Eduardo Chillida

Wer war Eduardo Chillida?

Edouardo Chillida (San Sebastián 10.1.1924–19.8.2002 San Sebastián) war ein baskisch-spanischer Bildhauer der Moderne (→ Klassische Moderne). Er gilt als Meister der abstrakten Skulptur nach dem Zweiten Weltkrieg und als einer der wichtigsten europäischen Bildhauer der Monumentalplastik im öffentlichen Raum. Chillida bediente sich einer minimalistischen Formensprache. Masse-Raum, Fülle-Leere, Hell-Dunkel, Prozess, Material und Schwerkraft stellen wesentliche Aspekte seiner skulpturalen Praxis dar. Eduardo Chillidas grafisches Werk besteht aus linearen Zeichnungen, flächenbezogenen Collagen, geprägten Druckgrafiken und den hängenden „Gravitaciones“.

„Man kann in sehr unterschiedlichen Bereichen tätig sein, doch was der Kunst in allen Ausdrucksformen, was allen Künsten gemein ist, sind zwei Bestandteile, die nicht fehlen dürfen: Poesie – Kunst bedarf eines gewissen Grads an Poesie – und ein bestimmtes Maß an Konstruktion; ansonsten gibt es keine Kunst.“ (Edouardo Chillida)

Kindheit

Eduardo Chillida wurde am 10. Januar 1924 in San Sebastián, Spanien, geboren. Sein Vater Pedro Cahillida Aramburu war Berufsoffizier, seine Mutter Carmen Juantegui Eguren arbeitete als Sporanistin.

In den frühen 1940er Jahren spielte Edouardo Chillida Fußball. Aufgrund seiner enormen Sprungkraft wurde er „die Katze“ genannt. Im Jahr 1943 zog sich Chillida aus dem Fußballverein Real Sociedad San Sebastián, in dem er Torwart war, wegen einer Beinverletzung zurück.

Ausbildung

Von 1943 bis 1946 studierte Edouardo Chillida Architektur in Madrid. Nachdem er sein Architekturstudium abgebrochen hatte, trat er 1947 in die private Kunstakademie Círculo de Bellas Artes in Madrid ein. Dort wurde er von dem Bildhauer Francisco Durrio inspiriert und begann, mit verschiedenen Materialien wie Stein, Metall und Holz zu arbeiten.

Paris

1948 übersiedelte Edouardo Chillida nach Paris, wo er sich für zwei entscheidende Jahre ein Atelier einrichtete. Dort entstanden seine tiefen Verbindungen mit der École de Paris, mit dem schöpferischen Klima zwischen Informel und Existentialismus (→ Abstrakter Expressionismus | Informel). Als wichtige Impulsgeber gelten Pierre Soulages und Gustave Singier. In Paris schuf Chillida erste figürliche Gipsskulpturen, abstrahierte Figurationen, inspiriert von der altgriechischen Bildhauerei im Louvre: „Forma“. Diese Skulptur wurde im folgenden Jahr beim Salon de Mai in Paris präsentiert (gemeinsam mit dem Maler Pablo Palazuelo). Auch das Frühwerk „Torso“ (1948/50) zeigt, dass der Künstler den Raum zu seinem Lebensthema erhoben hat. „Yacente [ruhend]“ entstand 1949; Linienzeichnungen von Akten ohne Binnenzeichnung oder Modellierung sind um 1950 ein wesentlicher Schritt zur Abstraktion (→ Abstrakte Kunst). Als wichtige Inspirationsquellen werden sowohl Franz Kline und Willem de Kooning genannt.1

Eine erste Teilnahme an einer Gruppenausstellung gelang Chillida 1950 in der Galerie Maeght in Paris. In diesem Jahr heiratete er auch Pilar Belzunce; das Paar übersiedelte nach Villaines-sous-Bois bei Paris.

