Martin Schnur über seine Malerei, Velázquez und Spiegel mega casino world bangladesh bkash 9 casino casino scor mcw live casino baji casino parimatch casino casino result glory casino apps lv18 casino mag casino mcw 19 casino cricket casino glory casino download apk glory casino: glory casino app vaggo casino glory casino apk live casino score glory casino bd glory online casino 888 casino joya 9 casino mega casino login nagad 88 casino casino mcw login casino mcw glory casino login app bangar casino mcw casino app mega casino
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Martin Schnur Ein Gespräch mit Alexandra Matzner

Martin Schnur, Vorspiegelung #1, 2010, Öl auf Leinwand, 235 x 190 cm,Foto: Daniela Beranek © Martin Schnur.

Martin Schnur, Vorspiegelung #1, 2010, Öl auf Leinwand, 235 x 190 cm,Foto: Daniela Beranek © Martin Schnur.

Martin Schnur in dessen Wiener Atelier. Kurz vor Eröffnung seiner Ausstellung im Essl Museum sprachen wir über die zerbrochenen Spiegelstücke in seinen Gemälden, über die Dreidimensionalität seiner Malerei und die Bedeutung von Licht und Atmosphäre.

Das Gespräch für ARTinWORS führte Alexandra Matzner am 22. Jänner 2013.

Martin Schnur

Österreich / Klosterneuburg: Essl Museum
1.2. – 9.6.2013

ARTinWORDS: Deine Ausstellung im Essl Museum wird hauptsächlich Malerei zeigen, aber nicht nur?

Martin Schnur: Es ist alles bemalt!

ARTinWORDS: Sogar die Objekte?

Martin Schnur: Ja, sogar die Objekte. Ich nenne sie Displays, auch wenn man heute hauptsächlich damit die Anzeigefläche von Handys versteht. In der Werbebranche werden aber auch Aufsteller Displays genannt. Es geht dabei um nichts anderes, als ein Bild, ein Plakat sehr auffallend in die 3. Dimension zu erweitern. (Martin Schnur greift nach einem Katalog der Galerie Würthle.)

1993 habe ich skulpturale Arbeiten gemacht, die viele an Farbfeldmalerei erinnert hat. Mir hat das immer schon gefallen, wie die Alten Meister ihre Porträts mit Fensterausblicken ergänzt haben. Das habe ich in den frühen Arbeiten auch aufgegriffen, wenn auch noch eher „halbabstrakt“. Es handelte sich um säurebehandelte Platten mit liegenden Bleifiguren. Ich habe immer wieder mit Liegenden gearbeitet. Vor allem das Waagerechte hat mir daran gefallen. Damals habe ich bereits Flächigkeit mit skulpturalem Ansatz verbunden. Wirklich runde Skulpturen waren es ja nie. Es waren eher so Art Assemblagen. Dr. Wilfried Skreiner, Leiter der Neuen Galerie am Landesmuseum in Graz, hat damals schon gesagt: „Sie sind ein Maler, glauben Sie mir das.“ Eigentlich hat er Recht gehabt. Diese Idee habe ich wieder aufgegriffen, als ich von Direktorin Agnes Husslein-Arco gebeten worden bin, eine Tischskulptur für eine Soiree im Belvedere zu machen. Dann habe ich aus Spaß in klein dieses Thema wieder aufgegriffen, in Kupfer, weil ich auch auf Kupfer male. Ich fange immer klein an, aber dann sind die Objekte immer größer geworden in Form von Displays – eigentlich sind es Bleche, die räumlich zueinanderstehen und die dann bemalt werden.

Du bemalst diese Displays in hohem Maß illusionistisch, oder?

Da hast du Recht! In den frühen Arbeiten kommt es schon ein bisschen heraus. Im Katalog vom Essl Museum schreibt auch der Kunsthistoriker Hans Holländer einen  Text und beginnt mit dem Werk „Raumdeuten“, das 1995 anlässlich des „steirischen herbstes“ im Skulpturenpark des ORF-Landesstudios in Graz aufgestellt worden ist. Auch hier findet sich das Verbinden von Raum und Fläche. Dazu kommen die Displays schon von meiner Kupfermalerei, da das Kupfer sich sehr gut löten und schweißen lässt. Das große „Display # 7. Driftin` back“, das im Essl Museum erstmals gezeigt wird, besteht wegen seiner Größe allerdings aus Aluminium. Kupfer wäre einfach zu schwer gewesen, so große Platten gibt es nicht. Man muss immer werkgerecht denken. Es gibt beispielsweise auch immer wieder Kunden, die gerne große Bilder auf Kupfer von mir hätten. Das geht aber nicht, weil sie zu schwer werden würden. Aluminium ist einfach leicht genug. Hier geht es um die Spiegelungen auf der Rück- und der Vorderseite! Mir hat einfach gut gefallen, wie die Person von der Landschaft zurück in den Raum kommt.

