Marietta Robusti
Wer war Marietta Robusti?
Marietta Robusti (Venedig um 1554/55–1590 Venedig) war eine venezianische Malerin der Renaissance. Als Tochter der berühmten Künstlers Jacopo Robusti, besser bekannt unter seinem Spitznamen Tintoretto, weshalb sie auch als La Tintoretta bezeichnet wurde.
Marietta Robusti dürfte neben Virginia Vezzi die am schwersten zu fassende Malerin der frühen Neuzeit sein. Sie war der Liebling ihres Vaters wurde „Wunderkind“1, „gracieuse comparse“2 und „pittrice di moda“3 genannt.
Kindheit und Ausbildung
Marietta Robusti wurde um 1554/55 als älteste Tochter des Malers Jacopo Robusti, gen. Jacopo Tintoretto (1518–1594), geboren.4 Sie entstammte einer unehelichen Verbindung mit einer deutschen Frau, deren Name bisher nicht bekannt ist. Zwischen Ende 1559 und Anfang 1560 heiratete Tintoretto die aus angesehener venezianischer Familie stammende Faustina de‘Vescovi (auch Episcopi). Marietta hatte mindestens acht jüngere Halbgeschwister aus dieser Ehe, darunter Domenico Tintoretto (*1560) und Marco Tintoretto (*1562), die ebenfalls Maler wurden. Zu dritt arbeiteten sie in der Werkstatt des Vaters mit; Marietta war etwa 20 Jahre in Venedig aktiv.
Einer „Genealogia della Casa Tintoretto [Genealogie]“ (1682) der Familie Tintoretto zufolge soll ihr Vater sie als Kind zusammen mit ihrer Mutter auf einem seiner Bilder in der Kirche Madonna dell’Orto verewigt haben. Welches Bild genau gemeint ist, ist nicht bekannt. Checa Cremades schlug das ursprünglich für die Orgelflügel bestimmte Gemälde „Präsentation der Jungfrau Maria im Tempel“ (um 1553–1556) vor,[2] aber auch das „Jüngste Gericht“ (1560–1562) wäre denkbar. Auch wenn die Identifikation schwierig ist, so ist doch bedeutend, dass die Kirche Madonna dell’Orto die Pfarrkirche des Viertels Cannaregio ist, in das Tintoretto 1547 gezogen war. Im Jahr 1551 unterzeichnete er einen Vertrag über zwei Orgelflügel, für die er 1556 die letzte Zahlung erhielt.
Marietta soll der ganze Stolz ihres Vaters gewesen sein, der sich persönlich um ihre Ausbildung kümmerte. Von ihm lernte sie Malen und Zeichnen. Dabei muss sie sich als sehr talentiert erwiesen haben, denn ihr Können wurde schon frühzeitig hochgelobt. Ein frühes, herausragendes Beispiel ihres Talents hat sich in einer Zeichnung von etwa 1565 erhalten, die in schwarzer und weißer Kreide den Kopf einer „Vitellius-Büste“ auf blauem Papier zeigt. Das Blatt befand sich in den 1990er Jahren in einer Mailänder Privatsammlung und ist mit „Questa testa si è di man de madonna Marieta [Dieser Kopf stammt von der Hand von Fräulein Marietta]“ bezeichnet.
Um Marietta das Malen zu lehren, ließ sie ihr Vater bei seiner Arbeit zuschauen und nahm sie mit, wenn er öffentliche Aufträge ausführte. Als sie noch klein war, soll er sie dabei oft als Knaben verkleidet haben, da sie als Mädchen nicht überall Zutritt gehabt hatte. Marietta soll eine gute Auffassungsgabe gehabt und schnell gelernt haben, berichten ihre frühen Biografen. Schon bald soll sie ihrem Vater aktiv geholfen haben, wobei ihr Strich nicht von dem des Vaters zu unterscheiden gewesen sein soll. Bereits gegen 1567/68 soll sie, im Alter von etwa vierzehn Jahren, den bekannten Gelehrten und venezianischen Kunsthändler Jacopo Strada porträtiert haben.