Seine Skulptur „Concreción“ zeugt von einer organisch-biomorphen Formensprache mit „konkretisierter“ Gestalt. Inspiration dafür fand Chillida sowohl in den bildhauerischen Werken von Hans Arp wie auch Constantin Brâncuși. Der rumänische Bildhauer galt für den baskischen Künstler als essenzielle Größe und Orientierungsfigur der modernen Bildhauerei.

„Drei Jahre lang fertigte ich in Paris viele Skulpturen an, alle in Gips, doch meine Gedanken schweiften immerzu ab. Gedanklich war ich irgendwo, nur nicht dort, wo ich mich gerade befand. Ich verbrachte eine sehr schwere Zeit; ich wurde das Gefühl nicht los, mich im Niemandsland zu befinden, irgendwo zwischen dem ‚Nicht-mehr‘ und dem ‚Noch-nicht. […] Ich beschloss, in meine Heimat zurückzukehren mit der Absicht, ‚zurückzukehren und dort in aller Ruhe das Gras wachsen zu sehen‘. Ich sehnte mich nach Ruhe; ich brauchte das Gefühl, dass sich die Dinge im richtigen Rhythmus, auf natürliche Weise entwickelten.“ (Edouardo Chillida)

Hernani

Als Edouardo Chillida mit seiner Familie ins Baskenland zurückkehrte (1951), siedelte er sich in Hernani nahe San Sebastián an. Dort wurde seine Tochter Guiomar, als erstes von acht Kindern, geboren.

Der Bildhauer schuf in Hernani erste abstrakte Skulpturen aus Eisen, hergestellt in der Schmiede Manuel Illarramendis, wo er nachts arbeitete. Weder die Figur noch die Natur gaben Form und Inhalt vor, sondern der Künstler kreierte im Dialog mit dem Material ein autonomes Werk. Nach seinem Studium und ersten Jahren künstlerischer und handwerklicher Konsolidierung galt nun das Interesse Chillidas dem Raum. In der zweiten Hälfte der 1950er Jahre wurde er bekannt mit einer ersten Serie zeichenhafter Eisenplastiken, die mit Stäben, Stegen und durch Richtungsänderungen den Raum umreissen.

 „Espacios perforados II“ (1952) ist eine skulpturale Komposition aus rhythmisch arrangierten Eisenplatten. Picassos und Georges Braques Papiers collés aus ihrer synthetisch-kubistischen Phase von 1912 waren für den Bildhauer der kunsthistorische Ausgangspunkt.

Im Jahr 1954 hatte Edouardo Chillida seine erste Einzelausstellung in Spanien in der Galería Clan in Madrid. Gestaltung der Tore zur Basilika von Arantzazu. Ehrendiplom der 10. Triennale Milano. „Oyarak I“ (1954) ist eine lineare Skulptur aus Ringen und Stäben, die den Raum konstruktiv vermisst. Diese erinnert an Pablo Picassos Entwürfe für sein Projekt „Hommage à Apollinaire“.

Im folgenden Jahr erteilte ihm die Stadt San Sebastián einen Auftrag für ein Steinmonument zu Ehren des im selben Jahr verstorbenen Wissenschaftlers Sir Alexander Fleming, „Homenaje a Fleming“ (1955).

San Sebastián

Im Jahr 1957 übersiedelte Edouard Chillida von Hernani nach San Sebastián und errichtete eine Schmiede in der Nähe seines Hauses „Villa Paz“. Dort bildete Chillida Innenräume aus verschränkten Holzbalken, denen aus Stein gehauene Arbeiten und immer größer werdende Eisenplastiken folgten.

In „Yunque de sueños III“ (1958) wächst die ambossförmige Skulptur aus einem hölzernen Sockel. Die Ausstellung von zwölf Skulpturen auf der „Biennale di Venezia“ von 1958 resultierte in der Verleihung des Großen Preises für Skulptur an Chillida; zudem wurde er mit dem „Graham Foundation Award for Advanced Studies in the Fine Arts“ gewürdigt. Damit war Edouardo Chillida zu den berühmtesten lebenden Künstlern der Welt aufgestiegen.

