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Gustave Courbet: Biografie Alle wichtigen Ereignisse und Werke des Begründers des Realismus

Gustave Courbet, Selbstbildnis mit schwarzem Hund, Öl auf Leinwand, 46,5 x 55,5 cm, Petit Palais, Musée des Beaux-Arts de la Ville de Paris © bpk / RMN – Grand Palais / Jacques L’Hoir / Jean Popovich.

Gustave Courbet, Selbstbildnis mit schwarzem Hund, Öl auf Leinwand, 46,5 x 55,5 cm, Petit Palais, Musée des Beaux-Arts de la Ville de Paris © bpk / RMN – Grand Palais / Jacques L’Hoir / Jean Popovich.

Gustave Courbet (1819–1877) ist einer der wichtigsten Maler der Romantik und des Realismus in Frankreich. Seine revolutionäre Maltechnik wurde schon von Paul Cézanne hymnisch besungen, der Courbet als „wüsten Gipskneter“ und „Farbenstampfer“ bezeichnete. Die Bilder wirken über ihre Größen, die Kompositionen und die meisterhafte Beherrschung der malerischen Mittel. Bevor auf der Leinwand ein Baum, ein Felsen oder ein Stück Himmel erscheint, ist es reine Farbe. Courbet zelebriert in seiner Fleckenmalerei diese Freiheit und den Selbstzweck des Malmittels.

Mit aufsehenerregenden Selbstbildnissen versuchte der junge, ambitionierte Künstler am Salon zu reüssieren, was ihm erstmals 1844 mit „Selbstbildnis mit schwarzem Hund“ gelang. Bereits in diesen Jugendwerken wird die enge Verbindung Courbets mit seiner Heimat, der Frenche-Comté, deutlich. Im großformatigen Gemälde „Die Begegnung (oder: Bonjour Monsieur Courbet)“ (1954, Montpellier, Musée Fabre) zeigt sich Courbet selbst vor seinem Förderer Alfred Bruyas und dessen Diener. Der wohlhabende Sammler hatte 1853 zwei Gemälde Courbets aus dem Salon erworben und wurde im folgenden Jahr von ihm porträtiert. Der ehrgeizige Künstler, der in den Salons von 1849 und 1850/51 seinen Durchbruch hatte, präsentiert sich als monumentale, dem Adeligen ebenbürtige Person. Seinen Status als freier und unabhängiger Maler betonte er mit der Aussage, sobald er nicht länger kontroversiell wäre, würde er nicht mehr bedeutend sein. Durch die Wahl alltäglicher Sujets - wie Steinklofer oder Kornsieberinnen - wurde er zu einem Begründer des Realismus.

Courbet wurde schon von Zeitgenossen als Maler mit dem Gewehr in der Hand beschrieben. Winterlandschaften zeigen das begehrte Wild, darüber hinaus sind sie auch dem Schnee gewidmet, den Courbet über dunklen Landschaften und düsteren Bäumen ausbreitete. Selten ist die Schneedecke geschlossen und weich, häufig ist der weiße Belag flockig auf den Leinwänden verteilt und scheint das Sonnenlicht nur bedingt widerzuspiegeln. Wie angezuckert liegen die Landschaften da und wirken doch erstarrt.

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Biografie von Gustave Courbet (1819–1877)

Gustave Courbets Biografie wurde mit folgenden Katalogen zusammengestellt:

  • Gustave Courbet (Ausst.-Kat. The Metropolitan Museum of Art, New York 27.2.–18.5.2008), S. 431–440.
  • Courbet. Ein Traum von der Moderne (Ausst.-Kat. Schirn Kunsthalle Frankfurt 15.10.2010–30.1.2015), S. 286-289.
  • Gustave Courbet (Ausst.-Kat. Fondation Beyeler Riehen/Basel 7.9.2014–18.1.2015), S. 187–190.
  • 1819

    Am 10. Juni 1819 wurde Jean-Désiré-Gustave Courbet in Ornans bei Besançon im französischen Jura (Franche-Comté) geboren.
  • 1833

