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Rembrandt im Mauritshuis Elf echte „Rembrandts” und die Wertschätzung des Niederländers

Rembrandt, Selbstporträt, Detail, 1669 (Erworben mit Hilfe der Rembrandt Association und privaten Spnedern, 1947, Mauritshuis, Den Haag)

Rembrandt, Selbstporträt, Detail, 1669 (Erworben mit Hilfe der Rembrandt Association und privaten Spnedern, 1947, Mauritshuis, Den Haag)

Das Mauritshuis besitzt eine der wichtigsten Sammlungen an Gemälden von Rembrandt van Rijn der Welt. Nach jener des Rijksmuseums in Amsterdam ist sie die zweitgrößte in den Niederlanden (→ Rembrandt im Rijksmuseum). 2019 stellt das Museum in Den Haag alle 18 Gemälde aus, die einst als „Rembrandt“ erworben wurden. Elf davon gelten immer noch als authentische Werke des Barockmeisters oder wurden ihm neu zugeschrieben. Dazu gehören renommierte Werke wie „Die Anatomiestunde des Dr. Nicolaes Tulp“, „Saul und David“ und Rembrandts letztes Selbstporträt aus dem Jahr 1669. Die Ausstellung umfasst auch jene fünf Gemälde, die nicht mehr Rembrandt selbst zuzurechnen werden, und zwei Werke, deren Autorschaft noch nicht endgültig geklärt ist.

 

Rembrandts Aufstieg zum Nationalhelden

Die 18 Gemälde im Mauritshuis sind der Ausgangspunkt für eine Ausstellung über die kontinuierliche Veränderung der Wahrnehmung von Rembrandts Werk im Laufe der Zeit. Gegen Ende seines Lebens geriet Rembrandts Malstil gänzlich aus der Mode, da eine kontrollierte, realistische und klassische Formensprache bevorzugt wurde (Barockklassizismus). Im 18. Jahrhundert wurden Rembrandts Werke bei königlichen Sammlern wie dem Stadthalter Fürst Willem V. wieder populär. Im Laufe des 19. Jahrhunderts begann man, Rembrandt allmählich als Nationalheld zu verehrt. Um 1900 sahen Künstler wie Kunsthistoriker Rembrandts Werk als Vorläufer des Impressionismus.

 

 

Dies führte zur Anerkennung seines heute so berühmten Spätwerks, das durch breite Pinselstriche charakterisiert ist (→ Der späte Rembrandt: Maltechnik, Radierungen und Bankrott). Zunehmend interessierte man sich für den „Mann“ hinter dem Maler. Zum Beispiel wurden Rembrandts „Tronies“ (Darstellungen von Köpfen) älterer Frauen und Männer häufig allzu optimistisch als Porträts seiner eigenen Familienmitglieder interpretiert. Im 20. Jahrhundert begannen Experten zu erforschen, welche Werke Rembrandt tatsächlich zugeschrieben werden sollten oder nicht. Heute setzt die Forschung zunehmend auf technologische Methoden - nicht nur zur Beantwortung der Frage „Ist es ein echter Rembrandt?“, sondern auch, um mehr über die genialen Maltechniken des Meisters zu erfahren.

 

 

Die Rembrandt-Bilder des Mauritshuis

Die Sammlung des Mauritshuis umfasst elf Gemälde, die unbestritten Werke des barocken Meisters sind. Dazu gehören einige seiner berühmtesten Werke sowie populäre Bilder, wie das letzte Selbstbildnis (1669), „Die Anatomiestunde von Dr. Nicolaes Tulp“ (1632), das „Porträt eines älteren Mannes“ (1667) und „Homer“ (1663).

Die Zuschreibungsgeschichte von „Saul und David“ (um 1651–1654/1655–1658) ist eine von Höhen und Tiefen. Das Gemälde war lange Zeit eines der renommiertesten Werke Rembrandts, bis 1969 die Zuschreibung an Rembrandt zurückgewiesen wurde. Ein siebenjähriges Forschungs- und Konservierungsprojekt führte dazu, dass die Arbeit 2015 erneut in den Pantheon der „echten Rembrandts“ aufgenommen wurde. Etwas weniger bekannt, aber sicherlich von seiner Hand, sind Gemälde wie „Der lachende Mann“ (um 1629/30), „Andromeda“ (um 1630), „Susanna“ (1636), die „Tronie eines Mannes mit gefiedertem Barett“ (um 1635–1640) und „Zwei afrikanische Männer“ (1661).

