Donatello (Florenz um 1386–13.12.1466 Florenz) war ein Florentiner Bildhauer der Renaissance, der sowohl in Marmor wie Bronze gearbeitet hat. Er gilt als der bedeutendste Bildhauer der Frührenaissance in Mittelitalien, vor allem aufgrund seiner neuartigen Verwendung von Proportion und Perspektive im Relief (Drachenkampf-Relief und Kanzeln in Prato). Gemeinsam mit dem Maler Masaccio und dem Architekten Filipp Brunelleschi bildet Donatello seit den „Viten“ des Giorgio Vasari das Dreigestirn der Florentiner Kunst des Quattrocento. Auch aus heutiger Perspektive wird die beherrschende Position Donatellos erst von Michelangelo Buonarroti abgelöst.
Die wichtigsten Informationen über Leben und Charakter des Bildhauers wurden von Giorgio Vasari erst niedergeschrieben, als der Künstler bereits seit 50 Jahren verstorben war. Dennoch ist man ist über das Werk des Künstlers einigermaßen gut informiert. Donatello hat nie geheiratet und dürfte sehr einfach gelebt haben. Seine Auftraggeber dürften sich mit ihm mehr geplagt haben, denn Donatello verlangte für sich künstlerische Freiheiten. Wenn er auch einige Humanisten gut gekannt hat, so ist Donatello selbst kein Intellektueller gewesen. Aber seine humanistisch gebildeten Freunde überlieferten, dass er ein wahrer Kenner der antiken Kunst war. Inschriften und Signaturen an seinen Werken gehören zu den frühesten Beispielen der Klassischen Römischen Schrift in der Renaissance. Sein Wissen war detaillierter und weitgehender als das von anderen Künstlern seiner Tage. Wenn Donatello auch Inspiration aus den Antiken zog, so veränderte er die Vorbilder auf gewagte Weise. Traditionellerweise wird der Florentiner als Traditionalist gesehen, später sah man in ihm viel mehr.
Donatello – Verkleinerung von Donnato und eigentlich Donato di Niccolò di Betto Bardi – wurde vermutlich 1386 als Sohn von Niccolò di Betto Bardi, einem Florentiner Wollkämmer (Unterschicht), geboren. In Anekdoten wird dem Künstler ein aufbrausender Charakter nachgesagt, der sich 1401 in einer Verurteilung für eine Tätlichkeit gegen den aus Deutschland stammenden Anichius Pieri in Pistoia belegen lässt. Donatello wird zudem als schlagfertig beschrieben, allerdings konnte er wohl mit Geld nicht gut umgehen. Wenn es um seine Kunst ging, bewies er größte Ernsthaftigkeit und Fleiß.
Wie Donatello seine Laufbahn begannt, ist nicht überliefert. Er dürfte bei einem Steinmetz, der um 1400 am Bau der Kathedrale von Florenz beschäftigt gewesen ist, das Handwerk erlernt haben. Als seine Lehrmeister werden Bartolucci (Michele di Bartolo) oder Lorenzo Brunelleschi vermutet. Seine frühen Jahre dürfte Donatello im Umfeld der Domopera und in der Werkstatt Ghibertis verbrachte haben.
Nachweislich zwischen 1404 und 1407 arbeitete Donatello in der Werkstatt von Lorenzo Ghiberti, einem Bronzeplastiker, der 1402 den Wettbewerb für die Baptisteriumstüren in Florenz für sich entscheiden hatte können. Er war einer von 22 Gehilfen mit einem Jahresgehalt von 75 Florinen, was ihn zu den bestbezahlten Mitarbeitern zählen ließ. Allerdings ist in den ersten überlieferten Werken Donatellos der stilistische Einfluss Ghibertis kaum spürbar.
