Besonders ist darauf hinzuweisen, dass Franz West (* 1947 Wien) den Goldenen Löwen für sein Lebenswerk erhalten hat. Der Künstler ist im Arsenale mit zwei Arbeiten vertreten, wurde er von Bice Curiger doch eingeladen, einen sog. Para-Pavillon zu gestalten. Diese Einladung setzte West im Nachbau der Teeküche aus seinem Atelier um, eine Präsentation von Werken befreundeter Künstler inklusive. So findet sich z.B. ein runder Spiegel von Pistoletto signiert und mit dem Titel „autoritratto di Franz West“ (Selbstbildnis von Franz West) versehen, vor dem auch ich nun zu Franz West mutieren kann. Heuer lohnt es sich auch bis ganz ans Ende der Giardini zu gehen, denn dort findet man, relativ versteckt, noch die im West`schen Rosa gestrichene Aluminiumskulptur „Eidos“ (2009). Da sich West bereits seit den 70er Jahren mit der Frage Begreifen/Angreifen von Kunst – im Sinne einer taktilen Auseinandersetzung – beschäftigt, ist die starke Präsenz des Künstlers wenig verwunderlich.
Italien | Venedig
4.6. – 27.11.2011
Kurz vor der West Skulptur haben Gelatin/Gelitin im Giardino delle Vergini einen Glasbrennofen aufgestellt. Unter dem Titel „Some like it hot“ laden sie rund um die Uhr und sieben Tage die Woche spontan zum Glasschmelzen ein, zum Flirten, zum Lachen, zum meditativ in die heiße Glasmasse Schauen, zum (Wein) Trinken, zum Feiern, und alles worauf man sonst noch so unvermittelt Lust hat.
Erwin Wurm (* 1954) ist mit seinem gestauchten Elternhaus am Nebenschauplatz „Glasstress 2011“ präsent. Im erstmals im Essl Museum präsentierten Werk reflektiert der Bildhauer nicht nur die Lebensrealität der Durchschnittsösterreicher der 70er Jahre, sondern macht diese als Erfahrung klaustrophobischer Enge nachempfindbar. Der Wunsch nach dem Eigenheim fand Erfüllung im Haus von der Stange, vergleichbar den Exponaten im Fertigteilhauspark „Blaue Lagune“ in Vösendorf bei Wien. Im Garten des Palazzo Cavalli-Franchetti direkt neben dem Canale Grande steht die begehbare Skulptur, vulgo das schmale Haus, in unmittelbarer Nähe des venezianischen Repräsentationsbaues (gegenüber der Accademia), wodurch die Einfachheit, ja nahezu Anonymität und Einfachheit des architektonischen Entwurfs, seine vergleichsweise Dekorlosigkeit noch deutlicher zum Ausdruck kommt.