Frida Kahlo: Steckbrief
Hier findest du die wichtigsten Informationen zu Frida Kahlo, ihre Familie, ihre Ehen, ihre Liebhaber:innen.
Frida Kahlos Familie
Vater
Guillermo Kahlo (Carl Wilhelm Kahlo, 1871–1941)
- Epileptiker
- Sohn eines Schmuckproduzenten in Pforzheim
- 1890 nach Mexiko ausgewandert
- Zwei Mal verheiratet:
- ⚭ mit ?
- ⚭ 1898 mit Matilde Calderón y González (1874–1932)
- Fotograf von Kolonialbauten für die mexikanische Regierung (spezialisierte sich auf Architektur- und Industriefotografie); liebte es aber auch, sich selbst zu fotografieren.
- Für die Ehe konvertierte er vom Protestantismus zum Katholizismus
- Baute 1904 die Casa Azúl als Wohnhaus für die Familie.
Die erste Prägung erhielt Frida Kahlo von ihrem Vater, für dessen Bücher sie sich zu interessieren begann. Guillermo Kahlo malte im Freien und erkundete die Natur mit seiner Tochter auf gemeinsamen Spaziergängen. Die beiden trugen naturkundliche Sammlungen zusammen, sezierten Tiere und analysierten Pflanzen. Kahlo lehrte seine Tochter zu fotografieren, die Bilder zu entwickeln, zu retuschieren und zu kolorieren. Aber auch der Kontakt zu mexikanischen Archäologie fand in dieser Phase statt. Darüber hinaus musste sie ihrem Vater Äther und Alkohol reichen, wenn dieser einen epileptischen Anfall hatte. Dies weckte in Frida Kahlo den Wunsch, Ärztin zu werden.
Mutter
Matilde Calderón y González (1874–1932)
- Arbeiterin
- Matilde galt als willensstark und sittenstreng, sie hatte den Wunsch nach Wohlstand.
- Matilde lernte Guillermo Kahlo in der Fabrik kennen, für die beide arbeiteten.
- Matildes Vater war Berufsfotograf, was Guillermo zur Fotografie brachte.
Geschwister
Frida Kahlo hatte aus der ersten Ehe ihres Vaters zwei ältere Halbschwestern. Sie wurden, dem Wunsch ihrer Mutter entsprechend, im Kloster erzogen.
Aus der zweiten Ehe ihres Vaters gingen vier Töchter und ein Sohn hervor. Der einzige Junge in der Geschwisterschar starb allerdings schon früh.
- 1898: Matilda, genannt Mati
- Lange war sie Frida Kahlos Lieblingsschwester.
- 1902: Adriana
- 1907: Frida
- Schon zwei Monate nach ihrer Geburt war Fridas Mutter erneut schwanger und konnte sie nicht mehr stillen. Frida wurde einer indianischen Amme übergeben, was die Malerin im Nachhinein sehr beeindruckte und das sie in eines ihrer berühmtesten Bilder übersetzte: „Meine Amme und ich“ oder „Ich nuckele“ (1937). Daraus könnte die komplexe Beziehung zu ihrer Mutter herrühren und ihre zwischen Extremen schwankenden Gefühlsaufwallungen. Frida Kahlo nahm ihre Mutter zwiespältig wahr, zwischen Gefühlskälte und Tatkraft bzw. ein Hineindenken in die Bedürfnisse der Tochter.
- 1908: Cristina
Ehemann und Partner
Ehemann Diego Rivera
1. ⚭ 21. August 1929 mit Diego Rivera, Maler, im Rathaus von Coyoacán. Frida trug entgegen der Legende ein von „kundiger Hand genähtes Hochzeitskleid“ und keine Tracht. Sie heiratete in einem dem ländlichen Stil verpflichteten Kleid mit langem Rock und gerüschtem Saum. Anwesend waren nur Fridas Vater und ein Trauzeuge. Ihre Mutter lehnte die nicht kirchliche Eheschließung ab.
1935: Trennung von Diego Rivera und Versöhnung
Sommer 1939: Trennung von Diego Rivera
6. November 1939: Scheidung von Diego Rivera
2. ⚭ 8. Dezember 1940 mit Diego Rivera in San Francisco.
