Porzellan in China

Die Keramik ist die älteste Kunst Chinas. Das feine, weiße Porzellan wird seit der Song-Zeit (960–1279) in Jingdezhen in der Provinz Jiangxi hergestellt. Bereits im 7. Jahrhundert sind dort Brennöfen nachweisbar, und seit dem 14. Jahrhundert wird chinesisches Porzellan fast ausschließlich in Jingdezhen gefertigt.

Woraus besteht chinesisches Porzellan?

Für die Produktion von Porzellan gibt es zwei Grundvoraussetzungen: geeignete Tonerde, die bei Temperaturen zwischen 1300˚ und 1350˚ weiß brennt, und ein Ofen, der diese hohen Brenntemperaturen erreichen kann.

Das Grundmaterial des Porzellans nennen die Chines:innen „Knochen und Fleisch“:

  • Kaolin: Das Grundmaterial ist ein Zersetzungsprodukt eines feldspathaltigen, kristallinen Eruptivgesteins, das im Laufe der Zeit zu einer formbaren, feuerbeständigen Tonerde verwitterte. Es ist ein leicht eisenhaltiges Aluminium- oder Tonerdesilikat. Da das Kaolin einen sehr hohen Schmelzpunkt hat, ist es in der reinen Form nicht für die Porzellanherstellung geeignet.
  • Petunze (petuntse): Es gleicht dem Kaolin ist aber weniger verwittert. Zu Pulver zermahlen und durch Spülen gereinigt, wird Petunze zu Ziegeln oder kleinen weißen Klumpen, sog „baidunzi“, geformt. Dadurch ist es leicht transportierbar. Das Petunze hat keine plastischen Eigenschaften, es dient aber beim Schmelzvorgang als eine Art Kitt, der die Kaolinpartikel fest miteinander verbindet.

Das Mischverhältnis dieser beiden Bestandteile bestimmt die Porzellanqualität. Bei besonders qualitätvollen Porzellanen betrug das Verhältnis 1:1, bei einfacheren, geringwertigeren Stücken konnte der Kaolin-Anteil auf ein Viertel der Masse sinken.

Nach dem Mischen der beiden Materialien muss die Masse für längere Zeit – bis hin zu mehreren Jahren – ruhen. Man setzt sie auch den Witterungseinflüssen aus. Dieser Reifeprozess wird „Wittern“ oder „Mauken“ genannt. Wenn die in der Tonmasse vorhandenen organischen Lebewesen vermodern, entstehen Gärstoffe, die dem Ton die nötige Geschmeidigkeit verleihen. Vor dem Verarbeiten muss der Ton noch einmal gut durchgeknetet werden.

Wie wird chinesisches Porzellan hergestellt?

Chinesisches Porzellan wurde und wird auf der Töpferscheibe gedreht. Um Schalen von gleicher Größe und Form herzustellen, wurden sie nochmals verkehrt herum auf ein konvexes Modell gedrückt. So lassen sich auch Serien mit einheitlichen Maßen erklären bzw. das Gleichbleiben vieler Porzellane über bestimmte Perioden hinweg.

Eine große Zal der Porzellane wurde geformt. Dies gilt besonders für die Schüsseln und Teller mit einem Blütenrand oder Reliefdekor aus der Yuan-Zeit sowie für alle quadratischen, vieleckigen, facettierten oder auch unregelmäßig geformten Stücken und figürlichen Arbeiten.

Vor dem Antrocknen mussten extra gefertigte Elemente, darunter Tüllen, Henkel, Griffknöpfe oder Reliefmotive, angebracht werden. Bei komplizierten Gefäßformen (z.B. Aufsätzen) wurden die verschiedenen, gesondert hergestellten Einzelformen übereinandergesetzt und ebenfalls mit Schlicker verbunden. Die Fugen sind beispielsweise bei Ming-Porzellan leicht erkennbar, während man sich in späteren Phasen die Mühe machte, alles gut zu verputzen.

Dann muss der sog. Scherben lederhart getrocknet werden. Um seine Form auszugleichen, wird er nochmals auf die Töpferscheibe gestellt. So lassen sich kleine Unregelmäßigkeiten oder Fingerabdrücke beseitigen. Ein Spezialist schneidet die Form des Standringes mit einem Messer zu (Profil, Dicke, Neigungswinkel).

