André Heurtaux

Wer war André Heurtaux?

André Heurtaux (Paris 25.12.1898–14.1.1983 Paris) war ein französischer Maler der Abstrakten Kunst (→ Abstrakte Kunst). Anfangs vom Orphismus beeinflusst, wandte er sich in den 1920ern erneut der figurativen Kunst zu. Erst Ende des Jahrzehnts entschied er sich für die geometrische Abstraktion und wurde ein spätes Mitglied der Künstler:innen-Vereinigung „Abstraction-Création“ in Paris. Die unspektakuläre, stille Persönlichkeit des Malers führte u.a. dazu, dass er zu Lebzeiten kaum bekannt war. Dennoch führte er sein Werk trotz aller Schwierigkeiten unbeirrt und mit großer Konsequenz fort.

Kindheit und Ausbildung

André Heurtaux wurde am 25. Dezember 1898 in Paris, Frankreich, in eine Arbeiterfamilie geboren.

Heurtaux arbeitete ursprünglich in anderen Bereichen und begann erste 1918 sich künstlerisch auszudrücken. Seine ersten Skizzen – von Pariser Brücken – entstanden 1921. Als Künstler war André Heurtaux Autodidakt.

Werke

André Heurtaux‘ erste kubistisch inspirierte Werke entstanden 1922; 1930 schuf er erste abstrakte Gemälde und ab 1932/33 arbeitete er geometrisch-abstrakt. In den 1920er Jahren war Heurtaux noch vom Kubismus beeinflusst. Ein Schlüsselerlebnis war 1922 die Begegnung mit dem Werk von André Lhote (1885–1962) in der Pariser Galerie La Licorne. Im Kubismus Lhotes‘ fand Heurtaux einen Stil, der ihn auf Jahre beschäftigte. Heurtaux widmete sich vor allem Landschaften, Stillleben, Akte und Porträts, die er allesamt dekonstruierte. Zentrale Kompositionselemente sind in diesen kubistischen Werken bereits das Dreieck und die Diagonale, die auch später in seinen abstrakten Bildern wieder auftauchen.1 Seine erste Ausstellungsbeteiligung fand 1925 im Salon des Indépendants, Paris, statt.

Die erste Berührung mit dem Konstruktivismus hatte Heurtaux im Jahr 1933. Er war einer der wenigen Künstler, der von der Malerei und mit der Intention des Malens zur visuellen Forschung kam: In der Abstrakten Kunst sah er vor allem die Möglichkeit einer absoluten Freiheit der Poesie Ausdruck. Aus diesem Grund blieb er, obwohl seine Arbeiten in vielen Ausstellungen von 1925 bis 1927 im Salon des Independents in Paris und ab 1931 im Salon des Surindependents zu sehen waren, relativ unbekannt.

1934 wurde sein Antrag auf Aufnahme in die Gruppe „Abstraction-Création“ abgelehnt, aber Auguste Herbin ließ Heurtaux 1937 mit der Funktion des Sekretärs zu – kurz darauf löste sich die Gruppe jedoch auf. Heurtaux besuchte Piet Mondrian 1934 und freundete sich mit dem niederländischen Maler an. Im Jahr 1936 gab er seinen Posten als Büroangestellter im öffentlichen Dienst auf, um sich ganz der Malerei zu widmen. Seinen Lebensunterhalt verdiente er damit, dass er unter dem Pseudonym Arto humoristische Zeichnungen für eine Reihe von Zeitungen lieferte. Von 1940 bis 1963 war er arbeitslos gemeldet und lebte von staatlichem Arbeitslosengeld.

1955 wurde sein Werk in die Ausstellung „L'Art Abstrait, les premieres generations“ im Musée de Saint-Etienne aufgenommen. 1960 verkaufte er zum ersten Mal ein Gemälde an den befreundeten Künstler Serge Charchoune. Erst 1963 begann Denise Rene, sich für sein Werk zu interessieren, unter anderem in von ihr organisierten Ausstellungen in Frankreich und Deutschland, darunter „Esquisse d' un salon“, „De Mondrian au Cinetisme“, „ExpositionPosition“ in Paris und 1971 in der Ausstellung „Masters of Early Constructive Abstract Art“ in ihrer New Yorker Galerie. Sie widmete ihm 1963, 1972 in Paris und 1981 eine Einzelausstellung. Einige seiner Werke wurden in die bedeutende Ausstellung „Paris-Paris“ im Centre Pompidou aufgenommen.

André Heurtaux hat nicht viele Gemälde geschaffen, aber alle sind das Ergebnis langer Meditation und großer stilistischer Reinheit. Fast alle bezeichnete er mit Nummern. Für viele nutzte er Diagonalen, um die Komposition aufzubauen. Der Ursprung all seiner Arbeiten ist eine visuelle Emotion, die dann kontrolliert und gefiltert wird, um die maximale Harmonie mit der maximalen Asymmetrie zu erzeugen. Diagonale Verbindungen sind in seinen „Kompositionen“ häufig, sie werden allerdings durch vertikale Bildmotive gebrochen. Die unregelmäßige Abfolge von ungleich großen Rechtecken bestimmt den Rhythmus von Heurtaux‘ Werken. Im Gegensatz zu Mondrian bevorzugte Heurtaux gebrochene, abgestufte Farbtöne. Entgegen vieler seiner Zeitgenoss:innen war der Pariser kein Theoretiker, weshalb er für Form- und Farbwahl kein Regelwerk entwickelte. Stattdessen entwickelte er seine Kompositionen über sorgfältige Vorstudien, die er subtil abwandelte.

Tod

André Heurtaux starb am 14. Januar 1983 in Paris.

  1. Bernhard Holeczek, André Heurtaux (Ausst.-Kat. Galerie Rerichard, Frankfurt am Main), Pulheim 1994, S. 6.