Werke

Edouardo Chillida reiste 1958 zum ersten Mal in die Vereinigten Staaten, wo er an der „Pittsburgh International Exhibition of Contemporary Painting and Sculpture” im Pittsburgh Department of Fine Arts, Carnegie Institute, teilnahm. Teilnahme an der Ausstellung „Sculptures and Drawings from Seven Sculptors“ im Solomon R. Guggenheim Museum in New York. Chillida schloss Bekanntschaft mit den Architekten Ludwig Mies van der Rohe, Charles Eames und Frank Lloyd Wright sowie dem Musiker Edgar Varèse.

Im Jahr 1959 schuf Edouardo Chillida erste Arbeiten aus Holz – darunter die Serie „Abesti gogora [Rauer Gesang]“ – und Stahl; zudem wandte er sich der Druckgrafik zu. Mit drei Skulpturen nahm er an der „II. documenta“ (1959) in Kassel teil; damit war die internationale Karriere Chillidas begründet.

Auch wenn die Arbeiten auf Papier nicht so bekannt sind, so gelten Chillidas Druckgrafiken doch als Werke eines „sculptur-graveur“. Schnell eroberte er sich die Ausdrucksmöglichkeiten von Radierung, Lithografie und Holzschnitt. Sie ermöglichen dem nunmehr berühmten Künstler, die kostengünstige Verbreitung seiner künstlerischen Aussagen. In seinen frühesten Drucken wirken die Formen, als ob sie zu tanzen scheinen. Für den Bildhauer hatten Zeichnungen und Druckgrafiken einen eigenen Stellenwert. So meinte er, dass

„diese Arbeiten […] vollständig unabhängig [sind]. Die einzige Verbindung besteht darin, dass es dieselbe Person ist, die im zwei- bzw. dreidimensionalen Raum arbeitet. Meine Gedanken befragen in einem Fall den zweidimensionalen, im anderen den dreidimensionalen Raum. Das ist der eigentliche Unterschied. Es gibt keine direkte Verbindung, sondern nur mich als Verbindung. Vielleicht gibt es Bezüge der Formen, was normal ist, da es mein Raum ist, mit dem ich arbeite. Man kann sich vielleicht bei den Arbeiten auf Papier vorstellen, wie mein skulpturales Werk ist und die verschiedenen Möglichkeiten der Entwicklung im dreidimensionalen Raum […].“2

Chillida erhielt 1960 den „Prix Kandinsky“ in Paris und nahm an der Ausstellung „New Spanish Painting and Sculpture” im Museum of Modern Art in New York teil. Aus diesem Jahr datiert auch der Beginn der Freundschaft mit Alberto Giacometti.

Georges Braque tauschte 1961 eines seiner Gemälde gegen Chillidas Skulptur „Yunque de sueños II“. Das Museum of Fine Arts in Houston erwarb die monumentale Holzskulptur „Abesti gogora I“. Teilnahme an der Gruppenausstellung „I Exposición de arte actual“ im San Telmo Museoa in San Sebastián.

Chillida reiste 1962 nach London und studierte das antike Parthenonfrieses im British Museum. Das Museum of Fine Arts in Houston zeigte die Ausstellung „Three Spaniards. Picasso, Miró, Chillida“. Ausstellung von 32 Skulpturen gemeinsam mit Gemälden von Mark Rothko in der Kunsthalle Basel. Teilnahme an der „Biennale di Venezia“. Erste Arbeit aus Marmor.

Für das Jahr ist Chillidas erster Griechenlandaufenthalt bekannt (1963). Chillida reiste zudem nach Rom, um Medardo Rossos bildhauerische Arbeiten zu sehen. Faszination für das mediterrane Licht.