 

 

Vielleicht zwei „Rembrandts“ mehr?

Während seines Direktorats erwarb Abraham Bredius (1889–1909) zwei Gemälde, die Rembrandt heute nicht mit Sicherheit zugeschrieben werden können. Es handelt sich um zwei Studien zu alten Männern, von denen in der Vergangenheit angenommen wurde, dass sie Rembrandts Vater und Bruder darstellen würden. Die „Tronie eines Mannes“ (um 1630/31) galt als Porträt von Rembrandts Vater, Harmen Gerritz van Rijn. Zweifellos weist das Porträt Ähnlichkeiten mit seinen anderen Bildnissen auf. Die „Studie eines alten Mannes“ von 1650 wurde lange als Porträt von Rembrandts Bruder Adriaen van Rijn angesehen. Heute sind nicht nur die Zuschreibungen an den Barockmaler, sondern auch die Identifikationen der Sitzenden unsicher. Wer sind Sie? Und sind sie von Rembrandt?

 

 

Lehrling, Kopie, Fälschung

Fünf Gemälde wurden als Rembrandts in die Sammlung von Mauritshuis aufgenommen, gelten jedoch nicht mehr als dessen Schöpfungen. Erst 1999 wurde das außergewöhnliche „Selbstporträt des jungen Rembrandt“, das im 18. Jahrhundert von Stadthalter Prinz Wilhelm V. als Meisterstück von Rembrandt erworben worden war, als Atelier-Kopie eines weiteren Selbstporträts im Germanischen Nationalmuseum in Nürnberg erkannt. Im Jahr 1890 erwarb Direktor Bredius die „Studie einer alten Frau“ (auch bekannt als „Rembrandts Mutter“, um 1630–1635) für das Museum. Er war überzeugt, dass der Maler selbst es ausgeführt hätte. Kunsthistoriker glauben jetzt, dass es sich um eine Kopie eines verlorenen Originals handelt. Obwohl „Die betende Frau“ 1898 in einer Ausstellung zur Feier der Krönung von Königin Wilhelmina als authentisches Werk von Rembrandt präsentiert wurde, wurde dieses kleine Gemälde bald darauf dem Meister abgeschrieben. Als Bredius das Bild „Reisende auf der Rast“ 1894 erwarb, war es mit Rembrandt signiert. Diese Signatur erwies sich jedoch als falsch; das Bild wurde von einem Rembrandt-Nachahmer geschaffen. Schließlich zweifelten die Experten auch „Minerva“ (um 1635–1640) an, die Bredius 1899 in London erworben hatte. Wahrscheinlich wurde die griechische Göttin von einem Lehrling Rembrandts gemalt.

 

 

Rembrandt-Rezeption im Mautritshuis

Zum ersten Mal präsentiert das Mauritshuis seine gesamte Sammlung an Werken Rembrandts in einer einzigen Ausstellung. Jedes Gemälde wird von einer faszinierenden Geschichte begleitet, wie es in die Sammlung des Museums gelangte. Wer hat das Gemälde entdeckt? Wurde es erworben oder gespendet? Wie haben die Menschen es im Laufe der Jahrhunderte gesehen? Wie wurde es recherchiert? Warum sind einige Werke irgendwann von ihrem Rembrandt-Sockel gefallen? Besucher werden aufgefordert, genau hinzusehen und zu vergleichen. Können Sie tatsächlich den Unterschied zwischen einem „Rembrandt“ und einem „Nicht-Rembrandt“ erkennen? Und was hat es mit Geschichte von den beiden Porträts auf sich, deren Authentizität in Zweifel gezogen wurde?