Nicht nur Marietta hat das Talent ihres Vaters geerbt. Ihre beiden Schwestern Gierolima und Lucrezia, die als Suor Perina und Suor Ottavia ins Kloster Sant’Anna eintraten, hinterließen ein in jahrelanger Arbeit gesticktes, allseits bewundertes Seidenantependium.5 Sie nutzten als Vorlage Jacopos berühmte „Kreuzigung“ (1565) aus der Scuola Grande di San Rocco.6 Seit 1609 wurde es in jeder Karwoche in der Kirche Sant’ Anna ausgestellt und so hoch geschätzt, dass Marco Boschini es 1664 in die Liste der öffentlichen Werke Venedigs aufnahm.7
Werke
Für den venezianischen Adel galt es als schick, sich von „La Tintoretta“, wie man Marietta Robusti in Anlehnung an den Künstlernamen ihres Vaters liebevoll nannte, porträtieren zu lassen. Da der Kunstmarkt in Venedig stark umkämpft war, dürfte Tintoretto durchaus von der Arbeitskraft aber auch dem Ruhm seiner Tochter profitiert haben.
Schon bald genoss Marietta Robusti als Malerin eine ausgezeichneten Ruf. Obschon von ihrem Vater protegiert, wurde sie als Frau nie in die Malerzunft Venedigs (Fraglia dei pittori) aufgenommen und durfte nicht reisen. Auch nach der Eheschließung sorgte der Maler dafür, dass seine begabte Tochter immer in seiner Nähe in Venedig blieb, vermutlich, um sie als hervorragende und günstige Arbeitskraft im Familienunternehmen zu behalten.8
Ihr Talent war offenbar so groß, dass Mariettas Ruhm schon bald weit über die Stadtgrenzen hinausdrang. Sie wurde von den bedeutendsten Fürsten Europas eingeladen, damit sie die Herrscher porträtieren konnte. Unter ihren Mäzenen befanden sich Kaiser Maximilian II., König Philipp II. von Spanien und Erzherzog Ferdinand. König Philipp II. von Spanien hätte sie vermutlich gern als Ersatz für Sofonisba Anguissola nach Madrid geholt, da diese 1573 Spanien verlassen hatte.9 Doch Tintoretto wollte sich nicht von seiner Tochter trennen, da seine Werkstatt auf ihre Arbeitskraft angewiesen war. Deshalb verbot er ihr, sein Haus zu verlassen.
Heute lassen sich Marietta Robusti nur noch wenige Werke zuschreiben, auch ihr Anteil an den Werken Tintorettos ist kaum zu benennen. Viele ihrer Arbeiten galten lange als Werke anderer Maler, meist als Bilder ihres Vaters, so z. B. das „Doppelbildnis eines Mannes mit Knaben [Alter Mann mit Knabe]“ (um 1565, Kunsthistorisches Museum, Wien), das bis 1920 als unangefochtene Arbeit des Jacopo Tintoretto angesprochen wurde und heute immer öfter seiner Tochter zugewiesen wird. Erika Tietze-Conrat hatte das Gemälde mit Hinweis auf Ridolfi als ein Werk von Marietta erkannt und las die Signatur als „M“ und „R“ (nicht „3“). Da das Gemälde auf 1565 datiert ist, müsste das Geburtsjahr von „La Tintoretta“ auf um 1551 vorgerückt werden, um die Zuschreibung glaubhaft zu machen. Geht man davon aus, war Marietta Robusti rund 16 Jahre alt, als sie das Doppelporträt malte.
Roland Krischel schrieb ihr 2000 das „Porträt des Ottavio Strada“ (um 1567, Rijksmuseum, Amsterdam) zu; heute wird es wieder Tintoretto selbst zugesprochen.
