Humlebæk | Louisiana: Remedios Varo

Remedios Varo, Die Erforschung der Quellen des Orinoco, Detail, 1959, Öl auf Hartfaserplatte, 45,7 x 40 cm (Privatsammlung)
In Remedios Varos (1908–1963) unglaublichen, surrealen Bildern verschmelzen Traumwelten und wissenschaftliche Forschung mit magischem Denken. Mit einer einzigartigen Mischung aus Präzision und Poesie erschuf die spanisch-mexikanische Künstlerin ein Universum fantastischer Interieurs und imaginärer Landschaften, bevölkert von geheimnisvollen Musikern, exzentrischen Wissenschaftlern und rätselhaften Reisenden. 2026 können Besucher:innen in Dänemark einige ihrer bekanntesten Gemälde bewundern: Die Werke kommen aus Museen in Mexiko und den Vereinigten Staaten sowie Privatsammlungen, die nur sehr selten öffentlich gezeigt werden.
Remedios Varo
Dänemark | Humlebæk: Louisiana Museum of Modern Art
18.9.2026 – 10.1.2027
- Remedios Varo, Die Erforschung der Quellen des Orinoco, 1959, Öl auf Hartfaserplatte, 45,7 x 40 cm (Privatsammlung)
- Kati Horna, Porträt von Remedios Varo in einer Maske von Leonora Carrington, 1957 (© Archivo Privado de Fotografía y Gráfica Kati y José Horna, Mexico City)
Remedios Varo im Louisiana 2026
Das Louisiana führt die Besucher:innen auf eine Reise durch Remedios Varos höchst originelles Bilduniversum und beleuchtet jene Themen, die ihr Werk so unverwechselbar und bis heute relevant machen. Gezeigt werden rund 60 Gemälde, frühe Werke aus der Zeit der Künstlerin in Barcelona und Paris sowie aus ihrer produktivsten Schaffensperiode in Mexiko in den 1950er und frühen 1960er Jahren. Zeichnungen, Notizbücher und Dokumente aus dieser Zeit ergänzen die Ausstellung und bieten einen umfassenden Einblick in das Werk einer Künstlerin, die hierzulande vielleicht noch relativ unbekannt ist, deren Werk aber weiterhin inspiriert und unsere Wahrnehmung der Realität herausfordert.
Varos bildliche Alchemie
Remedios Varo, die erklärte, „Traumwelt und Wirklichkeit seien ein und dasselbe“, versuchte in ihren Gemälden, die einen rätselhaften, filmischen Charakter besitzen und oft Mischwesen beinhalten, völlig unterschiedliche Techniken, Ideen und Fantasien auf beinahe alchemistische Weise zu vereinen. Sie nutzte die zufälligen Prozesse des Surrealismus, war aber gleichzeitig unglaublich präzise, akribisch und klassisch in ihrem malerischen Ausdruck und ihrer Farbwahl, die deutliche Bezüge zur italienischen Malerei des späten Mittelalters und der frühen Renaissance aufweist.
„Remedios Varos Gemälde versetzen uns in eine andere Zeit. Aber wir wissen nicht genau, in welcher – im Mittelalter, in der Renaissance oder in der Zukunft? Das ist so einzigartig, so erstaunlich.“ (Tere Arcq, Kunsthistorikerin und Expertin für die surrealistischen Künstlerinnen Mexikos)
Varos Inspirationsquellen reichen daher beispielsweise von Leonardo da Vinci, Jules Verne und Niels Bohr bis hin zum armenischen Philosophen und Okkultisten Georges Gurdjieff (1866–1949). Sie war zudem Feministin und entwickelte ihre eigene surrealistische Bildsprache, die auf einer weiblichen Erfahrungswelt und Ideen über weibliche Kreativität und Selbstermächtigung basiert.