Quelle: Pressetext                              

 

 

Rembrandt im Mautritshuis, Den Haag: Bilder

  • Rembrandt (Umkreis), Reisende auf der Rast (Ruhe auf der Flucht nach Ägypten?), um 1629/30, Öl/Papier/Holz, 38 x 33,7 cm (Mauritshuis, Den Haag)
  • Rembrandt, Der lachende Mann, um 1629/30, Öl/Kupfer/Holz, 15,3 x 12,2 cm (Mauritshuis, Den Haag)
  • Rembrandt (Atelierkopie), Porträt von Rembrandt mit einem Kehlstück, nach/um 1629 (Mauritshuis, Den Haag)
  • Rembrandt (Atelier), Minerva, um 1630 (Bequest of Abraham Bredius, 1946, Mauritshuis, Den Haag)
  • Rembrandt, Andromeda, um 1630, Öl/Holz, 34 x 24,5 cm (Bequest of Abraham Bredius, 1946, Mauritshuis, Den Haag)
  • Rembrandt (zg.), Tronie eines alten Mannes, um 1630/31 (Bequest of Abraham Bredius, 1946, Mauritshuis, Den Haag)
  • Rembrandt (nach), Studie einer alten Frau, nach/um 1631 (Bequest of Abraham Bredius, 1946, Mauritshuis, Den Haag)
  • Rembrandt, Simeons Loblied, 1631, Öl/Holz, 60.9 x 47.9 cm (Mauritshuis, Den Haag)
  • Rembrandt, Die Anatomiestunde von Dr. Nicolaes Tulp, 1632 (Mauritshuis, Den Haag)
  • Rembrandt, Tronie eines Mannes mit einem federgeschmückten Barett, um 1635–1640 (Mauritshuis, Den Haag)
  • Rembrandt, Susanna im Bade, 1636, Öl/Holz, 47,4 x 38,6 cm (Mauritshuis, Den Haag)
  • Rembrandt (zg.), Studie eines alten Mannes, 1650 (Mauritshuis, Den Haag)
  • Rembrandt, Saul und David, um 1651–1654 und um 1655–1658, Öl/Lw, 130 x 164,5 cm (Bequest of Abraham Bredius, 1946, Mauritshuis, Den Haag)
  • Rembrandt (Umkreis), Betende Frau, um 1660 (Bequest of Abraham Bredius, 1946, Mauritshuis, Den Haag)
  • Rembrandt, Zwei afrikanische Männer, 1661 (Bequest of Abraham Bredius, 1946, Mauritshuis, Den Haag)
  • Rembrandt, Homer, 1663, Öl/Lw, 107 x 82 cm (Bequest of Abraham Bredius, 1946, Mauritshuis, Den Haag)
  • Rembrandt, Porträt eines älteren Mannes, 1667 (Erworben mit der Hilfe der Freunde der Mauritshuis Foundation, the Ministry of Education, Culture and Science, the Fund for National Cultural Heritage, the Sponsor Lottery, the Fonds 1818, the Rembrandt Association, the Prince Bernhard Culture Fund, ING Group, Prof. Dr Drs. A.C.R. Dreesmann, the Dr Hendrik Muller National Fund and private individuals, 1999, Mauritshuis, Den Haag)
  • Rembrandt, Selbstporträt, 1669 (Erworben mit Hilfe der Rembrandt Association und privaten Spnedern, 1947, Mauritshuis, Den Haag)
  • Rembrandt (Umkreis), Studie eines alten Mannes, um 1600–1700, Öl, 26 x 21 cm (Mauritshuis, Den Haag)
  • Antoon François Heijligers, Einblick in den Rembrandt Raum im Mauritshuis im Jahr 1884, 1884 (Mauritshuis, Den Haag)

Beiträge zu Rembrandt van Rijn

23. Dezember 2024
Rembrandt, Selbstporträt mit schattierten Augen, Detail, 1634 (The Leiden Collection, New York)

Amsterdam | H’ART Museum: Rembrandt van Rijn & sein Kreis Alltag und Menschen in den Niederlanden des 17. Jahrhunderts | 2025

