Jörg Immendorff (1945–2007) zählte in den 1980er und 1990er Jahren zu den berühmtesten Künstlern Deutschlands. Der kurz zum Bühnen- und Kostümbildner ausgebildete Norddeutsche (geb. am 14. 6.1945 in der Nähe von Lüneburg) besuchte zwischen 1964 und 1969 die Klasse von Joseph Beuys an der Staatlichen Kunstakademie Düsseldorf. Anfangs wandte er sich in hochpolitischen Aktionen und Happenings gegen das Kunstestablishment und die hochangesehene abstrakte Malerei. Dafür gründete er gemeinsam mit Chris Reinecke das Aktionsprojekt „LIDL“ und kollaborierte mit dem in Dresden lebdenden A. R. Penck, der in der DDR heftigen Repressalien ausgesetzt war. Als Kunsterzieher wollte Jörg Immendorff an der Dumont-Lindemann-Hauptschule in Düsseldorf seine politischen Vorstellungen in der Realität weitergeben(1968–1980).
1969 wurde Jörg Immendorff aufgrund seiner neudadaistischen Aktionen von der Akademie verwiesen. Drei Jahre später nahm er mit dem „Rechenschaftsbericht“ (1972) an der documenta 5 teil. Stets prangerte er die Eitelkeit der Künstler an und forderte seine Kolleginnen und Kollegen auf – auch in der Malerei – ihre politische Stimme zu erheben. Jörg Immendorf, bekennender Anhänger von Mao Zedong, kämpfte zeitlebens gegen l’art-pour-l’art. Dabei kritisierte er auch die DDR.
Als Maler wurde Jörg Immendorff mit der 16-teiligen Serie „Café Deutschland“ (1977–1983), inspiriert durch Renato Guttusos „Caffè Greco“. Er ließ in der Düsseldorfer Diskothek Revolution fiktiv politische und kulturelle Gäste auftreten, die den Ost-West-Konflikt und die Teilung des Landes symbolisieren. Dank des Erfolgs dieser Gemälde – diesen „modernen Historienbildern“ – konnte er den Beruf als Kunsterzieher kündigen und als freischaffender Maler und Bildhauer (seit 1977) tätig sein. Im Sinne des Künstlercafés eröffnete er 1984 die Künstlerbar La Paloma in St. Pauli, Hamburg. In seiner zweiten Kaffeehaus-Serie „Café de Flore“ (1987–1992) trat der Maler Jörg Immendorff selbst in verschiedenen Rollen auf und zeigt sich in der Gesellschaft von Intellektuellen und Künstlern.
Die offiziellen Würdigungen wurden von zwei Professuren an der Frankfurter Städelschule in Frankfurt a. M. (1989–1992) und an der Staatlichen Kunstakademie Düsseldorf (1996–2003). 1998 Verleihung des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland. Ein Jahr zuvor war die tödliche Nervenkrankheit amyotrophe Lateralsklerose (ALS) bei Immendorff diagnostiziert worden. Nachdem Immendorff im August 2003 bei einer Razzia festgenommen. Die Polizei fand mehr als 21 Gramm Kokain bei dem Kunstprofessor, was ihm eine Bewährungsstrafe eintrug. Daraufhin beurlaubte ihn die Städelschule vom Lehrauftrag.
Ab Mitte der 1980er Jahre wurde Jörg Immendorff wieder als Bühnen- und Kostümbildner engangiert: „Elektra“ am Bremer Stadttheater (1986), Mitarbeit am fantastischen Rummelplatz „Luna, Luna“ von André Heller (1987), „The Rake’s Progress“ von Igor Strawinsky für die Salzburger Festspiele (1994), „Die Nase“ von Schostakowitsch an der Staatsoper unter den Linden, Berlin.
2000 heiratete Jörg Immendorff die Kunststudentin Oda Jaune (* 1979), mit der er eine gemeinsame Tochter namens Ida hat (* 2001). Der uneheliche Sohn Jean-Louis Lynen (* 1999) wurde im Testament seines Vaters nicht erwähnt und klagte sein Erbe ein. Noch kurz vor seinem Tod am 28. Mai 2007 an Amyotropher Lateralsklerose (ALS) in Düsseldorf malte er, unterstützt von seinen Assistenten, Alt-Kanzler Gerhard Schröder (2006/07).