    Kunstunterricht bei Claude-Antoine Beau (Schüler von Bron Gros)
  • 1834

    Seine dreizehnjährige Schwester Clarisse starb.
  • 1837

    Studium der Rechtswissenschaft auf dem Collège Royal in Besançon
  • 1838

    Beginn des Zeichenstudiums bei Charles Antoine Flajoulot (Schüler von Jacques-Louis David);Illustrationen für die „Essais poétiques“ seines Freundes Max Bouchon.
  • 1839

    Im Herbst Umzug nach Paris.
  • 1840

    Studium der Malerei bei Carl August von Steuben, Nicolas-Auguste Hesse und in der sog. Freien Akademie des Père Suisse und des Père Lapin. Im Louvre studierte Courbet flämische, holländische, venezianische und spanische Kunst. Lebte vom Geld seiner Eltern.
  • 1841

    Erste Reise ans Mees nach Le Havre.
  • 1844

    Debut im Salon von Paris mit „Selbstbildnis mit schwarzem Hund“
  • Bis 1847

    Drei von 20 eingereichten Werken werden am Pariser Salon gezeigt.
  • 1846

    Reise nach Belgien und in die Niederlande
  • 1847

    Geburt seines Sohnes Désiré-Alfred-Émile von Thérèse-Adélaïde-Virginie Binet, die Courbet 1850 verließ und das Kind mitnahm. Lernte Charles Baudelaire und Pierre-Joseph Proudhon kennen.
  • 1848

    Der Pariser Salon wurde ohne Jury organisiert, da Louis Philippe von Orléans nach der Februarrevolution und der Ausrufung der Republik am 4.5. abgedankt hatte. Die zehn von Courbet ausgestellten Werke wurden von der Kritik gefeiert.
  • 1849

    Für das Gemälde „Nach dem Essen in Ornans“ erhielt er die Goldmedaille, und das Bild wurde vom Staat erworben. Gustave Courbet malte die wichtigen Gemälde „Die Steinklopfer“ und „Ein Begräbnis in Ornans“.
  • 1850/51

    „Das Begräbnis in Ornans“ wurde von der Jury abgelehnt, mit ihm erzielte Courbet im Salon aber einen Skandalerfolg.
  • 1851

    Im Herbst erster Aufenthalt in München (Deutschland), wo er zwei seiner Werke zeigte.
  • 1852

    Einführung der Zensur und Proklamation des Zweiten Kaiserreiches unter Louis-Napoléon.
  • 1853

    Die realistischen Gemälde im Salon lassen Courbet als den „Maler des Hässlichen“ erscheinen. Alfred Bruyas erwarb zwei Gemälde und wurde zum Förderer des Künstlers.
  • 1855

    Auf der Weltausstellung in Paris errichtete Courbet mit finanzieller Hilfe seines Freundes und Gönners Alfred Bruyas den „Pavillon du Réalisme“, da drei der 14 von ihm eingereichten Gemälde abgelehnt worden waren. Zusätzlich zu den elf auf der Weltausstellung gezeigten Werken, präsentierte er in seinem Pavillon weitere 40 Gemälde. Delacroix besuchte diese Parallelausstellung.
  • 1856

    Erste Jagdbilder entstanden. Reisen nach Belgien, Deutschland und die Franche Comté.
  • 1857

    Courbet wurde eine weitere Medaille im Salon verliehen. Reisen nach Montpellier und Brüssel.
  • 1858–Februar 1859

    Aufenthalt in Frankfurt am Main aus Angst vor der französischen Regierung. Hier erlegt Courbet einen Dreizehnender und malt Landschaften und Porträts.
  • 1859

    Rückkehr nach Ornans, wo er sich ein Atelier bauen lässt. Aufenthalt in Le Havre an der Normandie-Küste, wo er Baudelaire und Eugène Boudin traf.
  • 1860

    Gustave Courbet hielt sich fast das ganze Jahr in Ornans auf, wo ihn Daubigny besuchte.
  • Dezember 1861 bis April 1862

