Haim Steinbach

Wer ist Haim Steinbach?

Haim Steinbach (*1944 Rechovot) ist ein israelisch-US-amerikanischer Objekt- und Installationskünstler der Gegenwart (→ Zeitgenössische Kunst). Seine Arbeit besteht aus Arrangements von Alltagsgegenständen, präsentiert in „Displays“ und selbstgebauten Regalen; sie werden seit Mitte der 1980er Jahre dem Neo-Geo zugerechnet.

Haim Steinbach lebt und arbeitet in Brooklyn, New York City.

„Ich sage gerne, dass ich darauf abziele, in die Ordnung der Dinge einzugreifen. Mein Ziel ist es, andere Wege zu finden, Dinge zu ordnen.“1 (Haim Steinbach, 2012)

Kindheit & Ausbildung

Haim Steinbach wurde 1944 in Rechovot, Israel, geboren.

Haim Steinbach lebt seit 1957 in den USA. Von 1962 bis 1968 studierte Steinbach am Pratt Institute, Brooklyn, NY, das er 1968 mit einem B.F.A. abschloss. 1965/66 studierte er zudem an der Université d'Aix Marseille, legte dort das Diplom ab. Zwischen 1971 und 1973 schloss Haim Steinbach sein Masterstudium an der Yale University, New Haven, CT, an, wo er 1973 den Master machte.

Werke

Seit den späten 1970er Jahren konzentriert sich Steinbachs Kunst auf die Auswahl und Anordnung von Objekten, vor allem Alltagsgegenständen, Massenprodukten und Readymades. Für ihre Präsentation konzipiert er Strukturen und Rahmen. Steinbach präsentiert Objekte, die vom Natürlichen bis zum Gewöhnlichen, vom Künstlerischen bis zum Ethnografischen reichen. Indem er die psychologischen, ästhetischen, kulturellen und rituellen Aspekte von Objekten sowie deren Kontext erforscht, hat Steinbach den Status des Objekts in der Kunst neu definiert.

Um 1977 begann Haim Steinbach, sich mit der Idee des Displays zu beschäftigen. Display meint die Auswahl und die Anordnung von Objekten. Es handelt sich dabei um eine Präsentation in dem Sinn, dass Dinge in einem Museum angeordnet werden. Es kann auch etwas sein, das wir zuhause machen, wenn wir zum Beispiel Familienbilder auf einem Regal anordnen. Ein frühes derartiges Werk, „Display #7“, wurde 1979 in der Galerie Artist Space in New York gezeigt. Der Künstler hatte Freunde und Familienmitglieder gebeten, ihm Objekte zu geben, die er dann auf Regalen anordnete, die vor dem Hintergrund breiter Tapetenstreifen aus unterschiedlichen kulturellen Kontexten an die Wand montiert waren.

Für Steinbach ist das Sammeln ein grundlegendes menschliches Bestreben, das wir alle täglich ausüben, wenn wir Dinge aufbewahren, auswählen, kaufen oder erhalten, die wir anschließend nebeneinander auf einer Fensterbank oder einem Küchenregal platzieren.

„Bei meiner Arbeit ist das Endergebnis, dass Sie jedes Mal, wenn Sie ein Objekt an ein anderes Objekt stellen, an einer kommunikativen, sozialen Aktivität beteiligt sind.“2 (Haim Steinbach)

Nach seinen Einzelausstellungen 1979 und 1980 im „Artists Space“ und „Fashion Moda“ in New York machte Steinbachs Interesse an der Welt der Objekte ihn zu einer bedeutenden Figur im kreativen Diskurs des New York der 80er Jahre. 1983 arbeitete Steinbach als Wächter und Hausmeister des „The New York Earth Room“ von Walter de Maria. Steinbach beteiligte sich mit „Group Material“, einer von Künstlern geführten Kollaboration, die in Geschäften, Wohnungen und U-Bahnen ausstellte, und zeigte seine Arbeiten auch in den neuen Galerien im East Village, darunter Jay Gorney Modern Art und Nature Morte.