Jüngst wurde die Zuschreibung eines weiteren Doppelbildnisses aus Dresden – „Selbstporträt mit Jacopo Strada“ (um 1567/68) diskutiert.10 Das Bildnis ist 1749 aus der kaiserlichen Galerie in Prag für die Sammlung von August III. als Werk Jacopo Tintorettos erworben worden. Die Identifikation der Malerin wird mit qualitativ schwächeren Händen in Ausdruckskraft und naturalistischer Wiedergabe argumentiert. Neueste Röntgenuntersuchungen des stark übermalten Bildes haben unter der rechten, jüngeren Person mit kurzen blonden Haaren eine Frauendarstellung erkennen lassen.
Der Florentiner Raffaello Borghini beschreibt in seinem „Riposo“ (1584) von einem Selbstporträt Mariettas und einem Porträt Jacopo Stradas (1507–1588).11 Beide seien von Kaiser Maximilian II. derart geschätzt worden, dass er sie als „cosa rara“, als Seltenheit, in seinem eigenen Zimmer aufbewahrte.37 Ungeklärt ist, ob es sich hierbei um zwei einzelne Bildnisse oder um ein Doppelporträt handelte. Jacopo Strada, Antiquar und Kunsthändler Maximilians II., hielt sich 1567 und 1568 in Venedig auf.
Auch bei dem „Selbstporträt mit Madrigal“ (Florenz, Gallerie degli Uffizi) um 1580 könnte es sich um ein Werk Marietta Robustis handeln. Die Datierung erfolgt aufgrund der Kleidung. Es zeigt die weiß gekleidete junge Frau vor einem Tasteninstrument. In der Hand hält sie ein aufgeschlagenes Notenbuch, in dem Philippe Verdelots Madrigal „Madonna per voi ardo“ zu lesen ist. Falls das Bildnis Marietta zeigt, hat sie sich nicht als Künstlerin dargestellt, sondern als Frischvermählte, die ihren Gatten anspricht, und zugleich die ihr attestierte musikalische Begabung hervorgehoben.12 Das Werk wurde 1675 von Kardinal Leopoldo de’ Medici für seine Porträtgalerie angekauft, nachdem ihm Marco Boschini ausdrücklich versichert hatte, es handle sich um ein Selbstbildnis Mariettas.13
2021 wurde bei Christie’s ein Blatt auktioniert, auf dessen Verso ein Männerkopf in Untersicht, ausgeführt in schwarzer und weißer Kreide, dargestellt ist. Die Inschrift besagt, „Questa testa/ si è di ma[no] de/madona marietta“, „dieser Kopf/ ist von der Hand der/ Frau Marietta“. Der Kopf ist schnell und sicher erfasst, nur wenige Höhungen in weißer Kreide und noch weniger Details sind vorhanden. Die Zeichnung ist am Hals signiert. Das Motiv ist eine Kopie des „Grimani Vitellius“, eine Teilimitation aus der gleichnamigen Sammlung, der in der Sala delle teste im Dogenpalast aufgestellt war. Tintoretto besaß eine Gipskopie in seinem Atelier, die er immer wieder abzeichnete und als Modell für seine Kompositionen einsetzte.
Musik
Parallel zu ihrer Mal- und Zeichenausbildung ließ Jacopo Tintoretto seine Tochter Marietta von dem neapolitanischen (?) Musiker und Komponisten Giulio Zacchino, 1572 Organist der venezianischen Kirche San Giorgio Maggiore, im Gesang, Lauten- und Spinettspiel unterrichten. Von Zeitzeugen wurde sie mit anderen musikalischen Malerinnen oder Dichterinnen verglichen, wie Gaspara Stampa, Lavinia Fontana oder Irene di Spilimbergo, eine vorzeitig verstorbene Schülerin Tizians. Marietta soll sogar während ihrer Porträtsitzungen zur Unterhaltung gesungen haben, um den von ihr gemalten Personen die Zeit zu verkürzen.
