Peter Fendi

Wer war Peter Fendi?

Peter Fendi (Wien 4.9.1796–28.8.1842 Wien) war ein österreichischer Porträt- und Genremaler, Aquarellist, Lithograf und Kupferstecher der Romantik und des Biedermeier. Er arbeitete in den 1820er Jahren als Zeichner am k.k. Münz- und Antikenkabinett, bevor er ab 1828 zum Maler und Aquarellisten der Wiener Gesellschaft und des Kaiserhauses wurde. In seinen nahezu 30 Dienstjahren entstanden über 2000 Zeichnungen nach antiken Kunstwerken wie Vasen, Skulpturen und Gemmen (vor allem aus den 1820ern).

Peter Fendi schuf etwa 400 Aquarelle und über 100 Ölgemälde. Seine Arbeiten auf Papier gelten als Höhepunkt der Wiener Aquarellkunst und seine Malerei zu den Inkunabeln der österreichischen Genremalerei. Darüber hinaus umfasst Fendis Oeuvre noch 134 Druckgrafiken (vorwiegend Radierungen und Lithografien).

Kindheit

Peter Fendi wurde am 4. September 1796 in Wien geboren. Er war das jüngste von vier Kindern des Privatlehrers Josef Fendi und dessen Gattin Elisabeth (geb. Schäffer aus Auspitz in Mähren).1 Bei einem Sturz im Kindesalter2 zog sich Fendi eine Verkrümmung der Wirbelsäule zu. Darauf waren vielleicht sein Wachstum und seine kränkliche Konstitution zurückzuführen: Fendi war von gedrungener Gestalt3 und mit einem „großen Höcker“, einem Buckel, missgebildet. Da das kränkliche Kind nicht mit anderen Kindern spielen konnte, beschäftigte es sich mit Zeichnen. Dabei zeigte Fendi früh überdurchschnittliches Talent.

Fendi stammte aus ärmlichen Verhältnissen; die Familie wohnte in einem kleinen Wohnhaus am Rennweg in der Waaggasse Nr. 385 (heute: Salesianergasse 3) auf einer (damals noch vorhandenen) Anhöhe zwischen Heumarkt und Salesianerkirche. Die Einkünfte des Vaters waren sehr gering, er unterrichtete auch seine Kinder bis zum Besuch der „Normal-Hauptschule bey St. Anna“. Seine körperliche Missbildung soll Fendi durch „sein geistvoll, manchmal schalkhaft blickendes Auge in einem schönen breitgestirnten Haupte mit blondem, krausen Haare und sein munteres, heiteres Gespräch“4 wettgemacht haben.5

Familie

Peter Fendis älterer Bruder, Alois, arbeitete bald selbst als Lehrer an der Hoffmann’schen Anstalt und war als Organist tätig. Bereits seit 1810, also im Alter von 14 Jahren, steuerte Peter Fendi für das Familieneinkommen mit Schreibarbeiten in der Kanzlei des Hof- und Gerichtsadvokaten Dr. Schindler auch etwas bei. Der Vater starb am 24. Oktober 1814. Als auch Alois Fendi am 1. Februar 1819 plötzlich verstarb, verstärkte sich die ohnedies schon enge Beziehung Fendis zu seiner Mutter; sie betreute ihn lebenslang.

Spätestens 1827, vielleicht aber schon früher, übersiedelten Mutter und Sohn Fendi in die Rabengasse 477 (heute: Beatrixgasse 32) in eine bescheidene Wohnung: Küche, zwei Kabinette (eines davon als Wohnstube) und einem Kabinett als Atelier. Im Jahr 1831 nahmen sie die Nichten Konopasek aus Pressburg bei sich auf. Peter Fendi, der zeitlebens ledig blieb, sorgte väterlich um sie und adoptierte sie auch. Ebenso umsorgt wurden die drei wichtigsten Schüler Fendis, Carl Schindler, Friedrich Treml und Albert Schindler.

Ausbildung

In der Nähe von Fendis Elternhaus wohnte der Anatom und Augenarzt Joseph Barth, den der angehende Künstler schon vor Eintritt in die Akademie kennengelernt haben muss. Barth besaß eine Kunstsammlung mit archäologischen Stücken und beauftragte den Nachbarsbuben, davon Zeichnungen anzufertigen. Durch Vermittlung von Barth kam Fendi in Kontakt mit dem Präsidenten der Akademie, Anton Graf Lamberg-Sprinzenstein. Dieser erteilte ihm den Auftrag, seine Sammlung von antiken Vasen für Publikationszwecke zu kopieren. Seit 1810 fing der junge Fendi „mit viel Geschick“ die griechischen Vasen der gräflichen Sammlung in Zeichnungen ein.