Das früheste erhaltene Werk von Donatello, die Marmorstatue des „David“, zeigt einen Einfluss von Ghiberti, der in diesen Jahren der führende Bildhauer und Vertreter der Internationalen Gotik in Florenz war. Die Debatte zwischen Brunelleschi und Donatello bzgl. eines Holzkruzifix belegt die Auseinandersetzung um Fragen von Schicklichkeit und Naturalismus in den 1410er Jahren. Vasari überliefert, dass Donatello seinem Freund voller Stolz ein von ihm geschaffenen Kruzifixus zeigte. Allerdings war Brunelleschi von dem Werk wenig angetan und kommentierte es mit den Worten:
„Mir scheint, du habest einen Bauern ans Kreuz geheftet und nicht die Gestalt eines Christus, der zart gebaut und der schönste Mann gewesen ist, der jemals geboren wurde.“ (Brunelleschi an Donatello laut Vasari)
Daraufhin forderte Donatello seinen Diskussionspartner auf, selbst einen Gekreuzigten zu schaffen. Brunelleschi machte sich an die Arbeit und vollendete ein Kruzifix, angesichts dessen sich Donatello geschlagen gab. Vasari kleidete Donatellos naturalistischen Zugang, mit dem er sich offenbar spielerisch über Traditionen hinwegsetzte, in eine aussagekräftige Anekdote. Ob der heute in Santa Croce, Florenz, befindliche Gekreuzigte identisch mit dem Werk ist, wird in den letzten Jahrzehnten heftig debattiert. Es wäre möglich, dass Nanni di Banco dessen Schöpfer ist.
1412 wird Donatello im Register der Lukasgilde ausdrücklich als Goldschmied und Steinmetz bezeichnet.
Die frühesten überlieferten Werke könnten die sogenannten Propheten über der Mandelpforte an der Außenseite des Doms Santa Maria del Fiore in Florenz sein; deren Zuschreibung an Donatello ist allerdings strittig. Donatello erhielt 1406 und 1408 Bezahlungen für Arbeiten an zwei nicht genauer bezeichneten Skulpturen. Ob es sich um die oben genannten Propheten handelt, ist aufgrund der Größe der heute dort stehenden Figuren allerdings unwahrscheinlich.
Genauso heftig wird auch die Zuschreibung eines „Kruzifix“ (um 1412, Santa Croce, Florenz) an Donatello debattiert. Vasari überlieferte einen Künstlerwettstreit zwischen Donatello und Brunelleschi um einen Holzkruzifixus. Donatello schnitzte einen naturalistischen Gekreuzigten, den Brunelleschi allerdings als „Bauern“ abtat. Daraufhin schuf Brunelleschi einen Kruzifixus, der das decorum mehr beachtete. Obschon Donatello schlussendlich dem Werk Brunelleschis den Vorzug gab, steht diese Geschichte doch für den extremen Zugang des jüngeren Bildhauers.
Der marmorne „David“ (191 x 57,5 x 32 cm, Bargello, Florenz) für die Chortribüne des Doms von 1408 zeigt zwar noch ein spätgotisches Formenrepertoire, jedoch ging er sowohl in der Auffassung der Anatomie, der Gewichtsverlagerung (Kontrapost) aber auch des Selbstbewusstseins der Figur einen neuen Weg. David wird als siegreicher Held dargestellt. Zu seinen Füßen liegt das abgeschlagene Haupt des Goliath.
Bereits 1416 erwarb die Signoria der Stadt die Statue, um sie im Palazzo Vecchio aufzustellen. Als Symbol für den Sieg über eine übermächtige Gefahr sollte David den Florentinern ein gutes Vorbild sein: Die Inschrift erinnert daran, dass der „tapfere Kämpfer für das Vaterland auch gegen die schrecklichsten Feinde [göttlichen] Beistand“ erhalten hatte.1 Dies wurde in der Inschrift deutlich zum Ausdruck gebracht:
„PRO PATRIA FORTITER DIMICANTIBUS ETIAM ADVERSUS TERRIBILISSIMOS HOSTES DII PRAESTANT AUXILIUM [DIE, FÜR DAS VATERLAND, STARK KÄMPFEN, ERHALTEN SELBST GEGEN DEN SCHRECKLICHSTEN FEIND DIE HILFE DER GÖTTER.].“
Mit dem „Heiligen Markus“ (1411–1414) und dem „Hl. Georg“ (um 1417) für zwei Nischen an Or San Michele, der Kirche der Florentiner Zünfte, wurde Donatello für die Zunft Leinen- und Altwarenhändler (bzw. Leinweber [Arte die Linaioli]) sowie der Zunft der Plattner und Schwertschmiede (Arte dei Corazzi e Spadai) tätig. Im Gegensatz zur mittelalterlichen Kunst und erstmals seit der Klassischen Antike fasste Donatello den Körper als selbstbestimmt, bewegt, und damit lebensnah auf. Der Faltenwurf des in schweren Bahnen geformten Gewandes betont die Drehung des Körpers, so dass der Eindruck von körperlicher und psychischer Bewegtheit entsteht.