 

 

Malerei wird in diesen jüngeren Arbeiten von dir also dreidimensional – vom Bildträger her?

Ja, ein Versuch! Es ist keine klassische Skulptur wie ein Gironcoli, sondern ein Objekt. Ich mache jetzt den Bildhauern keine Konkurrenz.

In der Georg Baselitz-Ausstellung im Essl Museum steht nun mit „Meine neue Mütze“ auch eine Skulptur, die bemalt ist (→ Georg Baselitz). Ich finde es sehr interessant, wie nun deine bemalten Displays – mit einer völlig anderen Ästhetik natürlich – jetzt dazukommen.

Baselitz arbeitet richtig plastisch, das kann man der Figur deutlich ansehen. Wie du schon sagst, ist bei mir die illusionistische Malerei besonders wichtig.

Anhand der Fotos finde ich es schwierig, die Räumlichkeit deiner Objekte nachzuvollziehen. Ich weiß quasi nicht, wo der Illusionismus der Malerei „beginnt“ und vielleicht die Dreidimensionalität der Objekte „endet“. „Display # 5“ etwa zeigt einen Sockel mit zerbrochenen Spiegeln bemalt, wie sie in vielen deiner jüngsten Gemälde zu finden sind. Darüber dann dieses schräg schwebende Bild und zum Teil aufliegende Bild, bemalt mit einer Hand und weiteren Spiegelstücken. „Display #6“ hat einen Zeitungsstapel als Sockel?

„Display #6“ zeigt auf der „Vorderseite“ eine Zeitungsseite, auf der „Rückseite“ fällt die Zeitung dem Mann aus der Hand – das bin in diesem Fall ich. Hier sieht man auch das Kupfer durchschimmern. In einem anderen halte ich einen Glassplitter. Skulpturen sind aber immer schwierig in Katalogen abzubilden. Man muss sie in ihrer Dreidimensionalität schon erleben.

Seit wann machst du die bemalten Objekte?

Seit circa 2010.

 

Spiegel in Martin Schnurs Malerei

Wie ist es zur Ausstellung im Essl Museum gekommen?

Vor eineinhalb Jahren ist Herr Essl mit seiner Frau zu mir ins Atelier gekommen. Zuerst hat er sich mit einem Brief angekündigt. Dann hat er gesagt, dass er gerne eine Ausstellung machen würde. Ich bin sehr froh, denn nun kann ich erstmals meine Displays zeigen!

Deine kleinen Kupfer-Arbeiten kennt man bereits aus älteren Galerieausstellungen. Das Motiv des zerbrochenen Spiegels scheint dich derzeit nicht mehr loszulassen. Warum?

Ich gehe immer von der Fläche aus. Wenn man davor steht, muss sich in meinen Bildern Raum ergeben. Daher verwende ich verschiedene Ansichten, Schrägsicht, Untersicht, manchmal auch in Kombination. Dann habe ich immer gerne ruhiges, spiegelndes Wasser gemalt, das fasziniert mich gerade auch in Filmen u.a. von Andrei Tarkowski. Spiegel haben schon etwas Magisches, etwa im „Bildnis des Dorian Gray“. Mir ist natürlich bewusst, dass der zerbrochene Spiegel eine negative Symbolik hat. Ich wehre mich aber trotzdem vehement, gegen eine solche Interpretation auch des Gewaltvollen. Man kann mit den Spiegelstücken über die Form gut Dynamik und fast etwas „Kubistisches“ in die Kompositionen bekommen.

Verwendest du sie als einen Kontrast zur Stille?