    Auf Bitte einiger Schüler eröffnete Courbet eine Malschule.
  • 1864

    Hielt sich fast das ganze Jahr in Ornans auf, wo er v. a. Landschaften malte.
  • 1865

    Im Juni in Fontainebleau; im September in Trouville-sur-Mer malte er Seebilder und Porträts der dortigen Schönheiten. Er lernte James McNeill Whistler (1834–1903) und dessen Freundin Joanna Hiffernan kennen.
  • 1866

    Aufenthalt in Paris. Bei einem Besuch des Grafen von Choiseul in Deauville traf er Eugène Boudin und Claude Monet (1840–1926). Mit dem Gemälde „L`Origine du monde“ (Der Ursprung der Welt), das ein weibliches Geschlecht präsentiert, provozierte Courbet einen Skandal.
  • 1869

    In Étretat (Normandie/Frankreich) traf er den jungen Claude Monet.
  • 1870

    Am 6. September 1870 wurde Gustave Courbet zum Präsidenten der Republikanischen Kunstkommission gewählt und zuständig für die Erhaltung und Verwahrung von Kunstwerken und Denkmälern in Paris und Umgebung.
  • 1870

    Wahl zum Stadtrat und damit zum Mitglied in der Pariser Kommune, Präsident der Kunst-Kommission (6. September) und Mitglied der sog. Archiv-Kommission (24. September bis 1.Dezember). Gemeinsam mit Honoré Daumier wurde Courbet das Kreuz der Ehrenlegion angeboten, was beide jedoch ablehnten. Am 23. Juni veröffentlichte die Zeitschrift Le Siècle den Brief Courbets an Maurice Richard, den Kunstminister: „L‘honneur n‘est dans les actes et dans le mobile des actes. L‘Etat est incompétent en matière d’art. Je décline l’honneur que vous avez cru me faire. J’ai cinquante ans et j’ai toujours vécu libre; laissez-moi terminer mon existence libre. Quand je serai mort, il faudra qu’on diese de moi: celui-là n’a jamais appartenu à aucune régilme, si ce n’est le régime de la liberté.“(Zitiert nach Linda Nochlin: Courbet, London 2007, S. 87.)
  • 1871

    Am 2. April wurde er ein Delegierter für die Erhaltung des Louvre und sollte den Salon organisieren. Die Zerstörung der Vendôme-Säule fand am 16. Mai statt. Die „blutige Woche“ ab dem 28. Mai versteckte er sich in Paris. Seine Mutter starb am 3. Juni. Am 7. Juni wurde Courbet denunziert, in Sicherheitsverwahrung genommen und ins Gefängnis von Mazas (Paris) geworfen. Am 2. September wurde Courbet zu sechs Monaten Gefängnis und 500 Francs Geldstrafe für die Zerstörung der Colonne Vendôme verurteilt. Seine gesundheitlichen Probleme verschärften sich.
  • 1872

    Nach einer Operation im Januar musste Courbet bis April in der Klinik von Dr. Duval bleiben.
  • 1873

    Im Mai verlangte die neue französische Regierung 335.000 Francs Schadenersatz für die Zerstörung der Colonne Vendôme. Gustave Courbet floh deshalb am 23. Juli in die Schweiz. Da er die geforderte Summe nicht aufbringen konnte, war ihm eine Rückkehr nach Frankreich unmöglich.
  • 1877

    Am 31. Dezember 1877 starb Gustave Courbet in La Tour-de-Peilz am Genfer See an Wassersucht (Herzinsuffizienz).
Alexandra Matzner
Gründerin von ARTinWORDS * 1974 in Linz, Studium der Kunstgeschichte, Geschichte und Romanistik in Wien und Rom. Seit 1999 Kunstvermittlerin in Wien, seit 2004 Autorin für verschiedene Kunstzeitschriften. Jüngste Publiktionen entstanden für das Kunsthaus Zürich, Schirn Kunsthalle Frankfurt, Albertina und Belvedere in Wien.