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Rembrandt: Biografie Lebenslauf des berühmten Barockmalers

Rembrandt, Selbstbildnis mit zwei Kreisen, Detail, um 1665-9, Öl auf Leinwand, 114.3 x 94 cm, Kenwood House, The Iveagh Bequest, English Heritage, London 57 © English Heritage.

Rembrandt, Selbstbildnis mit zwei Kreisen, Detail, um 1665-9, Öl auf Leinwand, 114.3 x 94 cm, Kenwood House, The Iveagh Bequest, English Heritage, London 57 © English Heritage.

Rembrandt Harmeszoon van Rijn (1606–1669) zählt zu den bedeutendsten Barockmalern Europas und den führenden Künstlern des „Goldenen Zeitalters“ der niederländischen Kunst. Heute sind etwa 350 Gemälde, 700 Zeichnungen und 314 Radierungen von Rembrandt bekannt (→ Rembrandt: Steckbrief fasst die wichtigsten Daten zu Rembrandt van Rijn kompakt zusammen).

Ab 1633 lebte der Sohn eines wohlhabenden Müllers aus Leiden in Amsterdam, wo er rasch zu den führenden Porträtmalern seiner Zeit aufstieg. Rembrandt war so erfolgreich, dass er seine Bilder nur mit dem Vornamen signierte, was vor ihm nur Raffael, Michelangelo und Tizian taten. Auch als Historienmaler konnte Rembrandt ab Mitte der 1630er Jahre sein Publikum überzeugen. Um seinen Ruhm zu steigern, nutzte er anfangs Meisterstecher, die seine Kompositionen vervielfältigten. Rasch entschied er jedoch, selbst Radierungen anzufertigen. Als höchst experimentierfreudiger Druckgrafiker konnte er dem Medium unbekannte Qualitäten abringen.

Rembrandts Ausbildung und erste Jahre in Leiden

Der Leiden 1606 als Sohn eines Müllers geborene Maler erhielt seine Ausbildung bei Jacob Isaacsz. van Swanenburgh (1571–1638) sowie dem Amsterdamer Historienmaler Pieter Lastmann (um 1583–1633). Sein erstes Atelier eröffnete Rembrandt 1625 in Leiden, wo erste Gemälde wie „Die Steinigung des hl. Stephanus“ (Lyon) und ab 1626 Radierungen entstanden. Mit dem 15-jährigen Gerard Dou (1613–1675) nahm Rembrandt seinen ersten Meisterschüler auf. Um 1630 hatte der Ruhm Rembrandts bereits bedeutende Auftraggeber erreicht und er verkaufte auch nach England.

Rembrandt in Amsterdam

Wahrscheinlich gegen Ende des Jahres 1631 zog Rembrandt nach Amsterdam, wo er beim Kunsthändler Hendrick Uylenburgh wohnte und dessen "academie" leitete. Bis 1634 malte er hauptsächlich Porträts, darunter 1632 sein erstes Gruppenporträt „Die anatomische Vorlesung des Dr. Nicolas Tulp“ (Mauritshuis) für die Amsterdamer Chirurgengilde. Nachdem er 1634 Bürger von Amsterdam und als Mitglied in der Lukasgilde aufgenommen geworden war, heiratete er Saskia van Uylenburgh (1612–1642). Das Paar hatte vier gemeinsame Kinder, von denen jedoch nur der Sohn Titus das Erwachsenenalter erreichte.

Das heute als Rembrandthuis in der Sint Anthonisbreestraat geführte Museum erwarb Rembrandt am 5. Januar 1639. Rembrandt finanzierte diesen Erwerb hauptsächlich über Kredite, denn er galt galt nach dem Stadtgeschichtsschreiber Jan Jansz Orlers als einer der „berühmtesten Maler des Jahrhunderts“.

Hendrickje und die „Nachtwache“

Im Juni 1642 verstarb Saskia. Rembrandt wurde der „Nießbrauch [Genuss]“ ihres Vermögens zugesprochen, solange er nicht wieder heiratete. Geertje Dircx (1610/15–nach 1656?), die Kinderfrau von Titus, wurde Rembrandts Geliebte, ab 1649 gefolgt von Hendrickje Stoffels (1626–1663). In diesem Jahr vollendete Rembrandt sein heute berühmtestes Gemälde, die „Nachtwache“ für die Amsterdamer Bürgerwehr. Ebenfalls in den 1640ern wandte sich Rembrandt der Landschaftsmalerei zu und radierte auch Landschaften.