Zwar ist es ein zeitgenössischer Topos, Frauen am Virginal oder Cembalo darzustellen, gibt es doch auch von anderen Malerinnen entsprechende Selbstbildnisse, doch weist auch das Tintoretta zugeschriebene „Selbstbildnis am Spinett“ in den Uffizien – wenn es tatsächlich von ihr stammt –, auf die Bedeutung der Musik für die Künstlerin. Darauf hält sie in der linken Hand ein Stimmbuch mit der Discantstimme (höchste Stimme) des 4-stimmigen Madrigals „Madonna, per voi ardo“ von Philippe Verdelot. Ihre rechte Hand am linken Bildrand schwebt über der Tastatur, so als wenn sie sich selbst einen Ton zum Singen angeben wollte. Merkwürdig ist das Tastenbild unter ihrer Hand: eigentlich müssten die beiden untersten schwarzen Tasten, genau wie die eine Oktave höher liegenden (cis und dis), enger aneinander liegen. Das Tastenbild entspricht jedoch keiner der im 16. Jahrhundert allgemein üblichen kurzen Oktaven. Auch die Proportionen des nur teilweise dargestellten Virginals und seiner Tastatur, die vom linken Bildrand abgeschnitten werden, sprechen gegen eine solche Annahme.
La Tintoretta in der Kunsttheorie
Marietta Robusta oder „La Tintoretta“ wird von ihrer venezianischen Zeitgenossin, der Dichterin Moderata Fonte (1555–1592), in ihrem Buch „Das Verdienst der Frauen. Warum Frauen würdiger und vollkommener sind als Männer“ in einem Atemzug mit ihrem Vater Jacopo Tintoretto und als „außerordentlich begabt(e)“ Malerin genannt:
„Ich habe gehört, dass der Signor Giacomo Tintoretto und seine Tochter außerordentlich begabt sein sollen.“ (Moderata Fonte, Das Verdienst der Frauen)
Raffaello Borghini verfasste einen kurzen Abschnitt über Marietta in seiner kunsttheoretischen Schrift „Il Riposo“. Darin lobte er nicht nur ihr Aussehen sowie ihr musikalisches und künstlerisches Talent, sondern berichtet auch von einem Porträt Jacopo Stradas, des Antiquars von Kaiser Maximilian II., und ein Selbstporträt, das er Kaiser „als etwas Seltsames in seiner Kammer“ aufbewahre.14 Mehr erfährt man aus dieser Quelle von der damals etwa 28-jährigen Künstlerin nicht, da der Biograf keine weiteren Informationen über sie erhalten habe.
Der wichtigste Biograf von Marietta Robusti war Carlo Ridolfi (1594–1658), auch wenn er sich stark an Borghini orientierte. Ridolfi stellte in seinen „Meraviglia dell’arte“ (1648) fest, dass zum Zeitpunkt seiner Recherchen viele ihrer Porträts aufgrund des Aussterbens von Familien und der Zerstreuung ihrer Sammlungen verloren gegangen waren. Daher identifizierte er nur zwei Porträts von der Hand Mariettas: ein Porträt ihres Großvaters, Marco dei Vescovi, und das andere vom Antiquar Jacopo Strada. Carlo Ridolfi unterstrich in seiner Biografie Marietta Robustis intellektuelle Fähigkeiten („vivace suo ingegno“) argumentativ damit, dass sie in ihrer Jugend in Knabenkleidern ihren Vater begleitete. Er führte damit die Überschreitung der Geschlechtergrenzen als Voraussetzung für ihren künstlerischen Erfolg an.15
Als Musikerin und Malerin wird sie 1715 in der Vorrede zu „Teutschlands Galante Poetinnen“ des deutschen Romanschriftstellers und Lyrikers Georg Christian Lehms (1684–1717) angeführt.