- Kosename von Frida für Rivera: „Krötenfrosch“
- Kosename von Rivera für Frida: „Hundegesicht“
- Kosenamen von Frida Kahlos Familie für beide: „Taube“ und „Elefant“
Beziehungen und Affären
Frida Kahlo benötigte ein Gegenüber, das sie bewunderte. Daher genoss sie erotische Beziehungen mit Männern als auch Frauen. Diego Rivera förderte offenbar jede Beziehung Fridas zu einer Frau stark, in keinem Falle wollte er sie jedenfalls unterbinden.
1932 & 1938: Nickolas Muray (1892–1965), New Yorker Fotograf, olympischer Säbelfechter, Sportflieger und brillanter Zeitungskritiker. Der erfolgreiche Porträt- und Werbefotograf entwickelte die Farbfotografie und das Pigmentdruckverfahren weiter. Er schuf vielleicht die eindrücklichsten Farbporträts von Frida Kahlo.
1935: Ignacio Aguirre (1900–1990), Maler und Grafiker
1935/36: Isamu Noguchi, Bildhauer, Designer. Frida Kahlo fühlte sich sehr geschmeichelt von der vorbehaltlosen Hingabe Noguchis. Diego konnte hingegen mit dieser Situation überhaupt nicht umgehen: Rivera soll ihn sogar einmal im Krankenhaus, als er Frida besuchte, mit der Pistole bedroht haben. Frida hingegen war schon dabei, Pläne für ein neues Leben mit Noguchi zu schmieden. Der Bildhauer schenkte ihr sehr viel Selbstvertrauen; dennoch gab sie die Beziehung schließlich auf.
Sommer 1937: Leo Trotzki (1879–1940), russischer Revolutionär, kommunistischer Politiker und marxistischer Theoretiker.
Frühjahr 1939: Michel Petitjean, Agrarwissenschaftler, Kunstliebhaber, ehem. Mitarbeiter des Pariser Ethnografischen Museums, Liebhaber von Marie-Laure de Noailles, weshalb er ein Zimmer in ihrem eleganten Pariser Hôtel bewohnen durfte. Die Affäre dürfte kaum drei Wochen gedauert haben. Frida bedankte sich mit dem Bild „Das Herz“.
Ende der 1930er Jahre: Pierre Combret de Lanux (1887–1955), Diplomat, Schriftsteller und professionellen Redner sowie früherer Sekretär von André Gide
1939: Ricardo Arias Viñas, Katalane
1940: Heinz Berggruen (1914–2007), Kunsthändler. Diego Rivera nahm seinen damaligen Assistenten und Dolmetscher Heinz Berggruen mit in Fridas Krankenhauszimmer, als sie 1940 in San Francisco behandelt werden musste. Die beiden reisten im November gemeinsam nach New York, wo sie einige Wochen miteinander lebten. Doch noch Frida begann unruhig zu werden und kehrte wieder nach San Francisco und Rivera zurück. Vielleicht, so Berggruen, wollte Frida ihren Exmann mit der Beziehung nur eifersüchtig machen.
Anfang 1940er: Sonja Sekula (1918–1963), Schweizer Malerin des Abstrakten Expressionismus (→ Abstrakter Expressionismus | Informel): Sonja Sekula und Frida Kahlo lernten einander Anfang der 1940er Jahre in New York kennen. Zwischen ihnen entstand eine enge romantische Beziehung.1
1946: Josep/José Bartolí (1910–1995), katalanischer Zeichner, Maler und Karikaturist. Bartolí hatte 1936 die Gewerkschaft der Zeichner Kataloniens gegründet und hatte im Spanischen Bürgerkrieg auf republikanischer Seite gekämpft. Danach wurde er in verschiedene Konzentrationslager erst in Frankreich, dann in Deutschland (Dachau) verbracht. 1942 floh Bartolí und ging ins mexikanische Exil, wo er bis 1946 blieb. Gerade als er in die USA übergesiedelt war, lernte er Frida Kahlo kennen. Insgesamt zwanzig Briefe Fridas fanden sich nach seinem Tod in seinem Nachlass. Die langjährige Beziehung – sie währte bis 1952 – hielten beide geheim. Erst dadurch wurde zwischen ihm und der Malerin öffentlich bekannt. Daneben fanden sich auch einige Objekte, Haarschleifen, Schals und ein kleines Medaillon, mit liebevollen Widmungen im Nachlass.