Die Figur des „Heiligen Markus“ zeigt das Vertrauen Donatellos in seine eigenen Fähigkeiten. Er zeigt den Evangelisten mit individuellem Gesicht und würdevoller Ernsthaftigkeit. Diese realistische Darstellung physischer Erscheinung und Betonung geistiger Integrität soll sogar Michelangelo Buonarroti zu einem positiven Kommentar animiert haben. Ähnliches lässt sich auch anhand der Figur des „Hl. Georg“ beobachten. Zusätzlich unterstreicht das spannungsvolle Verhältnis von Skulptur und umgebender Nische die Verlebendigung der Marmorskulptur.
Der jugendliche „Hl. Georg“ ist an der Nordseite des Or San Michele zu finden. Die Figur steht breitbeinig und vermittelt überzeugend seine Entschlossenheit und seinen Mut, Symbol für die „vita activa“ (gegen „vita contemplativa“). Der Blick des Heiligen ist in die Ferne gerichtet. Vasari beschrieb dies als „feurige Kühnheit in seinen Zügen und ein(en) wunderbare(n) Ausdruck der Bewegung“. Der Tabernakel, in dem der „Hl. Georg“ steht, kann nicht mit Sicherheit in Ausführung und Entwurf Donatello zugeschrieben werden; allerdings stehen Figur und Architektur nun in einem neuen Spannungsverhältnis zueinander. Die Statue löst sich von der Nischen-Architektur und erhält dadurch eine noch nie gesehene Eigenständigkeit.
Als noch bedeutender für die Geschichte der Bildhauerei wird das am Sockel der Statue angebrachte Relief des „Drachenkampfes“ gewertet – das erste bekannte Marmorrelief Donatellos und auch das erste, in dem er die Technik des rilievo schiacciato anwandte.
Der Marmorblock, aus dem es geschlagen wurde, war im Februar 1417 erworben worden. Kurz darauf dürfte der Bildhauer mit seiner Arbeit daran begonnen haben. Dargestellt ist: Der Hl. Georg geht im Kampf mit dem Drachen als Sieger hervor, die Prinzessin von Kappadozien, die vom Drachen gefangen gehalten worden war, steht daneben.
Im „Der Hl. Georg im Kampf mit dem Drachen“ zeigt der Bildhauer erstmals die von ihm entwickelte Technik des extrem flachen Reliefs, dem rilievo schiacciato. Mithilfe der feinen Abstufung der Oberfläche gelang Donatello die bahnbrechende Neuinterpretation der Skulptur, dadurch wurde eine malerische Behandlung der Formen und der Eindruck von nahezu endlosem Bildraum möglich. Die vermutlich von Brunelleschi entwickelte Zentralperspektive wird von Donatello im Architekturprospekt ebenso präzise angewandt. Damit nutzte Donatello die Regeln der Zentralperspektive früher als Masaccio in seinem berühmten „Trinitätsfresko“ von um 1425 in Santa Maria Novella. Während die Statue des „Hl. Georg“ bereits seit 1892 an der Fassade von Or San Michele durch eine Kopie ersetzt und das Original ins Museum verbracht wurde, ist das Relief des Drachenkampfes erst 1974 gesichert worden. Deshalb weist es deutlich mehr Spuren von Witterung und Umwelt auf als die Figur.