Der internationale Erfolg des baskischen Bildhauers setzte sich auch 1964 weiter fort: Er erhielt den Carnegie Sculpture Prize, Pittsburgh. Teilnahme an der „documenta III“ in Kassel und der Ausstellung „Painting & Sculpture of a Decade 54–64“ in der Tate Gallery in London. Begegnung mit Joan Miró bei der Eröffnung der Fondation Maeght in Saint-Paul-de-Vence.

Edouardo Chillida schuf 1965 erste Arbeiten aus Alabaster. Ab der zweiten Hälfte der 1960er Jahre wandte er sich einer objekthaften und in der Formensprache minimalistisch-geometrisierenden Skulptur zu. Chillida bevorzugte dafür Quader und Würfel. Die Stahlplastik „Autour du vide“ von 1965 steht programmatisch für die Intention des Künstlers. Dieser sprach von negativ-leeren und positiv-vollen Räumen, die im Dialog stehen. Wie die zur Faust geschlossenen Händen den inneren Raum umhüllen, entziehen die positiven Volumina den inneren Raum einem unmittelbaren Einblick. Strukturierte oder intensiv farbig ausgefüllte Elemente verzahnen sich in der Fläche mit frei belassenen oder anders definierten Bildräumen.

Auf Chillidas erste Retrospektive im Museum of Fine Arts in Houston (1966) folgte die Anfertigung der monumentalen Granitskulptur „Abesti gogora V“ für selbiges Museum und der Wilhelm-Lehmbruck-Preis der Stadt Duisburg. Im folgenden Jahr veröffentlichte er seinen ersten aphoristischen Essay mit dem Titel „Aromas“ (1967).

Chillidas Teilnahme an der „4. Documenta“ in Kassel und der Ausstellung „Spansk kunst i dag” im Louisiana Museum of Modern Art in Humlebæk 1968 führte zu seiner ersten Begegnung mit dem Philosophen Martin Heidegger. Chillidas Ringen um den Raumbegriff erfuhr durch die Auseinandersetzung mit Heideggers philosophischer Untermauerung eine Steigerung: Gemeinsam veröffentlichten sie „Die Kunst und der Raum“ (1969); Chillida steuerte sieben Lithocollagen bei, die nicht als Lösung von Raumproblemen vorgestellt, sondern stellen „Fragen an die Metaphysik“.3 Teilnahme an der Ausstellung „Artistes Espagnols. Gris, Picasso, Miró, Tàpies, Chillida“ in der Galerie Beyeler in Basel. Errichtung der monumentalen Stahlskulptur „Peine del viento IV“ vor dem neuen UNESCO-Gebäude in Paris. Begegnung mit Alexander Calder in der Fondation Maeght in Saint-Paul-de-Vence.

Im Jahr 1970 erhielt Edouardo Chillida den Wellington-Preis für Skulptur, Madrid, und nahm an der „Pittsburgh International Exhibition of Contemporary Art” am Carnegie Institute teil.

Das Jahr 1971 war weiterhin sehr erfolgreich: Mitgliedschaft bei der Akademie der Bildenden Künste München. Gastprofessur am Carpenter Center for the Cisual Arts der Harvard University, Cambridge. Begegnung mit dem Dichter Jorge Guillén, der aus Franco-Spanien in die Vereinigten Staaten emigriert war. Illustration seines Gedichtes „Más allá“. Errichtung der großen Stahlskulptur „Monumento“ vor dem Thyssen-Hochhaus in Düsseldorf. International Jury Prize bei der Biennale von Ljubljana.

Edouardo Chillida errichtete 1972 die monumentale Granitskulptur „Campo espacio de paz“ in Lund. In diesem Jahr entstand auch Chillidas erst große Betonskulptur, die 1979 im Freilichtmuseum des Paseo de la Castellna in Madrid aufgestellt wurde. Im Folgejahr fertigte er die Betonskulptur „Lugar de encuentros III“ (1973); erste Skulpturen in Schamotte.

