Gerhard Richter: verwischte Malerei 1960er Jahre (Bucerius) baggo casino mostplay casino casino live crazy time marvel casino online casino casino scor glory casino game maga world casino glory casino online best casino site bd casino score live 888 casino jeetwin casino online casino glory casino mega cricket world casino track casino kriya casino glory casino login rajabaji casino live casino score glory casino: glory casino app live casino online glory casino app download play store magha casino glory casino account galore casino glory casino apk
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Gerhard Richter. Bilder einer Epoche

Gerhard Richter. Bilder einer Epoche, Cover, 2010 (Hirmer)

Gerhard Richter. Bilder einer Epoche, Cover, 2010 (Hirmer)

Das Hamburger Bucerius Kunstforum hat sich für seine erste Präsentation eines lebenden Künstlers niemand geringeren als Gerhard Richter (* 1932) ausgesucht. Uwe M. Schneede zeigt unter dem Titel „Gerhard Richter. Bilder einer Epoche“ die berühmten, unscharfen Photogemälde (1962–1967) und dazu passend den Zyklus „18. Oktober 1977“ (1988). 1961 entschied sich Richter entgegen internationalen Entwicklungen für die Malerei und für Motive aus westdeutschen Illustrierten, die er variantenreich in Grautönen und ab 1964 mit Verwischungen in Gemälde verwandelte, oder wie der Künstler es formulierte „mit anderen Mitteln realisierte“.

Die durch Auflösung und Verwischung erreichte Unschärfe stellt nicht nur als „Markenzeichen“ Richters eine zentrale ästhetische Kategorie seines Werks und darin eine Betonung des Malerischen dar, sondern darüber hinaus garantiert sie auch die „allgemeine Gültigkeit der Szenen“. Sie wäre „Ausdruck einer nur begrenzten Wahrnehmung und Erfahrung unserer Wirklichkeit“ (Dietmar Elger). Die Verkürzung der Bildtitel und Anonymisierung der dargestellten Persönlichkeiten setzt der Künstler ein, um die Offenheit seiner Bildfindungen (oder besser Bildpiraterie?) zusätzlich zu unterstreichen.

 

 

Dietmar Rübel sucht die Grundlagen der Photomalerei Richters in der zeitgenössischen Philosophie (Roland Barthes Simulacrum 1963, Theodor W. Adornos Minima Moralia 1951 und Michel Foucaults Photogene Malerei 1975), um das „schwierige Verhältnis der Bilder des Gedächtnisses zum Gedächtnis der Bilder“ auszuloten.

Die zeittypischen Leitbilder, Idole, Sehnsüchte und Illusionen würden nach Schneede in ihrer Banalität erschrecken und führt dafür die Formulierung Hannah Arendts von der „Banalität des Bösen“ erneut in die Diskussion ein. Hierbei spielte die kritische Interpretation der frühen Gemälde Richters der letzten Jahre eine große Rolle. Man erkenne zunehmend, dass die Photogemälde nicht auf Zufallsfunden basieren, sondern gezielt gewählt, nicht nur die Konsumwünsche der weiblichen Leserschaft, sondern auch die zeitgenössische Abgrenzung von der NS-Vergangenheit und die Maschinerie des Kalten Kriegs thematisieren. Hatte Arendt die „Banalität des Bösen“ in der Person von Adolf Eichmann verortet, so nutzte der Künstler die Formulierung 2002 selbst, um das Bild eines Kronleuchters („Flämische Krone“, 1965) als Symbol heimischer Wohnzimmer voller Geheimnisse und Abgründe zu beschreiben.

Dass sich in dieses Interpretationsschema auch der bei seiner Erstpräsentation so umstrittene Bildzyklus „18. Oktober 1977“ zum Tod der RAF-Mitglieder in Stammheim gut einfügt und als Schlusspunkt der Beschäftigung des Künstlers mit dem Historienbild mit dem Ziel, traumatisch kollektive Erlebnisse offenzulegen (Ortrud Westheider). So verwundert es nicht, dass vor allem Werke für die Ausstellung gewählt wurden, die diesen Kriterien entsprechen.

 

 

Fazit: Der Ausstellungskatalog führt eine gelungene Mischung von Autoren zusammen, die von einführenden, eher beschreibenden Texten bis hin zu analytischen Stimmen reicht. Sie belegen die politisch-philosophische Dimension von Richters Frühwerk der 60er Jahre, dessen Ikonographie bislang allzu sehr dem Privaten und Belanglosen zugeschrieben worden ist.