Die Unterglasurfarbe wurde auf das lederharte Porzellan direkt aufgetragen. Zu den wenigen Farben, welche die hohen Brenntemperaturen aushielten, zählten Kobaltblau, Kupferrot und selten Eisenoxydbraun. Der poröse Scherben saugt die Farbe so schnell auf wie ein Löschpapier. Es sind daher KEINE Korrekturen möglich. Jeder neue Pinselansatz bedeutet Farbanhäufungen, die sich beim Brennen in schwarze Flecken verwandeln. Es bedarf aus diesem Grund eines äußerst geschickten, schnell arbeitenden Malers. Nachdem der Dekor aufgemalt oder eventuell auch eingeritzt worden ist, konnte das Porzellan mit einer Glasurmasse überzogen werden.

Die klassische Überzugsmasse besteht aus einem Gemisch aus fein zermahlenem Petunze, Farnasche und etwas Kalk, das mit Wasser zu einer relativ dünnflüssigen Masse verrührt wird. Das Porzellan wird entweder durch Eintauchen oder mit dem Pinsel oder durch Aufblasen mit dem Bambusrohr aufgetragen. Die Glasur wird im Scharffeuer auf den Scherben aufgeschmolzen und verbindet sich mit diesem untrennbar. Durch das Verglasen im Feuer wird die Masse durchsichtig und verleiht den Stücken ihren besonderen Glanz.

Das Brennen der Porzellane erfolgt im Brennofen. Die Chinesen haben sehr früh die Konstruktion vervollkommnet. Sie erreichen darin so hohe Temperaturen, dass zwischen dem 14. und 12. Jahrhundert vor Christus einfache Ascheglasuren realisiert werden konnten. Im 7. Jahrhundert nach Christus konnten sie erste Porzellane herstellen.

Wo wird chinesisches Porzellan hergestellt?

Der Begriff Kaolin, wie die Tonerde in China und auch im Westen genannt wird, leitet sich von den Hügeln im Bezirk Kaoling („hohe Berge“) ab. Diese liegen etwa 30 Kilometer von Jingdezhen entfernt. Dort wird Porzellanerde abgebaut.

Jingdezhen in der Provinz Jiangxi ist seit dem 14. Jahrhundert der wichtigste Produktionsort für chinesisches Porzellan. Es liegt günstig in unmittelbarer Nähe bedeutender Tonerdevorkommen und großer Wälder für den Brennstoff. Die fertigen Porzellane konnte über den Fluss leicht nach Puoyang-See, am Yangzi nach Nanking und über den Großen Kanal nach Tianjin und Peking gebracht werden.

Ming-Porzellan

Die Ming-Zeit (1368–1644) gilt als eine der Hauptperioden des chinesischen Porzellans. Es besticht durch seine Formenvielfalt und seine Bemalung in Unterglasurblau. Zum einen ist dies durch die hochqualitative, in Arbeitsteilung geschaffene Ware zu begründen und zum anderen auf die weltweite Ausstrahlung des chinesischen Ming-Porzellans durch den Export. In der Ming-Periode ist der mit Kobaltblau ausgeführte Unterglasurdekor mit Abstand am häufigsten anzutreffen. Die so bemalten Porzellane werden „Blauweiß-Porzellane“ genannt. Die Glasuren der Ming-Porzellane sind leicht blaustichig (minimale eisenhältige Verunreinigungen in der Masse), wodurch sie eine weichere Zeichnung haben.

Die Ming-Dynastie folgte auf eine Phase der Fremdherrschaft durch Dschingis Khan, sein Enkel Kubilai und die Mongolen, die im 13. Jahrhundert fast den gesamten asiatischen Kontinent eroberten. Kubilai gründete 1264 seine Hauptstadt Khan baliq, oder bei Marco Polo Cambaluc, das heutige Peking. Unter dem Dynastienamen Yuan (1279–1368) behauptete sich die Herrschaft der Mongolen nahezu 100 Jahre lang.

Ein Bauer namens Zhu Yuanzhang setzte sich an die Spitze eines Bauernaufstandes, der sich gegen die schlechten Lebensbedingungen und Hungersnöte richtete. Unter dem Regierungsnamen Hongwu (reg. 1368–1398) gründete er 1368 die Ming-Dynastie. Das Wort „ming“ bedeutet „strahlend“ oder „Helligkeit“. Hongwu ordnete die Finanzen und die Verwaltung neu, konnte die Wirtschaft wiederbeleben und beschäftigte sich mit der Entwicklung der Landwirtschaft u.a. durch das Anlegen neuer Bewässerungssysteme. Sein Sohn Yongle (reg. 1403–1424) ließ die Große Mauer weiter ausbauen, um die ständige mongolische Bedrohung abzuwehren. Die Wirtschaftspolitik führte zum wirtschaftlichen Erstarken des Bürgertums, das sich für die Ausstattung ihre Häuser, Terrassen und Gärten Porzellane gönnte. Dazu kam der Export als immer wieder werdender Absatzmarkt für das chinesische Porzellan.