Im Jahr 1975 entwarf Chillida das Signet der Universität des Baskenlandes. Erste Skizzen für das Monumento a los Fueros, eine Gemeinschaftsarbeit mit dem Architekten Luis Peña Ganchegui entstanden.

Das Hand-Motiv findet sich auch in den abstrakten, gebogenen Formen von Chillidas Stahlplastiken wieder, wie etwa in den „Peine del viento XV“ (1976/77), die nach der peitschenden Wasserflut greifen. Die Idee dazu war dem Bildhauer bereits 1951 gekommen.

1978 Chillidas Skulptur wurde von einer Brücke am Paseo de la Castellana (Madrid) hängend präsentiert. Erste Terrakottaskulpturen.

Auszeichnung bei der „10th International Biennial Exhibition of Prints“ in Tokio 1976.

Chillida konnte 1977 „Peine del viento XV“ in San Sebastián errichten. Die architektonische Umsetzung des Platzes stammt von Luis Peña Ganchegui. Teilnahme an der „documenta 6“ in Kassel.

„Meine Skulptur [Peine del viento XV] ist die Lösung einer Gleichung, die anstelle von Zahlen Elemente enthält: das Meer, den Wind, die Klippen, den Horizont und das Licht. Die Formen des Stahls vermischen sich mit den Kräften und Erscheinungsformen der Natur, sie stehen im Dialog miteinander. Sie sind Fragen und Affirmationen. Vielleicht dienen sie als Symbole der Basken und Baskinnen und ihres Landes, das zwischen zwei Extremen liegt, dort, wo die Pyrenäen aufhören, und der Ozean beginnt.“ (Edouardo Chillida)

Die Einweihung des „Monumento a los Fueros“ in Vitoria-Gasteiz, monumentale Neugestaltung des ehemaligen Marktplatzes zu Ehren der Freiheit und Rechte der Basken und Baskinnen.

Teilnahme an der Gruppenausstellung „Correspondencias“ (1982) mit Richard Serra, Joel Shapiro, Charles Simonds und Mario Merz im Palacio de las Alhajas in Madrid. Übersiedelung auf den Monte Igueldo in San Sebastián. Chillida kaufte ein altes baskisches Bauernhaus in Zabalaga nahe Hernani.

Chillida reiste 1983 in die USA.

1984 Chillida erhielt den Wolf-Preis. Gründung der Chillida-Stiftung in Zabalaga durch Chillidas Ehefrau Pilar und ihre acht Kinder. Der Bildhauer arbeitete an Tonskulpturen in Grasse, Frankreich.

1985 Erste „Gravitaciones“. Edouardo Chillida erhielt den Kaiserring der Stadt Goslar. Monumentalskulptur zu Ehren Johann Wolfgang von Goethes im Auftrag der Stadt Frankfurt.

Im Jahr 1986 erteilte ihm die Baskenstadt Guernica den Auftrag für ein Monument zum Gedenken an den 50. Jahrestag der Zerstörung der Stadt im Spanischen Bürgerkrieg (Fertigstellung 1988): „Gure aitaren etxea [Das Haus unseres Vaters]“ Enthüllung von „La casa de Goethe“ in Frankfurt am Main. Errichtung der Eisenskulptur „Topos V“ am Plaça del Rei in Barcelona.

Teilnahme an der Ausstellung „Skulptur Projekte 1987“ in Münster.

Im Februar/März 1988 wurden die „Gravitaciones“ zum ersten Mal in der Sala Cellini der Galería Theo in Madrid gezeigt.

Einweihung der Stahlskulptur „De musica“ in Dallas 1989.

1990 Sonderausstellung „Omaggio a Eduardo Chillida“ im Ca’ Pesaro im Rahmen der „44. Biennale di Venezia“. Errichtung von „Elogio del horizonte“ in Gijón. Reise nach Japan.