1947: Carlos Pellicer (1897–1977), Dichter und langjähriger Freund Diego Riveras, Direktor der Abteilung für Schöne Künste in der Secretaría de Educación Pública.
Ende der 1940er Jahre: Tara Pandit (nach der Hochzeit Nayantara Sahgal), eine Nichte Nehrus. Ob diese Beziehung zu Tara Pandit auch eine erotische war, konnte bisher nicht bestätigt werden.
Kinder
Frida Kahlo konnte aufgrund der durch den Unfall erlittenen Verletzungen keine Kinder bekommen. Dennoch war die Künstlerin mehrere Male schwanger. Diese Schwangerschaften wurden entweder beendet oder resultierten in Fehlgeburten.
Laut Diego Rivera war Frida Kahlo insgesamt fünf Mal schwanger. Die Schwangerschaft in Detroit war diejenige, die für sie am verzweiflungsvollsten geendet habe.2
- Anfang 1930: erste Fehlgeburt im dritten Monat
- 1930: erster Schwangerschaftsabbruch
- 4. Juli 1932: zweite Fehlgeburt im fünften Monat. Die Rekonvaleszenz dauerte sehr lange. Frida war depressiv und ließ sich ein medizinisches Nachschlagewerk geben, aus dem sie entnahm, wie ein Embryo im fünften Schwangerschaftsmonat aussah.
- 1934: zweiter Schwangerschaftsabbruch
Krankheit und Unfall
Krankheit
Der Arzt Leo Eloesser interpretierte in den 1940ern die Ursache für Frida Kahlos Gesundheitsprobleme als angeborene Spina bifida occulta – einer in der Embryonalentwicklung nicht geschlossenen Neuronalspalte an der unteren Wirbelsäule, die allerdings durch Haut verdeckt war. Unbestritten ist, dass Frida ein viel dünneres rechtes Bein zurückbehielt. Sie musste neun Monate im Bett liegen und lernte dadurch, dass Kranksein in ihrer Familie zu einer verstärkten Zuwendung führte.
„Ich erinnere mich, wie ich das erste Mal krank war. Ich war mit Luis León, einem Jungen, spielen gegangen, und auf der Terrasse warf er einen Holzklotz auf meinen Fuß. Zu Hause benutzten sie das als Ausrede, als mein Bein dünner zu werden begann … Das geschah, als ich etwa sieben Jahre alt war, und mein Papá und meine Mamá fingen an, mich sehr zu verwöhnen und mich mehr zu lieben. Der Fuß war zur Seite geneigt, und ich humpelte ein wenig.“3
Der Vater unterstützte sie, „Jungensportarten“ wie Fußball, Rollschuhfahren und Fahrradfahren zu erlernen. Vielleicht ersetzte Frida so den jung verstorbenen Sohn, vielleicht wollte er sie auf das Berufsleben vorbereiten, da eine Versorgungsehe für seine Tochter unvorstellbar war.
Unfall
Am Nachmittag des 17. September 1925 geriet Frida Kahlo gemeinsam mit ihrem Freund Alejandro Gómez Arias in einen schweren Busunfall. Der hölzerne Omnibus war eine neue Errungenschaft in Mexiko-Stadt und waren immer überfüllt. Als sie den Bus bestiegen, stellte Frida fest, dass sie irgendwo ihren kleinen Sonnenschirm vergessen haben musste. Beide stiegen wieder
aus, Alejandro kaufte Frida zum Trost für den verschwundenen Schirm eine kleine Holzfigur, einen Tänzer, ein Stück Volkskultur, die Frida so mochte. Sie stiegen in den nächsten Bus, im hinteren Teil waren zwei Plätze frei.