1984 konzipierte Steinbach ein einfaches dreieckiges Regal, das drei verschiedene Winkel aufweist: 40°, 50° und 90°. Diese Struktur blieb von da ab für viele der folgenden Werke unverändert. Das Regal war in Abschnitte geteilt, die je nach den darauf platzierten Objekten variierten. So gesehen wurde das Regal zu einem Mittel gleich wie ein Maßstab. Es wurde zu einem System, das Proportionen herstellte, um den Raum und das Volumen des einzelnen Objekts bzw. der sich wiederholenden Objekte zueinander in Beziehung zu setzen.

Ausstellungen

In der zweiten Hälfte der 1980er Jahre erlangten Steinbachs Arbeiten sowohl in Amerika als auch in Europa zunehmende Aufmerksamkeit und wurden in verschiedene internationale Ausstellungen aufgenommen. In den späten 1980er Jahren wurde Steinbach als einer der weltweit führenden zeitgenössischen Künstler anerkannt.

  • 1986: „New Sculpture“ in der Renaissance Society of Chicago und „Prospect 86“ in den Kunstverien in Frankfurt;
  • 1987: „El arte y su doble“, in der Fundacion Caja de Pensiones, Madrid, „Les courtiers du wish“, im Centre Pompidou, Paris, und die Installation Group Material auf der Documenta 8, Kassel;
  • 1988: „Horn of Plenty“, im Stedelijk Museum, Amsterdam, und „A Forest of Signs“, im Museum of Contemporary Art, Los Angeles; Einzelausstellungen im capc Musée d'Art Contemporain, Bordeaux;
  • 1991: Einzelausstellung im Palais des Beaux-Arts, Brüssel (mit John Knight), „Metropolis“ im Martin-Gropius-Haus, Berlin;
  • 1992: Einzelausstellung im Witte de With Centre for Contemporary Art, Rotterdam; Documenta 9, Kassel und The Boundary Rider, 9. Sydney Biennale
  • 1993: Einzelausstellung im Guggenheim Museum in New York (mit Ettore Spalletti); Viaggio Verso Citera, XLV Biennale Venedig
  • 1995: Einzelausstellung Castello di Rivoli Museum für Zeitgenössische Kunst in Turin, Italien; „Passions privée“ im Musée d'Art Moderne de la Ville de Paris;
  • 1996: Einzelausstellung in der Art Gallery of York University, Toronto; „NowHere“ im Louisiana Museum of Art Humblebeak;
  • 1997: Einzelausstellung im Museum Moderner Kunst Stiftung Ludwig, Wien; „Città Natura”, im Botanischen Garten und im Palazzo delle Esposizioni in Rom, und „Passato, Presente, Futuro. XLVI Biennale von Venedig “;
  • 1998: „Pop/ Abstraktion” am Museum of American Art, an der Pennsylvania Academy of the Fine Arts, Philadelphia;
  • 2000: Einzelausstellung im Neuer Berliner Kunstverein, Berlin und Haus der Kunst, München; „Dinge in der Kunst des XX. Jahrhunderts“, Haus der Kunst, „Partage d'Exotismes“, Biennale de Lyon;
  • 2002: Einkaufen, Schirn Kunsthalle Frankfurt
  • 2014: Einzelausstellung in der Serpentine Gallery, London

Für die „Documenta IX“ inszenierte Haim Steinbach Gegenstände des Schreibtisches des documenta-Leiters Jan Hoet in der Neuen Galerie in Kassel.

Haim Steinbach hatte auch zahlreiche Einzelausstellungen in bedeutenden Galerien, wie der Sonnabend Gallery, New York ; Rhona Hoffman Gallery, Chicago; Galerie Margo Leavin, Los Angeles; Galleria Lia Rumma, Neapel; und Galerie Yvon Lambert, Paris.

  1. Haim Steinbach in einem Interview mit Anthony Huberman, in: Mousse Contemporary Art Magazine, Nr. 36 (Dezember 2012–Januar 2013), S. 99.
  2. Haim Steinbach in einem Gespräch mit Marianne Torp, 3. Oktober 2013. Zitiert nach: Haim Steinbach. The Window (Ausst.-Kat. x-rummet / Statens Museum for Kunst, National Gallery of Denmark, Kopenhagen, 15.11.2013–23.2.2014), Kopenhagen 2013, S. 21.