Chillidas erste große Retrospektive in San Sebastián fand 1992 statt. Die Enthüllung der Betonskulptur „Monumento a la tolerancia” in Sevilla. „Diálogo – Tolerancia“ entstand anlässlich des Jahrestags des Beginns der Westfälischen Friedensverhandlungen als Auftragsarbeit; sie besteht aus zwei großen, gegenüberliegenden Elementen mit ähnlichen Eigenschaften. Edouardo Chillida enthüllte 1993 die im Vorjahr entstandene Skulptur „Diálogo – Tolerancia“ (1992) in Münster in der Nähe des Rathauses. Noch 1992 reiste der Baske nach Venezuela.

Die Einweihung der Skulptur „Porta da música“ in Santiago de Compostela erfolgte 1994. Der Bildhauer reiste nach Frankfurt am Main anlässlich der Präsentation der druckgrafischen Mappe „Heidegger inspiriert Künstler“, in der auch eine Arbeit von Chillida enthalten ist.

Im Jahr 1996 präsentierte Chillida das Tindaya Project auf Fuerteventura. Whitehaven an der Nordwestküste Englands unweit des Lake District wurde in diesem Jahr beinahe zum Standort der ersten öffentlichen Skulptur Eduardo Chillidas in Großbritannien, da die Bevölkerung gegen die Aufstellung stimmte. Seiner Enttäuschung zum Trotz beschloss Chillida, die Skulptur auf seinem eigenen Grundstück zu errichten. Mit 5,5 Metern Höhe wurde „Lotura XXXII“ dazu bestimmt, die Besucher:innen von Chillida Leku in Empfang zu nehmen.

Zu Edouardo Chillidas 75. Geburtstag organisierte das Museo Nacional Centro de Arte Reina Sofía in Madrid eine Retrospektive (1998), die später im Guggenheim Museum Bilbao gezeigt wurde.

In der zweiteiligen, sich vereinenden Monumentalskulptur vor dem deutschen Bundeskanzleramt in Berlin (1999) kann man das Handmotiv wiedererkennen. „De musica IV“ entstand 1999 und steht auf dem Münsterplatz in Bonn.

Edouardo Chillida errichtete 2000 die Skulptur „Berlin“ vor dem deutschen Bundeskanzleramt: Das Werk besteht aus zwei aufrechtstehenden, einander zugewandten Skulpturen mit Armen oder Ästen, die andere beziehungsweise den Dialog suchen. Eröffnung des Chillida Leku Museum. Ehrendoktortitel von der Universität Complutense Madrid.

„Die Wechselbeziehungen zwischen den Formen wecken mein Interesse weitaus mehr als die Werke als solche. Meine Zeichnungen und Plastiken weisen keine gemeinsamen Aspekte auf, in denen sie sich ähneln. Meine Zeichnungen sind nicht wörtlich gemeint, und dennoch lassen sie eine Handlungsweise, eine Verhaltensweise und Gesetzmäßigkeit erkennen, die den Zeichnungen und auch den Plastiken inhärent sind. Obwohl sie nicht wörtlich zu verstehen sind, sind sie einer der Gründe dafür, dass mein Schaffensprozess, der nach meinem Ermessen konzeptuell ist, auch intuitiv ist. Diese zwei Prozesse sind wie eine Gegenwart mit Doppelstruktur: eine konzeptuelle, die sich im Raum der Wirklichkeit entfaltet, und eine intuitive, wo beide interagieren und die Spannungen der einen sich den Spannungen der anderen entgegenstellen, um sich gegenseitig auszugleichen.“ (Edouardo Chillida)