Unter Hongwu wurde das bereits unter den Yuan etablierte System der Porzellanproduktion wieder eingeführt. Es gab zwar keine „kaiserliche Manufaktur“, aber einige Öfen haben mehr Aufträge vom Kaiser erhalten. Eunuchen haben die Qualität kontrolliert und die Abgabenleistung überprüft. In jeder Manufaktur war ein amtliches Steuerbüro eingerichtet, an das die Abgaben direkt von den Besitzern abgeführt werden musste. Die Porzellanproduktion war bereits sehr arbeitsteilig organisiert, es sind in den Texten 33 verschiedene Arbeitsbereiche dokumentiert.

Im Jahr 1572, als der erst neunjährige Zhu Yijun zum Kaiser Wanli  (reg. 1572–1620) des Ming-Reiches erklärt wurde, verkündete man „wanli [Zehntausend Jahre]“ als Regierungsdevise. Die Wirtschaft prosperierte zunächst ebenso wie Kunst und Kultur. Für den noch minderjährigen Kaiser führte der Regent Zhang Yuzheng die Regierungsgeschäfte weise. Denn das späte 16. und frühe 17. Jahrhundert wurde von der frühen Globalisierung geprägt. Erstmals gelangten nun große Mengen chinesischen Porzellans und anderer Handelsgüter bis nach Europa und wurden dort zu hoch geschätzten Luxusartikeln. Die Portugiesen entwickelten zunächst diesen Handel; ab dem frühen 17. Jahrhundert wurden sie jedoch von der niederländischen „Vereenigde Oostindische Compagnie“, kurz VOC, verdrängt.

Auch der beispiellose Aufschwung der kaiserlichen Porzellanöfen in Jingdezhen in jenen Jahren hat zwei Seiten. Einerseits wuchs durch große Bestellungen des Hofes der Umfang der offiziellen Ware gewaltig, doch noch mehr nahm die Produktion für den regulären und den Exportmarkt zu. Der Preis hierfür war ein spürbarer Rückgang in der Qualität des Porzellans. An die Meisterwerke der frühen und mittleren Ming-Zeit reichen selbst die für das Kaiserhaus bestimmten Wanli-Porzellane nicht mehr heran. Andererseits üben diese Stücke gerade in ihrer freien, lockeren Gestaltung eine besondere Faszination aus.

Da sie zunächst auf portugiesischen Karacken nach Europa gelangte, die wiederholt von Niederländern aufgebracht und ihrer kostbaren Fracht beraubt wurden, kam für sie der Begriff »Kraak-Porzellan« auf. Obgleich sich in der Wanli-Ära auch farbige Porzellane finden, zeigt die große Mehrheit der Stücke einen blauen, unter der transparenten Glasur direkt auf den Scherben aufgebrachten Dekor. Das Pigment hierfür, Kobalt, wurde seit der Yuan-Dynastie (1279–1368) aus Persien importiert und war daher zunächst extrem teuer. Erst nachdem in der Ming-Zeit im Westen Chinas eigene Vorkommen entdeckt wurden, nahm das Blau-Weiß-Porzellan einen beispiellosen Aufschwung. Verbesserungen bei der Zusammensetzung des Pigments und bei der Brenntechnik führen nach Anfängen mit eher graublauen Ergebnissen in der Ming-Zeit zunehmend zu leuchtend blauen Glasurfarben.

In der Übergangszeit gegen Ende der Ming-Dynastie (1620–1680) tauchen Frauen in Gartenlandschaften als Dekoration auf Porzellanvasen auf und ersetzen die eher stilisierten, ungegenständlichen Entwürfe für den Kaiserhof. In China veranlassten politische Unsicherheit und mangelnde königliche Schirmherrschaft die Töpfer von Jingdezhen, populäre Genremotive zu verwenden, um wohlhabende Kunden des neuen Kaiserreichs anzuziehen.1

Handel mit den Europäern

Einen erster Bericht über chinesisches Porzellan übermittelte Marco Polo im 13. Jahrhundert (1271–1295). Allerdings kamen vor Mitte des 16. Jahrhunderts nur wenige Porzellane aus China nach Europa.