Bereits 1408 wurde die Marmorskulptur des „Evangelisten Johannes“ (Museo dell’Opera del Duomo, Florenz) bei Donatello in Auftrag gegeben. Sie dürfte aber erst um 1415 vollendet gewesen sein und wurde mit den Evangelistenfiguren „Hl. Lukas“ von Nanni di Banco, „Hl. Markus“ von Pietro Lombardi sowie „Hl. Matthäus” von Bernardo Ciuffagni an der Domfassade aufgestellt.2
Einmal mehr bediente sich Donatello einer ernsthaften Figur, um den Evanglisten Johannes darzustellen. Er zeigt ihn mit einem Buch, das er an einem Bein abstützt, mächtige Hände und schwerem Faltenwurf des Gewandes. Es wurde bereits mehrfach darauf hingewiesen, dass Michelangelos „Moses“ in dieser Figur einen Vorläufer hat.
1416, unmittelbar nach Vollendung des „Hl. Georg“, begann Donatello eine Serie von fünf Propheten-Skulpturen für Nischen am Campanile [Glockenturm] von Giotto di Bondone. Im Unterschied zur Nahsichtigkeit der Skulpturen am Or San Michele befinden sich diese Werke in großer Höhe, nämlich im zweiten Geschoss des Turmes. Hier zeigt sich der Bildhauer als Schöpfer von höchst individuellen Gesichtern, der sich an der antik römischen Porträtbüste orientierte. Da sie keine Attribute tragen, ist die Identifikation der Propheten nicht möglich.
„Der bärtige Prophet“, die erste Figur, wurde von den Florentiner:innen schon früh als „Pensieroso [Der Denker]“ bezeichnet. Donatello lässt den Propheten mit in der Hand aufgestütztem Kopf stehen. Weiters neigt sich der nicht näher identifizierbare Prophet leicht nach vor, womit die Figur im zweiten Geschoss des Camanile leichter zu sehen ist.
Die Figur „Prophet mit der Schriftrolle“ scheint sich noch stärker in Gestik und Mimik an ein vorgestelltes Gegenüber zu wenden, zeigt er doch mit seiner Rechten auf die Textrolle. Charakteristisch für Donatello ist, dass er – bei aller Eindringlichkeit der Gesichter – nie seine Vorbilder direkt kopiert oder zitiert: Der Renaissance-Bildhauer verstand es, seine Vorbilder abzuwandeln und variantenreich durchzuarbeiten.
Der Auftrag für die „Abraham-und-Isaak-Gruppe“ erging 1421 an Donatello und Nanni di Bartoldo gemeinsam. Dennoch wird das Werk heute Donatello allein zugeschrieben. Unter den Campanile-Skulpturen stellt die „Abraham-und-Isaak-Gruppe“ eine Ausnahme dar. Gezeigt wird die Opferung Isaaks durch seinen Vater Abraham, eine Prüfung Gottes. Als Abraham wirklich bereit ist, seinen Sohn zu opfern, erlöst ihn Gott und schickt einen Engel samt Widder. Donatello (und Nanni di Banco) zeigen ausschließlich Vater und Sohn in dramatischer Wendung. Abraham ist gerade in Begriff seinem Sohn das Messer an den Hals anzusetzen, als er sich umwendet. Die Drehung des Kopfes deutet die Lösung an. Die Forschung traut die spannungsvolle Komposition und die Bewegung Donatello zu – aber weniger Nanni.
Der Prophet Habakuk entstand für den Campanile in Florenz; die Bevölkerung nennt die Figur aufgrund ihres runden, kahlen Kopfes „Zuccone [Kürbiskopf/Kahlkopf]“. Einmal mehr überzeugt der Prophet durch seine naturalistische Erscheinung an den Grenzen zur Hässlichkeit. Im frühen 16. Jahrhundert wurde die Vermutung geäußert, dass Donatello seinen Florentiner Zeitgenossen Giovanni di Barduccio Chierichini porträtiert habe. Dies lässt sich heute nicht mit Sicherheit belegen. Für Vasari war der „Prophet Habakuk“ „das schönste und großartigste Werk, das dieser Künstler jemals vollführte“, da er ihn nach dem Leben gearbeitet habe.
