Das Marta Herford zeigt 2020 zwei Einzelausstellungen Navid Nuur. Hocus Focus (ab 26.1.) und Brigitte Waldach, der Marta-Preisträgerin der Wemhöner Stiftung (ab 20.9.). Vier weitere Gruppenausstellungen nehmen aktuelle Fragestellungen auf und Diskutieren „Glas und Beton. Manifestationen des Unmöglichen“ (ab 29.2.), werfen einen neuen Blick auf die Sammlung „Sehtest. Bewegte Blicke auf die Sammlung Marta“ (ab 17.5.), thematisieren „Trügerische Bilder. Ein Spiel mit Malerei und Fotografie“ (ab 27.6.) und versprechen „Look! Enthüllungen zu Kunst und Fashion“ (ab 14.11.).
Noch laufende Ausstellungen:
Der iranische Künstler Navid Nuur (*1976 in Teheran, lebt in Den Haag) setzt sich in seinem Werk mit grundsätzlichen Fragen der Wahrnehmung auseinander. So lässt er Unsichtbares sichtbar werden und schärft das Bewusstsein für die kleinen, unscheinbaren Dinge und Prozesse in der Welt.
Seit 2009 ist diese Ausstellung die erste umfassende Präsentation des Künstlers in Deutschland, die auch einige Neuproduktionen umfasst. Seine Malereien, Skulpturen, Videos, Fotografien, Textarbeiten und Installationen können als humorvoller und zugleich nachdenklich stimmender Kommentar und Spiegel der Realität erfahren werden. Mit augenzwinkerndem Spielgeist und philosophischer Gewandtheit richtet sich die Einzelausstellung an Besucher*innen aller Altersgruppen, die sich gemeinsam mit diesem künstlerischen „Materialforscher“ auf den Weg machen wollen, um die Welt mit anderen Augen zu sehen.
Fragile Zartheit oder kühle Erhabenheit? Schillernder Glanz oder spröde Oberfläche? Trotz ihrer augenscheinlichen Unterschiede besitzen Glas und Beton eine lange gemeinsame Geschichte.
Wie kaum ein anderes Material sind sie mit großen Architekturvisionen verbunden: von hell durchfluteten Kirchenbauten über militärische Festungen bis hin zu funktionalen Wohnmaschinen. Die Künstler*innen der Ausstellung reagieren nicht nur auf das veränderte Leben in den Metropolen dieser Welt. Wie in einem alchemistischen Labor erkunden sie selbst den Weg des Materials zwischen Fließen und Erstarren, testen die Grenzen des Möglichen aus, um brüchig gewordene Gesellschaftskonzepte neu zu befragen. Konstruktionen aus Glas und Beton werden elegant und brutal in Szene gesetzt, um zugleich den „schönen Schein“ einer ausgehöhlten Metaphorik energisch zu zerschmettern.
Ausgestellte Künstlerinnen und Künstler
Francis Alÿs, Peter Bialobrzeski, Oliver Boberg, Matti Braun, Andreas Bunte, Daniel Buren, Louisa Clement, Louis De Cordier, Alia Farid, Nina Fischer & Maroan el Sani, Thomas Florschuetz, Daniela Friebel, Vincent Ganivet, Jakub Geltner, Isa Genzken, Elín Hansdóttir, Mona Hatoum, Philipp Hennevogl, Stephan Huber, Thomas Huber, Aernoudt Jacobs, Jeffrey James, Isa Melsheimer, Jan Muche, Martin Mühlhoff & Christian Vossiek, Olaf Pernice, Túlio Pinto, Robin Rhode, Kilian Rüthemann, Kai Schiemenz, Wolfgang Schlegel, Adrien Tirtiaux, Tatiana Trouvé, Lena von Goedeke, Martin Walde (in Kooperation mit Bernd Weinmayer)
Kann man Kunst auch mal ganz anders erleben? In dieser Ausstellung begegnen die Besucher*innen ausgewählten Gemälden, Zeichnungen, skulpturalen wie auch filmischen Werken auf höchst ungewöhnliche Weise.
