gedruckte KI-Datenskulptur, die im Portland Building in Portland, Oregon, installiert wurde.
Weitere Aufträge umfassen temporäre Installationen wie das Projekt „Infinity Room“ im Zorlu Performing Arts Center während der Istanbuler Biennale 2015, wo er eine immersive Umgebung schuf, die alle Oberflächen des Raums in einen abstrakten, unendlichen, beweglichen Raum verwandelte. Das Projekt „Infinity Room“ wurde anschließend beim SXSW in Austin, Texas, ausgestellt.
im Rahmen der Jubiläumsfeierlichkeiten 2018 wurde Refik Anadol beauftragt, Werke auf die Walt Disney Concert Hall zu projizieren, mit einer 12-minütigen Datenskulptur-Animation namens „WDCH Dreams“. Die Animation zeigte eine Reihe digital abstrahierter Fotografien, Audio- und Videoaufnahmen, die im Archiv der Konzerthalle gefunden wurden.
2019 entwarf er „Machine Hallucination“, eine immersive audiovisuelle Installation, die im Artechouse, einem digitalen Kunstraum im New Yorker Chelsea Market, zu sehen ist. Das Projekt verarbeitete Datensätze öffentlich verfügbarer Bilder von New York City, darunter über 300 Millionen Fotos und 113 Millionen andere Rohdatenpunkte. Im selben Jahr schuf Anadol „Seoul Haemong“, eine 16-minütige Projektion auf das Gebäude Dongdaemun Design Plaza (DDP) in Seoul, Südkorea, von der Architektin Zaha Hadid, zur Feier der koreanischen Feiertage zum Jahresende.
2020 war seine Arbeit Teil der NGV Triennial in Melbourne, Australien. Sein Projekt „Quantum Memories“ bestand aus einem 35 x 35 Fuß großen Bildschirm.
Die Pilevneli Gallery in Istanbul beauftragte Anadol 2021, „Machine Memoirs: Space“ zu erstellen.
2021 nahm er mit dem türkisch-amerikanischen Künstler Gökhan S. Hotamışlıgil an der Architektur-Biennale di Venezia in Venedig teil. Im selben Jahr schuf Anadol eine Installation für Bulgari, eine italienische Luxusmarke, um die einzigartige Kreativität hinter der Serpenti-Kollektion zu würdigen. Diese war inspiriert vom „Konzept der Metamorphose, verkörpert durch die begehrteste Designikone des Hauses“, und galt als das erste Kunstwerk mit künstlicher Intelligenz, das für eine Luxusmarke geschaffen wurde. Die Initialisierung fand auf der Piazza Duomo statt und war vom 4. bis 31. Oktober für die Öffentlichkeit zugänglich.
2023 wurde Anadols dreiteiliges digitales Kunstwerk „Unsupervised – Machine Hallucinations – MoMA“ (2022) in die ständige Sammlung des MoMA aufgenommen. Das Werk nutzt generative künstliche Intelligenz, um die Sammlung des MoMA zu interpretieren und direkte Eingaben aus seiner Umgebung zu erhalten.
Im August 2024 wurde Anadols „Living Arena“, eine 40 mal 70 Fuß große, auf künstlicher Intelligenz basierende Datenskulptur für den Intuit Dome, von den Los Angeles Clippers in Auftrag gegeben. Im September kündigte er die Eröffnung von Dataland an, einem privat finanzierten Museum, das Kunst der künstlichen Intelligenz sammeln und bewahren wird.
Ausstellungen
Anadols Arbeiten wurden unter anderem im Museum of Modern Art New York, dem Centre Georges-Pompidou in Paris, dem Weltwirtschaftsforum in Davos und dem Zentrum für Kunst und Medien in Karlsruhe ausgestellt.
Lehre
seit 2021: Anadol ist Dozent an der Design Media Arts School der UCLA.
Auszeichnungen
- 2017: German Design Award für seine Arbeit „Infinity Room“.