Die Datierung des „Propheten Habakuk“ und des „Jeremias“ ist strittig. Überliefert sind die Entstehungszeiten für beide Figuren als Mitte 1420er und nachfolgend. Allerdings ist die Identifikation der beiden Figuren aufgrund einer (nicht 100%ig gesicherten) Inschrift möglicherweise nicht korrekt. Aufgrund einer frühen Verwechslung könnte die Benennung falsch sein. Da die Figuren allerdings seit Generationen so genannt werden, bezieht sich die wichtigste Forschungsfrage auf die Entscheidung, welche der beiden die frühere und welche die spätere ist.
Der „Prophet Jeremias“ ist in eine Art römische Toga gehüllt. Der Faltenwurf gilt als ungewöhnlich, da Donatello einen vertikalen bevorzugte. Vielleicht entstand die Skulptur in Zusammenarbeit mit Michelozzo.
Während der 1420er und 1430er Jahre schuf er Reliefs, deren marmorne Schichte er fein modellierte. „Himmelfahrt Christi und Schlüsselübergabe an Petrus“ sowie „Herodesgastmahl“ (1433–1435) gehören zu den außergewöhnlichen Beispielen dieser sogenannten rilievi schiaccati. Donatello gelang es sogar auf kleinstem Raum, überzeugende Tiefenräume zu illusionieren.
In der Zwischenzeit hatte sich Donatello auch zu einem beachtenswerten Plastiker in Bronze weiterentwickelt. Technische Untersuchungen haben gezeigt, dass Donatello sowohl bei der Figur des „Hl. Ludwig von Toulouse“ (1418/22, Museo dell’Opera di S. Croce, Florenz) – als auch bei seiner Judith-und-Holofernes-Gruppe – für die Herstellung der Gussformen einen manichino benutzt hat, um der Draperie die gewünschte Gestalt geben zu können.3
Die lebensgroße, vergoldete Bronzeplastik des „Hl. Ludwig von Toulouse“ für eine Nische von Or San Michele fand in einer architektonischen Lösung Donatellos ihren Platz. Auftraggeber war die Parte Guelfa, die Parteigänger des Papstes und Befürworter der städtischen Autonomie. Sie sahen im Leben des Heiligen Ludwig von Toulouse ein Beispiel für Gehorsam gegenüber dem Papsttum. Der älteste Sohn von König Karl II. lehnte seinen Anspruch auf den Thron von Neapel und Sizilien ab und einem geistlichen Lebenswandel zu. Als er 1297 im Alter von nur 23 Jahren starb, war der Heilige Ludwig bereits zum Bischof ernannt worden; im 14. Jahrhundert wurde er heiliggesprochen.
Vielleicht hat Donatello für den „Hl. Ludwig von Toulouse“ mit Michelozzo zusammengearbeitet. Diese Kollaborationen unterscheiden sich deutlich von architektonischen Entwürfen, für die Donatello allein verantwortlich zeichnete: Sie stehen deutlicher in der Tradition von Brunelleschi, während der Bildhauer dekorative Elemente dazu einsetzte, die Grenzen zwischen Architektur und Skulptur aufzuweichen. Dies lässt sich auch gut am Verkündigungstabernakel in Santa Croce und der „Cantoria“ [Sängerkanzel] im Dom zeigen. Hier nutzte er antikes Vokabular, das er während seines Romaufenthalts zwischen 1430 und 1433 studieren hatte können.
Bereits 1459 verkauft die Parte Guelfa ihre Tabernakel an Or San Michele, weshalb die Plastik in Santa Croce Aufstellung erfuhr. Dort war sie bis 1945 zu sehen; nach Kriegsende wieder am Or San Michele aufgestellt, wurde der „Hl. Ludwig von Toulouse“ ins Museum von Santa Croce transferiert.
Die Figur des sitzenden Löwen mit dem Lilienwappen von Florenz wird als „Marzocco“ bezeichnet. Donatello erhielt den Auftrag anlässlich des Florenz-Besuchs von Papst Martin V. Die Sandsteinfigur mit der Größe 135,5 x 38 x 60 cm sollte am Treppenaufgang zu den päpstlichen Gemächern im Kloster von Santa Maria Novella aufgestellt werden. Donatello gelang es die Lebendigkeit des Wappentieres auf eine neue Ebene zu heben.
1810 wurde das Wappentier auf der Piazza della Signoria aufgestellt, heute ist dort eine Kopie und das Original im Bargello.