Die Portugiesen starteten in den frühen 1500er Jahren Expeditionen auf der Suche nach Handelsrouten, um in Cochin, Kalkutta, Colombo und Goa Fuß zu fassen. Sie landeten 1514 erstmals in China.2 Lissabon wurde deshalb er der erste Umschlagplatz für chinesisches Porzellan in Europa. Anfang des 17. Jahrhundert verdrängten die Niederländer die Portugiesen von dieser Position. Gleichzeitig gründeten sie die Niederländische Ostindien Compagnie (VOC).4

Die Niederländer starteten 1595 ihre erste Handelsreise nach Bantam, Java, und gründeten 1602 die niederländische VOC, die erste multinationale Aktiengesellschaft der Welt, die aus Unternehmen in sechs niederländischen Städten hervorging. Siehe: Jos Gommans, Merchants among Kings: Dutch Diplomatic Encounters in Asia, in: Asia in Amsterdam: The Culture of Luxury in the Golden Age, hg. v. Karina H. Corrigan, Jan van Campen und Femke Diercks (Ausst.-Kat. Rijksmuseum, Amsterdam, 17.10.2015–17.1.2016; Peabody Essex Museum, Salem, 27.2.–5.6.2016), Salem/Amsterdam 2015, S. 32.[/note] Die englische Ostindien-Kompanie war 1579 gegründet worden, nachdem der Abenteurer Sir Francis Drake eine spanische Galeone gekapert hatte, die schwer beladen war mit kostbarer Fracht, darunter Porzellan, von dem er Königin Elisabeth Stücke anbot.5 Zum Schluss schloss sich die amerikanische Republik dem internationalen Handel mit China an, angefangen mit der Empress of China, die 1784 von New York nach Kanton fuhr.6

König Philipp II. von Spanien besaß mehr als 3.000 Stück Porzellan. Der hohe Wert, dem man dem Ming-Porzellan beimaß, zeigt sich nicht nur in der Verwahrung in königlichen und kaiserlichen Sammlungen, sondern auch in den kostbaren Montierungen der Porzellane mit Silber und Gold. Im gesamten 17. Jahrhundert kopierten Fayence-Manufakturen in Delft, Frankfurt, Hanau, Nevers, Rouen und andere chinesische Dekore. Im Vorderen Orient imitierten türkische Fayence-Werkstätten von Iznik und die persischen von Meschhed und Kirman in Stil und Dekor die kostbaren Porzellane auch China.

  1. Zur Abbildung von Frauen auf Porzellan siehe: Sarah E. Fraser, Yue Sun und Hua Wang, Introduction: Women on Display: Narration and Cross Media Spaces in Seventeenth- and Eighteenth-Century Porcelain, in: E. Fraser, Yue Sun und Hua Wang (Hg.), Women Cross Media: East Asian Photography, Prints, and Porcelain from the Staatliche Kunstsammlungen Dresden, Heidelberg 2022, S. 48–130 (letzter Aufruf 6.4.2025).
  2. Für die Handelsrouten siehe: Clare Le Corbeiller, China Trade Porcelain: Patterns of Exchange; Additions to the Helena Woolworth McCann Collection in The Metropolitan Museum of Art, New York 1974, S. 1.
  3.  Die Portugiesen wurden für eine militarisierte Form des Handels bekannt, eine Kombination aus Waffen, Geschenkdiplomatie und katholischen Missionsbemühungen. Offizielle Handelsbeziehungen wurden 1557 aufgenommen, als die Portugiesen in Macao eine Handelsniederlassung eröffneten [bis 1999 portugiesische Kolonie]. Davor wurde zwar schon illegal gehandelt, aber erst ab 1520 ist Auftragsporzellan [Chine de commande] nachweisbar: König Manuel I. von Portugal schickte eine Gesandtschaft in die chinesische Hauptstadt Peking, die die ersten Porzellanarbeiten für einen europäischen Auftraggeber veranlasste.3Anthony Farrington, Trading Places: The East India Company and Asia, 1600–1834 (Ausst.-Kat. British Library, London, 24.5.–22.9.2002), London 2002, S. 13.
  4. David S. Howard, The Choice of the Private Trader: The Private Market in Chinese Export Porcelain; Illustrated from the Hodroff Collection, London 1994, S. 13.
  5. iris Moon, Shipwrecks and Sirens: Early Arrivals of Porcelain in Europe, in: Monstrous Beauty: A Feminist Revision of Chinoiserie (Ausst.-Kat. The Metropolitan Museum of Art, New York, 25.3.–17.6.2025), New Haven/London 2025, S. 31.