Der Fahrer des Omnibus wich zu spät einer sich schnell nähernden Straßenbahn aus. Die Straßenbahn ihrerseits bremste
nicht und drückte den Bus gegen eine Hausmauer. Alejandro erinnerte sich:
„Der elektrische Zug bestand aus zwei Wagen und kam ganz langsam auf unseren Bus zu, traf ihn in der Mitte und drückte ihn wie eine Schachtel zusammen. Der Bus hatte eine eigentümliche Elastizität, bog sich mehr und mehr, ohne gleich auseinanderzubrechen. […] Frida saß neben mir. Als der Bus seine höchste Biegsamkeit erreicht hatte, zersplitterte er in tausend Stücke, und noch immer kam die Trambahn nicht zum Stillstand, sondern begrub Leute und Trümmer unter sich. Auch ich geriet unter die Bahn; Frida nicht; dafür brach eine Haltestange und durchbohrte Frida im Beckenbereich.“4
Frida Kahlo wurde von einer Eisenstange durchbohrt, merkte allerdings anfangs nicht, wie schwer sie verletzt war. Stattdessen suchte sie die Holzfigur, die ihr Alejandro geschenkt hatte. Als Alejandro sie fand, blutete Frida sehr stark und war dazu gänzlich
von Goldpuder bedeckt, das ein Handwerker bei dem Unfall verloren hatte. Beim Versuch, sie hochzuheben, bemerkte Alejandro die Eisenstange, die sie durchbohrt hatte. Ein Mann ergriff die Initiative und zog der schreienden Frida die Stange aus dem Körper. Als sie auf den Rettungswagen warteten, war sich Fridas Freund fast sicher, dass sie keine Überlebenschance hätte.
Der Befund war niederschmetternd: Das Rückgrat war an drei Stellen im Beckenbereich verletzt. Weiters hatte Frida einen Schlüsselbein-, zwei Rippen- und elf Beinbrüche (am bereits atrophierten rechten Bein). Der rechte Fuß war ausgerenkt und zerquetscht, die linke Schulter ausgekugelt, das Schambein dreifach gebrochen. Als ihre Eltern von der Nachricht hörten, hatten sie einen Nervenzusammenbruch und konnten ihre Tochter nicht im Rotkreuzkrankenhaus besuchten; auch Alejandro besuchte sie nicht. Das erste Monat der Genesung verbrachte Frida Kahlo im Krankenhaus, zwei weitere Monate musste sie zu Hause im Bett liegen. Ihre Freund:innen aus der Schule fanden den Weg nach Cayoacán weiterhin nicht, weshalb Frida Kahlo sehr einsam war.
Erst im Dezember 1925 durfte Frida Kahlo wieder aufstehen und das Laufen üben. Im Sommer 1926 erlitt Frida einen Rückfall. Ein Gipskorsett und Stützen für den rechten Fuß sollten Besserung bringen. Aufgrund der bleibenden gesundheitlichen Schäden war die 18-jährige gezwungen, ihre Pläne für ein Medizinstudium aufzugeben. Daher verließ sie die Preparatoria. Weiters wurde das Schulgeld dringend für die Arztrechnungen gebraucht.
Während der langen Genesungszeit begann Frida Kahlo zu malen. Ihre Mutter fixierte einen Spiegel an ihrem Bettbaldachin, sie brachte eine Staffelei für das Bett und den Ölfarbenkasten des Vaters. Im Spätsommer 1926 entstand Frida Kahlos erstes Selbstporträt, das „Selbstbildnis mit Samtkleid“.
Tod
Frida Kahlo starb in der Nacht vom 12. auf den 13. Juli 1954 in Mexiko-Stadt vermutlich an einer Lungenembolie (amtlich festgehaltene Todesursache). Frida Kahlos Sarg wurde ehrenhalber in der großen Halle des Palasts der Schönen Künste aufgebahrt, bedeckte ihn mit einer roten Fahne, geschmückt mit Hammer und Sichel. Wie sie es verfügt hatte, wurde ihr Leichnam verbrannt. Die Urne mit ihrer Asche steht in der Casa Azul, dem Blauen Haus.
Noch acht Tage vor ihrem Tod hatte die Malerin ein Werk geschaffen, ein Stillleben mit Melonen, in das sie ihr Lebensmotto einritzte: „Viva la vida! [Es lebe das Leben!]“
- Queere Moderne, München 2025, S. 274.
- Annette Seemann, Frida Kahlo, Berlin 2021, S. 42.
- Zitiert nach Annette Seemann, Viva la Vida! Frida Kahlo, Berlin 2021, S. 14.
- Hayden Herrera, Frida Kahlo. Malerin der Schmerzen – Rebellin gegen das Unabänderliche, Frankfurt a. M. 1987, S. 47. Zitiert nach Seemann 2021, S. 23.