Preise, Auszeichnungen, Ehrungen

  • 1958: Großer Internationaler Preis für Skulptur auf der 29. Biennale von Venedig
  • 1958: Preis der Graham Foundation, Chicago
  • 1960: Kandinsky-Preis
  • 1964: Wilhelm-Lehmbruck-Preis der Stadt Duisburg
  • 1966: Kunstpreis des Landes Nordrhein-Westfalen, München
  • 1971: Critica del Arte-Preis, Barcelona
  • 1971: Auszeichnung La encomienda de la cuidad der Stadt San Sebastián
  • 1972: Preis für Druckgraphik der Biennale in Ljubljana, Slowenien
  • 1974: Internationaler Diano-Marino-Preis, Mailand
  • 1975: Rembrandt-Preis der Kohann-Wolfgang-von-Goethe-Stiftung
  • 1976: Erster Preis für Druckgraphik der 10. Graphik-Biennale, Tokyo
  • 1977: Ehrenmitgleid der Spanischen Gesellschaft, New York
  • 1978: Andrew W. Mellon-Preis, Pittsburgh (zusammen mit Willem de Kooning)
  • 1978: Friedenspreis des katalanischen Instituto de Polemología
  • 1981: Medalla de Oro al Merito de las Bellas Artes, Madrid
  • 1983: Ernennung zum Ehrenmitglied der Royal Academy of Arts, London
  • 1983: Prix Européen des Arts Plastiques, Straßburg
  • 1984: Goldmedaille der Universität des Baskenlandes
  • 1984: Grand Prix des Arts et des Lettres, Paris
  • 1985: Kaiserring der Stadt Goslar
  • 1985: Ricardo-Wolf-Preis, Isreal
  • 1986: Rivista-Euzkadi-Preis, Bildbao
  • 1987: Principe de Asturias de las Artes-Preis, Madrid
  • 1987: Lorenzo-il-Magnifico-Preis, Florenz
  • 1988: Orden pour le mérite für Wissenschaft und Künste der Bundesrepublik Deutschland
  • 1989: Verleihung des Ehrentitels für Architektur durch den spanischen Architektenverband
  • 1991: Auszeichnung der Kunstkritiker Japans
  • 1992: Orden de Andrés Bello
  • 1993: Ehrenmitglied der American Academy of Arts and Sciences, Cmabridge/Massachuestts
  • 1994: Ehrenmitglied der Real Academia de Bellas Artes S. Fernando, Madrid
  • 1996: Ehrendoktortitel der Universität Alicante
  • 1997: Ehrendoktortitel der Universität des Baskenlandes
  • 2000: Piepenbrock Preis für Skulptur 2000, Berlin

Tod

Eduardo Chillida starb am 19. August 2002 in San Sebastián im Alter von 78 Jahren.

Beiträge zu Eduardo Chillida

Eduardo Chillida, Esertoki IV, Detail, 1992 (© Courtesy of the Estate of Eduardo Chillida and Hauser & Wirth, Foto: Alex Abril)

Krems | Kunsthalle Krems: Eduardo Chillida


Die Kunsthalle Krems präsentiert mit insgesamt 80 Arbeiten die erste umfangreiche monografische Ausstellung von Eduardo Chillida (1924–2002) in Österreich. Der in San Sebastián geborene baskische Künstler gilt als Meister der abstrakten Skulptur und zählt zu den bedeutendsten Bildhauern des 20. Jahrhunderts.
  1. Reinhold Hohl, Zweidimensionaler Raum. Zum graphischen Werk von Edouardo Chillida, in: Pantheon, Jg. 33, Heft 3 (1975), S. 237–245; Heinz Höfchen, Vom Informel zur Konkretion. Chillidas Druckgraphik der 60er Jahre, in: Edouardo Chillida. Vom Informel zur Konkretion – Retrospektive der Druckgraphik, hg. v. Britta E. Buhlmann (Ausst.-Kat. Pfalzgalerie Kaiserslautern, 20.8.–15.10.2000), S. 9–13, S. 11.
  2. Zitiert nach. S. 9–10.
  3. Hans Höfchen, S. 13.