Früher hatte ich das Bild im Bild. Es gibt bei mir noch immer Bilder, in denen mir das Strenge gefällt, neuerdings male ich aber auch mit stärkeren Kontrasten, mit Grenzen, die ich setze. Das sieht man auch an den „Autonomen“. Es gibt in meinem Werk Bilder, die intuitiv wie die Landschaften entstanden sind, und andere, die ich „gefundene Bilder aus der Realität“ nennen möchte. Letztere finde ich in Zeitungen oder dem Internet. Diese werden aber herausgehoben und in einen völlig neuen Zusammenhang versetzt. Die Bewegungen werden in dubiose Landschaften verlegt und ergeben überhaupt keinen Sinn mehr. Außerdem male ich gerne Menschen, die etwas tun, sich bewegen. Es passiert in diesen Bildern immer etwas. Da ich gerne Ebenen in meine Kompositionen einziehe, füge ich jetzt Spiegelstücke ein. Dadurch ergibt sich ein irrealer Zug. Diese Kippe zwischen abfotografierte Realität und Unmöglichkeit interessiert mich. Die Montage funktioniert als ein Herausheben der Figuren und Versetzen. Jetzt kommt eine schöne Idee von Carl Justi über Velázquez' „Las meninas“ (→ Diego Velázquez. Portaits und Rokeby-Venus) – ich nenne es immer meine „Malbibel“1: Er vermutet, dass Velázquez die Menschen, den Hofstaat nicht darstellen wollte, sondern dass sie „Statisten für das Licht“ wären.

 

 

Auffallend an deinen Bildern ist ja auch, dass Erzählung zwar angedeutet wird, aber man nie genau wissen kann, was passiert. Außerdem habe ich das Gefühl, dass Licht, Atmosphäre bei dir ganz wichtig sind. Wie siehst du selbst diese Elemente für dich?

Meine Bilder sind wirklich nicht erzählerisch, nicht einmal ich weiß, was in ihnen passiert. Die Menschen stehen eher wie Skulpturen in den Räumen. Sie bewegen sich, es soll aber auf keinen Fall wie Tanz aussehen. Sie sind auch keine Symbole, wie Narziss, der ins Wasser schaut. Das Licht fasziniert mich, darum wohl auch die Spiegeln und das Gespiegelte. Zerbrochen ergeben die Spiegel tolle Formen – nicht wegen der Symbolik. Ich kann damit sehr schön arbeiten – Raumtrennungen zum Beispiel.

Du lässt die Spiegel immer relativ gerade zerbrechen?

Für die „Vorspiegelung #1“ (2010, Öl auf Leinwand, 235 x 190 cm) bin ich in das ehemalige Motorola-Haus aus den 60ern in der Nähe vom Belvedere. Das ist damals leer gestanden, jetzt ist ein Hotel drinnen. Man denkt mehr an Büroräume als an Wohnräume. Durch Zufall waren dort die Deckenplatten heruntergefallen, und ich habe diese Situation genauso in mein Bild eingebaut. Jetzt gehen der Bruch der Deckenplatten und der Bruch der Spiegelstücke ineinander über. Es hat etwas Aggressives, man könnte verletzt werden, aber der Himmel spiegelt sich ebenso. Auch zum Thema VORSPIEGELUNG. Mir gefallen gewisse Wörter – wie vor einigen Jahren auch bipolar. Es geht dabei gar nicht um das Vorspiegeln von falschen Tatsachen! In diesem Bild geht es aber auch um Stimmung – wie der Vorhang hängt, die orange Tür, das Licht durch die Fenster hereinfällt. Die schöne Raumstaffelung hat auch gut gepasst für die Komposition.

Wenn ich so deine Bilder länger ansehe, fällt mir auf, dass du die Spiegel auch nutzt, um in dunklen Ecken Licht hineinzubringen.

Das ist ganz richtig!

 

 

Machst du dann von diesen leeren Räumen Fotografien?

Dazu arbeite ich noch mit Licht, nutze Spiegel oder auch Kupferplatten. Darum erscheinen manche Figuren mit einem Rotton. Das kommt vom „Kupferlicht“, das sie anstrahlt. Man sieht es gut in dem großen Bild aus der Sammlung Essl mit dem Titel „Staub“. Der weibliche Akt liegt auf einer staubigen Tischplatte, dafür kann ich mich begeistern.

Warum hast du dich den Autonomen gewidmet? Fällt das nicht aus deinem Werk inhaltlich stark heraus?