Darüber hinaus verdankt man Ridolfi die Informationen über Mariettas Ausbildung und die Anekdote, dass ihr Vater sie als Junge verkleidet habe, aber auch die biografischen Angaben über ihre Ehe mit Marco Augusta. Neben vielen Porträts venezianischer Adeliger hob Ridolfi jenes von Marco de‘ Vescovio (mit langem Bart) und seinem Sohn Pietro hervor. Die Bildnisse von Freunden ihres Mannes seien, so Ridolfi, größtenteils verloren gegangen.
Ehe
Im Jahr 1578 erlaubte ihr Tintoretto doch, sich zu verheiraten. Ihr Verlobter musste erst versichern, dass das Ehepaar nach seiner Hochzeit im Haus des Künstlers leben würde. Bei Mariettas Ehemann handelte es sich um einen Goldschmied und Juwelier namens Marco Augusta (nach anderen Quellen: Jacopo d’Augusta), der laut Joachim von Sandrart und der aus dem 17. Jahrhundert stammenden „Genealogia“ der Tintorettos ein Deutscher gewesen sein soll. Es wäre möglich, dass sich der Nachname Jacopos von der Stadt Augsburg ableitet. Man geht davon aus, dass es sich dabei um eine arrangierte Ehe gehandelt hat, da das Goldschmiedehandwerk in Venedig großes Ansehen genoss, von dem nun auch Jacopo Tintoretto profitieren konnte. Das Paar zog trotz der Zusicherung bald aus dem gemeinsamen Haushalt aus und lebte in der Contrada di S. Stin (S. Stefano), im Stadtteil von San Polo. Sie hatten eine Tochter Orsola Benvenuta, die am 9. April 1580 getauft wurde.
Am 12. März 1583 bestätigt Marietta im Beisein ihres Bruders Marco und ihres Ehemannes, 50 Dukaten vom Guardian Grande der Scuola di San Rocco empfangen zu haben.16 Die Summe war ihr testamentarisch von einem entfernten Verwandten, Antonio de Comin, gen. Mezzaruola, hinterlassen worden. Sie unterschrieb die Bestätigung (recever) mit „marieta agusta“.
Tod
Gegen 1590 starb Marietta Robusti plötzlich im Alter von etwa 30 bis 35 Jahren, wie Ridolfi überlieferte. Die Ursache ihres Todes ist unbekannt, doch wird vermutet, dass sie bei der Geburt ihres Kindes gestorben ist. Ihr Tod traf den Vater so schwer, dass er sich davon nie mehr erholen sollte.
Marietta Robusti wurde in der Grablege des Marco Episcopi (des Schwiegervaters von Tintoretto) in Madonna dell’Orto beigesetzt, wo auch ihr Vater und ihr Bruder Domenico bestattet wurden.
Nachruhm
Die Gründe für die Begeisterung für Marietta Robusti sind nicht genau zu fassen. Auffallend ist, dass ihre wichtigen Biografen kaum Gemälde erwähnten. Dazu hatte sie eine viel kürzere und nur lokale Karriere verglichen mit ihren Zeitgenossinnen Sofonisba Anguissola und Lavinia Fontana. Zweifellos ist der Name Robusti und Tintoretto ein klingender, war ihr Vater doch einer drei wichtigsten Maler des Manierismus in Venedig.
Der frühe Tod und die schillernde Biografie Ridolfis hebt „La Tintoretta“ von anderen venezianischen Malerinnen wie Irene di Spilimbergo ab. Obwohl Ridolfis Lebensbeschreibung voller Klischees und Topoi nur so strotzt, überraschen Informationen wie das Verkleiden als Junge, was ein riskantes Unterfangen, weil strafbewehrt war. Vielleicht wollte der Autor damit der Künstlerin auch einen „männlichen“ Charakter zuschreiben, um ihr Talent für die Zeitgenossen leichter akzeptierbar zu machen. Woher Robusti allerdings seine Informationen bezog, ist nicht bekannt.