 

Biografie von Gerhard Richter (* 1932)

Gerhard Richter: Biografie

1932 wurde Gerhard Richter in Dresden in eine bürgerliche Familie geboren. Aufgewachsen in Reichenau und Waltersdorf in der Oberlausitz in Sachsen. Seine Mutter, Tochter eines begabten Pianisten, unterstützte seine künstlerischen Interessen.
1939 werden Richters Vater, Horst, und seine beiden Onkel zum Kriegsdienst einberufen. Die Onkel fallen im Krieg, sein Vater überlebt. Richters behinderte Tante Marianne wird im Zuge des Euthanasieprogramms der Nazis ermordet.
1950 Erste Bewerbung Richters an der Dresdner Kunstakademie. Er wurde abgelehnt und malte politische Spruchbänder in einem staatlichen Betrieb.
1952─1957 Studium an der Dresdner Kunstakademie.
1961 Gerhard Richter und seiner Frau Ema flohen nach Düsseldorf.
1961─1964 Studium an der Staatlichen Kunstakademie Düsseldorf. Er machte die Bekanntschaft mit den Künstlern Sigmar Polke, Blinky Palermo und Konrad Lueg, die seine langjährigen Künstlerfreunde wurden.
1963 Gemeinsam mit Konrad Lueg zeigte Richter fotorealistische Werke in dem Möbelhaus Berges in Düsseldorf, unter dem Titel „ Leben mit Pop. Eine Demonstration für den Kapitalistischen Realismus“. Während viele internationale Künstler sich in dieser Zeit der Performance Kunst und den Ready Mades der Pop Art künstlerisch widmen, glaubt Richter an die Erneuerung des klassischen Mediums, der Malerei. Begründete gemeinsam mit Konrag Lueg den Begriff des „Kapitalistischen Realismus“, als Gegenpol zum „Sozialistischen Realismus“. Dieser Begriff sollte den vom Konsum und von den Medien gekennzeichneten westdeutschen Kapitalismus ironisch bewerten. Themen wie die Verdrängung der nationalsozialistischen Vergangenheit, Sexismus, Rassismus und der Vietnamkrieg, spiegelten sich in den Folgejahren in Richters Werk.
1969 Beginn für den „Atlas“: Richter sammelte Fotos, Skizzen und Vorlagen, die er in Gruppen auf einzelnen Tafeln montierte.
1971 Berufung an die Kunstakademie Düsseldorf. Gerhard Richter war bis 1994 Professor.
1972 Vertrat Deutschland auf der 36. Biennale in Venedig und nahm an der documenta in Kassel teil.
1985 Erhielt den österreichischen Oskar Kokoschka Preis.
1988 Ausstellungen in Toronto, Chicago und San Francisco.
1991 Einzelausstellung in der Tate Gallery in London.
1993/94 Internationale Retrospektive durch europäische Hauptstädte.
1997 Richter erhält den Goldenen Löwen der 47. Biennale in Venedig, sowie den Praemium Imperiale des Japan Art Association in Tokio.
2000 Erhielt den Staatspreis des Landes Nordrhein-Westfalen. Eine Ausstellungstour durch die USA, begann im Museum of Modern Art in New York.
2007 Gerhard Richter gestaltete das Südquerhausfenster des Kölner Doms in 72 monochromen Farben und erhielt die Ehrenbügerschaft der Stadt Köln.
Gerhard Richter lebt mit seiner Familie am Stadtrand von Köln.

 

 

Gerhard Richter. Bilder einer Epoche: Ausstellungskatalog

Ortrud Westheider und Michael Philipp (Hg.)
mit Beiträgen von H. Butin, D. Elger, D. Rübel
U.M. Schneede, O. Westheider
22,5 × 28 cm, 216 Seiten, 70 Farbtafeln
97 Abb. in Farbe und 55 in Schwarz-Weiß, Hardcover
€  45,00 [D] / 63,90 SFR [CH]
ISBN 978-3-7774-3451-3 (deutsch)
Hirmer Verlag

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Eine Reihe neuer Arbeiten auf Papier, die alle in dieser Ausstellung zum ersten Mal zu sehen sind, verdeutlichen die vor kurzem entdeckte Dringlichkeit und Bedeutung, die der Künstler dem Prozess und der Technik beim Zeichnen beimisst.
Alexandra Matzner
Gründerin von ARTinWORDS * 1974 in Linz, Studium der Kunstgeschichte, Geschichte und Romanistik in Wien und Rom. Seit 1999 Kunstvermittlerin in Wien, seit 2004 Autorin für verschiedene Kunstzeitschriften. Jüngste Publiktionen entstanden für das Kunsthaus Zürich, Schirn Kunsthalle Frankfurt, Albertina und Belvedere in Wien.