Von November 1810 bis 1813 besuchte Peter Fendi die k. k. Zeichnungsakademie, wo er unter anderem Schüler von Johann Baptist Lampi und Hubert Maurer (Historisches Zeichnen) sowie vom Bildhauer Johann Martin Fischer (Anatomie) war.

Fendi, Zeichner am Münz- und Antikenkabinett

Von der Qualität und Detailtreue von Fendis Zeichnungen nach seinen Antiken beeindruckt, empfahl Graf Lamberg den jungen Künstler an Direktor Franz de Paula Neumann für das k.k. Münz- und Antikenkabinett. Ab Juni 1812 war Fendi dort als Zeichner „zum Copieren antiker Monumente und Münzen“ tätig. Diese Anstellung befreite Fendi von den wirtschaftlichen Sorgen, die ihn bis dahin gequält hatten.

Ab 1822 nahm Peter Fendi regelmäßig an den Wiener Kunstausstellungen teil. Im Folgejahr bewarb er sich um die Stelle des Kustos an der k.k. Gemäldegalerie, allerdings ohne Erfolg. Als 1828 Albert Schindler als Volontär Fendis Gehilfe als Zeichner und Kupferstecher am Münzkabinett wurde, konnte sich der Künstler stärker seiner freien künstlerischen Arbeit widmen. Dies führte zum Konflikt mit Anton von Steinbüchel. Die höfischen Aufträge waren aber so bedeutend, dass mit Fendi die Vereinbarung geschlossen wurde, dass er tageweise zu Hause arbeiten durfte, um etwa die Aufträge für Erzherzogin Sophie auszuführen (Schiller-Balladen).

Studienreisen & Ausstellungen

Ab Juni 1818 bekleidete Peter Fendi den Posten des Zeichners und Kupferstechers am Kaiserlichen Münz- und Antikenkabinett. Bald nach Antritt dieser Stelle unternahm er eine Reise nach Schlesien. Dabei entdeckt er den damals 13-jährigen Hirtenbuben Albert Schindler in der Ortschaft Engelsberg, als dieser in Sand und auf Steine zeichnete. Auf seine Empfehlung hin, kam Schindler zu Fuß nach Wien, wo er bei Fendi zunächst einzog und von diesem unterrichtet wurde.

Mit dem Direktor des Münzkabinetts, Anton von Steinbüchel, machte Fendi eine Studienreise nach Venedig (Frühjahr 1821). Die Albertina besitzt zwei Skizzenbücher mit Ansichten aus der Stadt Venedig und vom Meer neben Zeichnungen nach Antiken. In der Rückschau war sich Fendi sicher, dass er erst auf dieser Reise zum Maler geworden sei.6 Eine weitere Reise führte Fendi mit von Steinbüchel nach Salzburg (4.7.–23.9.1821). Dort widmete er sich erneut dem Studium von Land und Leuten; nach Wien berichtete der Künstler begeistert von Alltag, Sitten und Gebräuchen der Salzburger:innen.

Werke

Ab Ende der 1820er Jahre konnte sich Peter Fendi stärker seinem malerischen Werk widmen. Es entstanden in rascher Abfolge einige seiner wichtigsten Bilder:

  • „Milchmädchen“,
  • „Der Brezelbub von der Dominikanerbastei“ (1828, Wien Museum),
  • „Mädchen vor dem Lotteriegewölbe“ (1829, Belvedere) und
  • „Die Lauscherin“ (1833, Belvedere).

In diesen frühen Ölgemälden zeigt sich die Verbindung der Wiener Genremalerei mit den sogenannten „Kaufrufen“ aus dem 18. Jahrhundert. Den idealtypischen Beschreibungen unterschiedlichster Berufsgruppen fügte der Maler ein emotionales Element hinzu. Mit dem „Frierenden Brezelbub vor der Dominikanerbastei“ appelliert Fendi an das Mitgefühl der Betrachtenden. Weit entfernt davon Sozialkritik zu üben, zeigt Fendi vor allem Kinder oder Frauen in unverschuldeter Armut. Werke wie dieses sollte das Publikum zur christlichen Mildtätigkeit anspornen. Der hohe Grad an Realismus begeisterte schon die Zeitgenoss:innen. In der „Wiener Zeitschrift für Kunst, Literatur, Theater und Mode“ wurde das „Mädchen vor dem Lotteriegewölbe wie folgt beschrieben:

„Voll Leben, voll Wahrheit, ganz aus der Natur gegriffen, und mit einer seltenen Anmuth ausgestattet, hat dieses Bild uns lange gefesselt.“7

Ende der 1820er Jahre kam Peter Fendi über Kustos Arneth in die Gesellschaft von Moritz Graf Dietrichstein, in dessen Haus er Zeichen- und Malunterricht erteilte. Graf Dietrichstein vermittelte Fendi weiter, wodurch der Künstler zum gefragten Kinderporträtisten und Zeichenlehrer für aristokratische Familien wurde.

