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Paris | Centre Pompidou: Matisse „Matisse wie ein Roman“ zeigt Text-Bild-Verbindungen in Matisses Werk | 2020/21

Henri Matisse, Marguerite mit einer schwarzen Katze, 1910, Öl/Lw, 94 x 64 cm (Privatsammlung)

Henri Matisse, Marguerite mit schwarzer Katze, Detail, 1910, Öl/Lw, 94 x 64 cm (Privatsammlung)

Anlässlich des 150. Geburtstags von Henri Matisse (1869–1954) würdigt das Centre Pompidou den Maler und Grafiker durch eine Ausstellung, in der Werke mit Text-Bild-Verbindungen im Zentrum stehen. Im Jahr 1942 erklärte Henri Matisse Aragon:

„Die Bedeutung eines Künstlers lässt sich messen an der Anzahl neuer Zeichen, die er in die Formensprache eingeführt hat.“1

Während seiner gesamten Karriere, hatte Matisse diese Qualität. Matisses Werke sollte aufregend moderne aussehen, weshalb er in einer Vielzahl von Techniken arbeitete, die der Künstler beständig vertieft hat: Malerei, Zeichnung, Skulptur, illustrierte Bücher und mehr. Zu den außergewöhnlichsten und bedeutendsten Erfindungen zählen die geschnittenen Gouachen am Ende seines Lebens, mit deren Hilfe Matisse von einer Zeichnung zur Farbe gelang.

In neun Kapiteln und ebenso vielen, seinen Schriften gewidmeten Interludien erzählt die Ausstellung im Centre Pompidou die Werkgenese von Matisse – von seinen Anfängen um 1890, als der Künstler noch seinen Stil suchte, bis in die 1950er Jahre und zu seinen letzten Werken. Die Ausstellung „Matisse“ zeigt Meisterwerke aus Sammlungen des Musée national d’art moderne sowie Leihgaben der beiden Museen Matisse in Frankreich: Das Musée Matisse von Cateau-Cambresis und das Musée Matisse in der Nähe von Nizza. Dazu kommen außergewöhnliche Werke aus der reichen Matisse Sammlung des Musée de Grenoble. Die Großzügigkeit der Familie des Künstlers und von Privatsammlern ermöglicht, Hauptwerke zu zeigen, von denen einige seit der großen Matisse-Retrospektive im Grand Palais (1970) nicht mehr in Frankreich gesehen worden sind.

 

 

Der Titel von Louis Aragons Buch „Henri Matisse, Roman“ (1971) entwickelt die Idee, dass Matisse auf der Suche nach „einem Schimmer von dem, was los ist [une lueur sur ce qui se passe]“, zu erhaschen. Angesichts der Unmöglichkeit, die Hauptwerke von Matisse in einer Schau zusammenzubringen, zeichnet die Ausstellung in Kunstwerken aber auch in Schriften diese Suche anhand wesentlicher Meilensteine nach.

Von seinen Anfängen in den 1890er Jahren an arbeitete Matisse an verschiedenen Schriften. Während der fauvistischen Phase (1905–1906) prägt die radikale Neuformulierung von Farbe und Zeichnung Matisses Werk (→ Matisse und die Künstler des Fauvismus). Diese Revolution für das Auge wird in den 1910er Jahren um eine Reflexion über das Dekorative erweitert, realisiert beispielhaft in „Interieur mit Auberginen [L’Intérieur aux aubergines]“ (1911, Grenoble, Musée de Grenoble). Es ist das einzige symphonische Interieur, das in Frankreich verblieb. Dieser neue Stil lässt sich durch die 1910er Jahre beobachten, als Matisse versuchte, die verschiedenen Trends miteinander zu verbinden - Kubismus, insbesondere mit „Weißem und rosafarbenem Kopf [Tête blanche et rose]“ (1914, Paris, Musée national d’art moderne). 1917 reiste Henri Matisse nach Nizza ab, wo er die folgenden zehn Jahre seine Kunst bis fast an die Schwelle zur Abstraktion führte: Der Maler entschloss sich, zu einem von Licht modellierten Thema zurückzukehren (→ Henri Matisse. Figur & Ornament).

Während der 1930er Jahre wurde die literarische Frage wieder drängender, als Henri Matisse mit der Arbeit an dem Bildband zu Mallarmes Gedichten [Poésies] begann. Die Arbeit daran beeinflusste einige ikonische Gemälde dieser Zeit, darunter „La Verdure“ (1935–1943, Nizza, Musée Matisse). Im Jahr 1947 publizierte Henri Matisse „Jazz“, in dem er Plastik und Wort miteinander verwoben hat. Indem er geschnittene Gouachen und handgeschriebene Texte zusammenbrachte. Diese Dialektik zwischen Farbe und Schwarz-Weiß findet sich im intimen Dialog zwischen den „Intérieurs“ aus Vence und Pinselzeichnungen. Schließlich zeugen die Glasfenster und die Keramik der Kapelle von Vence am Ende seines Lebens noch immer von einer ununterbrochenen Migration zwischen Malerei und Schreiben von Henri Matisse.

Kuratiert von Aurélie Verdier, Musée national d’art moderne.

 

Matisse in Paris: Bilder

  • Henri Matisse, Mädchen mit einer schwarzen Katze, 1910, Öl/Lw, 94 x 64 cm (Privatsammlung)

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  3. Zit. n. Flam, Jack D. (Hg.), Matisse. Über Kunst, Zürich 1993, S. S. 172–173.