Hermann Stenner: dt. Maler des Expressionismus | ARTinWORDS

Hermann Stenner

Wer war Hermann Stenner?

Hermann Stenner (Bielefeld 12.3.1891–5.12.1914 Iłów/Enlau) war ein deutscher Maler und Grafiker des Expressionismus. In nur fünf Jahren entwickelte Stenner eine ausdrucksstarke Malerei mit harter Konturlinie und kräftigen Farben. Diese Hinwendung zum Expressionismus geschah unter dem Einfluss Kandinskys, ab 1912/13 aber vor allem durch seinen Lehrer Adolf Hölzel.

Hermann Stenner schuf in fünf Jahren rund 300 Gemälde und mehr als 1500 Aquarelle und Zeichnungen.

Kindheit

Hermann Stenner wurde am 12. März 1891 in Bielefeld, Deutschland, geboren.

Ausbildung

Schon während seiner Realschulzeit malte der Sohn des Bielefelder Malermeisters Hugo Stenner Kopien alter Gemälde. Danach besuchte er ab 1908 die Handwerker- und Kunstgewerbeschule Bielefeld. Im April 1909 wurde er zur Aufnahmeprüfung für die Kunstakademie in München zugelassen und trat in die Zeichenklasse von Heinrich Knirr ein. Den Sommer 1909 verbrachte Stenner bei Hans von Hayek an dessen Malschule in Dachau und machte dort ganz erhebliche Fortschritte. Von Hayek und Knirr empfahlen ihm daraufhin, den in Stuttgart lehrenden Christian Landenberger aufzusuchen.

Ende März 1910 zog Hermann Stenner nach Stuttgart, wo er an der Königlichen Akademie der bildenden Künste in die Malklasse von Christian Landenberger aufgenommen wurde. Im Oktober 1911 wechselte er in die Komponierklasse von Adolf Hölzel, dessen Vorlesungen völlig abwichen vom Unterricht Landenbergers und von Hayeks. Zunächst folgte Stenner ihnen mit großer Begeisterung, da sie ihm eine neue Welt eröffneten und die Malerei als eine Art Wissenschaft nahebrachten. Später löste er sich von der allzu starken Beeinflussung durch die Vorlesungen und entwickelte seinen eigenen Stil weiter.

Schon nach einem Semester bot Hölzel Hermann Stenner an, in eines der begehrten Meisterschülerateliers in den Unteren Anlagen umzuziehen, was dieser im März 1912 auch mit großer Freude tat. Während des Sommersemesters nahm Stenner noch an einer längeren Exkursion nach Monschau (Montjoie) mit Hölzel teil, bei der einige Gemälde mit einem gesteigerten Grad futuristischer Synapsis sowie eine große Zahl an Zeichnungen entstanden.

Im August 1912 verbrachte er mit seinem Freund Hans Hildebrandt, einem Kunsthistoriker, und dessen Frau Lily vier Wochen in Paris. 1913 wurde er zur „Ersten deutschen Expressionisten-Ausstellung“ in Dresden eingeladen. Im selben Jahr gab Adolf Hölzel den Auftrag zur Ausführung der Wandmalereien für die Vorhalle des Hauptgebäudes der Kölner Werkbundausstellung 1914 an Stenner, Oskar Schlemmer und Willi Baumeister. Der Wandfries erregte großes Aufsehen und rief die unterschiedlichsten Reaktionen hervor, von enthusiastischer Begeisterung bis zu kategorischer Ablehnung. Im selben Jahr war er auch bei der großen Stuttgarter Ausstellung des Verbandes der Kunstfreunde in den Ländern am Rhein mit zwei Werken im sogenannten „Expressionisten-Saal“ vertreten, den Hölzel im Auftrag des Verbandes eingerichtet hatte.

„Das malerische Werk, das der Dreiundzwanzigjährige 1914 in seinem Stuttgarter Atelier zurückließ, gehört mit zu den aufbauenden Kräften der modernen Kunst in Deutschland. Ohne seine Kenntnis bleibt das kunstgeschichtliche Bild jener Frühzeit unvollständig.“ (Gustav Vriesen)

Erster Weltkrieg

Am 7. August 1914 meldete Stenner sich zusammen mit Oskar Schlemmer als Kriegsfreiwilliger und trat in das Grenadier-Regiment Nr. 119 ein.

Tod

Nach zwei Monaten an der Westfront wurde er Ende November mit seinem Regiment „Königin Olga“ an die Ostfront verlegt, wo er in den frühen Morgenstunden des 5. Dezembers 1914 in Polen bei einem Angriff auf die Stadt Iłów im heutigen Powiat Sochaczewski in der Woiwodschaft Masowien fiel.

„Stenner war ein frischer, heiterer Mensch und Künstler. Seine Leistungen waren ausgezeichnet. […] Ich schätze die Malereien von Hermann sehr, auch Oskar Schlemmer war durchaus dieser Meinung. Seine Kunst war ein großes Aufblühen ohne Hemmung und Unterbrechung. […] Hermann Stenner wäre einer der besten Maler Deutschlands geworden, wenn nicht der sinnlose, verbrecherische Krieg seine Opfer geholt hätte.“ (Willi Baumeister)

Im Herbst 1915 bezog Johannes Itten das ehemalige Atelier des gefallenen Hermann Stenner.

Hermann Stenner im Nationalsozialismus

Während des NS-Regimes galten die expressionistischen Bilder Stenners als „entartet“, und 1937 wurden in der Aktion „Entartete Kunst“ nachweislich vier davon aus öffentlichen Sammlungen beschlagnahmt und zerstört:

  • Legende I und Legende II (Städtisches Kunsthaus Bielefeld)
  • Ziegelei (Städtisches Kunsthaus Bielefeld)
  • Tulpen (Öl auf Leinwand; 86 × 68 cm; Württembergische Staatsgalerie Stuttgart)