Die Entwicklung der Skulptur im 20. Jahrhundert ist in der ersten Phase durch die Ablösung vom menschlichen Körper gekennzeichnet. Ein menschlicher Kopf wird bei Constantin Brancusi immer geometrischer, schließlich bis zur Eiform geschliffen. Diesen Vorgang nannte man Abstraktion und meinte Abstraktion vom menschlichen Maß.
Österreich | Graz:
Neue Galerie am Landesmuseum Joanneum
26.1. – 31.3.2001
Nach dieser Phase des Verlustes der menschlichen Proportion in der Plastik, nach dieser Dehumanisation, wie diesen Vorgang die konservative Kulturkritik nannte, kam als zweite Phase die Vergegenständlichung der Skulptur. Alle Gegenstände konnten zur Plastik ernannt werden: die Skulptur als Objekt vom Urinoir bis zum Fahrrad. Als Teilklasse der skulpturalen Objektwelt etablierten sich in den 1980er Jahren die Möbel. Das abstrakte Objekt wurde zum Gebrauchsgegenstand. Die Möbelskulptur war Gebrauchsgegenstand und Plastik in einem. Als Konsequenz davon trat der menschliche Körper wieder ins Blickfeld. Das Möbel in Gebrauch hieß ja Sitzen usw. Anthropomorphie und Gegenstandswelt trafen sich wieder in der zeitgenössischen Skulptur. Erwin Wurm war einer der Pioniere dieser Versöhnungsleistung.
Als singulär ist dabei sein Einsatz der Medien Fotografie und Video zu betrachten, die ihm erlaubten, neben den klassischen Parametern der Skulptur wie Gravitation, Gewicht, Statik, Stabilität, Equilibrium, Materialität, Form, auch neue wie die Dauer einzuführen. Menschliche Körper in Verbindung mit Gegenständen und in Positionen, die sie nur für Minuten einnehmen können, sind ideale Erweiterungen der Skulptur ins Feld der Medien.
Im Studio der Neuen Galerie Graz ist Erwin Wurms „Fat Car“ (2001) zu sehen.
Die Ausstellung entsteht in Koproduktion mit dem Centre national de la photographie Paris (29.5.–26.8.2002), der Galleria d`Arte Moderna Bologna (26.9.–1.12.2002) und dem ZKM Zentrum für Kunst- und Medientechnologie Karlsruhe (10.1.–16.3.2003).