Der neue Direktor des Münz- und Antikenkabinetts, Moritz Graf Dietrichstein, empfahl Fendi ab 1833 bei Hofe, wo er sich die Gunst der Kaiserin Karolina Augusta und der Erzherzogin Sophie erwarb. Er wurde Zeichenlehrer am Hof und schuf Kinderporträts und Aquarelle.

Das Kaiserhaus erteilte Fendi ebenfalls Aufträge: Erzherzogin Sophie bestellte bei ihm 1828/30 Illustrationen zu Schillers Balladen, darunter „Das Lied von der Glocke“; für Erzherzog Franz Carl malte Fendi 1830 „Die Überschwemmung der Leopoldstadt und der Roßau von 1830“ (1830, Wien Museum). Zahlreiche weitere Aufträge folgten in den 1830er Jahren, darunter „Die Familienvereinigung des österreichischen Kaiserhauses im Herbst 1834“ (1835, Privatbesitz) oder „Das Abendgebet“ (1839(. Erzherzogin Sophie schätzte Fendi sehr und wurde eine seiner wichtigsten Förderinnen. Aber auch Kaiserin Caroline Auguste erwarben Skizzenbuchblätter von dem Wiener Maler.

„Die Familienvereinigung des österreichischen Kaiserhauses im Herbst 1834“ wurde im Entstehungsjahr 1835 von Johann Nepomuk Passini in einer kolorierten Radierung samt erklärendem Bildspiegel vervielfältigt. Kaiserin Caroline Auguste gab es bei Fendi in Auftrag, um den Mythos ihres Mannes zu festigen; kurz nach Vollendung des Aquarells verstarb der Herrscher am 2. März 1835. Dem Künstler oblag es, eine Vielzahl von Porträts mit spielenden Kindern in eine schlüssige Komposition zu vereinen – das Unterfangen gelang erstaunlich gut. Die kaiserliche Familie hatte Fendi Zugang zum Ereignis am 21. Oktober 1834 gewährt und auch am folgenden Tag für die Porträts einzeln gesessen. Der Kaiser und seine Gattin in bürgerlicher Kleidung dominieren das Zentrum des Gruppenbildes und damit auch das Familientreffen. Kaiser Franz I. (II.) erscheint als „erster Bürger“ und „Vater“ der Nation.8 Der Kinderreichtum der Habsburger gehört – neben dem nahezu bürgerlichen Auftritt der Fürsten und Fürstinnen – zu den wichtigen Aspekten der Darstellung. Das genrehafte Element der spielenden Kinder stellt eine Konstante in Fendis Werk dar, ist gerade er für seine idyllischen Kinderbilder berühmt.

In der Mitte der 1830er Jahre erweiterte sich Fendis Kreis an Auftraggebern um Clemens Lother Wenzel Fürst Metternich und Fürst Liechtenstein.

Fendi verkehrte im Salon der Karoline Pichler. Aufgrund der lyrischen Verinnerlichung seiner Modelle wurde der Maler von Zeitgenoss:innen als „malender Schubert“ bezeichnet. Wichtiger Bestandteil der Lebensführung im Wiener Biedermeier (Romantik) gehörten die Ausflüge in die Umgebung Wiens, etwa zum Kahlenberg, nach Mödling, in die Hinterbrühl oder nach Klosterneuburg. Mehrere Sommer verbrachte Fendi mit Mutter und Nichten in Purkersdorf, das damals noch zwei bis drei Stunden im Zeiserlwagen von Wien entfernt lag.

Mitgliedschaften

1836: Mitglied der Akademie der bildenden Künste Wien.

 

Fendi als Lehrer und Fendis Atelier

Ab etwa 1836/37 unterrichtete Peter Fendi mehrere Schüler in seiner Wohnung. Fendi verkehrte im Salon der Caroline Pichler und begann einen kleinen Kreis von Malschülern um sich zu scharen.

