Was ist antike Kunst?
Antike Kunst (auch: Kunst des Altertums) entstand nach der Erfindung der Schrift, weshalb ihre Erforschung durch die Archäologie sowohl materiellen Funden wie auch der Auswertung von Texten fußt. Unter antiker Kunst fasst man meist die künstlerischen Werke folgender Kulturräume antiker Hochkulturen zusammen:
- Altes Ägypten (altägyptische Kunst, Kunst der Pharaonen)
- Altes China (altchinesische Kunst)
- Mesopotamien (mesopotamische Kunst)
- Griechenland (griechische Kunst)
- Rom (römische Kunst)
Was ist die Antike?
Der Beginn der Antike ist mit der Erfindung der Schrift verknüpft. Da in unterschiedlichen Regionen der Welt die Schrift zu verschiedenen Zeiten erfunden wurde, dauerte die Prähistorie (Vorgeschichte) unterschiedlich lange: Während im Alten China und Ägypten die Schrift etwa 4.500 v.u.Z. eingeführt wurde, war Afrika südlich der Sahara bis um 1900 schriftlos. Das Ende der Antike wird in Europa mit der Etablierung des Christentums im römischen Reich unter Kaiser Konstantin festgesetzt. Dieser eurozentristische Blick wird seit den 1970er Jahren durch die Weltkunst geweitet.
Ägyptische Kunst | Altägyptische Kunst
Der Pharao Menes vereinte ca. 3100 v.u.Z. Ägypten und begründete die Geschichte des Pharaonenreiches am Nil. Die folgenden 31 Dynastien werden in drei große Zeitabschnitte unterteilt:
- Altes Reich (2700–2200 v.u.Z.)
- Thinitenzeit (1. und 2. Dynastie, 2850–2650 v.u.Z.)
- Pyramidenzeit (3.–6. Dynastie, 2650–2190 v.u.Z.)
- Erste Zwischenzeit (2190–2052 v.u.Z.)
- Mittleres Reich (2052–um 1570 v.u.Z.)
- 12. Dynastie (1991–1786 v.u.Z.)
- Sesostris III. (1878–1841 v.u.Z.)
- Zweite Zwischenzeit (1778–um 1610)
- Neues Reich (1570–715 v.u.Z.)
- Hatschepsut (1501–1480)
- Thutmosis III. (1480–1448)
- Amenophis III. (1413–1377)
- Ameophis IV. (1377–1358, auch: Echnaton) verheiratet mit Nofretete
- Tutanchamun (berühmt durch sein 1922 aufgefundenes Grab)
- 19. Dynastie: Sethos I und Ramses II. (1345–1200)
- Ramses III. (1197–1165)
- Spätzeit (715–332 v.u.Z.)
- Herrschaft der Ptolemaier (ab 304)
- Die Spätzeit endet mit der Eroberung Ägyptens durch Alexander d. Gr.
- Beginn der römischen Herrschaft 30 v.u.Z.
Ägyptische Kultur und Kunst sind eng mit dem Kreislauf der Natur und den Überschwemmungen des Nil verbunden. Totenkult und Götterverehrung werden in Bauwerken wie den Pyramiden, Grab- und Tempelanlagen, aber auch in Statuen, heiligen Schriften wie dem Totenbuch, geschrieben in der Bilderschrift der Hieroglyphen (dt. heilige Zeichen) bis heute vermittelt.
Erste Großbauten sind Grabmäler der Pharaonen, beginnend mit Djoser, für den der Arzt und Architekt Imhotep erste Stufenpyramide von Sakkara erreichtete. Indem Imhotep sechs Mastaba-Gräber (= Bank) übereinanderstapelte, schuf er während der 3. Dynastie die erste monumentale Grabdenkstätte. Die Pharaonen Snofru, Cheops, Chephren und Mykerinos folgten dem Beispiel.
Die größten Tempelbauten entstanden während des Neuen Reiches (1570–715): Amuntempel in Karnak, Luxor, Medinet Habu, Felsentempel von Abu Simbel.
Die ägyptische Malerei ist durch ihre schematisierte Darstellung charakterisiert. Die Verbindung einer Profil- oder Frontalansicht mit einem frontal wiedergegebenen Körper und erneut seitlich gesehenen Beinen findet sich über die gesamte altägyptische Geschichte. Ziel war mit den Wandmalereien und Reliefs in den Grabkammern, das „Leben aufzubewahren zur Verfügung des Toten“ (P. Meyer). Ausnahme bildet die Zeit des Amarna-Kultes unter Echnatons Vater. Erst unter den Ptolemäern entwickelten altägyptische Maler einen realistischen Stil, der in der Ausführung von Totenporträts wichtig wurde.