Wie verändert sich zum Beispiel der Blick auf ein Bild beim Betrachten aus liegender Perspektive oder wenn man sich körperlich betätigt? Welche (unbewussten) Augenbewegungen spielen beim Erfassen von künstlerischen Werken eine Rolle? Abseits von gewohnten Perspektiven verleiten experimentelle „Stationen“ in dieser Schau zu Kunsterlebnissen, die auch das eigene Sehen, Wahrnehmen und Begreifen thematisieren – ein ungewöhnliches Ausstellungsexperiment.
Die Berliner Künstlerin Brigitte Waldach erhält den Marta-Preis der Wemhöner Stiftung 2020. In ihren großformatigen Zeichnungen und begehbaren räumlichen Verspannungen kommt auch Texten und Klängen eine bedeutsame Rolle zu.
Mit Linien und Worten ergründet sie geistesgeschichtliche und literarische Zusammenhänge. Ihre malerischen Textwolken, Raumzeichnungen und Klanginstallationen setzen sich immer wieder intensiv auch mit der deutschen Geschichte auseinander. Dabei gelingen der Künstlerin eindringliche Konstellationen und erhellende Assoziationsfelder, die ebenso sinnliche wie gedankliche Herausforderungen sind.
Anlässlich des Marta-Preises entsteht jeweils ein neues Werk für die Sammlung Marta, das im Rahmen einer größeren Preisträger-Ausstellung erstmals der Öffentlichkeit vorgestellt wird. Zur Ausstellungseröffnung findet dann auch die feierliche Ehrung der Künstlerin statt.
Die Wemhöner Stiftung finanziert diesen alle zwei Jahre ausgelobten Preis mit 25.000 Euro. Die bisherigen Preisträger*innen sind das Duo Heike Mutter / Ulrich Genth (2014), Simon Wachsmuth (2016) und Peter Wächtler (2018).
Tagtäglich werden vor allem über das Internet Bilder in großer Geschwindigkeit angeschaut und geteilt. Die Werke dieser Ausstellung hingegen entziehen sich einer schnellen Betrachtung, denn der erste Eindruck trügt und genaues Hinsehen ist gefragt.
Sieben ausgewählte Künstler*innen prüfen dabei eingespielte Wahrnehmungsmechanismen. Im Spannungsfeld zwischen malerischen und fotografischen Techniken thematisieren sie die Wahrhaftigkeit von Bildern und erschließen neue Deutungszusammenhänge. Die Schau ergründet dabei auf verblüffende Weise die Wechselseitigkeit von fotorealistischer Darstellung und malerischem Illusionsraum, in der das Reale nur andeutungsweise aufscheint.
Ausgestellte Künstlerinnen und Künstler
Dirk Braeckman, Anthony McCall, Radenko Milak, Kelly Richardson, James White u.a.
Mode war schon immer ein raffiniertes Spiel zwischen gesellschaftlichen Normen und individuellem Ausdruckswillen. Mehr denn je aber geraten heute Fragen nach Funktionalität und Haltbarkeit, Konsumdruck und Produktionsbedingungen in den Fokus.
Zugleich werden Kleidungsstücke in nie dagewesener Menge und Geschwindigkeit hergestellt, getragen und abgelegt. Mode als ‚Fashion‘ hat sich in unserer Gegenwart zu einem komplexen Bedeutungssystem entwickelt, in dem sich Zugehörigkeit, Selbstdarstellung, Stile und Ansprüche spiegeln.
Genau diese Symbolkraft nutzen zeitgenössische Künstler*innen für faszinierende Expeditionen in den gesellschaftlichen Alltag. Jenseits von Bekleidungszwang und Design-Ikonen machen sie Mode in dieser großen Themenausstellung als schillernde Erzählung über unsere komplexe Gegenwart erlebbar.