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München | Lenbachhaus: Surrealismus + Antifaschismus Aber hier leben? Nein Danke. | 2024/25

Veröffentlicht von ARTinWORDS.de Redaktion von 15. Oktober 2024
Max Ernst, Der Hausengel (Lenbachhaus, München)

Max Ernst, Der Hausengel (Lenbachhaus, München)

Der Surrealismus war eine politische Bewegung von internationaler Reichweite und internationalistischer Haltung. Surrealist:innen prangerten die europäische Kolonialpolitik an, organisierten sich gegen faschistische Bewegungen, kämpften im Spanischen Bürgerkrieg, riefen Wehrmachtssoldaten zur Sabotage auf, wurden interniert und verfolgt, flohen aus Europa, fielen im Krieg. Sie schrieben Poesie, feilten an der Dekonstruktion einer vermeintlich rationalen Sprache in einer vermeintlich rationalen Welt, arbeiteten an Gemälden, kollektiven Zeichnungen, fotografierten und collagierten, organisierten Ausstellungen.

Aber hier leben? Nein Danke.
Surrealismus + Antifaschismus

Deutschland | München: Lenbachhaus
15.10.2024 – 2.3.2025

Die Regierung und Besatzung durch faschistische Parteien in mehreren Ländern Europas und weltweit wie auch die Welt- und Kolonialkriege politisierten den Surrealismus zur Zeit seiner Entstehung und zwangen die Leben seiner Protagonist:innen in unvorhersehbare Bahnen. Diesen Entwicklungen stehen erstaunliche Begegnungen und internationale Solidarisierungen gegenüber, deren Verbindungslinien von Prag nach Coyoacán in Mexico City, von Kairo ins republikanische Spanien, von Marseille nach Fort-de-France auf Martinique reichten.

„Wir wissen, wie die Dinge hier in Martinique stehen. [...] Von den mächtigen Bomben und anderen Kriegsgeräten, die uns die moderne Welt zur Verfügung stellt, hat unsere Kühnheit den Surrealismus auserwählt, welcher in unserer Zeit die sicherste Chance auf Erfolg bietet.“1 (Suzanne Césaire, 1943)

 

Surrealismus international in München 2024/25

Surrealistisches Denken und Handeln fand damals und findet heute an mehreren Orten gleichzeitig statt. Statt als didaktische, lineare Erzählung wird die Ausstellung in mehrere Episoden strukturiert, angeordnet ähnlich einer Landkarte. Ziel ist es, den Surrealismus als die streitbare, international vernetzte und hoch-politisierte Bewegung sichtbar zu machen, als die ihn seine Vertreter:innen verstanden haben. Gleichzeitig verzichtet das Lenbachhaus auf einen funktionalen oder illustrativen Kunstbegriff. Um das politische Selbstverständnis des Surrealismus erforschen und darstellen zu können, arbeitet das Lenbachhaus mit dem für den Surrealismus zentralen Begriff des Antifaschismus.

„Die menschliche Seele ist international.“2 (Bulletin International du surréalisme, Prag, April 1935)

Nicht zuletzt aufgrund seines keineswegs instrumentellen Verhältnisses zwischen Kunst und Politik wurde der Surrealismus über diese Zeit hinaus immer wieder für politische Bewegungen herangezogen: Als Standpunkt und Methode, die sich oft ganz selbstverständlich mit emanzipatorischen Anliegen verbindet, wurde er in der Schwarzen Bürgerrechtsbewegung, der 68er Bewegung und von Vertretern des Pan-Afrikanismus aufgegriffen. Die Ausstellung am Lenbachhaus sieht sich als Bündelung von Versuchen, einen immer noch eng definierten und politisch verharmlosten surrealistischen Kanon zu revidieren und die Frage zu beantworten: Was ist Surrealismus?

 

Ausgestellte Künstler:innen

Manuel Álvarez Bravo, Lola Álvarez Bravo, Art & Liberté, Georges Bataille, Hans Bellmer, Victor Brauner, André Breton, Claude Cahun und Marcel Moore, Leonora Carrington, Aimé Césaire, Suzanne Césaire, Óscar Domínguez, Robert Desnos, Paul Éluard, Max Ernst, Esteban Francés, Eugenio Granell, Groupe Octobre, John Heartfield, Jindřich Heisler, Jacques Hérold (geb. Herold Blumer), Ted Joans, Ida Kar, Germaine Krull, Wifredo Lam, Dyno Lowenstein, René Magritte, Dora Maar, La Main à Plume, Maruja Mallo, André Masson, Roberto Matta, China Miéville, Lee Miller, Joan Miró, Wolfgang Paalen, Pablo Picasso, Jacques Prévert, Jindřich Štyrský, Yves Tanguy, Karel Teige, Toyen, Remedios Varo, Wols

Kuratiert von Karin Althaus, Adrian Djukic und Stephanie Weber.
Quelle: Lenbachhaus

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