Oskar Kokoschka, Frau in Blau, 1919, Öl auf Leinwand, 76,7 x 100,70 cm (Staatsgalerie Stuttgart, Geschenk 1952 Galerieverein (heute Freunde der Staatsgalerie Stuttgart e.V.) © VG Bild-Kunst, Bonn 2025, Staatsgalerie Stuttgart
Wien, 12. April 1912: Der junge Maler Oskar Kokoschka verliebt sich in Alma Mahler, bekannte Salonnière der Wiener Gesellschaft und Witwe des Komponisten Gustav Mahler - und hält an diesem Abend seine Angebetete in einer Zeichnung des Folkwang Museum fest. Die obsessive Liebe, die Oskar Kokoschka innerhalb kürzester Zeit für Alma Mahler entwickelt, findet Ausdruck in Gemälden, Zeichnungen, Fächern und einem Wandbild. Den Höhepunkt dieser kreativen Besessenheit erreicht er um 1919, als er nach dem Vorbild Alma Mahlers von der Puppenmacherin Hermine Moos eine lebensgroße Puppe anfertigen lässt. „Frau in Blau“ (1919) war das erste Gemälde, welches die Puppe zum Thema hat und einen Wendepunkt in Kokoschkas Malweise ankündigt.
Deutschland | Essen:
Museum Folkwang
20.3. – 22.6.2025
Zum ersten Mal seit über 30 Jahren werden in einer Ausstellung alle Werke Kokoschkas vereint, die von Alma Mahler inspiriert wurden. Dieser Bilder-Zyklus ist Zeitzeugnis und Hauptwerk des Expressionismus zugleich, zeigt er doch die Dramatik der Liebesbeziehung und erzählt von ihrem Nachhall. In der Sammlung des Folkwang befanden sich zwei bedeutende Werke Kokoschkas: das Porträt von Alma Mahler aus dem Jahr 1912, das sich seit 1987 im National Museum of Modern Art Tokyo befindet, die oben bereits genannte Zeichnung vom 12. April 1912, dem Abend des Kennenlernens sowie vier weitere Zeichnungen. Alma Mahler selbst hat diese Werke, vermutlich über Vermittlung ihres zweiten Ehemannes Walter Gropius, Karl Ernst Osthaus geschenkt. Osthaus hatte bereits das Bildnis „Die Herzogin Victoire de Montesquiou-Fezensac“1 (1910) im Jahr seiner Entstehung gekauft. Mit der Schenkung erweiterte Alma die Sammlung in Hagen um ein kapitales Ölgemälde, das sie allerdings 1920 wieder zurückforderte. 1950 kaufte das Museum Folkwang das Gemälde „Dresden, Augustusbrücke mit Rückenfigur“ (1923) und 1976 das „Doppelbildnis Oskar Kokoschka und Alma Mahler“, auch „Verlobungsbild“ genannt (1912/13).
Die Ausstellung ist Teil des Kooperationsprojekts „Doppelbildnisse – Alma Mahler-Werfel im Spiegel der Wiener Moderne“ - eine Kooperation der Philharmonie Essen mit dem Aalto-Theater, dem Museum Folkwang, der Folkwang Universität der Künste und der Alten Synagoge Essen.
Quelle: Museum Folkwang, Essen