Finanzielle Schwierigkeiten

Ab 1653 verschlechterte sich die finanzielle Lage des Malers dramatisch: Er musste sich die restliche Rate von 8.470 Gulden für das 1639 erworbene Haus leihen. Die reformierte Kirche schloss Hendrickje Stoffels am 25. Juni 1654 wegen „Hurerei mit dem Maler Rembrandt“ vom Empfang des Abendmahls aus, da sie mit der gemeinsamen Tochter Cornelia schwanger war. Um seine Schulden zu tilgen versteigerte Rembrandt zwischen Dezember 1655 und Januar 1656 seine Sammlung. Im gleichen Jahr musste Rembrandt ehrenhaften Konkurs beantragten, weshalb das Haus am 1. Februar 1658 zwangsversteigert wurde. Vermutlich verlor Rembrandt damit auch seine Druckerpresse, denn bis 1664 entstanden nur noch vier Radierungen.

Rembrandts Spätstil

1660 erhielt der einst so hochgelobte Maler noch einen Auftrag für Gemälde für das neue Rathaus in Amsterdam. Er malte die „Verschwörung des Claudius Civilis“ in seinem berühmten Spätstil. Sein Gemälde wurde wenige Jahre später aus dem Rathaus entfernt und durch ein Bild mit demselben Sujet von Govert Flinck ersetzt. Hendrickje und Titus gründeten gemeinsam eine Kunsthandlung, die Rembrandt vor finanziellen Zugriffen seiner Gläubiger geschützt wurde. Ein Jahr vor seinem Tod, 1667, erhielt Rembrandt herrschaftlichen Besuch: Großherzog Cosimo de’Medici besuchte den „berühmten Maler“ Rembrandt, dessen Werke allerdings von den meisten Zeitgenossen nicht verstanden wurden. „Die Rückkehr des verlorenen Sohnes“ (1666-1669, Eremitag) zählt zu den letzten Werken des nahezu erbildeten Malers. Am 4. Oktober 1669 verstarb Rembrandt völlig verarmt in Amsterdam.

Ehefrau, Geliebte und Kinder

  • Saskia van Uylenburgh (Leeuwarden 2. August 1612–14. Juni 1642 Amsterdam) ⚭ 2. Juli 1634
    • Rombertus † 15. Dezember 1635 getauft–1636
    • Cornelia † 1638
    • Cornelia 29. Juli 1640–1640
    • Titus 22. September 1641 getauft–Anfang September 1668: Einziger Sohne von Rembrandt und Saskia, der das Kindesalter überlebte. Er starb mit 27 Jahren vermutlich an der Pest.
  • Hendrickje Stoffels (vermutlich Ramsdorf 1626–Juli 1663 Amsterdam): nicht verheiratet, kam um 1647 als Kindermädchen in den Haushalt Rembrandts
    • Cornelia (1654–1684)

Rembrandts Schüler

  • Isaac de Jouderville (1613–1674; Schüler 1629)
  • Govert Flinck (Schüler um 1635/36)
  • Ferdinand Bol (Schüler um 1636–1641)
  • Gebrand van den Eeckhout (Schüler um1635–1638/39)
  • Carel Fabritius (Schüler 1641ff) → Carel Fabritius: Der Distelfink
  • Bernhard Keil (Schüler 1642–1644?)
  • Samuel van Hoogstraten (Schüler 1642/43–1646/47)
  • Gottfried Kneller (1646–1723; Schüler 1660er)
  • Arent de Gelder (1645–1727; Schüler um 1661–1662/63): Er war Rembrandts letzter Schüler.

Weitere Beiträge zu Rembrandt

Biografie von Rembrandt (Leiden 1606–1669 Amsterdam)

  • 1606

    Am 15. Juli 1606 wurde Rembrandt Harmeszoon van Rijn als neuntes Kind des Müllers Harmen Gerritszoon van Rijn und dessen Frau Neeltgen Willemsdochter van Zuytbrouck, einer Bäckerstochter, in Leiden geboren.
  • um 1613–1615

    Besuch der Grundschule in Leiden
  • 1616–1620

    Besuch der calvinistischen Lateinschule in Leiden
  • 1620

    Immatrikulation an der Univrsität Leiden, kurzer Besuch der philosophischen Fakultät der Universität Leiden. Abbruch des Studiums, um Maler zu werden.
  • um 1622–1624

    Schüler von Jacob Isaacsz van Swanenburgh (1571–1638), der für seine fantastischen Höllendarstellungen bis heute berühmt ist.
  • 1624

    Sechsmonatige Lehrzeit bei dem Amsterdamer Historienmaler Pieter Lastmann (Amsterdam um 1583–4. April 1633 ebenda).
  • 1625

    Rückkehr nach Leiden und Eröffnung eines eigenen Ateliers in Leiden. Frühstes erhaltenes und datiertes Gemälde ist „Die Steinigung des hl. Stephanus“ (Lyon).
  • um 1626