Die altägyptische Skulptur ist ebenfalls für ihre Stilisierung und Idealisierung in Bezug auf Alter und Geschlecht. Altersporträts von Sesostris III. und Amenemhet III. sind eher die Ausnahmen. Während der 12. Dynastie wurde der Typus des „Würfelhockers“ entwickelt.
Ägyptische Kunst der Antike
In der ägyptischen Malerei vereinigt die ruhigstehende, menschliche Einzelfigur verschiedene Ansichten, die sich dem Auge nicht gleichzeitig bieten.1 Der Kopf ist im Profil gegeben, der Rumpf mit beiden Schultern in Vorderansicht, die Beine in Schrittstellung von der Seite her. Die Figur des Menschen ist im ägyptischen Flachbild als die Vereinigung der wesentlichen Teilansichten in der Fläche zu begreifen. Die Darstellung des objektiven Seins vereinzelt die Darstellungen in der Fläche und ordnet sie nicht einem Gesamteindruck unter: Ein Relief muss Zug um Zug abgelesen und kann nicht mit einem Blick erfasst und analysiert werden. Der strenge Umriss zielt nicht auf die Sehwerte der Farbe, sondern dient nur zur Kennzeichnung bestimmter Flächen.
Griechische Kunst der Antike
Ab ca. 1050 v.u.Z. entstand die griechische Kunst der Antike. Noch früher, nämlich bis in das 16. Jahrhundert v.u.Z. gehen die minoische und mykenische Kunst zurück. Zu den bekanntesten Werken der griechischen Kunst gehören neben Tempelanlagen Skulpturen (Marmor bemalt) und Plastiken (Bronze), bemalte Vasen (schwarz- und rotfigurig) und Fresken, Goldschmuck und kunstvoll verzierte Waffen. Wenn auch Schriftquellen von herausragenden Leistungen griechischer Maler erzählen (Apelles, Zeuxis), so sind doch nur wenige monumentale Werke der Malerei erhalten. Die Zeichenkunst kann somit nur mehr über die griechische Vasenmalerei erschlossen werden.
Die griechische Kunst wird in folgende Epochen unterteilt:
- Geometrische Kunst (1100–700 v. u. Z.)
- Protogeometrische Kunst (1100–900 v. u. Z.)
- Frühgeometrische Kunst (900–850 v. u. Z.)
- Strenggeometrische Kunst (850–800 v. u. Z.)
- Reifgeometrische Kunst (800–770 v. u. Z.)
- Spätgeometrische Kunst (750–700 v. u. Z.)
- Archaische Kunst (700–500 v. u. Z.)
- Urarchaische Kunst (700–660 v. u. Z.)
- Früharchaische Kunst (660–620 v. u. Z.)
- Strengarchaische Kunst (620–570 v. u. Z.)
- Reifarchaische Kunst (570–530 v. u. Z.)
- Spätarchaische Kunst (530–500 v. u. Z.): Erstmals sind Namen von Künstlern greifbar.
- Klassik (500–323 v. u. Z.)
- Frühe Klassik: der Strenge Stil (500–450 v. u. Z.)
- Die Hohe Klassik (450–400 v. u. Z.): Künstler signierten ihre Werke erstmals.
- Die späte Klassik (400–323 v. u. Z.)
- Hellenismus (323–31 v. u. Z.)
- Geometrische Kunst (1100–700 v. u. Z.)
Römische Kunst
Die Kunst des antiken Rom kann zwischen dem 5. Jahrhundert v.u.Z. und dem 4. Jahrhundert n. Chr. datiert werden. Die Römer schätzten die griechische Kunst in hohem Maße und übernahmen grundlegende Elemente wie die Säulenordnungen und die Maßverhältnisse für die Darstellung menschlicher Figuren. Zudem kopierten römische Künstler hochverehrte Werke der griechischen Bronzegießer – die wegen des hohen Materialwertes längst wieder eingeschmolzen waren – in Marmor.
Zu den grundlegenden Neuerungen der Kunst des Römischen Reiches gehören z. B. der Einsatz von Zement in der römischen Architektur, wodurch erstmals weitgespannte Kuppeln (Pantheon) möglich wurden. Zentralbau, Basilika und mehrschiffige Halle gehörten zu den wichtigsten Formen, die später von den Christen weitertradiert wurden. Erstmals sind auch schriftliche Überlieferungen zu Kunst und Kunsttheorie erhalten: Plinius der Ältere und der Architekt Vitruv prägten mit ihren Texten die Wiederentdeckung der Antike in der Renaissance.