Für den monumentalen hexagonalen Taufbrunnen des Baptisteriums in Siena, den Jacopo della Quercia als Projektleiter gemeinsam mit Lorenzo Ghiberti und weiteren Bildhauern mit reichem Skulpturenschmuck versah, schufen Donatello und Giovanni di Turino jeweils drei Putten. Diese nackten, geflügelten Kindergestalten sollten tanzend und musizierend die Ecken des aus dem großen Becken aufragenden marmornen Tabernakels bekrönen. Zwei der 1429 von Donatello vollendeten Putti sind heute noch an ihrem ursprünglichen Ort. Sein dritter Sieneser Engel ist der berühmte „Putto mit Tamburin“, den Wilhelm von Bode 1902 in London erwerben konnte und der Berliner Skulpturensammlung vermachte. Der aus den Medici-Sammlungen stammende Putto des Bargello ist diesen drei Werken motivisch eng verwandt und hinsichtlich des künstlerischen Anspruchs sowie der außergewöhnlichen Überzeugungskraft der Figurenerfindung nahezu ebenbürtig. Er unterscheidet sich von ihnen jedoch vor allem durch einen geringeren Grad der Vollendung: Es fehlen, hauptsächlich an Gesicht und Haaren ablesbar, die verfeinernde Nachbearbeitung der Oberflächen und deren Vergoldung sowie die Girlande, die bei den Sieneser Putti die als Standflache dienende Muschel umkränzt. Schon Ende des 19. Jahrhunderts äußerte Umberto Rossi die Hypothese, Donatello habe diese Figur wegen des mangelhaften Gusses, der sich in erster Linie an den Händen zeigt, nicht an das Taufbecken versetzen lassen, sondern in seiner Werkstatt belassen. Diese Ansicht vertrat jüngst Francesco Caglioti neuerlich mit Nachdruck.
Der Taufbrunnen in San Giovanni in Siena gehört zu den unabhängigen Aufträgen an Donatello. Das „Herodesfest“ (1423–1427) ist das erste und bedeutendste Relief für dieses Werk.
Die 158 cm hohe Bronzestatue des „David mit dem Kopf des Goliath“ (Museo Nazionale del Bargello, Florenz) zählt zu den bedeutenden späten Werken des Bildhauers.
Donatellos Schaffen in Padua ist vor allem mit dem Reiterstandbild für den Condottiere Gattamelata in Padua verbunden.
Der Entstehungszusammenhang des Reliefs ist unbekannt. John Pope-Hennessy und Volker Herzner etwa sahen eine stilistische Verbindung zu den vor 1443 fertiggestellten Bronzetüren der Alten Sakristei in S. Lorenzo in Florenz. Artur Rosenauer und Anthony F. Radcliffe führten dagegen Merkmale, die mit Werken aus der Zeit nach Donatellos Rückkehr aus Padua, wie der „Madonna Chellini“ von 1456, übereinstimmen, als Argumente für eine spätere Datierung an. Hans Kauffmann unterbreitete 1935 erstmals die Überlegung, ob es sich bei dem Relief um einen Probeguss für die nie ausgeführten Bronzetüren des Sieneser Doms handeln könnte, zu denen Donatello 1458/59 nachweislich Zeichnungen und Wachsentwürfe lieferte. Daraus schloss es, dass das Relief tatsächlich ein Probestuck für die szenische Ausgestaltung einer Türflache gewesen sein könnte. Für den Mustercharakter spricht auch die unterschiedlich ausgearbeitete Oberfläche, die teils noch deutlich die Formung des Wachsmodells mittels Fingern (bei den Gliedmaßen der Figuren) oder die Spuren der Werkzeuge (bei den Gewändern) erkennen lässt.
Donatellos Holz- bzw. Bronzestatuen der Maria Magdalena von 1453/55 (Florenz, Museo dell’Opera del Duomo) und Johannes’ des Taufers von 1455/57 (Siena, Dom, Johannes-Kapelle).
Donatello starb am 13. Dezember 1466 in Florenz. Er wurde in der Krypta der Kirche San Lorenzo in unmittelbarer Nähe des Grabes von Cosimo de‘ Medici beigesetzt.