    Erste Radierungen entstanden. Rembrandt arbeitete als selbständiger Maler und gründete eine Werkstattgemeinschaft mit Jan Lievens in Leiden.
  • 1628

    Veröffentlichung der ersten Radierungen. Rembrandt nahm im Februar auch erstmals Schüler auf: Gerard Dou (1613–1675, bis 1631)
  • November 1628

    Constantijn Huygens, Sekretär des Statthalters Friedrich Heinrich, besuchte Leiden und interessierte sich für Rembrandts und Jan Lievens Kunst.
  • 1629 und 1630

    „Die Auferweckung des Lazarus“ und „Judas bringt die dreißig Silberlinge zurück“ wurden über Huygens an die englische Krone verkauft (1633 dort verzeichnet). Erste datierte (1629) Selbstbildnisse in Malerei und Radierung. Isaac de Jouderville (1613–1674, bis 1631) wurde Rembrandts Schüler.
  • 1630

    Tod des Vaters (27.4.). Jan Gillisz. van Vliet und vielleicht auch Willem de Poorter wurden Schüler Rembrandts.
  • Ende 1631

    Umzug nach Amsterdam (wahrscheinlich gegen Ende des Jahres), wo Rembrandt beim Kunsthändler Hendrick Uylenburgh wohnte und dessen "academie" leitete. Bis 1634 malte er hauptsächlich Porträts.
  • 1632

    Erstes Gruppenporträt „Die anatomische Vorlesung des Dr. Nicolas Tulp“ (Mauritshuis, Den Haag) für die Amsterdamer Chirurgengilde. Frederik Hendrik erwarb mehrere Gemälde Rembrandts und gab den sog. „Passionszyklus“ in Auftrag.
  • 1633

    Erstmals Signatur als „Rembrandt“, wohl um sich mit den Meistern italienischen Renaissance zu vergleichen. Erste datierte Zeichnung von seiner Braut Saskia Uylenburgh (1612–1642), einer Cousine von Hendrick und Tochter des Leeuwardener Bürgermeisters, vormals Mitglieds des Friesischen Gerichtshofs in Friesland. Govert Flinck wurde für ein Jahr Mitarbeiter Rembrandts.
  • 1634

    Bürger von Amsterdam und Mitglied der Lukasgilde. Heirat mit Saskia.
  • 1635

    Miete eines Hauses in der Nieuwe Doelenstraat. Am 15. Dezember Taufe des Sohnes Rumbartus; das Kind lebte nur zwei Monate.
  • 1636

    Vermutliche Lehrzeit von Gerbrand van den Eeckhout (um 1625-1640) und Mitarbeit von Ferdinand Bol (1636-1642) in der Werkstatt Rembrandts.
  • 1637

    Miete eines Hauses in "De Suyckerbackerij" an der Binnen-Amstel. Leendert van Beijeren wurden Rembrandts Schüler, In diesen Jahren war vermutlich auch Jan Victors bei ihm tätig.
  • 1638

    Geburt der Tochter Cornelia, die nur drei Wochen lebte.
  • 1639

    Am 5. Januar Kauf eines Hauses in der Sint Anthonisbreestraat (heute: Museum Rembrandthuis) für 13.000 Gulden. Rembrandt finanzierte diesen Erwerb hauptsächlich über Kredite. Vollendung des sog. „Passionszyklus“.
  • 1640

    Im August Geburt der zweiten Tochter namens Cornelia, die ebenfalls nur wenige Wochen lebte. Tod von Rembrandts Mutter. Samuel van Hoogstraten wurde Rembrandts Schüler (bis um 1647). Auch Abraham Furnerius und Constanijn van Renesse lernten bei Rembrandt.
  • 1641

    Am 22. September wurde Titus getauft. Er war das einzige Kind von Rembrandt und Saskia, das überlebte. Rembrandt galt nach dem Stadtgeschichtsschreiber Jan Jansz Orlers als einer der „berühmtesten Maler des Jahrhunderts“.
  • 1642

    Tod von Saskia (Juni). Rembrandt wurde der „Nießbrauch“ ihres Vermögens zugesprochen, solange er nicht wieder heiratete. Geertje Dircx (1610/15–nach 1656?), die Kinderfrau von Titus, wurde Rembrandts Geliebte. Vollendung der „Nachtwache“ für die Amsterdamer Bürgerwehr. Carel Fabritius war bei Rembrandt in der Lehre.
  • 1647

    Rembrandts Vermögen im Jahr 1642 (Tod Saskias) wurde auf 40.750 Gulden geschätzt. Hendrickje Stoffels (1626–1663) wurde Rembrandts Haushälterin und schließlich auch seine Geliebte.
  • 1648

