Max Bill
Wer war Max Bill?
Max Bill (CH, Winterthur 22.12.1908–9.12.1994 Berlin, DE) war ein Schweizer Künstler und Designer der Konkreten Kunst. Er arbeitete nach dem „Prinzip der Ordnung“, was bedeutet, dass seine Entwürfe mit „mathematischem Denken“ in Einklang stehen sollten.
Ausbildung
Von 1927 bis 1929 studierte der gelernte Silberschmied am Bauhaus in Dessau.
Max Bill und die Konkrete Kunst
In den 1930er Jahren ließ er sich vom neoplastizistischen Konzept der Bewegung De Stijl (1917–1931) beeinflussen und orientierte sich insbesondere an der von Theo van Doesburg (1883–1931) in dessen Manifest „Base de la peinture concrète [Die Grundlagen der konkreten Malerei]“ (1930) formulierten Theorie. Max Bill nahm diesen Essay als Ausgangspunkt für seine eigene Erforschung konkreter Formen und war von 1932 bis 1937 Mitglied der Pariser Künstlergruppe Abstraction-Création. Hans Arp und Sophie Taeuber-Arp zählten zu seinen besten Freunden und inspirierenden Künstlerkollegen.
1944 organisierte Max Bill in der Kunsthalle Basel die maßgebliche Ausstellung „Konkrete Kunst“.
Hochschule für Gestaltung Ulm
1953 zählte Bill zu den Mitbegründern der Hochschule für Gestaltung Ulm, deren Universitätsgebäude er entwarf. Er war zudem an der Ausarbeitung des sich am Bauhaus orientierenden Curriculums beteiligt, das später um wissenschaftliche und künstlerische Fächer erweitert wurde.
Während der Nachkriegszeit war sein Schaffen mit einer intensiven Ausstellungstätigkeit verbunden. Seine Skulptur „Dreiteilige Einheit“ ‒ sie wurde 1951 auf der Bienal de São Paulo in Brasilien mit dem ersten Preis ausgezeichnet ‒, sollte die Rezeption der Konkreten Kunst in Lateinamerika wesentlich beeinflussen.
Bills Marmorskulptur „22“ (1953/1980) verkörpert die konkrete Kunst, die jegliche Abhängigkeit von externen, natürlichen Phänomenen negiert und stattdessen unmittelbar aus dem Geist des Künstlers hervorgeht. In der vertikalen Ebene der Skulptur sind 22 Bohrungen spiralförmig angeordnet. Sie repräsentieren jedoch nicht nur einfach stufenweises Wachstum, sondern sind eine Variation der berühmten Fibonacci-Spirale, die sich aus einer bestimmten Zahlenfolge ergibt und auf der sogenannten Goldenen Spirale basiert.
Der radikale 90-Grad-Winkel zwischen den beiden Flächen findet sich auch in Bills späterer Architektur, insbesondere der Hochschule für Gestaltung in Ulm sowie seinem Wohn- und Atelierhaus in Zumikon bei Zürich. Wie bei „22“ basiert die Eleganz dieser Bauten auf der Einfachheit und Harmonie der Linien und Oberflächen sowie der rechtwinkligen Anordnung der Flächen, wodurch das Verhältnis von Sockel und Struktur hervorgehoben wird.
Bills „Unendliche Schleife“ (1974) steht charakteristisch für die Zürcher Schule der Konkreten Kunst. Er wandte sich damit der Idee eines „In-die-Luft-Zeichnens“ zu.1 War die Skulptur jahrhundertelang als Kunst der massiven Körper definiert worden, so erlangte sie nun die Leichtigkeit einer Linie. Gleichzeitig sind die Werke offen für jedwede Interpretation – oder, wie es Umberto Eco 1962 für die Informelle Kunst so unvergleichlich ausdruckte – die Betrachter_innen werden zum Teil des Kunstwerks. Zufall und Unbestimmtheit sind werkkonstituierende Phänomene.
Ausstellungen und Ehrungen
Bills Arbeiten wurden auf zahlreichen internationalen Ausstellungen präsentiert, darunter auf den ersten drei Ausgaben der „documenta“ (1955, 1959, 1964), in einer Retrospektive im Kunsthaus Zürich (1968/69), in der Albright-Knox Art Gallery in Buffalo, im Los Angeles County Museum of Art (1974) und im Solomon R. Guggenheim Museum in New York (1988).
1982 wurde Max Bill mit dem Goslarer Kaiserring ausgezeichnet.
Tod
Max Bill starb am 9.Dezember 1994 am Berliner Flughafen, als er nach Zürich umsteigen wollte.