Mich berührt, was rund um mich passiert, und dann male ich das auch. Die Bilder sollen auch nicht zu sehr politisch wirken. Dazu kommen noch das Feuer, der Dampf, der Rauch. Wie malt man das? Auch das Vermummte hat mich angezogen. Es war für mich interessant, bewusst andere Thematiken auszuprobieren, auch wenn sie dann wieder ähnlich gemalt sind. Man wird sonst zu viel in eine Kategorie geworfen. Ich könnte wohl von einigen meiner Motive Hunderte Bilder malen und verkaufen. Das interessiert mich aber nicht.

Manchmal hat man das Gefühl, dass die Titel deine Bilder scheinbar erklären. Dann läuft man aber doch wieder ins Leere. Warum?

Einige Bilder sind nach den Modellen benannt. „5 Cent“ (2012, Öl auf Leinwand, 200 x 300 cm) hebt das Fünf-Cent-Stück hervor, das am Spiegel liegt. Als das Bild schon fast fertig war, hat es Manfred Erjautz gesehen und gemeint, in solchen Situationen würde einem immer etwas aus der Hose fallen. So war die Idee geboren. Anfangs dachte ich, einen Schlüsselbund zu malen, aber der ist eindeutig zu groß. Die Münze definiert auch gleich die Räumlichkeit im Bild. Sie ist ganz scharf gemalt. Das bricht das ernste Bild ein wenig auf, oder?

 

 

Martin Schnur: Bilder

  • Martin Schnur, Staub, 2007, Öl auf Leinwand,200 x 300 cm, Foto: Daniela Beranek © Martin Schnur.
  • Martin Schnur, Vorspiegelung #1, 2010, Öl auf Leinwand, 235 x 190 cm,Foto: Daniela Beranek © Martin Schnur.
  • Martin Schnur, Irrlichternde, 2010, Öl auf Leinwand, 175 x 140 cm, Foto: Daniela Beranek © Martin Schnur.
  • Martin Schnur, Display #6, Detail, 2011, Öl auf Kupfer, Sockel, 237 x 63 x 60 cm, Foto: Daniela Beranek © Martin Schnur.
  • Martin Schnur, Display #6, Detail, 2011, Öl auf Kupfer, Sockel, 237 x 63 x 60 cm, Foto: Daniela Beranek © Martin Schnur.
  • Martin Schnur, Vorspiegelung #3, 2011, Öl auf Leinwand, 190 x 235 cm, Foto: Daniela Beranek © Martin Schnur.
  • Martin Schnur, A Delicate Balance, 2011, Öl auf Leinwand, 90 x 110 cm, Foto: Daniela Beranek © Martin Schnur.
  • Martin Schnur, Display # 7, driftin'back, 2012, Öl auf Aluminium, 200 x 255 x 250 cm, Foto: Daniela Beranek © Martin Schnur.
  • Martin Schnur, Man muss hinschauen, ob noch was nachkommt, 2012, Öl auf Leinwand, 250 x 200 cm, Foto: Daniela Beranek © Martin Schnur.
  • Martin Schnur, Ohne Titel, 2012, Pastell auf Papier, 30 x 40 cm, Foto: Daniela Beranek © Martin Schnur.
  • Martin Schnur, Ohne Titel, 2012, Öl auf Leinwand, 175 x 140 cm, Foto: Daniela Beranek © Martin Schnur.
  • Martin Schnur, Autonomer #1, 2012, Öl auf Kupfer, 70 x 60 cm, Foto: Daniela Beranek © Martin Schnur.
  • Martin Schnur, 5 Cent, 2012, Öl auf Leinwand, 200 x 300 cm, Foto: Daniela Beranek © Martin Schnur.
  1. Carl Justi (1831-1912) war ein deutscher Kunsthistoriker und Philosoph, der sich im 19. Jahrhundert mit der spanischen Kunst beschäftigte. Hierbei handelt es sich um: Diego Velazquez und sein Jahrhundert. 2 Bände. Cohen, Bonn 1888.
Alexandra Matzner
Gründerin von ARTinWORDS * 1974 in Linz, Studium der Kunstgeschichte, Geschichte und Romanistik in Wien und Rom. Seit 1999 Kunstvermittlerin in Wien, seit 2004 Autorin für verschiedene Kunstzeitschriften. Jüngste Publiktionen entstanden für das Kunsthaus Zürich, Schirn Kunsthalle Frankfurt, Albertina und Belvedere in Wien.