Mariettas früher Tod trug zur Mythenbildung bei.17 Marietta Robustis kurzes Leben inspirierte im 19. Jahrhundert viele Maler und Dichter zu eigenen Werken. Léon Cogniet malte 1843 das Gemälde „Tintoretto, seine tote Tochter malend“, von dem Victor Fournel 1884 einen weitverbreiteten Holzstich anfertigte. Gegen 1856/57 ließ sich Edgar Degas von dem Gemälde Cogniets zu einer eigenen Studie gleichen Themas anregen.
Das Leben von „La Tintoretta“ regte aber auch Literaten an: 1845 wurde das vom Maler Luigi Marta verfasste Bühnenstück „Tintoretto und seine Tochter“ in Mailand uraufgeführt. 1859 erschien in Venedig die Erzählung „Die Tochter Tintorettos“ von Giuseppe Sacchis.
Die Autorin Melania G. Mazzucco veröffentlichte 2008 den Roman „Tintorettos Engel“ (ital.: La lunga attesa dell’angelo), in der die Beziehung des Malers zu seiner Tochter im Mittelpunkt steht. Mazzucco schrieb auch eine gut recherchierte und preisgekrönte Biografie „Jacomo Tintoretto & i suoi figli. Storia di una famiglia veneziana“.
Literatur zu Marietta Robusti
- Geniale Frauen. Künstlerinnen und ihre Weggefährten, hg. v. Katrin Dyballa (Ausst.-Kat. Bucerius Kunst Forum, Hamburg, 14.10.2023–28.1.2024; Kunstmuseum Basel, 2.3.–30.6.2024), München 2023.
- Iris Yvonne Wagner, Marietta Robusti. La Tintoretta, in: Aus dem Schatten. Künstlerinnen vom 16. bis zum 18. Jahrhundert, hg. v. Stephan Koja und Iris Yvonne Wagner (Ausst.-Kat. Staatliche Kunstsammlungen Dresden), Dresden 2023, S. 9–23.
- Valentine De Beir, Marietta Robusti dite La Tintoretta. Portrait d’une absente, in: De dames van de barok. Vrouwelijke schilders in het Italië van de 16de en 17de eeuw, hg. v. Valentine De Beir (Ausst.-Kat. Museum voor Schone Kunsten Gent), Gent 2018, S. 34–45.
- Fausta Navarro, Riflessioni sull’Autoritratto con madrigale e su Marietta Robusti, in: Con dolce forza. Donne nell’universo musicale del Cinque e Seicento, hg. v. Laura Donati (Ausst.-Kat. Oratorio di Santa Caterina delle Ruote) Bagno a Ripoli 2018, S. 37–44.
- Marsel Grosso, Robusti, Maria, detta Tintoretta, in: Dizionario Biografico degli Italiani – Bd. 88, 2017.
- Marsel Grosso, Robusti, Jacopo, detto Tintoretto, in: Dizionario Biografico degli Italiani, Bd. 88, 2017.
- Louise Arizzoli, Marietta Robusti in Jacopo Tintoretto’s Workshop. Her Likeness and her Role as a Model for her Father, in: Studi di Storia dell’Arte 27 (2016), S. 105–114.
- Duncan Bull, A double-portrait attributable to Marietta Tintoretto, in: The Burlington Magazine 151,1279 (2009), S. 678–681.
- Marc-Joachim Wasmer, Die Künstlertochter Marietta Robusti, genannt Tintoretta, in: „Unser Kopf ist rund, damit das Denken die Richtung wechseln kann.“ Festschrift für Franz Ziegler, hg. v. Matthias Wohlgemut unter Mitarbeit von Marc Fehlmann, Zürich 2001, S. 463–494.
- Liana Cheney, Alicia Faxon, Kathleen Russo, Self-Portraits by Women Painters, Brookfield 2000, S. 63–66.
- Catherine Harding, Robusti, Marietta, in: DWA. Bd. 2., S. 1182–1184.
