Antonio Pisanello

Wer war Pisanello?

Pisanello (Pisa  um 1395–um 31.10.1455 Rom) war ein italienischer Maler, Zeichner und Medailleur der Spätgotik und der Frührenaissance (→ Renaissance). Er zählte zu seiner Zeit zu den berühmten und hochgefragten Künstlern. Er war danach in rasch wechselnder Folge tätig in Venedig, Verona, Rom, Ferrara, Rimini, Mailand, wieder in Mantua (Palazzo Ducale) und schließlich in Neapel (1448/9). Mit seinen Bildnismedaillen wurde er zum Wegbereiter der Renaissance in Oberitalien.

Kindheit & Ausbildung

Antonio Pisanello wurde um 1395 in Pisa  als Antonio di Puccio Pisano geboren. Manchmal wird er auch Vittore Pisano genannt.

Die Stadt kam Anfang des 15. Jahrhunderts unter venezianische Herrschaft.

Der später vielgereiste Künstler erhielt offenbar eine Ausbildung in seiner Heimatstadt, vielleicht bei Stefano da Verona, der eigentlich französischer Herkunft war.

Werke

Wie bei so vielen anderen Künstlern des I5. und 16. Jahrhunderts kann auch für Pisanello trotz der vielen Dokumente, die über sein Leben existieren, keine chronologische Werkliste erstellt werden. Neben den Gemälden und Fresken wird sein Œuvre durch eine großen Zahl von Zeichnungen ergänzt, mehr als bei allen anderen seiner Generationsgenossen, mit Ausnahme Jacopo Bellinis, sowie von einer Gruppe von Bronzemedaillons, die oftmals datiert sind.

Pisanello erhielt von seinen Zeitgenossen höchstes Lob. In Gedichten heißt es, er als die größten Maler der Antike galten, und er habe bei der Wiedergeburt der Kunst eine große Rolle gespielt Der Humanist Guarino Veronese stellte ihn als den Künstler dar, der nach dem Tod der Kunst alles zu ihrer Wiedererweckung getan habe, ein anderer begrüßte Pisanellos Schaffen als milden Frühlingswind nach dem Winter. Er war dafür bekannt, Menschen und Tiere in allen erdenklichen Positionen wiedergeben zu können; besonders seine Pferdezeichnungen wurden geschätzt.

 

Zusammenarbeit mit Gentile da Fabriano

Bereits vor 1422 malte Antonio Pisanello zusammen mit Gentile da Fabriano im Dogenpalast in Venedig; das Fresko wurde im Verlauf des 15. Jahrhunderts durch ein anderes ersetzt. Pisanello scheint Gentile nicht nach Florenz begleitet zu haben, obwohl Anklänge an dessen toskanische Bilder in Pisanellos Kunst auftauchen. Nachdem Gentile da Fabriano 1427 in Rom gestorben war, erbte Pisanello dessen Atelierausstattung.

Einen frühen Einfluss auf Pisanellos Schaffen kann man auch in Michelino da Besozzo sehen, während auch Gentile da Fabrianos Kunst einen starken Eindruck auf ihn machte. Fabrianos Fresken führte er in Sala del Maggior Consiglio im Dogenpalast von Venedig und in San Giovanni in Laterano in Rom (1431/32, zerstört) weiter. Sein lyrischer Stil muss in Zusammenhang mit der Kunst Gentiles gesehen werden. Sicherlich hat er auch Masolinos römische Werke gekannt. Andererseits war für ihn auch die französisch-flämische Kunsttradition von Belang.

Pisanello besaß ein ausgeprägtes Bewusstsein für das römische Erbe und zeichnete eifrig nach antiken Modellen. Mit ähnlichem Eifer beschäftigte er sich in seiner späteren Laufbahn auch mit der Entdeckung der mathematischen Perspektive.

 

Maler der Gonzaga

Quellen bezeugen Pisanellos Anwesenheit in Mantua im Jahr 1422. Mit Unterbrechungen arbeitete er dort für die Gonzaga. In den Jahren 1425/26 trat Pisanello am Hof von Mantua in die Dienste von Herzog Ludovico Gonzaga.