    Geertje Dircx machte ihr Testament zugunsten von Titus van Rijn.
  • 1649

    Die Beziehung von Rembrandt und Geertje Dircx endete in Unfrieden. Sie verklagte den Maler wegen Bruchs seines Eheversprechens. Das Gericht verurteilte ihn zu einer jährlichen Zahlung von 200 Gulden an sein ehemaliges Kindermädchen.
  • 1650

    Auf Rembrandts Bewirkung wurde Geertje in das Spinhuis (Frauenzuchthaus) in Gouda eingewiesen. Nicolaes Maes und Willem Drost waren Rembrandts Schüler.
  • 1653

    Die restliche Rate von 8.470 Gulden für das 1639 erworbene Haus soll beglichen werden. Rembrandt konnte sich das Geld leihen, seine finanziellen Probleme verschlimmerten sich jedoch. Radierung „Die drei Kreuze“.
  • 1654

    Die reformierte Kirche schloss Hendrickje Stoffels am 25. Juni wegen „Hurerei mit dem Maler Rembrandt“ vom Empfang des Abendmahls aus, da sie schwanger war. Rembrandts Tochter Cornelia wurde geboren.
  • 1655

    Geertje Dircx wurde, möglicherweise wegen Krankheit, aus dem Spinhuis entlassen. Titus verfasste ein Testament, in dem er seinen Vater als Universalerben einsetzte.
  • Dezember 1655–Januar 1656

    Konkurs, „Cessio bonorum“, Erstellung eines Inventars von Rembrandts Besitz, der in den folgenden zwei jahren versteigert wurde (v.a. seine Sammlung). Malte „Die Anatomie de Dr. Jan Deijman“.
  • 1656

    Übertrug das Haus auf seinen Sohn Titus. Der Hohe Rat von Den Haag gewährte Rembrandt am 14. Juli einen ehrenhaften Konkurs. Sechs öffentliche Auktionen ab Anfang September, die letzten am 20. Dezember 1658.
  • 1657

    In seinem zweiten Testament bestimmte Titus seine Schwester als Erbin.
  • 1658

    Das Haus in der Sint Anthonisbreestraat wurde am 1. Februar zwangsversteigert. Umzug in ein gemietetes Haus an der Rozengracht im Jordaan-Viertel. Vielleicht verlor Rembrandt mit dem Verkauf des Hauses seine Druckerpresse, denn es entstanden nur mehr vier Radierungen in den Jahren bis 1664.
  • 1659 (oder 1661 bis 1663)

    Arent de Gelder wurde Rembrandts letzter Schüler (bis 1661).
  • 1660

    Auftrag für Gemälde für das neue Rathaus in Amsterdam, da sein Schüler Govert Flinck an der Pest verstarb. Rembrandt malte die „Verschwörung des Claudius Civilis“. Seine Konten wurden liquidiert. Hendrickje und Titus gründeten gemeinsam eine Kunsthandlung, die Rembrandt vor finanziellen Zugriffen seiner Gläubiger schützte. Er war der einzige Angestellte!
  • 1661

    Hendrickje Stoffels machte in ihrem Testament ihre Tochter zur Alleinerbin.
  • 1662

    Vollendung der „Staalmeesters“. Rembrandt musste Saskias Grab in der Oude Kerk verkaufen. Sein Gemälde wurde aus dem Rathaus entfernt und durch ein Bild mit demselben Sujet von Govert Flinck ersetzt.
  • 1663

    Tod von Henrickje Stoffels (Pest?), die in einem Mietgrab in der Amsterdamer Westerkerk bestattet wurde.
  • 1665/66

    Titus van Rijn beantragte als volljährig eingestuft zu werden. Er übernahm die Agenden seines Vaters. Rembrandt geriet mit der Miete für das Haus in Rückstand.
  • 1667

    Großherzog Cosimo de’Medici besuchte den „berühmten Maler“ Rembrandt.
  • 1668

    Titus heiratete und starb sieben Monate später. Seine Tochter Titia wurde 1669 geboren.
  • 1669

    Am 4. Oktober 1669 verstarb Rembrandt in Amsterdam.
Alexandra Matzner
Gründerin von ARTinWORDS * 1974 in Linz, Studium der Kunstgeschichte, Geschichte und Romanistik in Wien und Rom. Seit 1999 Kunstvermittlerin in Wien, seit 2004 Autorin für verschiedene Kunstzeitschriften. Jüngste Publiktionen entstanden für das Kunsthaus Zürich, Schirn Kunsthalle Frankfurt, Albertina und Belvedere in Wien.