Allan Kaprow
Wer war Allan Kaprow?
Allan Kaprow (Atlantic City 23.8.1927–5.4.2006 Encinitas) war ein amerikanischer Künstler und Kunsttheoretiker der Aktionskunst. Er prägte 1958 die Bezeichnung „Happening“. Damit beeinflusste er Kunstrichtungen wie Fluxus, Performance und Installation.
„Die Malerei […] hat immer wieder die Frage aufgeworfen: ›Muß das Format oder Bildfeld immer das abgeschlossene, flache Rechteck sein?‹ Statt gegen die Grenzen des typischen Innenraums zu kämpfen, überlegen viele Leute [Künstler*innen] eher, gleich im Freien zu arbeiten.“1 (Allan Kaprow)
Kindheit und Ausbildung
Der am 23. August 1927 in Atlantic City geborene Allan Kaprow studierte Kunstgeschichte an der Columbia University (MA). 1947 begann er in der Schule von Hans Hofmann (School of Fine Arts) Kunst zu studieren. Weiters belegte er Kurse in Komposition bei John Cage an der New School for Social Research und in Kunstgeschichte bei Meyer Schapiro. Zu seinen wichtigsten Vorbildern zählte der Komponist John Cage. Gleichzeitig wandte er sich gegen den vorherrschenden Abstrakten Expressionismus, wie er von Jackson Pollock in Form des Action Painting ausgeübt wurde (→ Abstrakter Expressionismus | Informel).
Vater des Happenings
Zu den wichtigen Charakteristika von Allan Kaprows Kunst gehört, dass er Raum und Geste ins Zentrum stellte - dafür durften Meisterschaft und Handwerk wie auch teure Materialien getrost vergessen werden. Das Erlebnis von Kunst sollte das wichtigste Element von Kaprows Theorie werden. Gemeinsam mit George Maciunas, George Brecht und Al Hansen veranstaltete er Ende der 1950er Jahre erste Happenings in New York City. Zu seinen erhaltenen Kunstwerken gehören Environments. Neben seiner künstlerischen Arbeit verfasste Allan Kaprow eine große Anzahl von einflussreichen kunsttheoretischen Schriften zu Environment, Happening und Intermedia Art.
1958 prägte Allan Kaprow den Begriff des Happenings. Darunter versteht man eine hybride Form der Performance. Sie finden im öffentlichen Raum statt, haben keine erkennbare Dramaturgie, sind collagenhaft. Vielfach laufen Happenings in gleichzeitig organisierten Ereignissen ab, bei denen die Grenze zwischen Performern und Publikum verwischt. Zufall und Improvisation spielen große Rollen.
„Ein Happening ist eine Zusammenführung von Ereignissen, die in mehr als nur einer Einheit von Zeit und Raum aufgeführt werden. Ihre Materialien und Umgebungen können konstruiert sein, direkt übernommen von dem, was erreichbar ist oder leicht verändert; genau wie die Handlung erfunden oder gewöhnlich sein können.“2 (Allan Kaprows Definition des Happening)
Allan Kaprow realisierte mehr als 250 Happenings und Activities. Unterstützt wurde er dabei von wichtigen Institutionen wie dem Museum of Modern Art (New York), dem Walker Art Center (Minneapolis), dem MIT (Cambridge, MA), dem Centre Pompidou (Paris) und der documenta in Kassel.
Lehre
Allan Kaprow begann 1953 an der Rutgers University zu unterrichten, wo er bis 1961 bliebt. Hier wurde er zu einem Mitbegründer der Fluxus Gruppe, darunter die Professoren Robert Watts, Geoffrey Hendricks und Roy Lichtenstein, die Künstler George Brecht und George Segal sowie die Studenten Lucas Samaras und Rober Whitman.
Im Studienjahr 1960/61 unterrichtete Allan Kaprow am Pratt Institute, zwischen 1961 und 1966 lehrte Kaprow an der State University of New York at Stony Brook. Danach am California Institute of the Arts (1966-1974) und als Vollzeit-Fakultätsmitglied an der University of California, San Diego (1974-1993).
Tod
Allan Kaprow starb am 5. April 2006 im Alter von 78 Jahren in Encinitas bei San Diego. Im Oktober 2006 präsentierte das Haus der Kunst in München eine großangelegte Überblicksausstellung zum Werk von Allan Kaprow.
Der Nachlass von Allan Kaprow wird von Hauser & Wirth Zürich London verwaltet.
Literatur über Allan Kaprow
- Allan Kaprow, Assemblage, Environment & Happenings [1959/60] (Abrams), zit. n. Charles Harrison und Paul Wood, Kunsttheorie im 20. Jahrhundert, Band II, Ostfildern 1998, S. 863-864.
- Rolf Wedewer, Räume und environments, in: Räume und environments, Wiesbaden 1969.