 

Verkündigung (1424–1426)

In den Jahren 1424 bis 1426 malte Pisanello eine datierte und signierte „Verkündigung“ und andere Dekorationen für das Grabmal der Brenzoni in der Kirche San Fermo Maggiore in Verona. Das Grabmal, das Skulptur und Fresko miteinander verbindet, stammt vom Florentiner Nanni di Bartolo, ein früherer Mitarbeiter Donatellos, der „II Rosso“ genannt wurde. Pisanello muss auch am Gesamtentwurf beteiligt gewesen sein und eng mit Nanni di Bartolo zusammengearbeitet haben, dem die fortschrittlichen Kunstströmungen in Florenz bekannt waren.

 

Maler der Este

Im Jahr 1433 arbeitete Pisanello für das Haus Este in Ferrara und blieb das ganze folgende Jahrzehnt und darüber hinaus mit ihnen in Kontakt.

 

Aufbruch des Hl, Georg zum Kampf mit dem Drachen (um 1436–1438)

Ein bedeutendes Werk aus dieser Zeit ist der „Aufbruch des Hl, Georg zum Kampf mit dem Drachen“ (um 1436–1438), ein Fresko, das den großen Bogen über der Pellegrini-Kapelle von Sant'Anastasia in Verona schmückt. Die Malerei war im Zusammenhang mit einem Terrakottarelief in der Kapelle konzipiert, für das der toskanische Künstler Michele da Firenze verantwortlich war. Es wurde Pisanellos berühmtestes Bild.
Der Drache auf der linken Seite wirkt wie ein urzeitliches, geflügeltes Ungeheuer, das auf den Gegner lauert, während sich auf der anderen Seite der Held zum Kampf rüstet. Unter ihm sieht man die Knochen früherer Opfer; weiter oben im Bild springen Wildtiere anmutig durch die Landschaft, von der leider große Partien zerstört sind. Die meisten Künstler zeigen entweder Georg im Kampf mit dem Drachen oder den Augenblick, in dem der Retter den Drachen besiegt, wie in Donatellos berühmtem Relief an Orsanmichele Florenz. Pisanello hingegen schürt die Spannung der Betrachter:innen, indem er den Augenblick der Vorbereitung und nicht den eigentlichen Kampf zeigt. Der Vordergrund ist mit den Protagonisten des Dramas besetzt, doch bleibt dem Betrachter neben der Haupthandlung noch vieles andere zu entdecken.

Die Nebenfiguren, vor allem die Gruppe zur Linken des HI. Georg und der Gehenkten darüber, sind deutlich zu erkennen, wenn auch ihre Bedeutung im Zusammenhang des Bildes unklar ist, Zu diesen Figuren sind vorbereitende Zeichnungen und Studien überliefert, die zu den frühesten Beispielen dieser Art aus der Renaissance gehören. Die Vermutung liegt nahe. dass es sich um versteckte politische Anspielungen handelt. Das Vorbild zu dem Tataren mit dem langen, glatten Haar, dem geschwungenen Schnurrbart und dem breitkrempigen Hut könnte Pisanello im Hafen von Venedig porträtiert haben. Seine Fähigkeit, nach der Natur zu zeichnen, und sein Blick für das Spezifische machten ihn zu einem der besten Porträtisten des Quattrocento. Die Landschaft und die Stadtsilhouette im Aufbruch des HI. Georg haben jedoch emblematischen Charakter und verdanken sich keiner direkten Naturbeobachtung, wie wir sie in den gleichen Jahren von Fra Angelico kennen. Große Teile des Freskos, das in jüngeren Zeiten von der Wand auf Leinwand übertragen wurde, sind verlorengegangen, doch ist die Gesamtansicht rekonstruierbar. Das prächtige Gewand der Prinzessin muss ursprünglich ein Wunder an Eleganz gewesen sein. Von ihr existiert eine Aquarellzeichnung, die eine Vorstudie für die Figur sein könnte (Chantilly, Musée Condé).