  • Carl Schindler (1821–1842)
  • Friedrich Treml (1816–1852)
  • Albert Schindler (1805–16861)
  • Rudolf Gaupmann (1815–1877)
  • Johann Baptist Staudinger (1824–1880)
  • Franz Zeilner (1820–1875)

Vierzig erotische Aquarelle in Faksimilereproduktion

1910 erschien die Mappe „Vierzig erotische Aquarelle in Faksimilereproduktion“, die immer wieder mit Peter Fendi in Verbindung gebracht wird. Die 40 erotischen Aquarelle, die als Vorlangen dienten, dürften allerdings aus stilistischen Gründen nicht von ihm angefertigt worden sein.

Tod

Peter Fendi starb am 28. August 1842 in Wien.

Fendi wurde auf dem Sankt Marxer Friedhof in Wien begraben. 1909 erhielt er ein Ehrengrab auf dem Wiener Zentralfriedhof (Gruppe 14 A, Nummer 43).

Literatur zu Peter Fendi

  • Peter Fendi und sein Kreis, hg. von Klaus Albrecht Schröder und Maria Luise Sternath (Ausst.-Kat. Albertina, Wien, 22.3.–7.6.2007), Wien 2007.
    • Klaus Albrecht Schröder, Kunst als Erzählung. Theorie und Ästhetik der Genremalerei, S. 9–23.
    • Heinz Kretschmann, Der andere Fendi. Erkenntnisse und Anmerkungen, S. 24–32.
    • Sabine Kehl-Baierle, Das Fendi-Atelier, S. 34–51.
    • Sabine Grabner, Das „Lied von der Glocke“ und andere Illustrationen zu den Balladen von Friedrich von Schiller, S. 60–72.
    • Werner Telesko, „Menschen wie du und ich“. Peter Fendis Familienbilder und das Kaiserhaus, S. 74–89.
    • Sabine Kehlo-Baierle, Das Soldatenthema bei Carl Schindler. Säkularisierung christlicher Ikonographie, S. 114–125.
  • Walter Koschatzky, Peter Fendi (1796–1842). Künstler, Lehrer und Leitbild. Mit Beiträgen von H. Adolph und A. Bernhard-Walcher (Veröffentlichung der Albertina), Salzburg / Wien 1995.
  1. Diese Biografie geht vor allem auf zwei Publikationen zurück: Walter Koschatzky, Peter Fendi (1796–1842). Künstler, Lehrer und Leitbild. Mit Beiträgen von H. Adolph und A. Bernhard-Walcher (Veröffentlichung der Albertina), Salzburg / Wien 1995; Peter Fendi und sein Kreis, hg. von Klaus Albrecht Schröder und Maria Luise Sternath (Ausst.-Kat. Albertina, Wien, 22.3.–7.6.2007), Wien 2007.
  2. Es gibt zwei Erzählungen, wie sich dieser Sturz zugetragen haben soll: Peter Fendi könnte in der Kirche vom Stuhl gefallen sein. Die Großmutter sei anwesend gewesen. Oder es wird auch von einem Sturz von einem Tisch im Elternhaus berichtet. Siehe Adolph 1951, S. 10.
  3. Bildquellen lassen keinen wirklichen Aufschluss über Fendis körperliche Konstitution zu, da nur idealisierte Darstellungen bekannt sind. Siehe u.a. „Der Künstler und seine Mutter am Wege vom heumarkt in die Stadt“ von 1824 von Fendi selbst.
  4. Archiv der Akademie der bildenden Künste in Wien, Protokollbuch Bd. 41 ½, S. 37.
  5. Zit. n. Sabine Kehl-Baierle, Peter Fendi, in: Albertina 2007, S. 166.
  6. Siehe: Bernhard-Walcher, in: Koschatzky, Peter Fendi, Wien 1995, S. 194.
  7. Zit. n. Wiener Biedermeier. Malerei zwischen Wiener Kongress und Revolution (Ausst.-Kat. Kunstforum der Bank Austria, Wien; Österreichische Galerie Wien, 31.3.–27.6.1993), S. 107, Nr. 107.
  8. Zur Verbindung von Naturrechts- und Staatstheorie um 1800 siehe: Werner Telesko „Menschen wie Du und Ich“. Peter Fendis Familienbilder und das Kaiserhaus, in: Peter Fendi und sein Kreis, hg. von Klaus Albrecht Schröder und Maria Luise Sternath (Ausst.-Kat. Albertina, Wien, 22.3.–7.6.2007) Wien 2007, S.74–89.