- Fredrika H. Jacobs, Defining the Renaissance ‘Virtuosa’: Women Artists and the Language of Art History and Criticism, New York 1997.
- Sergio Marinelli, Marietta Robusti, in: Caterina Limentani Virdis (Hg.), Le Tele svelate: antologia di pittrici venete dal Cinquecento al Novecento, Venezia 1996, S. 52–62.
- Roland Krischel, Tintoretto, Hamburg 1994.
- Erica Tietze-Conrat, Marietta, fille du Tintoret: peintre de portraits, in: Gazette des Beaux-Arts, 76,40, Ser. 6 Nr. 12 (1934), S. 258–62.
- Wasmer 2001, S. 468.
- Tietze-Conrat 1934, S. 262.
- Mazzucco 2009, S. 408.
- In der Literatur finden sich die Geburtsjahre 1550, 1552, 1554, 1556 und 1560.
- Katrin Dyballa und Sabine Engel, Töchter, Väter, Brüder, in: Hamburg 2023, S. 62–85.
- Krischel 1994, S. 128–131; Mazzucco 2009, S. 720–724. Ein Stammbaum der Familie Tintoretto ebd., S. 837.
- Boschini 1664, S. 158; Mazzucco 2009, S. 722.
- Valerie Mainz, Court Artists, in: Delia Gaze (Hg.), Dictionary of Women Artists, 2 Bde., London u. a. 1997., Bd. 1, S. 37–43., hier S. 39.
- Hartford/Detroit 2021, S. 53–55, Nr. 1 (Oliver Tostmann), hier S. 53.
- Aus dem Schatten. Künstlerinnen vom 16. bis zum 18. Jahrhundert, hg. v. Stephan Koja und Iris Yvonne Wagner (Ausst.-Kat. Staatliche Kunstsammlungen Dresden), Dresden 2023, S. 14.
- Borghini 1584, S. 558.
- Louise Arizzoli, Marietta Robusti in Jacopo Tintoretto’s Workshop. Her Likeness and her Role as a Model for her Father, in: Studi di Storia dell’Arte 27 (2016), S. 105–114, hier S. 108; Navarro 2018; Mailand 2021, S. 317 f., Nr. 3.39 (Claudia Terribile).
- Zehn Jahre zuvor hatte es als Werk Tizians oder Jacopo Tintorettos gegolten.
- Wagner 2023, S. 14–21; Dresden 2023, S. 108 f., Nr. 1 (Iris Yvonne Wagner).
- Iris Wenderholm, Keusch, Virtuos und trotzdem kein Platz in den Viten. Frauenbilder in der Kunstliteratur seit Vasari, in: Geniale Frauen. Künstlerinnen und ihre Weggefährten, hg. v. Katrin Dyballa (Ausst.-Kat. Bucerius Kunst Forum, Hamburg, 14.10.2023–28.1.2024; Kunstmuseum Basel, 2.3.–30.6.2024), München 2023, S. 22–31, S. 29.
- Archivio di Stato di Venezia, Scuola Grande di San Rocco, seconda consegna, b. 413.3, Polize de operarii per l’altar grande di Scola e conto del detto. Dal 1613 fin 1662. Siehe: Hamburg 2023, Fußnote 34, S. 85.
- Siehe: Marc-Joachim Wasmer, Die Künstlertochter Marietta Robusti, genannt Tintoretta, in: Matthias Wohlgemuth (Hg.) unter Mitarbeit von Marc Fehlmann, „Unser Kopf ist rund, damit das Denken die Richtung wechseln kann“. Festschrift für Franz Ziegler, Zürich 2001, S. 463–494, hier S. 475–481; Valentine De Beir, Marietta Robusti dite La Tintoretta. Portrait d’une absente, in: De dames van de barok. Vrouwelijke schilders in het Italië van de 16de en 17de eeuw, hg. v. Valentine De Beir (Ausst.-Kat. Museum voor Schone Kunsten Gent), Gent 2018, S. 34–45, hier S. 43.