 

Pisanello am Konzil

1438 war Pisanello immer noch in Ferrara, als dort das Konzil der ost- und weströmischen Kirche versammelt war. Möglicherweise ging auch er nach Florenz, als das Konzil 1439 dorthin verlegt wurde. Während dieser Periode wurde Pisanello auch in Mantua urkundlich erwähnt. Dort war er offenbar mit der Ausführung eines gewaltigen Freskos beschäftigt.

 

Ferrara

Ab 1440 hielt sich Pisanello in Mailand auf. In einem langen Gerichtsverfahren überführten ihn die Venezianer der Parteinahme für ihre Gegner in Verona, doch am Ende wurde das Verfahren eingestellt. Er scheint bis 1447 in Ferrara geblieben zu sein, unterhielt aber gleichzeitig ein Haus in Verona und muss dort auch hin und wieder gearbeitet haben.

 

Bildnis des Lionello d'Este (1441?)

Pisanello schuf das „Bildnis des Lionello d'Este“ (Pinacoteca dell‘ Accademia Carrara, Bergamo) vermutlich im Jahr 1441. Damit trat der Maler in den Wettstreit mit Jacopo Bellini und erhielt den zweiten Rang nach dem nicht erhaltenen Werk. Es handelt sich um ein Profilbildnis des damals 34-jährigen Aristokraten, der kurze Zeit später die Herrschaft über Ferrara von seinem Vater übernahm.

Lionello liebte schöne Dinge, Wandteppiche und Brokatstoffe. Sein Name, der so viel wie kleiner Löwe oder kleine Katze bedeutet, gab zu Scherzen Anlass. Auf der Rückseite einer von Pisanello gravierten Bronzemedaille sitzt eine Raubkatze mit verbundenen Augen, ein Familienemblem. Der Tierkopf im Profil – eine gerade Linie führt, nur von einer leichten Einkerbung auf Augenhohe unterbrochen, von der Stirn hinab zur flachen Nase – hat große Ähnlichkeit mit dem Profilporträt Lionellos. Die Fähigkeit zu sensibler Interpretation, verbunden mit souveräner Eleganz, machte Pisanello zu einem der am meisten geschätzten Maler der Frührenaissance.

 

Die Jungfrau erscheint dem heiligen Eremiten Antonius und dem HI. Georg (1445)

Das signierte Gemälde „Die Jungfrau erscheint dem heiligen Eremiten Antonius und dem HI. Georg“ entstand 1445. Das kleinere Bild ist für die Privatandacht gemalt. Der Hl. Georg unterscheidet sich durch seine Eleganz, seine feine Silhouette, den breitkrempigen Hut, die Rüstung, seine Gestalt und seine Haltung von der altersgrauen Figur des Eremiten. Die Darstellung der Maria mit dem Kind über ihnen, deren Posen von Vorbildern der florentinischen Plastik abgeleitet sind, umschließt ein Heiligenschein, der aus einem an den Rändern in den Himmel ausgreifenden Vollkreis besteht, wodurch die Madonnendarstellung wie ein Gemälde innerhalb des Gemäldes wirkt.

Pisanello war der bedeutendste und erfindungsreichste Medailleur seiner Epoche. Erstaunlicherweise signierte er seine Medaillons aber stets mit der Selbstbezeichnung „pictor [Maler]“. Kunstkritiker haben oft darauf hingewiesen, dass Pisanello eher die Gunst der Fürstenhöfe und nicht die der Republiken Italiens genoss. Auf jeden Fall führte er mit seiner Kunst bestimmte Aspekte des Höfischen oder Internationalen Stils der vorhergegangenen Jahrzehnte fort.

Im Jahr 1449 wurde der Künstler nach Neapel an den Hof des Königs von Neapel und Sizilien, Alfons I. von Aragonien, gerufen. Er starb sechs Jahre später in Verona.

Tod

Pisanello starb um den 31. Oktober 1455 in Rom.