In Zusammenarbeit mit der Leiden Collection wird eine Ausstellung vorbereitet, die sich mit mehr als zwölf Gemälden auf Rembrandt konzentriert, aber auch darüber hinausgeht. Zu sehen sind Meisterwerke aus Rembrandts Umkreis – sowohl aus Amsterdam als auch aus seiner Heimatstadt Leiden.
23. Dezember 2024
Rembrandt, Die Staalmeesters [Die Vorsteher der Amsterdamer Tuchmacherzunft], 1662, Öl auf Leinwand, 191.5 x 279 cm (Rijksmuseum, on loan from the City of Amsterdam © Rijksmuseum, Amsterdam, SK-C-6)

Haarlem | Frans Hals-Museum: Hals – Rembrandt Berühmte Porträts im Dialog | 2026/27

Die Ausstellung zeigt eine Reihe einzigartiger Dialoge von Werken der beiden berühmtesten niederländischen Porträtmaler des 17. Jahrhunderts: Rembrandts "De Staalmeesters" (1662, Rijksmuseum) neben Frans Hals' "Regenten des Sint Elisabeth-Hospitals".
27. November 2024
Bartholomeus van der Helst, Zwei Regentinnen und zwei Regenten des Spinhuis, Detail, 1650, Öl auf Leinwand, 219 x 305 cm (Amsterdam Museum, Amsterdam)

Frankfurt | Städel Museum: Rembrandts Amsterdam Kunst und Gesellschaft in Goldenen Zeiten? | 2024/25

War das "Goldene Zeitalter" der niederländischen Barockmalerei wirklich so "golden"? Das Städel hinterfragt Kunst und Gesellschaft, die im 17. Jhdt auf Kolonialismus und Weltwirtschaft, auf Glaubenskrieg (80-jähriger Krieg) und Migration aufbaute. Gruppenporträts der städtlischen Eliten - allen voran von Rembrandt, Bartholomeus van der Helst uvm. - bilden Macht und Reichtum ab; sie stehen auch für neuartige künstlerische Lösungen.
22. Oktober 2024
Claude Monet, Nymphéas [Seerosen], Detail, 1916–1919, Öl auf Leinwand, 200 x 180 cm (Fondation Beyeler, Riehen/Basel, Sammlung Beyeler, Foto: Robert Bayer)

Madrid | Thyssen-Bornemisza: Marcel Proust und die Künste Wechselbeziehung zwischen Kunst, Leben und Werk | 2025

Marcel Proust (1871–1922), Literat, Philosoph und Kunsttheoretiker, im Zentrum der Schau, welche die Verbindung und die Wechselbeziehung zwischen Kunst und seinem Leben und Werk thematisiert.
4. Oktober 2024
Samuel van Hoogstraten, Alter Mann im Fenster, Detail, 1653 datiert, Öl auf Leinwand, 111 × 86,5 cm (Rahmenmaße Tiefe inkl. Hängung 6,5 cm: 118,5 × 94,8 × 5,5 cm) (Kunsthistorisches Museum Wien, Gemäldegalerie)

Wien | KHM: Rembrandt – Hoogstraten Goldenes Zeitalter in Wien | 2024/25

Die Ausstellung inszeniert einen faszinierenden Dialog zwischen Werken von Rembrandt van Rijn und Samuel van Hoogstraten (1627–1678), der 1651/53 in Wien weilte und sich hier von einem Rembrandt-Nachfolger zu einem Maler von Trompe-l'oeils weiterentwickelte.
3. Oktober 2024
Rembrandt (Werkstatt), Bildnis Rembrandt Harmensz. van Rijn, um 1648 (Museum der bildenden Künste Leipzig)

Leipzig | MdbK: Rembrandt als Impuls Lehrer. Stratege. Bestseller | 2024/25

Die Ausstellung bietet Einblick in das Schaffen Rembrandts und zeigt seine Fähigkeit, Fähigkeit Rembrandts, Eigenheiten seiner Malweise weiterzugeben und zugleich die künstlerische Individualität seiner Schüler zu fördern.
Alexandra Matzner
Gründerin von ARTinWORDS * 1974 in Linz, Studium der Kunstgeschichte, Geschichte und Romanistik in Wien und Rom. Seit 1999 Kunstvermittlerin in Wien, seit 2004 Autorin für verschiedene Kunstzeitschriften. Jüngste Publiktionen entstanden für das Kunsthaus Zürich, Schirn Kunsthalle Frankfurt, Albertina und Belvedere in Wien.