Die Zauberin, die ging
María de los Remedios Alicia Rodriga Varo y Uranga wurde am 16. Dezember 1908 in Nordspanien geboren und wuchs in einem Elternhaus mit einer streng katholischen Mutter und einem freigeistigen Vater, einem Wasserbauingenieur, auf. Er brachte ihr das Zeichnen bei und unterstützte ihren Wunsch, Künstlerin zu werden. Mit nur 15 Jahren schrieb sie sich an der Kunstakademie in Madrid ein und wurde in den 1920er Jahren von der dortigen künstlerischen Avantgarde, darunter Lorca, Buñuel und Dalí, beeinflusst. Die zunehmenden Unruhen in Spanien in den 1930er Jahren veranlassten sie, nach Paris zu reisen, wo sie sich dem Surrealismus anschloss. Als die Nazis in Paris einmarschierten, musste sie nach Marseille fliehen und gehörte zu den Künstler:innen, die 1941 mit Hilfe von unter anderem Peggy Guggenheim und Helena Rubinstein aus Frankreich gerettet wurden.
Die Künstlerin ließ sich mit ihrem Ehemann, dem surrealistischen Dichter Benjamin Péret, in Mexiko-Stadt nieder und wurde Teil einer lebendigen Gemeinschaft mexikanischer und europäischer Künstler:innen, die sich unter anderem von Mexikos Kultur und Geografie inspirieren ließen. In den ersten Jahren musste sie sich und Péret mit Gelegenheitsjobs, wie beispielsweise Illustrationen für Werbekampagnen, über Wasser halten. Erst 1949 konnte sie sich ernsthaft der Malerei widmen, und einige Jahre später ermöglichte ihr die Heirat mit dem österreichischen Emigranten Walter Gruen finanzielle Unabhängigkeit.
„Die Traumwelt und die Realität sind eins.“ (Remedios Varo)
Ihre engsten Freundinnen – und Mitarbeiterinnen – waren die britische Künstlerin Leonora Carrington (1917–2011) und die ungarische Fotojournalistin Kati Horna (1912–2000). Die Frauen standen einander so nahe, dass sie als „die drei Hexen“ bezeichnet wurden. Das hier gezeigte Porträt von Varo wurde 1957 von Horna aufgenommen, während Carrington die Maske anfertigte, die sie trägt.
Remedios Varo feierte mit ihren Gemälden enorme Erfolge, doch da jedes einzelne Werk viel Zeit in Anspruch nahm, war ihre Produktion gering, und es bildeten sich lange Wartelisten. Die Malerin starb unerwartet im Alter von nur 54 Jahren an einem Herzinfarkt. André Breton, der als geistiger Vater des Surrealismus gilt, würdigte sie mit den Worten: „Die Zauberin hat uns zu früh verlassen.“
Die Ausstellung wird durch die großzügige Unterstützung des Louis-Hansens-Fonds ermöglicht und in Zusammenarbeit mit dem Moderna Museet in Stockholm sowie der mexikanischen Kunsthistorikerin und Surrealismus-Expertin Tere Arcq organisiert.
- Remedios Varo, Der Magier oder der Jongleur, 1956 (The Museum of Modern Art, New York/Scala, Florenz © 2025)
Bilder
- Kati Horna, Porträt von Remedios Varo in einer Maske von Leonora Carrington, 1957 (© Archivo Privado de Fotografía y Gráfica Kati y José Horna, Mexico City)
- Remedios Varo, Die Erforschung der Quellen des Orinoco, 1959, Öl auf Hartfaserplatte, 45,7 x 40 cm (Privatsammlung)
- Remedios Varo, Der Magier oder der Jongleur, 1956 (The Museum of Modern Art, New York)
- Remedios Varo, Mikrokosmos oder Determinismus, 1959 (Mit freundlicher Genehmigung des Rudman Trust)
- Remedios Varo, Diebstahl von Substanz, 1955 (Privatsammlung)
- Remedios Varo, Stillleben im Wandel, 1963 (The Art Institute of Chicago)
- Remedios Varo, Landschaft, Rasen, Kentaur, 1943 (Sammlung Perez Simon)





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